piwik no script img

Reisewarnungen für die TürkeiÄgäis geht wieder – vorerst

Die türkische Reisebranche freut sich über die teilweise aufgehobene Reisewarnung für ihr Land. Doch die Infektionzahlen steigen wieder.

Noch tummeln sich vor allem inländische Urlauber an den türkischen Stränden Foto: Xinhua/imago

Monatelang haben türkische Politiker, aber auch viele Deutschtürken beklagt, dass die Berliner Regierung die Türkei mit einer überzogenen Reisewarnung diskriminiert. Während andere europäische Urlaubsländer wie Griechenland, Spanien und Italien einen Freibrief als sicheres Reiseland erhielten, wurde die Türkei als Hochrisikogebiet eingestuft, mit der Folge, dass kaum ein Urlauber aus ­Europa sich nach Antalya oder Marmaris verirrte.

Zu Recht wies die Regierung in Ankara darauf hin, dass die Fallzahlen in der Türkei nicht höher sind als in Deutschland und für Hotels und andere touristische Einrichtungen strenge Hygiene­regeln aufgestellt worden seien. Es nützte nichts, die deutsche­ ­Regierung und die EU-Kommission blieben hart. Plötzlich gestern Nachmittag die Kehrtwende. Ab sofort wird die Reisewarnung für die türkische Ägäis- und Mittelmeerküste aufgehoben. Während die offizielle Türkei jubelt, fragen sich die meisten Beobachter irritiert, warum denn das gerade jetzt?

Denn just seit zwei Wochen geht die Zahl der Neuinfektionen in der Türkei wieder steil nach oben. Hat man das in Berlin nicht mitbekommen? Fallen die Entscheidungen im Auswärtigen Amt aufgrund veralteter Daten? So sehr es der türkischen Wirtschaft und vielen Menschen, die in der Tourismusbranche arbeiten, nützen würde, wenn wenigstens in der zweiten Hälfte der Saison noch einige Gäste aus Deutschland kommen würden, das Risiko scheint hoch. Viele Experten in der Türkei warnen davor, dass die Leute Abstands- und Hygieneregeln nicht mehr beachten und die Fallzahlen steil nach oben gehen, einige sehen das Land sogar zurückgeworfen auf Zustände wie im März und April.

Das mag übertrieben sein, aber unbeschwerte Ferien sehen doch anders aus. Wie auch steil ansteigende Fallzahlen in einigen Regionen von Spanien anzeigen, das Jahr 2020 ist einfach kein Reisejahr. Auf einigen Ampeln im Raum Marmaris haben die örtlichen Behörden den Schriftzug „Bleiben sie zu Hause“ angebracht. Das scheint 2020 der beste Rat für alle.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!