Rote Liste wird ergänzt: Auch die Reptilien sterben
Eine neue Studie zeigt, dass jede fünfte Reptilienart gefährdet ist. Oft helfen ihnen aber die gleichen Maßnahmen wie Vögeln und Säugetieren.
Besonders betroffen sind in Wäldern heimische Reptilien: Jede vierte dort lebende Art ist bedroht. Waldhabitate gehen vor allem aufgrund von Rodungen und landwirtschaftlicher Nutzung verloren. Diese Landnutzungsänderung ist die größte Bedrohung für Reptilienarten. Der Klimawandel trägt laut Studie nur bei zehn Prozent der gefährdeten Arten zu deren Verschwinden bei. Studienautor Bruce Young vermutet aber einen größeren tatsächlichen Einfluss, weil die Rote Liste nur auf die nächsten zehn Jahre oder drei Generationen der jeweiligen Arten blicke und deswegen die mittelfristigen Auswirkungen wie der Anstieg des Meeresspiegels unberücksichtigt bleiben.
Die Gründe für das Reptiliensterben – Landnutzungsänderung, Jagd und Klimawandel – sind dieselben wie für das Artensterben unter den anderen Landwirbeltieren. Deswegen profitierten sie über die vergangenen Jahre auch von den Maßnahmen, die eigentlich zum Schutz von Säugetieren, Vögeln und Amphibien gedacht waren.
Eine Ausnahme stellen Reptilienarten dar, die lokal begrenzt vorkommen, zum Beispiel auf Inseln. Sie sind häufig von invasiven Arten wie Ratten und Schleichkatzen bedroht, die ursprünglich vom Menschen zur Schädlingsbekämpfung ausgewildert wurden. Zu den derart gefährdeten Arten zählt zum Beispiel die Meerechse, die nur auf den Galapagos-Inseln vorkommt. Sie hat sich isoliert von anderen Arten innerhalb der letzten fünf Millionen Jahren zur weltweit einzigen Echse entwickelt, die ihre Nahrung aus dem Meer sucht.
Reptilienforschung fehlt es am Geld
Deswegen betonen die Studienautor*innen, dass zwar viele Reptilienarten vom Schutz anderer Landwirbeltiere profitieren, aber Kriechtiere besondere Aufmerksamkeit auf der im Herbst stattfindenden Weltbiodiversitätskonferenz in Kunming verdienen. Young sagte, die Studie anzufertigen, habe vor allem deswegen 15 Jahre gedauert, weil Interesse und damit auch Forschungsgelder für Reptilien geringer als für Säugetiere und Vögeln seien: „Reptilien sind nicht sehr charismatisch, der Fokus liegt oft auf den Tieren mit Fell oder Federn.“
Allein mit dem Aussterben der derzeit gefährdeten Reptilienarten würden, neben ihrer Funktion in den Ökosystemen, 15,6 Milliarden Jahre evolutionäre Entwicklung verlorengehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja