Reservierungspflicht wegen Corona: Druck auf Deutsche Bahn wächst
Der FDP-Verkehrsexperte Jung fordert wegen der Coronakrise eine Reservierungspflicht für Fernzüge. Die Platzkarte soll kostenlos sein.
Auf Strecken wie etwa von Hamburg nach Karlsruhe seien in der Vergangenheit Züge so überfüllt gewesen, dass die Fahrt schon aus Gründen des Brandschutzes bedenklich gewesen sei. Wenn es wieder große Veranstaltungen oder Bundesligaspiele mit Zuschauern gäbe, drohen sich solche Szenarien zu wiederholen. „Damit das nicht geschieht, sollten nur noch Reisende mit einer Fahrkarte Züge betreten dürfen“, fordert er. Die Bahn sollte mit dem Ticket automatisch eine kostenlose Platzkarte ausstellen. Eine Reservierungspflicht gibt es für Reisende in Deutschland schon heute, wenn sie etwa mit dem französischen TGV oder dem europäischen Hochgeschwindigkeitszug Thalys fahren.
Die Deutsche Bahn ist in die Kritik geraten, weil sie ihr Reservierungssystem in der Coronakrise nicht neu programmiert hat. Nach wie vor werden Reisende, die sich nicht kennen, nebeneinander platziert, satt über den Zug verteilt. Dafür hat Jung kein Verständnis. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass das System noch nicht umprogrammiert worden ist“, sagte er. Notfalls müsse die Bahn mit einer Mischung aus digitalen und händischen Mitteln vorgehen. In Italien etwa seien Sitze in Zügen auch mithilfe von per Hand angebrachten Zetteln gesperrt, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. „Der Deutschen Bahn fehlt ein stringentes Konzept“, kritisierte er. Auch der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, fordert eine Reservierungspflicht in Fernzügen.
Die Deutsche Bahn lehnt eine Reservierungspflicht ab. Fahrgäste sollten Züge weiterhin flexibel nutzen können, hatte Bahnchef Richard Lutz vor Kurzem bei einer Telefonkonferenz bekräftigt. Bislang verweigern er und die Pressestelle der Deutschen Bahn eine klare Antwort auf die Frage, warum das Reservierungssystem nicht umprogrammiert wird.
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