Rechter Terror in Sachsen: Anklage gegen „Gruppe Freital“
Sieben Männer und eine Frau aus Freital sollen unter anderem Anschläge auf Flüchtlingsheime verübt haben. Sie stehen nun unter Terrorismusverdacht.
Von Juli 2015 an hätten die Mitglieder der sogenannten Gruppe Freital versucht, ihre rechtsextremistische Gesinnung durchzusetzen, indem sie Anschläge begingen, heißt es zur Begründung. Ziele waren demnach Asylsuchende sowie politisch Andersdenkende.
Die mutmaßlichen Terroristen hätten unter anderem Asylbewerberheime angegriffen sowie das Auto eines Stadtrats der Linkspartei, hieß es. Dabei sei zwar niemand ums Leben gekommen, die Ermittler gehen gleichwohl von versuchtem Mord aus. Die Täter hätten den Tod der Opfer laut Anklageschrift billigend in Kauf genommen.
Die Stadt Freital mit etwa 40.000 Einwohnern in der Nähe von Dresden erregte im vergangenen Jahr Aufsehen, als es auf den Straßen zu heftigen Protesten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in einem ehemaligen Hotel kam. Die Gruppe Freital bildete sich den Angaben zufolge im Sommer und beging eine Serie von zunehmend gefährlichen Anschlägen. Der letzte ereignete sich in der Nacht auf den 1. November 2015, als die Gruppe eine Unterkunft für Asylbewerber aufsuchte und von außen Feuerwerkskörper an den Fensterscheiben anbrachte. Als sie explodierten, flog Glas aus den geborstenen Fenstern umher. Ein Bewohner der Unterkunft erlitt Schnittwunden im Gesicht.
Die Terrorgruppe soll auch Sprengsätze am Auto eines Stadtrats der Linkspartei angebracht haben sowie am Freitaler Büro der Partei. Außerdem soll die Gruppe das Gebäude des alternativen Wohnprojekts „Mangelwirtschaft“ in Dresden angegriffen haben. Mehrere der Rechtsextremisten sollen Steine und Sprengsätze in die Fenster geschleudert haben, auch in erleuchtete Fenster.
Als Rädelsführer der Gruppe sieht die Bundesanwaltschaft Timo S. und Patrick F., beide sind den Angaben zufolge Mitte zwanzig. Timo S. hatte Anfang 2015 eine Bürgerwehr gegründet. Ursprünglich hatte die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft gegen die Verdächtigen ermittelt, unter anderem wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, nicht jedoch wegen Terrors. Kritiker warfen der sächsischen Justiz vor, den Fall nicht ernst genug zu nehmen. Im April übernahm dann der Generalbundesanwalt in Karlsruhe den Fall und ermittelte wegen Terrorismusverdachts.
Der Prozess gegen die unter Terrorverdacht stehenden Mitglieder der Gruppe Freital soll im Speisesaal einer neuen Flüchtlingsunterkunft in Dresden stattfinden. Das Oberlandesgericht Sachsen hatte im Juli mitgeteilt, das öffentliche Interesse sei so groß, dass die Sitzungssäle am Gericht nicht ausreichten. Das künftige Flüchtlingsdomizil werde für die Zwecke des Prozesses angepasst, hieß es. Erst nach Ende der Verhandlung soll das Gebäude dann seinem ursprünglichen Zweck dienen.
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