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Rechte PseudowissenschaftFakefakten erobern Unis

Rechtspopulisten erklären Gefühle zu Fakten, etwa beim Klimawandel. Um diese zu etablieren, nutzen sie immer häufiger wissenschaftliche Strukturen.

Was machen die da? Foto: unsplash/ Edwin Andrade

BERLIN taz | Der Begriff der „alternativen Fakten“ wurde vor allem durch Donald Trumps Presseteam geprägt. Er bezeichnet eine politische Strategie: Wem die Faktenlage nicht passt, der erschafft sich eine neue. Vermeintliche Expert*innen finden sich immer sowie randständige Medien, die solche Fakten verbreiten. Meistens wird dabei weitgehend wirkungslos gegen die Wissenschaft angeschrien. Aber was, wenn rechtspopulistische Kräfte aus der Wissenschaft heraus sprechen?

In Deutschland versucht vor allem das AfD-nahe Milieu, mit gefühlten Wahrheiten Politik zu machen. Und das kommt an. In der aktuellen Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, die rechtsextreme Einstellungen in Deutschland untersucht, gab die Hälfte der Befragten an, ihrem eigenen Gefühl mehr als „sogenannten Experten“ zu trauen.

Beate Küpper, Mitautorin der Studie, erkennt dahinter Denkmuster des Rechtspopulismus: „Dinge als Fakten zu bezeichnen, die landläufig nicht als solche gehandelt werden. Also statt objektiv zu sein, ein Gefühl zum Faktum zu erklären.“ Aus dieser Sicht sei die Wissenschaft Teil einer „korrupten Elite“, dagegen stehe das „moralisch reine Volk, das aus gesundem Volkswillen heraus weiß, was richtig ist“.

Dabei werde sich zwar der Wissenschaft bedient, ohne aber den vorherrschenden Konsens zu berücksichtigen. Beim Klimawandel wird das sehr deutlich: Während der überwältigende Teil der Forscher*innen die Auffassung eines menschengemachten Klimawandels teilt, stellt die AfD diejenigen her­aus, die ihn anzweifeln. Das „Europäische Institut für Klima und Energie“ wird hier gern zitiert.

Die Serie

Für manche sind sie eine abstrakte, für viele bereits eine reale Bedrohung. Sie sind Nachbarn, Familienmitglieder, Politiker*innen: Leute, die sich menschenfeindlich äußern oder die schon über ein geschlossenes rechtsextremistisches Weltbild verfügen.

Soll man mit Rechten reden, muss man es überhaupt? Wie wehrt man sich, mit welchen Mitteln? Wie kann man der Gruppe ausweichen, wie sich dem Menschen annähern? Wie schützt man sich, wenn die Bedrohung allgegen­wärtig ist?

In dieser Serie gehen wir auf die Suche nach Menschen, die über diese Fragen nachdenken oder sie schon für sich beantworten mussten. Alle Beiträge unter taz.de/UmgehenmitRechten.

„Mit irgendwelchen Instituten, Labels wird versucht, eine Seriosität zu imitieren. Die haben mit unseren üblichen wissenschaftlichen Kriterien, ein akademisches System und Peer-Reviews durchlaufen zu haben, nichts zu tun“, so Küpper. „Dann zaubern Sie irgendeinen anderen Experten aus der Tasche, der das vertritt. Ohne zu fragen: „‚Was sind die Motive dahinter, was ist dessen Expertise?‘“

Doch einmal in der Welt, werden die so erzeugten „Fakten“ von denjenigen, die am Klimawandel zweifeln, als Teil eines komplizierten wissenschaftlichen Meinungsstreits wahrgenommen. Auch andere Reizthemen wie Feinstaubbelastung, Gender oder Migration werden gezielt aufgegriffen.

Erkenntnisse, die in jahrelanger Forschung gewonnen werden, stehen Annahmen und Ressentiments entgegen. Die Grundlogik des Rechtspopulismus funktioniere entgegengesetzt zur Wissenschaft, sagt Beate Küpper: „Das Muster ist: Eine Botschaft, die ist wahr oder falsch.“ Wissenschaftler*innen, die komplexe Sachverhalte korrekt darstellen wollten, hätten es schwer, dagegen zu argumentieren. Was der politischen Meinung widerspricht, wird als methodisch unsauber angegriffen. „Als ‚Methodenkritiker‘ gewinnen Sie doppelt: Sie sind der vermeintlich kritische Geist, schlagen die Wissenschaft mit ihren eigenen Mitteln.“ Eine weitere Taktik: einem ganzen Forschungszweig die Wissenschaftlichkeit abzusprechen, wie es bei den Gender Studies praktiziert wird.

„Klimawandel-Hysterie“

Die Anzahl der Wissenschaftler, die mit ihrem akademischen Renommee in den Dienst dieser Logik stellen, ist verhältnismäßig gering, aber es gibt sie. Ein Fall: Ulrich Kutschera, Professor an der Universität Kassel. Er hat in Pflanzenphysiologie promoviert und lehrt Evolutionsbiologie, äußert sich aber inzwischen öffentlichkeitswirksam auch zu biologisch festgeschriebenen Geschlechterunterschieden, negativen Auswirkungen auf Kinder gleichgeschlechtlicher Familien, zur „Klimawandel-Hysterie“ und zu „Gender-Dogmatik“ – immer wissenschaftlich belegt.

Andere Evolutionsbiolog*innen kritisieren seine Aussagen, doch Kutschera wird auf Podien der AfD eingeladen, gibt dem rechten katholischen Portal „kath.net“ oder dem Magazin Compact Interviews, seine Vorträge sind auf YouTube zu sehen. Was zählt, ist die Botschaft, nicht die Einordnung. Richtigstellungen und Faktenchecks seitens Fach­kolleg*innen, Journalist*innen oder Verbänden folgen meist erst später und erzielen dann oft nicht mehr die gewünschte Wirkung.

Das nutzt die AfD für ihre Agenda: Sie fordert etwa nach ungarischem Vorbild die Abschaffung der Genderforschung, einige AfD-Politiker*innen leugnen den menschengemachten Klimawandel in Fernsehinterviews.

Ein anderes Beispiel dafür, wie Akademiker rechten Strömungen den Ball zuspielen, ist der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt. „Das ist auch ein Symptom des Rechtsrucks, dass sich an den Unis plötzlich Leute zu Wort melden und äußern, die das vorher nicht getan haben“, stellen Alexander Busch und Lutz Thies vom Studierendenrat der TU Dresden fest. Seit 2015 referierte Patzelt mehrfach auf AfD-Einladung, fertigte Gutachten für sie an und nahm – aus „Forscherinteresse“ – an Pegida-Märschen teil.

Für seine Nähe zu Pegida und zur neuen Rechten wurde er von Kol­leg*in­nen und Studierenden kritisiert. 2018 initiierte er eine Petition mit den Ma­cher*innen von „Sciencefiles“, einem Blog, der sich als „rationaler Widerstand“ gegen die „Ideologisierung der Wissenschaft“ bezeichnet, selbst aber mit verschwörungstheoretischen und wissenschaftsfeindlichen Inhalten auffällt.

Die Petition war anfangs mit einer Grafik zur angeblichen „Lügenspirale“ zwischen Medien, Politik und Zivilgesellschaft illustriert, hinterlegt mit einem Bild von Joseph Goebbels. Im Text wird der Eindruck erweckt, die Bundesregierung habe im Falle der Ausschreitungen in Chemnitz „tatsachenwidrig von Hetzjagden gesprochen“ und Informationen bewusst zurückgehalten. Anfang des Jahres entschied sich die Philosophische Fakultät gegen eine Seniorprofessur Patzelts mit der Begründung, er habe „Politik und Wissenschaft derart vermischt“, dass es dem Ruf der Hochschule geschadet habe.

Einmal in der Welt, werden die so erzeugten Fakten als Teil eines komplizierten wissenschaftlichen Meinungsstreits wahrgenommen

Daneben gibt es immer wieder Fälle von Akademiker*innen, die – womöglich ermutigt durch die Ausweitung der „Grenzen des Sagbaren“ – rechte Positionen äußern. Asta-Vertreter*innen der TU Darmstadt ergriffen die Initiative, als sie von rassistischen und sexistischen Aussagen eines Dozenten für Biologie-Didaktik hörten. „Da klang eine geschlossen rechte Ideologie durch: Er versuchte, biologistisch herzuleiten, dass es Rassen gibt. Sexistische Aussagen kamen dazu, so sagte er Frauen in seinem Seminar, sie sollten statt zu studieren lieber Kinder kriegen“, berichtet eine Referentin, die anonym bleiben will. Viel Durchhaltevermögen und die Unterstützung von Kommiliton*innen und Dozent*innen waren nötig, bis ihm nach über einem Jahr schließlich die Lehrerlaubnis entzogen wurde.

Unis entscheiden selbst

Solche Einzelfälle, in denen sich Pro­fes­sor*innen teilweise in extrem rechter Weise äußern, werden oft zuerst von Studierenden thematisiert. Der Bremer Asta etwa erstritt vor Gericht, sagen zu dürfen, der Berliner Geschichtsprofessor Jörg Baberowski „verbreite erschreckend brutale gewaltverherrlichende Thesen […], stehe für Rassismus und vertrete rechtsradikale Positionen“. Studierende aus Leipzig machten während einer Vorlesung mit Flugblättern auf rassistische Tweets des Leipziger Jura-Professors Thomas Rauscher aufmerksam, die Presse berichtete. Die Universität und das sächsische Wissenschaftsministerium distanzierten sich von ihm, Rauscher verlor seine Stelle als Erasmus-Beauftragter.

Doch der Umgang mit rechten Pro­fes­sor*innen ist nicht festgeschrieben. Die Universitäten entscheiden selbst. Grundsätzlich genießen die Hoch­schul­lehrer*innen als Beamte besondere Rechte. Ihre fachlichen Äußerungen sind geschützt, und ihre private Meinung dürfen sie vertreten – auch wenn sie teils im Widerspruch zu den Werten der Hochschulen stehen. Die Grundhaltung: Meinungsvielfalt muss gewährleistet, gleichzeitig dürfen bestimmte Grenzen nicht überschritten werden. Dieses Spannungsfeld wird von Rechten gezielt genutzt, um den „vorpolitischen Raum“ der Universitäten zu besetzen.

Schützenhilfe für die rechten Hochschullehrer kommt oft von rechten Blogs wie „Sciencefiles“, Hochschulgruppen wie der „Campus Alternative“, Burschenschaftern oder rechten Studierenden. Die Campus Alternative in Magdeburg lud beispielsweise einen Neurowissenschaftler und André Poggenburg zur Podiumsdiskussion zum Thema Gender. Die Kritik an derlei Vorstößen wird im Gegenzug als Angriff auf die akademische Freiheit gewertet.

Abgeordnete der AfD konstatierten in einer Kleinen Anfrage, die sich unter anderem mit den Fällen Baberowski und Kutschera befasste, an Universitäten herrsche „ein Klima der Repression und Einschüchterung, das selbsternannte Wächter sogenannter politischer Korrektheit schüren“ und dadurch „wissenschaftliche Diskurse erschwert und verhindert und somit die Freiheit der Wissenschaft bedroht“ seien. Dabei scheint es vor allem um die Aspekte der Wissenschafts- und Diskursfreiheit zu gehen, die die eigene Argumentation befördern.

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43 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich stimme dem Artikel schon im Großen und Ganzen zu, wäre aber vorsichtiger damit, "Fakten" und "wissenschaftliche Erkenntnis" allzustark gleichzusetzen.

    Als Philosoph ist mir das doch zu kurz gegriffen. Bei den Naturwissenschaften geht das noch einigermaßen, weil es relativ abgeschlossene Erkenntnisgebiete gibt, d.h. Athmosphärenphysiker*innen, Chemiker*innen und Biolog*innen müssen nicht wissen, was Atome und Quanten genau sind, sondern lediglich, wie diese sich unter den Bedingungen verhalten, in denen ihre Wissenschaft eine Rolle spielt. Sie können auch ohne ein solches Wissen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geltende Aussagen in ihren Forschungsgebieten treffen.



    Allerdings hat das auch Grenzen: Etwa bei der Kognitionsbiologie - biologisch-wissenschaftlich kann nicht geklärt werden, was (ontologisch gesehen) genau Farben sind oder Klänge.

    Ich würde den Unterschied betonen zwischen "an Sicherheit grenzender Wahrscheinichkeit" und "Wahrheit".



    Wenn es "die Wahrheit" gibt, dann ist das die Dekonstruktion.

    Ich sehe hier gerade eben nicht "Fakten" als ""Sein" und "objektiv", und im Gegensatz dazu "Fakes" als "Schein".

    Wenn man von der Dekonstruktion als Methode einmal absieht, sind "Fakten" für mich Aussagen, die (im besten Fall) mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" zutreffen. Also diskursiv abgesicherter "Schein von Wahrheit". Keine "Objektivität", sondern "Intersubjektivität".

    Selbst die Dekonstruktion ist nur möglich in Kulturen, die ein Konzept von "Wahrheit" als "Übereinstimmung mit der Welt" haben. Sie beschreibt aber weniger ein Sein als ein Werden. Auch das, was wir als wissenschaftlich gesicherte Fakten ansehen, verändert sich schließlich laufend. Das gehört auch zur methodischen Basis der kritischen Gender Studies.

    Einem rechten (alles relativierenden) Relativismus läßt sich entgegenhalten, dass seine "gefühlten Wahrheiten" selbst noch die unwahrscheinlichsten Szenarien als Fakten gelten lassen.

    (bitte wenden...)

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Einem rechten Relativismus fehlen einfach die Kriterien, um überhaupt zwischen wahrscheinlich und unwahrscheinlich bzw. zwischen wahr und unwahr zu unterscheiden. An dieser Stelle wird, wie im Artikel gut beschrieben einfach, einfach ein "gesunder Volkswille" behauptet (eine Form des sogenannten Common Sense).



      Wer sich dagegen (ernsthaft) um intersubjektiv anerkannte bzw. anerkennbare Kriterien für wissenschaftliche Aussagen bemüht, wird in den Augen rechter Relativisten zu einer "Elite" (die noch dazu paradoxerweise gleichzeitig "links" und "neoliberal" sei).

      Ich ersetze den Gegensatz von "Fakt / Sein / Objektivität" vs."Fake / Schein / Subjektivität" mit einem anderen Gegensatz, nämlich "Methode / Werden / Intersubjektivität" vs. "Willkür / Status / Subjektivität".



      Dies ist m.E. wichtig, um den offenen Diskurs in den Humanwissenschaften (Politik, Soziologie, Ökonomie, Erziehung...) zu wahren. Allzu leicht können sonst historisch gewordene Vorlieben zu "Sachzwängen" werden. Wissenschaft muss gerade die Möglichkeit haben, die kulturelle Metaphysik - auch die des Kapitalismus - zu hinterfragen und das Vorkommen und die Reproduktionbedingungen von gesellschaftlichen "Normalitäten" zu erklären.

      Dabei hilft die Gleichsetzung eines (wahrgenommenen, vermeinten oder auch vermeintlichen) "wissenschaftlichen Konsenses" mit "Fakten" sehr wenig. Diese Gleichsetzung, die vermeintlich die Auseinandersetzung um mehr Wissenschaftlichkeit befördern soll, wird in den Humanwissenschaften schnell zur unwissenschaftlichen Vereinfachung, die lediglich den gesellschaftlichen Status Quo der Macht und der Herrschaft befördert.



      Gerade die Kritiker*innen der Herrschaft und der Macht sind gesellschaftlich mit einiger Notwendigkeit in der Minderheit bzw. eben zumeist nicht in in gesellschaftlichen Machtpositionen zu finden. Somit gehört ihre Kritik auch nicht zum vermeinten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen "Konsens".



      Kritik ist aber für die Bewegung der Aufklärung unersetzlich.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Ein cooler Kommentar, vielen Dank. Ich finde tatsächlich schon lange, dass genau diese Unterscheidung von den allerwenigsten wirklich verstanden wird. Auch weniger gefährliche Leute kennen das heutige Wissenschaftsverständnis einfach nicht. Deine Unterscheidung ist genau der Ort, an dem Wissenschaft attackiert wird und an dem die wissenschaftliche Haltung in sich unvermeidlich eine moralische Dimension bekommt, nämlich die systematische Inkaufnahme des immer möglichen Irrtums einerseits (was zugleich ausgesprochen banal erscheint) und die soziale und kulturelle Übereinkunft, dass man sich gemeinsam gegenseitig kontrollieren soll und kann. Der Ansatz der Rechten und der Verschwörungstheoretiker nutzt das Banale zu einer banalen Scheinkritik und inszeniert sich als pfiffig-philosophisch, weil er total krass erkennt, dass Irrtum und Versagen, ja sogar Lüge immer möglich sind.



        Ich halte darüber hinaus die psychologische Dimension der Scheinkritik für sehr wichtig: Diese Leute verhalten sich insofern infantil bzw. narzisstisch, dass sie entweder glauben, eine unfassbare Menge an Verschwörungsteilnehmern spreche sich gezielt und ununterbrochen ab, um jeweils ausgerechnet die Ideen zu vertuschen, die diese Rechten usw. vertreten. Oder dass sie überhaupt nicht erkennen, wie gigantisch der globale Wissenschaftsapparat ist. Sie befinden sich in einer exakt im Negativen auf sie abgestimmten Welt. Egal, ob sie zu groß oder zu klein denken: Es ist letztlich Verfolgungswahn, verbunden mit entsprechender Angst und Wut.

  • taz: "In Deutschland versucht vor allem das AfD-nahe Milieu, mit gefühlten Wahrheiten Politik zu machen."

    'Die Wahrheit ist die Unverborgenheit des Seins'. - Mit diesem Satz werden aber wohl die meisten AfD-Politiker (von den AfD Wählern fange ich gar nicht erst an) an ihre intellektuelle Grenze stoßen.

    Rechtspopulisten neigen aber immer dazu, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht zu erkennen. Nehmen wir nur einmal den Klimawandel. Die AfD benutzt seit einiger Zeit den Verein EIKE, der aus Klimaleugnern besteht - die aber keine naturwissenschaftliche- oder ingenieurwissenschaftliche Ausbildung haben -, dazu, ihre "Botschaften" über das Klima an den naiven Bürger zu bringen. Die 'Einfältigen' glauben halt solchem Verein wie EIKE, der sich auch noch frech Europäisches Institut für Klima und Energie e.V. (EIKE e.V.) nennt, mehr als Naturwissenschaftlern und Ingenieuren.

    Der Satiriker Oliver Kalkofe hat auf lustige Art und Weise gezeigt, wie viel "fundiertes Wissen" EIKE und die AfD über das Klima besitzt.

    ***Kalkofes Mattscheibe | AfD und die Klimalüge***



    www.youtube.com/watch?v=yC3Y_VjC6U0

    Dass Physiker, Ingenieure, Informatiker und Mathematiker dem Klimawandel mit gekoppelten Systemen von nicht-linearen, partiellen und gewöhnlichen Differentialgleichungen auf die 'Pelle' rücken, um ihm die "Wahrheit" - die höchstens eine Falsifikationshypothese sein kann - zu entlocken, das ist eine "Wahrheit", die Rechtspopulisten und Klimaleugner ohnehin nicht begreifen und auch nicht begreifen wollen. Wie gesagt: In Deutschland versucht vor allem das AfD-nahe Milieu, mit gefühlten Wahrheiten Politik zu machen und hat damit leider auch noch Erfolg.

    • @Ricky-13:

      Der Begriff "Klimaleugner" ist Unsinn. Niemand leugnet die Existenz des Klimas. Es müsste eigentlich "Klimawandelleugner" heissen. Tatsächlich gibt es noch nicht mal so etwas. Es gibt nur Leute die meinen, die von Menschen produzierte CO2-Menge sei viel zu gering, um den Wandel des Klimas zu beeinflussen. Es müsste also genauer heissen: "Leugner des Klimawandels durch menschengemachtes CO2". Aber das ist schon wieder nicht griffig genug. Der Begriff "Klimaleugner" ist populistisch und hat auch eine beabsichtigte diffamierende und diskriminierende Wirkung. In seriösen Diskussionen sollte man solche Begriffe nicht verwenden.

      • @Jan:

        Da haben Sie natürlich recht. "Die Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung durch CO2" wäre vielleicht korrekter gewesen. Ich habe mich aber dem Begriff "Klimaleugner" bedient, weil der Begriff 'eingängig' ist und jeder weiß was gemeint ist. Über den - "Atomkraft? Nein Danke" - Sticker, macht man sich ja auch seit Jahrzehnten keine Gedanken, obwohl jeder Physiker sagen würde: "Atomphysik ist nicht gleich Kernphysik". Lassen wir jetzt aber mal die 'Begrifflichkeiten', denn wir sitzen hier ja nicht in einem Seminar, wo man sein Wissen noch vertiefen möchte.

  • Nun leider steht der Artikel genau in dem Geiste, den er selber beklagt. Wissenschaftsfeindlichkeit ist aufgrund der Leugnung des Klimawandels etwas das in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem Rechten anlastet wird, doch der Campus ist ein Ort an dem Linke erheblich mehr Macht ausüben und diese auch für ihre Zwecke ausnutzen.

    So wie Herr Kutschera sich in der Öffentlichkeit zu "biologisch festgeschriebenen Geschlechterunterschieden" äußert tun das linke Aktivisten aus dem wissenschaftlichen Millieu seit Jahren zu gegenteiligen Thesen. Nun gibt es seitens der *Studies wenig Interesse daran diese Widersprüche aufzulösen. Ich für meinen Teil habe wenig Zweifel daran das Wissenschaftsfelder, die aus einer politischen Bewegung, in diesem Fall dem Feminismus, heraus entstanden sind ihre Probleme damit haben bei der Wahrheit zu bleiben, wenn es der Agenda schadet. Dem ist man sich in diesen Fächern wohl auch bewusst, weshalb man sich nur zu gerne in einen wahrheitstheoretischen Spagat flüchtet.

    Das heißt natürlich nicht das alles was in den *Studies getan wird unwissenschaftlich sein muss. Natürlich kann man ordentliche, wissenschaftliche Arbeit zu diesen Themen leisten, die Problematik liegt jedoch darin wie sehr diese Disziplinen politisiert sind. Wer es nicht glaubt soll sich mal ein paar Webseiten entsprechender Einrichtungen anschauen und sich selbst davon überzeugen wie gering die Distanz zum politischen Aktivismus ist.

    • @Januß:

      Trotz Ihrer Ausführungen bleibt aber der Einwand im Artikel, insbesondere beim Thema Klimawandel, weiterhin relevant:

      „Mit irgendwelchen Instituten, Labels wird versucht, eine Seriosität zu imitieren. Die haben mit unseren üblichen wissenschaftlichen Kriterien, ein akademisches System und Peer-Reviews durchlaufen zu haben, nichts zu tun“, so Küpper. „Dann zaubern Sie irgendeinen anderen Experten aus der Tasche, der das vertritt. Ohne zu fragen: „‚Was sind die Motive dahinter, was ist dessen Expertise?‘“

      Ist ja auch nichts neues, die Tabaklobby und Konsorten haben das ja schon vor der AfD getan!

      • @Anna Minerva:

        Das Problem beim Peer-Reviewing besteht darin das man von Fachkollegen überprüft wird. Wenn aber nicht nur der einzelne Wissenschaftler, sondern das Fach ein systematisches Problem hat funktioniert Peer Reviewing nicht wie gewünscht, sondern verkehrt sich unter Umständen sogar ins Gegenteil.



        Das ist auch genau die Problematik, die gerne ausgespart wird. Klar kommen von der DFG z.B. so Statements wie "Wir haben bei Gender Studies eine Annahmequote von Förderanträgen, die vergleichbar sind mit anderen Forschungsbereichen." (sinngemäß) aber das sagt eben nicht wirklich etwas über die Wissenschaftlichkeit aus, sondern nur etwas darüber wie Forscher aus diesem Bereich den Antrag beurteilen.

        Dazu kommt das die Rekonstruktion von Untersuchungen im Sozialwissenschaftlichen Bereich oft deutlich schwieriger sind als in den harten Wissenschaften.

        • @Januß:

          Kennst du dich denn genauer aus mit dem, was Gender Studies sind und was da passiert?

        • @Januß:

          Ach je, nur weil ein Peer-Review nicht perfekt ist, heißt das nicht, dass darauf verzichtet werden sollte. Hier gibt es bereits genug Verbesserungsvorschläge, bspw. Dynamic-Peer-Review ...



          Bei den Naturwissenschaften haben sich die Methoden nun mal bewährt und sind gerade in Bezug auf die Klimaforschung (siehe auch Ozonloch und FCKW Verbot) unerlässlich und der Unsinn, auf den sich die Rechten beziehen, ist naturwissenschaftlich betrachtet nun mal absoluter Schrott!

  • Gefühle und Überzeugungen können zwar durchaus Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sein, aber als wissenschaftliche Methode selbst taugen sie definitiv nicht. Wenn aus einigen Unis Gegenteiliges verlautet werden sollte, dann hat das garantiert mit Wissenschaft und wissenschaftlicher Methodik nichts zu tun.

  • Im Artikel heißt es: "Eine weitere Taktik: einem ganzen Forschungszweig die Wissenschaftlichkeit abzusprechen, wie es bei den Gender Studies praktiziert wird."

    Vorsicht. Einem ganzen Wissenschaftszweig oder Studienfach die Wissenschaftlichkeit abzusprechen, ist nichts spezifisch Rechtes. Es gehört zur Wissenschaft, auch die Wissenschaftlichkeit einzelner Fächer zu hinterfragen und sie ggf. zu verneinen. Beispielsweise wird über die Frage, ob die Rechtswissenschaft überhaupt eine Wissenschaft ist, seit über hundert Jahren diskutiert - und zwar von Rechtswissenschaftlern (altes gängiges Argument gegen die Wissenschaftlichkeit dieses Fachs: "Drei berichtigende Federstriche des Gesetzgebers, und ganze Bibliotheken werden Makulatur.").

    Und: Würde die Wissenschaftlichkeit von Forschungszweigen nicht immer wieder auf den Prüfstand gestellt und zuweilen auch verneint, gäbe es heute noch an deutschen Unis Lehrstühle für "Rassenkunde".

    Die Taktik, wissenschaftliche Erkenntnisse in Zweifel zu ziehen, ist im Übrigen nicht auf die Rechten beschränkt. Wenn die Wissenschaft nicht die gewünschten Ergebnisse liefert, z. B. bei der angeblichen Gesundheitsgefährdung durch grüne Gentechnik oder durch Glyphosat, wird auch von anderer Seite gern behauptet, das Ganze sei ja noch nicht richtig erforscht und überhaupt seien die Wissenschaftler, die eine Substanz oder eine Technologie für unbedenklich halten, von der betreffenden Industrie "gekauft".

    • @Budzylein:

      Dann wird das aber mit wissenschaftlichen Methoden diskutiert und entschieden, nicht aufgrund einer Partei-Kampagne, deren Argumente sich auf schwammigen „gesunden Menschenverstand“ (also irgendwie „natürlich“ zustandegekommene wissenschaftsferne Glaubenssätze) berufen.

      Dass Wissenschaft auch gekauft werden kann ist ein ganz anderes Thema, das durch den Zwang zum Einwerben von „Dritt“-Mitteln politisch weit stärker ins Spiel gebracht wurde. Nur: welche Industrie hat sich Gender Studies erkauft?

  • "Rechtspopulisten erklären Gefühle zu Fakten, etwa beim Klimawandel. Um diese zu etablieren, nutzen sie immer häufiger wissenschaftliche Strukturen"



    Die gleichen Vorwürfe machen Rechte den Linken auch.



    Allerdings gibt es eine rechte Offensive gegen Gesellschaftskritik.



    Das Pendant zu den Denunziations-plattformen gegen Lehrer ist der Antifeminismus. Orban in Ungarn ließ dieses Studienfach abschaffen.

    zu Ebertus:



    Ja, pro Einzelaussage gibt es nur eine Wahrheit: richtig oder falsch. Ist wahr, ist unwahr. Sonst können wir uns von der Idee von der Wahrheit verabschieden.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @nzuli sana:

      "pro Einzelaussage gibt es nur eine Wahrheit"

      Was Mathematik und andere reine Naturwissenschaften betrifft, so gebe ich Ihnen recht.

      Was jedoch die Gesellschaftspolitik, die Wirtschaftspolitik, auch die Geschichtsschreibung, Ideologie und Religion, gar die Philosopie (als exemplarisches Beispiel) angeht,

      so gibt es natürlich mehrere, viele "Wahrheiten", deren jeweilige Durchsetzbarkeit als das, was bitteschön "zu glauben" ist, nicht wenig mit Macht und Herrschaft, mit medialer Unterstützung (Chomsky, Propagandamodell) zu tun hat.

  • Habt ihr euch nicht geirrt?



    Damit sind doch Gender-Studies und #metoo gemeint, oder?

  • Kutschera, der vom Skeptiker GWUP-Verein, wissenschaftlicher Berater der Richard Dawkins Foundation for Reason and Science (de.m.wikipedia.org...i/Ulrich_Kutschera ) das sind ja nette Verknüpfungungen.

  • „Dinge als Fakten zu bezeichnen, die landläufig nicht als solche gehandelt werden. Also statt objektiv zu sein, ein Gefühl zum Faktum zu erklären.“

    Wird dieser Ansatz nicht in Fächern wie Genderstudies schon längst praktiziert?



    Das neue ist wohl nur, dass nun auch Rechte auf diesen Zug aufspringen.

    • @Horst Horstmann:

      Unsinn. Wissenschaftliche Forschung über Gefühle etc. ist nicht im geringsten dasselbe, wie gefühlte Wahrheiten zum Ergebnis von Wissenschaft zu erklären.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @Horst Horstmann:

      Zitat aus dem Artikel:

      "Ulrich Kutschera, Professor an der Universität Kassel ... äußert sich aber inzwischen öffentlichkeitswirksam auch zu biologisch festgeschriebenen Geschlechterunterschieden"

      Nun habe ich Judith Butler bereits vor einigen Jahren gelesen, ihr Postulat zumindest hingenommen, dass das jeweils angenommene, gefühlte Geschlecht lediglich eine Frage der (jeweiligen) Performance sei.

      Zwei Kinder und drei Enkelkinder weiter habe ich genug Anschaungsmaterial (im wörtlichen, wie im übertragenen Sinne), würde es mir dennoch nicht einfallen Butlers Arbeit als unwissenschaftlich zu bezeichnen, gar die Autorin zu diffamieren.

      Das ist eben eine These; und es gibt andere ...

      Nur muß ich dahingehend eben nicht mit Butlers Thesen konform gehen,

      so wie ich es zu ihren späteren Äußerungen in Sachen Israel und Palestina, dem Judentum an sich, einen Kulturzionismus in Tradition von Martin Buber oder Butlers Bezüge auf Hannah Arendt et al. dann jedoch getan habe. Ok ein ganz anderes Thema ...

      • @90857 (Profil gelöscht):

        In einem heteronormativen Umfeld wird es schwierig, anhand von fünf Versuchskaninchen eine Gendertheorie zu testen. Zumal Du als Beobachter ned unabhängig, d.h. in dem Experiment als (voreingenommener) Teilnehmer, eingebunden bist.

        • 9G
          90857 (Profil gelöscht)
          @Hugo:

          Siehe meine Antwort an Volker Maerz

      • @90857 (Profil gelöscht):

        Auch hier ihr Bauchgefühl, Chapeau. Wenn keine Ihrer Nachkommen das (von Ihnen wahrscheinlich auch sehr normativ vorgelebte) Schema verlassen haben, ist das nicht gerade ein ausreichendes Sample, um gültige Aussagen über Milliarden völlig verschiedener Menschen daraus abzuleiten.

        • 9G
          90857 (Profil gelöscht)
          @Volker Maerz:

          Über das "vorgelebte", sprich: ansozialisierte Schema will ich ja garnicht streiten, akzeptiere das weitgehend,

          Aber es ging im Artikel zu diesem (Überschrift) wohl Pseudowissenschaft(ler) Ulrich Kutschera, bezüglich einer ins prsönliche, neurechte verweisende Kritik an der von Kutschera offensichtlich erkannten, "biologisch festgeschriebenen Geschlechterunterschieden".

          Keine Ahnung, ob mich mein "Bauchgefühl" bei diesen an den eigenen Kindern gesehenen, zu den Enkelkindern und in Sachen biologischer Stringenz erlebten Eindrücke dann so betrogen hat.

          Da braucht es neben der Genderwissenschaft wohl auch noch sehr viel Religion, sehr viel Ideologie, um die (für mich) erkennbaren biologischen Unterschiede zumindest ein wenig zu relativieren;

          ohne Gefahr zu laufen, sich dabei mehr als lächerlich zu machen.

          • @90857 (Profil gelöscht):

            Was Kutschera betreibt, nennt sich Biologismus ( de.wikipedia.org/wiki/Biologismus ). Ist ned nur meiner Meinung nach arg engstirnig und funktioniert bei Kindern insoweit, als daß die, ließe mensch sie, intuitiv genau das essen, was ihr heranwachsender Organismus braucht (gibts Studien), also sich ned zwingend nur von Süßkram ernähren würden. Es steht aber ned in den Genen, daß Mädels mit Puppen spielen und Jungs mit LEGO, mal sehr vereinfacht formuliert.



            Unwissenschaftlich macht sich Kutschera, daß er quasi Wahrheiten formuliert; die gibt es nicht, es gibt funktionierende Theorien, die mit ausreichend Argumenten und Daten hinterlegt "state of the art" sind, im Zweifelsfall aber ned alle Phänomene beschreiben können. Mit den Newtonschen Gesetzen kann ich ausrechnen, wieviel Bums der Apfel hat, der mir auf die Birne knallt, was um ein Schwarzes Loch rum passiert halt nimmer, da brauchts dann Einstein ff. .



            Und ich halte die Theorie, daß das biologische Geschlecht das sozial konstruierte bestimmt, für zum großen Teil reif für die Mottenkiste (im Gegensatz zu den Newtonschen Gesetzen, die reichen für die alltäglichen Phänomene), bin also eher bei Judith Butler.

          • @90857 (Profil gelöscht):

            Hier ist wieder das größte Problem, dass Butlers Thesen selten wirklich genau gelesen und auch alternative Gender-Hypothesen zur Kenntnis genommen werden. Niemand bestreitet Geschlechtsorgane und genetische Unterschiede. Wie könnte man.



            Bitte beginnen Sie für sich erst mal mit der Klärung des Begriffs "Gender".

            • @Karl Kraus:

              Äh, ... alternative Gender-Hypothesen NICHT zur Kenntnis genommen werden.



              Schulligung!

  • Grundsätzlich sollte der Versuch der Unterwanderung der Wissenschaft (von welcher Seite auch immer) die Alarmglocken schrillen lassen. Es ist seit einiger Zeit zu beobachten, dass auf Kritik äußerst dünnhäutig und mit unbelegten Behauptungen und persönlichen Angriffen reagiert wird. Dabei wird schnell deutlich, dass es nicht mehr um Wissenschaft geht, sondern um politische Interessen. Ein Beispiel aus dem Text:

    „Beim Klimawandel wird das sehr deutlich: Während der überwältigende Teil der Forscher*innen die Auffassung eines menschengemachten Klimawandels teilt …“

    Die Sache ist bei Weitem nicht so eindeutig, wie sie von interessierter Seite dargestellt wird. Hier lohnt sich ein Blick in das „97%-Paper“: Cook, J. et al. (2013): Quantifying the consensus on anthropogenic global warming in the scientific literature. In: Environmental Research Letters 8 (2), DOI: 10.1088/1748-9326/8/2/024024. Es ist unter iopscience.iop.org...48-9326/8/2/024024 frei zugänglich.

    Ungeachtet der insgesamt haarsträubenden Vorgehensweise hier aus Platzgründen nur ein Aspekt:

    Es wurden etwa 12.000 Publikationen zum Thema Klimawandel gesichtet. In etwa 2/3 davon fanden sich keine Hinweise dafür, ob der Klimawandel menschengemacht ist oder nicht. Diese 8.000 Publikationen wurden aus der weiteren Analyse ausgeschlossen!

    Hier lassen sich die beiden relevanten Problembereiche sehr gut nachzeichnen: 1. Was haben die (angeblichen) Wissenschaftler gemacht? Und 2. Was picken Politik, Lobbyisten, Medien etc. sich heraus?

    Und nein ich bin kein AfD-Anhänger. Ich bin Wissenschaftler!

    • @TomG.:

      "Weder noch" - der Fokus lag also wo anders. Sofern Sie Wissenschaftler sind wissen Sie, dass man im paper nicht allgemeine Statements abgibt sondern zu dem Thema schreibt, dass man bearbeitet hat. Es macht also wirklich nur Sinn, die paper gegenüber zu stellen, die explizit um diesen Aspekt gehen. Eine Betrachtung zum Einfluss des Klimawandels auf Alpenveilchen ist ein paper zu diesem Thema, nicht weniger, nicht mehr...

    • @TomG.:

      Ja, dann lesen sie doch zumindest mal die Kurzzusammenfassung der von Ihnen genannten wissenschaftlichen Arbeit. Die 8000 Publikationen (von 12000 untersuchten Publikationen aus den Jahren1991-2011 zum Thema Klimawandel) haben überhaupt nicht untersucht, ob der Klimawandel nenschengemacht ist oder nicht. Können also dazu keine Aussage treffen. Wie viele andere Studien gibt es noch auf dieser Welt die keine Aussage dazu treffen? Diese wurden ja auch alle berücksichtigt. Das spricht aber in keiner Weise dafür das es keinen Konsenz zu dem Thema gibt.



      Im 2.Teil steht dann aber das Entscheidende: Die Wissenschaftler wurden nochmals befragt, ob der Klimawandel menschengemacht ist und da haben "nur" noch 1/3 keine Aussage getroffen und 97,1% davon halten den Klimawandel für menschengemacht. Im Laufe der Zeit hat dieser Zustimmung noch weiter zugenommen.



      Kann man alles in der Kurzzusammenfassung lesen!

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @TomG.:

      Ich glaube schon, dass es auch einen menschengemachten Anteil am Klimawandel gibt, das Klima sich über die Jahrtausende, Jahrmillionen natürlich immer wandeln wird;

      und bin durchaus offen für sinnvolle Aktivitäten; gern auch von globaler Relevanz.

      Was mich an den kontroversen Diskursen, soweit man sie überhaupt Diskurse nennen kann, abstößt, das ist dieser schon missionarisch zu nennende Eifer, der sich primär bis beinahe ausschließlich in Unterstellungen und Diffamierungen auf der persönlichen Ebene ergeht.

      Godwin's Law, früher eher als Ausdruck von Hilflosigkeit belächelt, scheint mir heute die bestimmende Diskursfigur dieser einen, von der Kanzel verkündeten und im Grunde nicht mehr hinterfragbaren Wahrheit.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Ich verstehe den Text dahingehend, dass es nach Jahrhunderten, gar nach Jahrtausenden der Versuche einer wissenschaftlichen, einer kritisch hinterfragenden Durchdringung jeglichen Seins nun endlich nur noch eine Wahrheit gibt;

    und darf wohl froh sein, dass Abweichler im akademischen Betrieb heute lediglich ökonomisch infrage gestellt, als nach rechts anschlußfähig entlarvt werden, realphysisch schmerzhafte Prozeduren nicht erleiden müssen.

    Und ich darf weiter konstatieren, das der "normale", akademisch nicht vorbelastete Mensch seinem "Bauchgefühl", seiner vielleicht durch Lebensefahrung geprägten, der noch verbliebenen kritischen Reflektionsfähigkeit geschuldet nicht mehr trauen sollte, keinesfalls denen hinterher rennen, welche im Höhlengleichnis des Platon gar eine Handlungsaufforderung sehen.

    Zugegeben, das erschreckt mich ...

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Es gibt nicht eine Wahrheit, aber Methoden und Prozesse, die sich nach "gar Jahrtausenden" als weitgehend zielführend herauskristallisiert wurden. Und ea gab auch im akademischen Bereich immer Leute, die sich darum nicht scherten und an widerlegtem Unsinn festhalten, weil sie offenbar noch etwas anderes antreibt, als die reine Neugier und der wissenschaftliche Ethos.

      Das Bauchgefühl dürfen Sie für Ihren Alltag gerne behalten, dort scheint es mitunter nützlich. Zur Bewertung der Ergebnisse komplexer Studien, Auswertungen und Sachverhalte (mehr als das Ergebnis wird ja selten berichtet) oder gar ganzer Fachrichtungen taugt es leider null. Oder erscheint es Ihrem Bauchgefühl logisch, dass etwas zugleich als Welle und Teilchen existieren kann, dass es „spukhafte Fernwirkung“ gibt oder dass Zeit keine absolute Größe ist?

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Volker Maerz:

        Habe Ihnen weiter oben zu meinem "Bauchgefühl" geantwortet.