Rekordstand beim DAX: Geld sucht Rendite
Der DAX hat einen neuen Rekordstand erreicht – trotz der schwächelnden deutschen Wirtschaft. Die Perspektive der Börsianer ist anders.
Z um Teil ist es einfach nur eine sich selbst bestätigende Prophezeiung: Die Anleger erwarten, dass es an den Börsen im Dezember eine „Jahresendrallye“ gibt – und also steigen die Kurse im Advent deutlich. Denn wenn viele Investoren Aktien kaufen, werden sie automatisch teurer. Auch in diesem Jahr hat der Weihnachtsmann die Hoffnungen der Spekulanten erfüllt: Der deutsche Aktienindex DAX hat am Donnerstag die magische Grenze von 17.000 Punkten übersprungen und damit einen neuen Allzeithöchstwert erreicht.
Aber nicht nur das nahende Jahresende animiert die Börsianer, auf Einkaufstour zu gehen. Sie hoffen, dass die Zentralbanken im nächsten Jahr die Zinsen wieder senken, weil die Inflationsraten bereits zurückgehen. Und sobald die Zinsen fallen, wirken die Aktiendividenden umso attraktiver – was die Kurse der Papiere weiter treiben dürfte. Als vielversprechend wird gewertet, dass die EZB am Donnerstag darauf verzichtet hat, die Kredite weiter zu verteuern.
Allerdings könnte es gut sein, dass die Spekulanten derzeit zu optimistisch sind. Zumindest in Deutschland sind die Konjunkturaussichten nicht rosig, auch weil die Ampel unbedingt die Schuldenbremse einhalten will. Der Staat fällt damit als Investor weitgehend aus, obwohl er eigentlich dringend gebraucht würde, weil die private Wirtschaft schwächelt und darunter leidet, dass die Zinsen noch hoch sind.
Auf den ersten Blick wirkt es daher etwas bizarr, dass der DAX neue Rekorde feiert, während die deutsche Wirtschaft bestenfalls stagniert. Aber die Optik der Börsianer ist anders: Deutschland ist für sie nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte. Sie hoffen auf das Wachstum der Weltwirtschaft – von dem dann auch die DAX-Konzerne profitieren sollen, weil sie global aufgestellt sind.
Doch egal, welche Erklärungen man bemüht, letztlich ist die Logik simpel: Es gibt sehr viel Geld auf dieser Welt, das dringend nach Renditen sucht. Also fließt es, unter anderem, in den DAX. Der Index steigt, weil er steigen muss.
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