SPD legt Rentenkonzept vor: Schulz will vor Altersarmut schützen
Der SPD-Kanzlerkandidat plant, mit Steuergeldern ein Absinken des Rentenniveaus zu verhindern. Das Rentenalter will er nicht anheben.
![Nahles und Schulz jeweils hinter einem roten Pult vor einer blauen Wand Nahles und Schulz jeweils hinter einem roten Pult vor einer blauen Wand](https://taz.de/picture/2045867/14/18560179.jpeg)
Eine Solidarrente soll Menschen, die lange gearbeitet haben, vor Altersarmut schützen. Außerdem schließt die SPD die weitere Anhebung des Rentenalters aus, das im Moment bei 67 Jahren liegt. Schulz sagte im Berliner Willy-Brandt-Haus: „Eine verlässliche Rente ist ein Kernversprechen einer solidarischen Gesellschaft.“
Das Rentenkonzept soll auf dem SPD-Parteitag in Dortmund Ende Juni beschlossen werden. Während die CDU die Rente bisher aus dem Wahlkampf heraushalten möchte, schlägt die SPD jetzt diverse Pflöcke ein – und stützt sich dabei vor allem auf Ideen aus dem Hause Nahles. Die Sozialministerin hatte im Koalitionsausschuss im November 2016 keine Einigung mit der Union darüber erzielt, das Absinken des Rentenniveaus zu stoppen. Nun werden die Ideen zu einem wichtigen Teil von Schulz’ Wahlkampf, der um das Thema Gerechtigkeit kreist.
Das Rentenniveau beschreibt das Verhältnis einer durchschnittlichen Rente zum Durchschnittseinkommen der Beitragszahler. Die SPD möchte eine doppelte Haltelinie einziehen. Sie will ein Rentenniveau von 48 Prozent bis 2030 gesetzlich festlegen. Gleichzeitig soll der von Arbeitgebern und Arbeitnehmern paritätisch gezahlte Rentenbeitrag nicht über 22 Prozent steigen. Ohne diese Eingriffe würde das Rentenniveau laut SPD bis auf auf 44,7 Prozent im Jahr 2030 absinken, neue Rentner würden das schmerzhaft im Portemonnaie spüren.
Rentenkorrekturen sind sehr teuer, da viele Menschen betroffen sind. Schulz und Nahles wollen auf Steuergeld zurückgreifen, um den demografischen Wandel abzufedern. Ab 2028 soll der Staat rund 15 Milliarden Euro in die Rentenkasse zuschießen. Dann kommen die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer ins Rentenalter. Die Solidarrente würde zu diesem Zeitpunkt gut 3 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich kosten. Dafür gebe es allerdings Leistungsverbesserungen für 50 Millionen Versicherte, sagte Nahles. Ein Durchschnittsverdiener hätte 150 Euro mehr Rente im Vergleich zu geltendem Recht – ein gut verdienender Facharbeiter sogar 200 Euro mehr.
Alte Liebe Solidarrente
Die Solidarrente ist eine altbekannte SPD-Idee. Sie zielt auf Niedrigverdiener, die ihr Leben lang gearbeitet haben – aber in der Grundsicherung landen könnten. Wer 35 Jahre oder länger Beiträge gezahlt hat, hätte nach der SPD-Idee Anspruch auf einen Aufschlag. Er bekäme ein Alterseinkommen, das 10 Prozent über dem Grundsicherungsanspruch an seinem Wohnort liegt. Die Grundsicherung setzt sich im Moment aus einem Regelsatz von 409 Euro im Monat zusammen – und den Kosten für die Unterkunft.
Um in den Genuss der Grundsicherung zu kommen, müssen Betroffene ihr Vermögen beim Amt offenlegen – und es zunächst aufbrauchen. Bei der Solidarrente werde es eine solche Bedürftigkeitsprüfung nicht geben, hieß es am Mittwoch in der SPD. Ein Anspruchsberechtigter könnte also sein Vermögen behalten oder einen gut verdienenden Partner haben.
Schulz schloss ein höheres Renteneintrittsalter in einer künftigen Koalition aus. Die SPD werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, der eine andere Zahl vorsehe als die aktuell geltenden 67 Jahre, sagte er.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!