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Reisepläne in der PandemieWas vom Urlaub übrig bleibt

Trotz aller Beschränkungen packen viele ihre Koffer – und brechen in den Sommerurlaub auf. Wir haben uns umgehört.

Mit dem Rad zum See Foto: Henrik Pfeifer/plainpicture

Freizeit statt Festivals

Wunsch: Im Sommer verreise ich selten, da ist es ja auch in Berlin schön. Zwei Rituale habe ich jedoch: Aufs Melt!-Festival gehen, wo wir mit Freunden unser eigenes Programm verfolgen: Wir zelten einige Kilometer entfernt an einem See und gehen abends zur Musik. Das findet diesmal leider nicht statt. Außerdem zelte ich mit meinem Freund, der in England lebt, auf einer Farm am Meer, die jedes Jahr im August zum Zeltplatz wird.

Realität: Ich habe Radtouren für mich wiederentdeckt. Zudem gehe ich oft ins Freibad, aber das mache ich eigentlich immer. Man muss dieses Jahr mitnehmen, was mitzunehmen ist; der nächste Winter wird sicher extra ungemütlich. Eventuell fliege ich zum Zelten nach Großbritannien – wenn die Quarantänepflicht dort ausgesetzt wird. Eigentlich fahre ich lieber Zug, aber gerade scheint mir das Fliegen pragmatischer, wenn man nicht allzu lange mit Menschen in Räumen feststecken will.

Stephanie Grimm, taz-Shop & -Empfang und freie Kulturautorin

Ticket kaufen und los geht's

Wunsch: Eine Touristikerin zu fragen, wohin sie gern reisen würde, ist schwierig. Mir geht es ja generell ums Reisen und darum, neue Länder kennenlernen. Im Sommer würde ich etwas Europäisches aussuchen, und im Herbst eine Rundreise durch Thailand und Kambodscha machen wollen. Meine Freiheit ist mir sehr wichtig.

Realität: Fernziele sind gerade nicht möglich. Mich machen die ganzen Nachrichten langsam kirre und ich möchte wieder sorglos buchen und reisen können. Einfach ein Ticket kaufen und los geht´s! Wahrscheinlich werde ich nach Italien in ein schönes Hotel in Strandnähe fliegen. Dadurch, dass die Reisewarnung für zahlreiche Länder Europas aufgehoben wurde, kümmern sich die Reiseveranstalter um alles, falls es vor Ort eine Pandemie geben sollte.

Nilgün Özkan, Inhaberin des Reisebüros „Call and travel“

Joggen mit Bier in der Hand

Wunsch: Urlaub bedeutet für mich reisen und Freunde treffen. Das ist gerade schwierig. Zurzeit würde ich nur in ein Flugzeug steigen, um meine Familie in London und Brighton zu besuchen. Normalerweise ist mein Sommerurlaub eine Verlängerung eines Aufenthalts nach einem Auftritt irgendwo.

Realität: Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich beruflich schon viel fliege. Der Sommer ist sowieso die blödeste Zeit, um in den Süden zu reisen. In der Nähe Berlins gibt es doch schöne Seen, und die Ostsee liegt um die Ecke, das reicht eigentlich, oder? Wir sollten wirklich nicht meckern. Man konnte in Berlin während des Lockdown sogar mit einem Bier in der Hand joggen gehen, erzähl das mal einem US-Amerikaner! Im Winter bekomme ich dann wieder Sehnsucht nach Wärme und kulturellem Austausch – im Januar war ich in Sri Lanka, wo meine Eltern ursprünglich herkommen und im März habe ich in Bangkok gespielt und dort Audio-Workshops beim Goethe Institut gegeben

Perera Elsewhere, DJ, Produzentin und Sängerin (EP „Thrill“, 2019)

An den Hund gewöhnen

Wunsch: Ich wäre gerne nach Georgien gefahren. Dahin konnten wir wegen Corona aber schon im März nicht, als der georgische Schriftsteller Giwi Margwelaschwili beerdigt wurde. Dabei habe ich ein Faible für den Südosten und zum Beispiel die Länder Ex-Jugoslawiens schon oft bereist.

Realität: Meine Frau Kristine und ich machen unsere Ferienplanung immer recht kurzfristig. Erst dachten wir, wir fahren zur Ostsee. Aber da wollen jetzt alle hin, das ist mir angesichts von Corona etwas suspekt. Jetzt fahren wir wahrscheinlich an den Chiemsee nach Bayern, wo eine Freundin ein Haus mit viel Platz hat. Und vor allem kommen wir auch ohne Probleme mit unserem Hund dahin. Den haben wir noch nicht lange. Wir wollen die freie Zeit dazu nutzen, um uns aneinander zu gewöhnen.

Jörg Sundermeier, zusammen mit Kristine Listau Leiter des Verbrecher Verlags

Couchsurfen mit Zelt

Wunsch: Nach zwei Monaten im Homeoffice kann ich meine Wohnung nicht mehr sehen. Allerdings ist durch Covid-19 auch meine Sehnsucht nach anderen Ländern eingedampft worden. Positiv ist, dass man dadurch das lokale Umfeld wieder wertschätzen lernt. Und das Umland Berlins hat ja viel zu bieten.

Realität: Ich will mit meinem Freund eine Fahrradtour machen. Wir wissen noch nicht genau, wohin, nur dass es Richtung Norden gehen soll, vielleicht auch nach Polen. Dafür ist aber klar, dass wir zelten. Nur nicht auf Campingplätzen, sondern über die Webseite „1nighttent“. Das funktioniert wie Couchsurfen, nur mit Zelt. Auf einer Karte sind Gast­geber verzeichnet, die Campern etwa ihren Garten für eine Nacht kostenlos zur Verfügung stellen.

Bernadette La Hengst, Musikerin und Sängerin („Wir sind die Vielen“, 2019)

Wird die Warnung aufgehoben?

Wunsch: Urlaub bedeutet für mich Zeit zu haben für die Familie. Entspannung am Strand und viel in der Natur zu sein. Einfach Muße zu haben. Am liebsten wäre ich dieses Jahr in die Türkei gefahren.

Realität: Einen neuen Koffer habe ich schon gekauft und schaue nach Flügen und Ticketpreisen und hoffe, dass die Reisewarnung für die Türkei aufgehoben wird. Und wenn nicht? Mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen könnte ich mir schon noch vorstellen, in die Türkei zu fliegen. Sonst werden wir mit den Kindern viele Berliner und Brandenburger Seen besuchen. In die Stadtbäder zu gehen, kostet mich Zeit und Nerven, weil man Online buchen muss. Wie sollen das denn ältere Menschen machen?

Oya Teksoy, Rechtsanwaltsgehilfin

Wie als Kind nach Kärnten

Wunsch: Ich wollte schon letztes Jahr nach Österreich, das hat leider nicht geklappt. Deswegen hoffe ich, dass mein Wunsch dieses Jahr in Erfüllung geht und ich mit meiner Einzelfallhelferin dorthin fahren kann. Meine Kindheitserinnerung an Österreich: auf einem Bauernhof in Kärnten mit meiner Mutter, Schwester, Oma und Opa Kaiserschmarrn und Wiener Schnitzel mit Pommes essen. Wir hatten nicht viel Geld, und es war schon teuer für uns. Damals stand die Mauer noch, man musste mit Schilling bezahlen – ich habe immer noch eine Ein-Schilling-Münze bei mir Zuhause.

Realität: Wir warten noch ab. Damit wir in Österreich nicht in Quarantäne müssen, falls es wieder einen Lockdown gibt. Könnte ich Auto fahren, wäre ich längst los. Ich brauche aber immer jemanden, der mich begleitet.

Christian Specht, Aktivist in der Behindertenpolitik, hat seinen Arbeitsplatz in der taz

Dem Rauschen lauschen

Wunsch: Wir haben schon im Januar beschlossen, dass wir in Frankreich campen wollen. Ein Bekannter empfahl einen Campingplatz, den er seit den 1970ern ansteuert. Mit ihm waren wir vergangenen Sommer dort, da war ich noch eher skeptisch, was Camping angeht, musste aber wider Erwarten feststellen: Mehr als ein rudimentär ausgestattetes Häuschen am Meer brauche ich nicht!

Realität: In einem „Wir-passen-alle-gerade-so-rein“-Auto fahren wir, mein Freund, ich und meine zwei Kinder, in Etappen nach Frankreich. Morgens los, fünf Stunden fahren, abends in einer Absteige mit Pool unterkommen und weiter – bis nach Aquitanien. Wir freuen uns, wenn die Kinder baden und rumtoben können, während wir entspannen und lesen. Nach der Quarantänezeit sehne ich mich danach, dem Meer beim Rauschen zuzuhören.

Sunny Riedel, taz.eins-Redakteurin

Sommer der Verwirrung

Wunsch: Vor 20 Jahren habe ich mich in die Kanareninsel Lanzarote verliebt. Ich mag die Stille, den Wind, den Atlantik, die Feuerberge und kann mich hier gut konzentrieren. Eigentlich wollte ich schon im April dorthin, um für meinen neuen Roman zu recherchieren, der auf der Insel spielt.

Realität: Mir geht es wie den Bewohnern Lanzarotes, die sind auch hin und her gerissen: Sie leben zwar vom Tourismus, aber es gab bisher nur ganz wenige Coronafälle auf der Insel. Der strikte zweimonatige Lockdown hat dazu geführt, dass an der Küste sogar wieder Delfine aufgetaucht sind. Eine andere Option wäre gewesen, in die Türkei zu fliegen, doch die Regeln dafür ändern sich ständig. Nun vielleicht in den Spreewald? Es ist der Sommer der Verwirrung.

Moritz Rinke, Dramatiker („Leonore“, 2020) und Schriftsteller

Mit dem Fahrrad an die Küste

Wunsch: Eigentlich wollte ich nach Norditalien, in die Nähe von Genua. Ende April fragte ich mich: Geht Urlaub im Ausland dieses Jahr überhaupt? Italien war eben nochmal stärker von der Pandemie betroffen als Deutschland.

Realität: Gerade weil diese Corona-Zeit anstrengend ist, wollte ich sichergehen, dass ich einen Sommerurlaub außerhalb von Berlin machen kann. Deswegen habe ich mich für eine Reise in Deutschland entschieden und mache eine zehntägige Fahrradtour entlang des Berlin-Kopenhagen-Radwegs nach Rostock. In der ersten Woche übernachte ich in Unterkünften auf dem Weg, die letzten drei Tage an der Küste. Ich hoffe, dass es nicht regnet – man kann sich hier ja nicht auf das Wetter verlassen. Anschließend fahre ich mit dem Auto nach Berchtesgaden in die Berge, um dort wandern zu gehen und in den Königssee zu springen, wenn das Wasser nicht zu kalt ist.

Katrin Gottschalk, taz-Chefredaktion

Zimmer mit Aussicht

Wunsch: Mein Bedürfnis nach Tapetenwechsel ist groß. Aber mein Partner und ich entscheiden uns meistens spontan. Ich habe türkische Wurzeln, und als Kind bin ich mit meinen Eltern jeden Sommer zum Familienbesuch nach Istanbul und Ostanatolien oder ans Meer gefahren. Doch Strandurlaub in der Türkei habe ich das letzte Mal vor rund 30 Jahren gemacht. Später wollte ich lieber die weite Welt kennenlernen. Beruflich komme ich aber immer noch in die Türkei.

Realität: Die naheliegendste Option sind die Schweizer Berge. Freunde von uns haben im Engadin ein Haus, in einem Dorf nahe von St. Moritz fast ohne Touristen. Die Landschaft ist spektakulär: eine riesige Hochebene mit abgefahrenen Seen. Und im Sommer ist es nicht zu heiß, das mag ich. Wir sind da regelmäßig, quartieren uns aber inzwischen privat ein – unter den Corona-Umständen ist das ja eh besser.

Nevin Aladağ, Installationskünstlerin (ab 17.6.: Umbruch)

Urlaub mit dem Enkel

Wunsch: Meine Freundin und ich möchten unseren Enkel das erste Mal auf eine Fernreise mitnehmen. Er ist in der ersten Klasse, und wir wollten Anfang der Sommerferien für zweieinhalb Wochen mit ihm nach Korsika.

Realität: Wir müssen schauen, ob Korsika klappt. Wir buchen sowieso nie weit vorher und warten jetzt erst recht ab. Verunsicherung schwingt aber schon mit: Wir sind beispielsweise ein wenig besorgt darüber, mitten im Urlaub davon überrascht zu werden, dass man nicht zurückdarf. Einen Back-up-Plan gibt es aber, nämlich unsere Datsche mit Gartengrundstück im Brandenburgischen, direkt am See gelegen. Das kennt der Enkel schon und dort kann man auch wunderbar Urlaub machen

Andreas Bull, taz-Geschäftsführung

Hoffen auf deutsche Touristen

Wunsch: Der Sommer ist für mich normalerweise die Zeit, in der ich mein Geld für den Winter verdiene: Als Fahrrad-Guide zeige ich Schulklassen die Stadt. Wenn ich es mir leisten kann, fahre ich im Winter nach Lateinamerika – im Januar und Februar war ich in Argentinien, Uruguay und Chile.

Realität: Der Tourismus in Berlin ist nahezu tot. Es bleibt nur die Hoffnung auf Gäste aus Deutschland. Aber wann es wieder Klassenfahrten geben wird, weiß im Moment keiner. Dafür habe ich nun Zeit, mit meiner Freundin Fahrradtouren durch Berlin und ins Umland zu machen.

Falko Hennig, Schriftsteller („Rikscha Blues“, 2019) und Touristenguide

Nur ein Bett, kein Luxus

Wunsch: In der Natur zu sein, baden zu gehen, sich dem Tag hingeben – das ist für mich der Inbegriff von Sommerferien. Zwei Wochen will ich darum in meinem Ferienhaus im niedersächsischen Wendland verbringen, es ist Teil einer alten Molkerei. Unabhängig davon liebe ich es, im Winter für drei bis vier Wochen nach Asien zu reisen. Das wollte ich eigentlich diesmal tun.

Realität: Ich setze mich zu Hause ins Auto, muss nichts vorbereiten oder mitnehmen, alles ist da, selbst ein Fön. Im Wendland freue ich mich aufs Ausschlafen, Kaffee trinken auf der Terrasse Kaffee, mit dem Rad in drei Minuten am See sein, schwimmen, danach frühstücken. Den Rest des Tages lasse ich mich treiben: Radtouren, Leute treffen, lesen, joggen. Ich brauche nicht viel: Bett, Espressomaschine, Wasser – keinen Luxus. In diesem Jahr werde ich allerdings nicht nach Asien fliegen, um mich und andere keiner Gefahr auszusetzen.

Simone Schmollack, Ressortleiterin taz.de/Regie

Norwegen statt Türkei

Wunsch: Urlaub im Sommer ist für mich Urlaub am einem warmen Ort möglichst nah am Meer. Das heißt für mich konkret Urlaub bei den Großeltern in der Türkei, direkt an der Ägäis. Dort kann ich Surfen, Angeln und Schwimmen. Am liebsten hätte ich diesen Sommer dort mit meiner Freundin verbracht.

Realität: Aufgrund der Ansteckungsgefahr im Flugverkehr und der schwierigen Lage in der Türkei wird der Urlaub nicht stattfinden. Wir haben die Reise storniert. Wenigstens ist jetzt der Flugverkehr zwischen Norwegen und Deutschland ab Juli möglich. Das heißt, ich kann nach fünf Monaten meine Freundin wiedersehen, die in Norwegen wohnt. Wahrscheinlich ist, dass wir den Sommer größtenteils zusammen verbringen werden, teils in Deutschland und teilweise in Norwegen.

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5 Kommentare

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  • Brot für die Welt, Kuchen für mich - leider nix Neues im linksgrünen Milieu. (So wie schon dieser Spiegel-Artikel von 2014 titelt: »Bahn predigen, Business fliegen« www.spiegel.de/wir...en-a-1002376.html)

    Wenn hier aber betont wird »Meine Freiheit ist mir sehr wichtig.« schimmert unter dem gehobenen Selbstmitleid schon ein bemerkenswerter »Wohlstandstrotz« durch, wie Nico Paech es im taz-Interview nennt. taz.de/Niko-Paech-...d-Corona/!5680789/



    Und eine erstaunliche Unbedarftheit. Denn die zitierten Reisewünsche wirken ja weit über den eigenen Tellerrand hinaus:

    Fridays for future? Eine sehr privilegierte Sichtweise. Im globalen Süden findet der Klimawandel nicht in der Zukunft, sondern jetzt statt. Auch dank dem hier zum Ausdruck gebrachten Selbst(verwirklichungs)verständnis.

    Climate Justice? Jedem Erdenmenschen stehen rein rechnerisch 1 bis maximal 2 t CO2-Ausstoß pro Jahr zu. Bereits ein Flug nach Bangkok und zurück bedeutet mehr als das doppelte dieses Budgets, nämlich rund 5,5 t.



    Warum bei den obigen Reisewünschen dennoch nur an einer Stelle so etwas wie »Flugscham« aufkommt? Vermutlich weil Fliegen nur knapp 3% des weltweiten CO2-Ausstoßes ausmacht? Glücklicherweise sind mehr als 80% der Menschheit noch nie geflogen. Zeigten diese (mit Recht) dieselbe Anspruchshaltung, wäre unser Planet wohl bald unbewohnbar. Wie gut, dass dem globalen Süden dafür die Mittel fehlen.



    Und wie gut auch, dass Simone Schmollack »in diesem Jahr« auf ihre Reise nach Asien verzichtet, um das Klima nicht noch weiter zu gefährden. Oder wie war das »um mich und andere keiner Gefahr auszusetzen« gemeint?

    Black Lives Matter? Vor allem im globalen Süden sterben bereits jetzt Menschen an vom Klimawandel verstärkten Naturereignissen wie Dürre, Stürme oder Überschwemmungen.



    Die Zukunft sieht noch düsterer aus, wie im taz/futurzwei Interview mit Jonathan Safran Foer zu lesen:

  • (>> Teil 2)

    (taz.de/Jonathan-Sa...imakrise/!170881/)



    »…wir werden Millionen Kinder verlieren durch klimabedingte Hungersnöte und Krankheiten.«



    Und darunter werden nicht viele weiße Kinder sein.

    Der Klimawandel ist eines der Schwerpunktthemen der taz. Zitat: »Um den Klimawandel aufzuhalten, müssten wir Treibhausgase senken, alternative Energien fördern, ökologisch leben.« Wir müssten? Nein, wir müssen.

    Auch wenn man Nico Paech mit seiner radikalen Forderung nach Selbstverantwortung nicht in jeder Hinsicht zustimmen mag - wo er sicher recht hat (Zitat aus »All you need is less«): dass den sogenannten »opinion leaders« (und diesen lässt sich die taz für das linksgrüne Milieu ja durchaus zuordnen) eine besondere Verantwortung zukommt.



    Hier wirkt sich die Diskrepanz zwischen eigenem (linksgrünem) Anspruch und persönlichem Verhalten besonders fatal aus, - als Signal für ein ungebremstes »weiter so« und zudem als Angriffsfläche für Kritik aus der konservativen Ecke.

    Wer sich also in der taz zitieren lässt, sollte kritisch das eigene klimaschädliche Verhalten hinterfragen. Und wer kein Vorbild sein möchte - sollte besser schweigen.

  • Was wir letzte Woche gemacht habe: Mit dem Zug in ein putziges Örtchen in der Eifel gefahren, eine Woche in einer gemieteten Ferienwohnung wohnen, wandern, Waldluft atmen, Kornweihen beim Kreisen zusehen, Kühen und Pferden dummes Zeug erzählen, leckeres Essen kochen, lesen, Spiele spielen.

    Ist relativ spottbillig (einfach ein nahes Ziel im nächsten Waldgebiet suchen und die Bahntarife studieren, im Internet nach FeWos suchen) und seuchentechnisch unbedenklich, weil man kaum jemanden trifft. War sehr erholsam und man war einfach mal raus aus dem städtischen Moloch.

    Und nein, man muss dafür nicht reich sein, das hat einschließlich Bahnfahrt ca. 140€ pro Person gekostet.

  • Ein gerade für taz-Verhältnisse interessanter Überhang an überpriviligiertem Mimimi. Was machen denn die Arbeiter ohne Freundschaften mit Haus am Chiemsee oder im Engadin? Was machen die Leute, die sich keinen Flug leisten können oder (aus ökologischen Gründen) wollen? Was machen all jene, für die die Ostsee in den vergangenen Jahren schon ein finanzieller Kraftakt war, den sie dieses Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht mehr leisten können? Herrn Specht's Perspektive dürfte für viele Menschen, auch ohne Behinderung, die einzig bekannte sein.

  • Wenn schon die TAZ-nahen Menschen derart unkritisch die Welt behelligen (Autos, Autos, Autos, Flugreisen statt Bahnfahrten, Fernreisen en masse und als Alibi ein wenig Rad fahren in Berlin) und das ganze auch noch zu Corona-Zeiten, dann kann man die Klimaziele abhaken, - so entpuppen sich „Sorgen“ um die Umwelt angesichts einer einfachen Urlaubsfrage als erschreckende Heuchelei.