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Rechte Medien in IsraelTV-Produzent will „Holocaust“ an Palästinensern

Elad Barashi arbeitet für den Netanjahu-nahen israelischen Sender Channel 14. Auf X forderte er die Vernichtung der Menschen in Gaza mit Nazimethoden.

Blick auf ein völlig zerstörtes Gaza, 6. Mai Foto: Amir Cohen/reuters

Man könnte meinen, wer in Israel öffentlich zu einem Holocaust aufruft, wäre danach sofort seinen Job los. Oder würde wenigstens unter Druck gesetzt, sich für die Aussage zu entschuldigen. Das wäre ein Irrtum, wie der bekannte israelische TV-Produzent Elad Barashi zeigt.

In einem mittlerweile gelöschten Post auf X vom 27. Februar, der nun wieder von Nut­zer*in­nen ausgegraben wurde, schrieb Barashi über die Menschen in Gaza: „Sie verdienen den Tod! Männer, Frauen und Kinder – egal wie, wir müssen einfach einen Holocaust an ihnen ausüben.“ Durchgesetzt werden soll dieser nach Wunsch Barashis mit den Methoden Nazideutschlands: „Gaskammern. Zugwaggons und andere grausame Formen des Todes für diese Nazis.“ Kinder und Eltern, Frauen und Mädchen, sie alle verdienten nach Ansicht des TV-Produzenten einen grausamen und harten Tod.

Israelische und palästinensische Menschenrechtsorganisationen prangern Barashis Aussagen – zurecht – als genozidal an. Die Forderungen, ihn von seiner Position als Produzent für den Netanjahu-nahen Sender Channel 14 zu entfernen, werden immer lauter. Passiert ist allerdings bisher nichts. Und nicht nur das: Statt sich für die menschenverachtenden Aussagen zu entschuldigen, machte er in einem neuen Post am Dienstag auf X deutlich, dass er weiter hinter seinen Worten steht. „Ich entschuldige mich nicht, ich wünsche den Terroristen […] immer noch dasselbe,“ schrieb er. Aber jetzt bezieht er sich nur noch auf „Terroristen“.

Nahost-Konflikt

Nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 startete das israelische Militär eine Offensive in Gaza, 2024 folgte der Vorstoß gegen die Hisbollah im Libanon. Der Konflikt um die Region Palästina begann Anfang des 20. Jahrhunderts.

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Barashis Aussagen mögen in ihrer klaren Bezugnahme zu den Methoden der deutschen Nationalsozialisten schockieren. Wer aber den öffentlichen Diskurs in Israel verfolgt, dürfte eigentlich nicht überrascht sein, dass öffentliche Aufrufe zum Genozid gegen die Menschen in Gaza folgenlos bleiben. Barashis Holocaustfantasien reihen sich ein in zahllose Aufrufe israelischer Spitzenpolitiker seit der Hamas-Terrorattacke vom 7. Oktober.

Die palästinensische Organisation Law for Palestine dokumentierte schon bis Januar 2024 500 Aussagen israelischer Politiker und Entscheidungsträger, in denen gefordert wird, in Gaza einen Völkermord zu begehen oder dazu angestachelt wird. Einer der ersten Einträge ist ein Statement von Benjamin Netanjahu vom 7. Oktober 2023: „Gaza ist die Stadt des Bösen, wir werden alle Orte, an denen sich die Hamas aufhält und versteckt, in Trümmer verwandeln. Ich sage den Menschen in Gaza: Raus da, sofort. Wir werden überall und mit voller Kraft handeln.“

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20 Kommentare

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  • Wer solche Dinge propagiert, tut sich selbst keinen Gefallen. Soll man sich nun damit trösten, dass es gefährliche Verrückte in allen Bevölkerungsgruppen gibt? Und ja, ich weiß sehr wohl, dass die Nazis keine Verrückten waren/sind.

  • Es ist ekelhaft, geschichtsvergessen und durch und durch krank, was der Mann von sich gibt.



    Es klingt genauso wie die tägliche Hetze der Hamas grgen die Juden und ist somit keinen Deut besser. Der Mann gehört ins Gefängnis.

  • Ich halte mich an die Reaktionen des ZdJ oder von Gedenkstätten. Die werden schon sagen, diese Aussagen sind problematisch.

  • Das sind Nazimethoden. Aber das darf offiziell nicht so benannt werden, obwohl wir Deutsche doch am besten wissen, was das ist. Wir haben der israelischen Regierung ja den Persilschein ausgestellt und liefern ihnen noch die gewünschten Waffen dazu.



    Ist die vielgepriesene Staatsraison dazu da, dass Israel die Genehmigung hat, ähnliche Gräueltaten zu verüben, wie wir es ihnen damals angetan haben???

  • Wie meine Grossmutter bei politischen Lügen zu sagen pflegte, "umgekehrt wird's Schühchen draus". Und hier verdrehen Sie auch. Raus ? Ja wohin denn ? Hamas, der sich feige unter der Bevölkerung versteckt ? Dann ist es wohl tapfer, Bomben abzuwarten. Und dir Benutzung der Zivilbevölkerung zu militärischen Zwecken: Haaretz hat wiederholt von der "Benutzung " von Zivilisten durch die IDF berichtet. Das Leid für beide Seiten ? Mittlerweile ist es der Krieg einer Atommacht gegen die Zivilbevölkerung eines Dritten Welt Landes. Ohne Journalisten.

  • Hallo Pauline,



    Kahanisten sprechen gerne von Terroristen, meinen aber alle Palästinenser. Das ist eine bekannte Kommunikationsstrategie, die schon Meir Kahane proklamiert hat.

    Dem Innenministerium ist diese hetzerische Art, über Palästinenser zu sprechen offensichtlich bewusst:

    "Bei der JDL beinhaltet das die Herabwürdigung von Palästinensern, Terroristen (gemeint sind Araber), „Scheinjuden“, „Jüdischen Verrätern“ und Nationalsozialisten."



    dserver.bundestag....18/071/1807181.pdf

  • Mein hebräisch ist etwas eingerostet, aber es reicht meist um israelisches Fernsehen zu verstehen und was da seit Monaten von sich gegeben wird, sei es von Politikern, pol. Analysten, Journalisten, Influencern, etc. würde in Europa allen diesen Menschen den Job kosten. Das Zitat von Netanjahu ist ja noch harmlos. Smotrich und Ben Gvir sind quasi berüchtigt für ihre menschenverachtenden und genozidalen Äußerungen- passiert ist da auch nicht viel. Nur mal zur Erinnerung der IGH hatte auch verfügt das solche Äußerungen bestraft werden, weil das Anstacheln/ Aufruf zum Völkermord strafbar ist.



    Nissim Vaturi, Deputi Speaker Knesset + Likud: "Israel needs to separate the children and women and kill the adults in Gaza, we are being too considerate", und er hat Palästinenser als "subhuman" bezeichnet.



    Moshe Saada, Knesset + Likud Mitglied vor einigen Tagen: “Yes, I will starve the residents of Gaza, yes, this is our obligation"



    das ist nur die Spitze. Das dies seit Monaten runtergespielt wird ist absolut sträflich. Wir würden solche Aussagen von keinem deutschen oder EU Politiker akzeptieren, vor allem nicht wenn man auch noch live verfolgen kann wie diese Worte in Taten umgesetzt werden.

  • Diese Aussagen sind zu verurteilen. Aber:

    " ...wir werden alle Orte, an denen sich die Hamas aufhält und versteckt, in Trümmer verwandeln. Ich sage den Menschen in Gaza: Raus da, sofort."

    Das klingt eher nach dem Gegenteil. Die Aggression geht klar gegen die Hamas die sich feige unter der eigenen Bevölkerung versteckt. Das Leid für beide Seiten hat eine klare Adresse. Die Hamas die schon lange vor dem 7. Oktober an Juden und der eigenen Bevölkerung zahllose Verbrechen begangen hat

    • @Pawelko:

      Es ist wirklich schockierend. Es gibt Leute, die werden noch unter jedem Artikel zu diesem Thema ein "aber" anbringen. Wachen Sie bitte mal auf! Es gibt auch von Netanyahu und aus seinem Kabinett etliche Aussagen, die nicht ganz so übertrieben eindeutig sind wie die dieses Produzenten, jedoch eindeutig genug. Jeder der es wissen will, kann es wissen. Und wer heute noch irgendwelche "aber" anbringt, der unterstützt damit diese Linie. Wollen Sie das?



      Netanyahu ist eine extreme Kraft - und er war es immer. Ich verlinke noch einmal die Satzung des Likud. Direkt aus dem ersten Punkt geht hervor, dass der Likud seit seiner Gründung eine kompromisslose "from the river to the sea" Politik verfolgt hat. Und was in Gaza zu beobachten ist, ist in der selben Tendenz auch im Westjordanland zu beobachten. Dass die Welt einem Völkermord und ethnischen Säuberungen noch einmal dermaßen gleichgültig beiwohnen könnte, hätte ich für unmöglich gehalten. Die Haltung der EU und v.a. der dt. Politik ist nicht zu ertragen! Man sollte sich schämen.

      www.jewishvirtuall...of-the-likud-party

    • @Pawelko:

      ...feige hinter Bevölkerung versteckt.... Ach ja, nur die Hamas? Nicht auch die israelischen Hardliner mit der Bombardierung der Kliniken, dem Stop der Versorgung u.v.m? Das ist ein "Verstecken" hinter vorgeschobenen Argumenten, eine genauso verachtenswerte Haltung wie die der Hamas.

    • @Pawelko:

      Da gibt es kein "aber". Sie relativieren die Forderung nach einem Völkermord durch Vernichtungslager incl. Gaskammern an allen Palästinensern.

    • @Pawelko:

      Wenn man noch nie etwas vom humanitären Völkerrecht gehört hat und nicht hingehört hat, wenn Opa über seine Zeit bei der Partisanenbekämpfung geredet hat - ja, dann mag das für einen so klingen.

    • @Pawelko:

      Wer den discus in Israel verfolgt weiß das gemeint ist: "Alle raus, das wird unser Bereich."



      Da gibt es nichts zu beschönigen oder zum klein reden wie Sie es hier machen.

      Denn: Warum wird/wurde verhindert das jene die aus den Gebieten geflüchtet sind (in der Vergangenheit) kein Rückkehr recht haben?



      Auch jetzt wird das offen gesagt.



      Wer geht darf nicht zurück.



      Das ist Vertreibung. Egal wie man es dreht und wendet.

    • @Pawelko:

      So ähnlich ist die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg auch gegen "Partisanennester" vorgegangen. Dorf niederbrennen und alle männlichen Bewohner zwischen 16 und 80 an die Wand - man kann ja nie wissen.

    • @Pawelko:

      Der von Ihnen zitierte Satz ja. Alle anderen im Artikel genannten sind unmissverständlich. Sie sollten meiner Ansicht nach nicht mehr das unentschuldbare entschuldigen.

    • @Pawelko:

      Ah ja, ... ... ...und?

      Weil Netanjahu etwas anderes sagt, soll das rechtfertigen, was wirklich passiert? Die Vertreibung von Millionen (wohin..?), die Zerstörung ganzer Stadtviertel, die Ermordung von Kindern, Frauen, Männern – Zivilist*innen?

      Die Hamas begeht Verbrechen, an Israel und den Menschen in Gaza – ohne Zweifel. Aber darauf mit der gezielten Vernichtung zivilen Lebens zu antworten, ist selbst ein Verbrechen.

    • @Pawelko:

      Ist klar....

      Und ich wollte gerade noch kommentieren, dass sich hier trotz der Ungeheuerlichkeit der Aussagen bestimmt jemand finden wird, der das umdreht, relativiert oder verteidigt. Bin ich wohl zu spät gekommen 🤷🏻‍♂️

      Übrigens: 'Raus da [nach Ägypten oder sonstwohin], sofort! ' ist nicht viel besser, weil 'nur' ethnische Säuberung.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Tja, vielleicht doch nicht ganz. Immerhin stoßen die Äußerungen von Elad Barashi in Israel auf starken Widerspruch. Und im Artikel wird nicht differenziert, wann mit den Politiker-Aussagen Terroristen oder Zivilisten gemeint waren. Insgesamt wird in der israelischen Gesellschaft mit Nazi-Vokabular viel "unbefangener" umgegangen als in Deutschland, das gilt auch und gerade für die dortige Linke.

        • @Kai Ayadi:

          Er hat relativiert nach dem er Gegenwind bekommen hatte.

          Bei einer gewissen Partei sagen Sie ja auch nicht im Nachhinein: der hatte es ja nicht so gemeint,



          seht was jetzt da steht.

          Desweiteren machen Sie ja auch Unterschiede wenn wann wo was gesagt wird, aber anscheinend nur dann wenn es "der richtige" sagt.

        • @Kai Ayadi:

          Wiederspruch jedoch ohne Konsequenzen.



          Man merkt wie mit zweierlei Mass gemessen wird.