Robert Habeck im Untersuchungsausschuss: Atomausstieg ohne Denkverbote
Wirtschaftsminister Habeck verteidigt die letzten AKW-Abschaltungen im Untersuchungsausschuss. Diese seien „ergebnisoffen und ohne Tabus“ geprüft worden.
Der Ausschuss wurde auf Betreiben der Union im Juli 2024 eingesetzt. Er soll die Entscheidungsprozesse in Bezug auf das Abschalten der letzten drei deutschen AKWs im April 2023 untersuchen. Die Union wirft der Bundesregierung vor, dabei ideologisch und nicht sachorientiert vorgegangen zu sein.
Habeck schilderte vor dem Ausschuss die Lage nach Antritt der Ampelregierung wenige Monate vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Damals war Deutschland stark von russischem Erdgas abhängig, die Gasspeicher waren schlecht gefüllt. Unmittelbar nach Regierungsantritt habe er eine strategische Neuausrichtung der Energiepolitik eingeleitet, sagte er. „Mein Ziel war immer die Versorgungssicherheit für unser Land.“ Russland hat Gaslieferungen an Deutschland als Druckmittel eingesetzt, gedrosselt und schließlich ganz eingestellt. Die seinerzeit befürchtete Versorgungskrise konnte Habeck abwenden.
Er habe „ergebnisoffen und ohne Tabus“ prüfen lassen, ob eine Laufzeitverlängerung der AKWs einen Beitrag zur Versorgungssicherheit hätte leisten können, sagte Habeck. Im Frühjahr 2022 hätten die AKW-Betreiber erklärt, ein Streckbetrieb der Meiler – also eine kurze Verlängerung ohne neue Brennstäbe – bringe insgesamt nicht mehr Leistung. Später hätten sie das korrigiert.
Vorwurf: Parteitaktisches Kalkül
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte nach Streit in der Ampel über eine Laufzeitverlängerung mit Rückgriff auf seine Richtlinienkompetenz einen Weiterbetrieb der drei Meiler bis April 2023 durchgesetzt. Vorgängerregierungen hatten das Abschalten bis Ende 2022 beschlossen. Zum Abschluss der Zeugenbefragung sollte am späten Donnerstagmittag noch Bundeskanzler Scholz befragt werden.
Kritiker:innen werfen der Union vor, den Ausschuss aus parteitaktischem Kalkül zu nutzen. „Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg war von Beginn an nicht mehr als ein absurdes Theater“, sagte der Vorsitzende des Naturschutzverbands BUND Olaf Bandt. Die Debatte um eine ideologisch motivierte Verhinderung der Laufzeitverlängerung sei grotesk.
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