Religionsstreit in Indien: Ärger um Propheten-Schmähung
Eine hindunationalistische Politikerin hat eine abfällige Bemerkung über den Propheten Mohammed gemacht. Nun gerät Indiens Regierung unter Druck.
Damit verletze sie nicht nur die Gefühle der Muslime, sondern schaffe auch Feindschaft zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten, äußerte sich der muslimische Oppositionspolitiker Asaduddin Owaisi. In seiner Polizeibeschwerde hieß es, Sharma habe „beleidigende, falsche und verletzende“ Worte verwendet.
Spätestens seit Sonntag sieht sich Neu-Delhi aufgrund der Aussagen der nun suspendierten BJP-Politikerin mit wachsendem diplomatischen Druck konfrontiert. Länder in der Golfregion, darunter der Iran, brachten ihre Besorgnis über den wachsenden „Extremismus und Hass“ zum Ausdruck. Katar und Kuwait bestellten die indischen Botschafter ein und forderten von Neu-Delhi eine „öffentliche Entschuldigung“ für die „islamfeindlichen“ Äußerungen.
Die Kontroverse vertiefte sich, als Vizepräsident Venkaiah Naidu zu Besuch nach Katar aufbrach. Der iranische Protest kam drei Tage vor dem Besuch des iranischen Außenministers in Delhi.
Regierung spielt ‚Guter Bulle – böser Bulle‘
Das indische Außenministerium distanzierte sich von den Äußerungen, nachdem die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), Katar, Kuwait und Pakistan diese scharf verurteilt hatten. Weitere muslimische Länder wie Saudi-Arabien zeigten sich empört.
Die OIC, der 57 Staaten angehören, kommentierte scharf und nannte es einen „Übergriff eines offiziellen Mitglieds der regierenden Partei Indiens (BJP)“ und brachten die Äußerungen in Verbindung mit dem Hijab-Verbot an Bildungseinrichtungen in bestimmten indischen Bundesstaaten, Gewalt gegen Minderheiten und Zerstörung ihres Eigentums.
Nupur Sharma sagte, es war nicht ihre Absicht, Gefühle zu verletzen. Die BJP suspendierte sie am Sonntag für sechs Jahre. Die Absolventin der London School of Economics sagt auch, dass sie nun bedroht werde. Dafür mitverantwortlich machte sie einen indischen Journalisten, der einen Videoclip ihrer Aussage aus der TV-Debatte im Netz teilte.
„Die BJP hat nach Protesten aus Katar zwei Sprecher suspendiert. Das ist das, was die Amerikaner eine ‚Guter Bulle – böser Bulle‘-Routine nennen. Zuerst bringen sie ihre Leute dazu, unausstehlich zu sein. Dann geht man unter Druck gegen sie vor, um gemäßigt zu erscheinen,“ schimpft der indische Kongresspolitiker Jairam Ramesh.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen