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Radikalisiertes Regime in RusslandEine feindliche Armee

In Moskau demonstrieren jede Woche Zehntausende für freie Stadtratswahlen. Die russische Regierung glaubt, sie werden von den USA gesteuert.

Jeder Versuch der Gegenwehr wird mit jahrelanger Haft bestraft Foto: ap

Vor nicht so langer Zeit sagte der russische Präsident Putin in Richtung Westen: „Wir kommen in den Himmel, und ihr werdet alle verrecken.“ Im Moment scheint es für die russischen Bürger wesentlich einfacher, in den Himmel zu kommen, als ins Moskauer Stadtparlament.

In Moskau sollen am 8. September Regionalwahlen stattfinden. Doch zu diesen Wahlen wurde keiner der 57 unabhängigen Kandidaten zugelassen, darunter etwa fünf aktive Kommunalpolitiker und ebenso viele mehr oder minder bekannte Oppositionelle. Die Entscheidung wurde Mitte Juli verkündet, seitdem wird in Moskau pausenlos protestiert, am vergangenen Samstag gingen 60.000 Menschen auf die Straße.

Es ist die größte Protestwelle seit 2011/2012, als Hunderttausende wegen der gefälschten Parlamentswahl demonstrierten. Bezeichnend für die Proteste ist vor allem der Kontrast zwischen der demonstrativen, fast schon unterwürfigen Friedlichkeit der Protestierenden und der ebenso demonstrativen, selbst für Russland beispiellosen Brutalität der Polizei.

Bisher wurden insgesamt an die zweitausend Menschen festgenommen, viele von ihnen sind bereits zu großen Geld- und kleinen Haftstrafen verurteilt. Einigen drohen mehrjährige Gefängnisstrafen wegen vermeintlicher Beteiligung an Krawallen, die es in Wirklichkeit gar nicht gab. Das Internet ist voll mit Videos von Polizisten, die friedliche Menschen offenbar nach dem Zufallsprinzip aus der Menge zerren.

Nikolai Klimeniouk

Nikolai Klimeniouk, geboren 1970 in Sewastopol, war nach einem Studium in Deutschland Redakteur bei verschiedenen russischen Medien, zuletzt beim regie­rungskritischen Online-Magazin PublicPost.ru, das 2013 aufgrund von politi­schem Druck geschlossen wurde. Seit 2014 lebt er in Berlin. Er schreibt für deut­sche und internationale Medien und leitet „Initiative Quorum“, ein Projekt zur politischen Bildung deutscher Wähler mit Wurzeln in der (Ex-)UdSSR.

Jede Gegenwehr führt zu jahrelangen Haftstrafen

Auf einem ist zum Beispiel zu sehen, wie ein Beamter im Schutzanzug einer jungen Frau, die sich gar nicht wehrt, mit voller Kraft auf die Leber schlägt und sie vor Schmerz zusammensackt. Noch ein Video hält fest, wie Polizisten mit Knüppeln auf einen Mann einschlagen, der wehrlos auf dem Boden liegt. Demonstranten stehen daneben, schreien „Schande“ und „Faschisten“ und mischen sich sonst nicht ein: Sowohl sie als auch die Polizisten wissen, dass jeder Versuch, sich zur Wehr zu setzen oder andere zu beschützen, für Jahre ins Gefängnis führt.

Ein Demonstrant steht bereits vor Gericht, weil er nach einem Polizisten mit einem leeren Einwegplastikbecher geworfen hatte, der Vorwurf lautet Widerstand gegen Staatsgewalt und Gefährdung eines Beamten. Die so gefährdeten, meist maskierten Beamten tragen Ganzkörperschutz, der so sehr an Raumanzüge erinnert, dass man ihnen den Spitznamen „Kosmonauten“ gab.

Mit Zehntausenden Kosmonauten im Einsatz wirken die Szenen, die sich wöchentlich im Zentrum der russischen Hauptstadt abspielen, wie eine Sci-Fi-Serie über eine außerirdische Invasion. Das Moskauer Stadtparlament besteht aus lediglich 45 Angeordneten. Ihre Funktion beschränkt sich weitgehend darauf, die Entscheidungen des Bürgermeisters und der Stadtregierung abzusegnen. Entsprechend niedrig ist in der Regel auch das Interesse der Bürger: Bei der letzten Wahl lag die Wahlbeteiligung bei 21 Prozent.

Das Regime radikalisiert sich

Viele wundern sich deswegen, warum die Behörden dieses Mal nicht nach dem üblichen Muster vorgegangen sind: einige Kandidaten beim Zulassungsverfahren ausschließen, einige gegeneinander ausspielen oder mit Schmutzkampagnen diskreditieren und anschließend alle unliebsamen Figuren, wenn sie doch noch zu viele Stimmen bekommen, bei der Auszählung aussortieren.

Die Regeln für die Teilnahme an der Wahl wurden ohnehin schon in den letzten Jahren verschärft. Um zur Wahl zugelassen zu werden, müssen unabhängige Kandidaten jetzt Unterschriften von drei Prozent der Wähler in ihrem Wahlkreis sammeln. Das führt aber dazu, dass viele Wähler ihre Kandidaten jetzt lange vor der Wahl wirklich kennen.

Und sie waren entsprechend verärgert, als die Moskauer Wahlkommission ihre Unterschriften für ungültig erklärte und sogar so dreist war, persönlich erschienenen Menschen ins Gesicht zu sagen, dass sie gar nicht existieren. Es kam zu spontanen Protesten vor dem Sitz der Wahlkommission und dann zu größeren Demos. Inzwischen hat man das Gefühl, dass die Machthaber alles daran setzen, um ihre Gegner zu radikalisieren. Tatsächlich ist es das Regime, das sich immer mehr radikalisiert.

Russland fürchtet von den USA organisierten Coup

Man kann es auch anders formulieren: Die russische Führung wird immer mehr von ihrer eigenen Fantasie eingenommen, der Westen führe einen Krieg gegen Russland und Russland müsse sich mit allen Mitteln dagegen verteidigen. Die „Farbenrevolutionen“ in der Ukraine und in Georgien, so das offizielle Narrativ, seien von den Vereinigten Staaten organisierte Staatsstreiche gewesen. Die Massenproteste in Moskau 2011/2012 sollen ein Coup des US-Außenministerium gewesen sein, um Russland von innen zu zerstören.

So sieht der russische Staat auch die aktuellen Proteste. Die Menschen auf der Straße sind für die russischen Machthaber keine unzufriedenen Bürger, sondern amerikanische Söldner, eine feindliche Armee. Und mit Invasoren geht man eben nicht zimperlich um. Als die US-Botschaft auf ihrer Internetseite eine Warnung an US-Bürger veröffentlichte, man solle sich am Tag der Proteste von bestimmten Gegenden fernhalten, wurde das vom russischen Außenministerium ins Gegenteil umgedreht und als vermeintliche Anstiftung zur Teilnahme an illegalen Massenversammlungen und Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands, so die Mitteilung der Behörde, präsentiert. Kurz darauf wurde auf Drängen Russlands der amerikanische Botschafter abberufen.

Wie zu Zeiten des kalten Krieges

Zur selben Zeit versendete das Ministerium für Bildung und Forschung an alle wissenschaftlichen Einrichtungen neue Regeln für den Umgang mit Ausländern. Fortan haben russische Wissenschaftler jeden Kontakt mit Ausländern, ob beruflich oder privat, den Behörden fünf Tage im Voraus zu melden, mindestens zwei Russen müssen dabei sein, ein anschließender Bericht ist Pflicht.

Diese Verordnung erinnert umso mehr an die Zeiten des Kalten Kriegs,als sie nur wenige Tage nach dem Atomunfall im russischen Norden an die Öffentlichkeit kam. Dort wurde vermutlich eine neuartige, mit Atomkraft angetriebene Rakete getestet. Vor einem Jahr zeigte Putin eine Animation, wie diese Wunderwaffe, gegen die alle modernen Abwehrsysteme wirkungslos seien, nach Florida fliegt.

Damals spekulierten die Experten noch, es sei alles nur Bluff, sei doch die Entwicklung dieser Waffe zu teuer und zu gefährlich, und sie eigne sich nur für einen Zweck, nämlich den nuklearen Endschlag gegen die USA. Nun sind beim Unfall offiziellen Angaben zufolge mindestens sieben Menschen gestorben und in der Stadt Sewerodwinsk in der Nähe des Testgeländes wurden laut Greenpeace Radiationswerte gemessen, die die Norm um das Zwanzigfache übersteigen.

Die Proteste in Moskau gehen indes weiter. Nun stellt sich die Frage, ob der Atomunfall noch mehr Bürger mobilisiert. Und ob die Regierung dann zu noch drastischeren Maßnahmen greift.

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42 Kommentare

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  • Putins Schergen werden sich denken: „Was die deutsche Polizei in Hamburg beim G-20-Gipfel konnte, das können wir doch auch und sogar noch besser.“

    • @Rainer B.:

      Mit so einem Kleinkram geben die sich doch nicht ab. Die G20 Demonstrationen hätte es dort gar nicht erst gegeben. Demokratie ist doch bei denen eh nur etwas für Weicheier. Da müssten schon längst halb Hamburg in Straflagern schmoren.

      • @Rudolf Fissner:

        Bei diesem „Kleinkram“ wurde rein zufällig nur praktisch alles aufgeboten, was die Polizei in Deutschland überhaupt an Material und Personal zur Verfügung hat. Seit März 2018 wissen wir, dass sich allein die Kosten für den G-20-Polizeieinsatz auf 85 Millionen Euro belaufen. Die Kosten für das extra eingerichtete G-20 Gefängnis (ca. 3 Millionen Euro) in Harburg/Wilhelmsburg sind da noch gar nicht mit eingerechnet.

        www.abendblatt.de/...nast-umgebaut.html

  • Putin hat doch völlig den Überblick verloren. Nun fängt er auch noch an zu fantasieren, dass die Russen demokratisch handeln auf Befehl der USA. Die Begründungen dort werden imer absurder.Ewig wird die nationalistisch autokratische Regierung sich nicht mehr halten können.

    • @Rudolf Fissner:

      "Putin hat doch völlig den Überblick verloren."

      Nette Wunschvorstellung. Sie verwechseln seine Propaganda mit seinen Gedanken.

      Warum werden die Bösen immer unterschätzt?

    • @Rudolf Fissner:

      Ja, genau! Wann haben die USA jemals irgendwelche politischen Bewegungen im Ausland unterstützt. – Völlig absurde Vorstellung.

      • @Sandor Krasna:

        Als ob der dumme Putin ohne die USA überhaupt seine antidemokratische Autokratie aufbauen könnte :-)

      • @Sandor Krasna:

        Und zwischen "unterstützen" (wie Sie schreiben) und "steuern" (wie Putin wohl meint) gibt es bestimmt gar keinen Unterschied.

        • @Ewald der Etrusker:

          Die Idee innenpolitische Dinge ausschließlich auf das böse Ausland zu schieben, ist ja sehr weit verbreitet. Auf allen Kontinenten.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    All over the world ...

    Überall die gleichen Verführungs- und Verschwörungsvorwürfe aus dem Reich der Mythen. Das Web nivelliert. Die Unterschiede sind von Land zu Land eher unbeträchtlich: Kritik wird denunziert, die Kritiker lächerlich oder mundtot gemacht. Wenn das nichts hilft: weggesperrt.

    Für mich lohnt sich das Aufregen nicht. Verändern können nur die Betroffenen etwas. Die Zeiten von Solidarität waren einmal.

    Näheres liefern Geschichtsportale und -bücher.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ich zitiere: "Die Unterschiede sind von Land zu Land eher unbeträchtlich"

      Das bestreite ich.

      Wie ginge es wohl einem sich offen aussprechenden Kritiker, wie ich es bin, in Russland - im Vergleich zu Deutschland? In Moskau, im Vergleich zu München?

      Die Unterschiede sind substanziell und politisch bedeutsam.

      Ich habe meine Gründe, warum ich mir keine AfD-Regierung in Deutschland wünsche. Russische bzw. Moskauer Verhältnisse in München ...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Leo Brux:

        Was Ihre Wünsche angeht, sind wir nicht so weit auseinander.

        Ich wünsche mir ebenfalls keine Moskauer Verhältnisse - aber auch keine Münchner (ich bin Preuße). Auf eine Regierungsbeteiligung der AfD kann auch ich gut und gerne verzichten. Auf eine der CSU ('Bavarian Totalitarismus') ebenfalls.

        Daraus zu schlussfolgern, Deutschland sei das Land, in dem Milch und Honig fließen, wäre ein fataler Irrtum.

        Conclusio: selbstverständlich existieren Unterschiede. Diese Aussage korrigiere ich. Auch wenn es hier keine Lager gibt, in die Kritiker eingesperrt werden, so ist der Umgang mit Kritikern in der Form gelegentlich moderater, im Ergebnis nicht anders: Kritiker werden ins Abseits gestellt.

        Vielleicht bin ich etwas ungerecht: die Bespassung ist in diesem Land vermutlich professioneller. Sie ist - und bleibt aber - im Endeffekt ein Sedativum, das die breite Masse bereitwillig einnimmt.

        Und nun schalten wir um zu Musik aus dem Berchtesgadener Land ...

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Kritiker werden bei uns NICHT ins Abseits gestellt, sondern sie sind das Normalste in unserer Welt. Fast JEDER ist bei uns Kritiker. In einer politisch-pluralistischen Welt ist das so. Auch Angela Merkel ist Kritikerin.

          Was die CSU in Bayern angeht: Ich hab sie nie gewählt - aber ich hab immer gut mit ihr leben können: Ich habe mich nie von ihr bedroht gefühlt.

          Was nicht heißt, dass ich CSU-Politik gut finde (in Relation zu grüner Politik, zum Beispiel). Aber den Söder ziehe ich dem Putin immer noch vor. Unbedingt! Bei Söder brauche ich nicht zu fürchten, dass er mich zusammenschlagen lässt, wenn ich etwa für eine minderheitenfreundlichere Politik auf die Straße gehe. Ich verliere deshalb auch nicht meinen Job als Sprachkurslehrkraft für Migranten. Zum Beispiel. - Das ist ein ziemlicher Unterschied. Kommt dazu, dass unsere Wahlen einigermaßen fair ablaufen.

          Letzter Punkt: Wenn die Leute sich hierzulande "sedieren" lassen, dann liegt das in ihrer Verantwortung.

          Aber vielleicht haben Sie ja Vorschläge, was da zu tun wäre?

          Mir kommt es so vor, als ob die Welt für uns (alle!) zu kompliziert geworden ist. Wir blicken nicht mehr durch, finden auch keinen Ansatz zu praktisch plausiblem Handeln mehr. Drum der Rückzug ins Private, ins Entertainment, ins Sektiererische, ins Fanatische, in Blase und Echokammer ...

          Ich halte mich - resigniert - politisch an das kleinere Übel. Und wenn es Söder heißen sollte. Und setze auf die Grünen als einer relativ (!) vernünftigen Partei.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Leo Brux:

            Logik wäre, sie nicht anzuerkennen. (Helmut Qualtinger)

            Es wird einem nichts geschenkt. Selbst seine Fehler muss manN selbst machen. Und dazu zählt auch, Dinge nicht sehen zu wollen.







            Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass die Wahl des 'kleineren Übels' auch ein Übel ist? Und verhindert, dass sich die Welt zum möglichen Besseren verändert?

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Wenn Sie mir eine andere Option plausibel machen können ...

              Ich hab generell in meinem Leben kein Problem damit, kleinere Übel zu wählen. Das kommt schon öfters vor.

              Zum Beispiel: Ich bin auf dem Weg zur Arbeit - und merke plötzlich, dass ich den Schlüssel für mein Fach vergessen habe. Kehre ich um und hole ihn, komme ich saftig zu spät. Komme ich nicht an mein Fach, muss ich Unterricht ohne mein Kursbuch machen. - Welches Übel wähle ich?

              Ich sehe nicht nur keine Partei und keine Bewegung, die eine überzeugende Agenda für die Lösung der Hauptprobleme Deutschlands, Europas und der Welt hätte. Ich selber merke, dass ich auch keine überzeugende Agenda habe - denn, zu einer solchen gehört immer auch die realistische Umsetzungsstrategie, die Chance, genug Anhänger zu bekommen, genug politische Machtressourcen, um die Agenda zu realisieren.

              Also backe ich kleine Brötchen ... und wähle auch immer mal wieder das kleinere Übel, um nicht auch noch selber zur Katastrophe beizutragen.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Leo Brux:

                Do it!

                Mehr lohnt nicht.

  • Ich würde von einem klassischem Fall von Projektion reden. Sie machen es, versuchen es, sind teilweise erfolgreich.

    Diese Proteste sind jedoch eher mit dem arabischem Frühling zu vergleichen. Nur eben das die Machthaber nicht Gerlgeber im Ausland haben, sondern sich ganz gut selbst versorgen können.

    Es bleibt nur zu hoffen, dass es genug Idealisten in Russland gibt, die es schaffen das verfestigte System auf zu brechen.

    • @Sascha:

      "...dass es genug Idealisten in Russland gibt..."

      Es sind erstaunlich wenig. Das zu Nawalny kaum jemand kommt, ist ja normal, aber das zu der Demo letzte Woche nur 60000 gekommen sind, hat mich schon erstaunt. Schließlich reden wir über eine Stadt mit 12000000 Einwohnern, die noch dazu eine Hochburg der Putin Gegner ist.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Unter den gegebenen Umständen trauen sich also immerhin 60.000 auf die Straße und setzen sich einem nicht unbeträchtlichen Risiko aus.

        Das ist eine hohe Zahl.

        Hinter der eine Mehrheit der Bürger in Moskau zu stehen scheint.

        Warum wertet "Warum" das ab?

        • @Leo Brux:

          Ich sprach von der für 100000 genehmigten Demo. Wer da hin und nach ihrem Ende gleich wieder heim ist, konnte das gefahrlos tun. Das wissen die Moskauer. Ich hatte also angenommen, dass die 100000 zusammenkommen. Zumal Putin in Moskau nicht sonderlich beliebt ist. Es scheint aber, dass viele gleichgültig geworden sind. Oder vielleicht liegt es daran, dass diesmal weniger Kandidaten abgelehnt wurden, als bei der letzten Wahl.

          Unterm Strich bleibt, dass sich Putin keine allzu großen Sorgen machen muss. Ich versuche nur, realistisch zu sein.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Ich sprach von der für 100000 genehmigten Demo. Wer da hin und nach ihrem Ende gleich wieder heim ist, konnte das gefahrlos tun. Das wissen die Moskauer."

            Sagte Väterchen Russland.

            Nun denn, weiß das auch die Polizei?

            Wollen Sie wirklich behaupten, das Demonstrationsrecht und andere Freiheitsrechte sind in Russland so gut aufgestellt wie, sagen wir mal in Deutschland?

            Und selbst hier, das weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung, wird das immer wieder mal sehr ruppig gehandhabt und in jüngerer Zeit geht man auf manchen Demos ein unkalkulierbares Risiko ein.

            Und wenn man verhaftet wird, ist das hässlich, aber ich kenne keinen, der in einem deutschen Gefängnis gefoltert worden wäre.

            In den russischen ist das allgemeine Übung:

            www.dw.com/de/anw%...immt-zu/a-45465800

            Nur ein Link von hunderten.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              "Wollen Sie wirklich behaupten, das Demonstrationsrecht und andere Freiheitsrechte sind in Russland so gut aufgestellt wie, sagen wir mal in Deutschland?"

              Nein. Habe ich auch nicht. Wir sprachen über Teilnehmerzahlen. Also lassen Sie bitte diese Unterstellungen.

  • Erstens glauben doch die Westegierungen auch an russische Trolle und russische Einflussnahme auf Wahlen. Was soll dann so ungewöhnlich sein, wenn auch die russische Regierung an westliche Einmischung glaubt.

    Zweitens ist de Bericht über eine "mit Atomkraft angetriebene Rakete" ziemlich daneben. Wenn eine tonnenschwere normale Rakete zu einem ungünstigen Zeitpunkt explodiert, dann sind 7 tote noch sehr moderat. Auch ein kurzfristiger Anstieg der Radioaktivität auf das 20 fache der Hintergrundstrahlung wiederspricht der Theorie von Kernenergie als Antriebsmittel.

    • @Martin_25:

      Die verzwanzigfachung wurde ja wohl nicht am Ort der Explosion festgestellt, sondern in einiger Entfernung.



      Ausserdem ist eine bestimmte natuerliche Strahlung unproblematischer als gleich starke Messwerte kuenstlicher Radioaktivitaet, weil da meistens noch die Aufnahme radioaktiver Teilchen hinzukommt, deren Strahlung dann im Koerper anhaelt.

  • Im Artikel steht.. (ähnlich wie im einführenden Absatz): “Die Menschen auf der Straße sind für die russischen Machthaber keine unzufriedenen Bürger, sondern amerikanische Söldner, eine feindliche Armee“. Putin und seine Spießgesellen als Machthaber stammen doch alle aus dem Geheimdienst oder stehen ihm sehr nahe. Es ist doch ein Witz, wenn wir meinen, sie seien nicht genau über alle Einzelheiten der Protestbewegung informiert.

    Russland hat sich gut gegen Einflussnahme aus den USA abgeschirmt. Fraglich ist auch, ob Trump seinem Gesinnungsgenossen wirklich schaden will. Nein, in Russland will man das Volk mit Lügen ruhigstellen und die eigenen Handlungen mit einem legalen Anstrich übertünchen. Manche Kritiker kann so ruhiggestellt werden.

    An der Spitze Russlands stehen intelligente Leute, Für P. gilt das besonders! Wir dürfen uns leidvoll erinnern: Auch bei den Nazis gab es viele intelligente Leute - ohne P. und die Seinen mit denen ganz vergleichen zu dürfen. Aber sie sind sie alle machtbessesene und gewissenlose Menschen- und Völkerrechtsverletzer. Wenn es ihnen von Vorteil erscheint, scheuen sie vor keinem Unrecht und auch vor Verbrechen nicht zurück. Mord und Krieg sind keine Tabus!

    Auch in anderen Staaten sind Leute mit gleich abscheulichen Werten an der Macht. Aber in den meisten Staaten gibt doch noch eine Kontrolle durch die Opposition, Verfassung usw.

  • 0G
    07552 (Profil gelöscht)

    Deutschland ist Amerika, Amerika ist Russland - nationale Kleriker schauen mich verdutzt an ???

  • Putin weiß, als erfahrener Geheimdienstmann, um den Einfluss der damaligen UDSSR auf Protestbewegungen im Westen.



    Um seine eigenen, durchaus wirksamen Einflussnahmen z.b. bezüglich der neuen Rechten in Deutschland.



    Und "was ich selber mach' und tu', dass trau ich auch jedem andren zu".

    • @Wagenbär:

      Ich verstehe. Regierungskritische Protestbewegungen im Westen sind von Russland gesteuert.

      MÄCHTIGER Putin!

      Aber bitte, nehmen wir es mal ernst. Die AfD ist also eine von Putin bzw. Russland erzeugte und betriebene und gesteuerte Protestbewegung?

      So, wie die Protestbewegung in Moskau eine vom Westen erzeugte und betriebene und gesteuerte ist?

      Authentischen Protest gibt's also kaum noch?

      Danke für die Aufklärung.

      • @Leo Brux:

        Als ob Putin es nötig hätte, die AfD zu steuern! Wer das glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Die biedern sich ihm doch freiwillig an. Schon vor vielen Jahren gab es die "Putin hilf"-Transparente bei Pegida, die werden wohl kaum in Moskau bemalt worden sein.

    • @Wagenbär:

      „Zutrauen“

      Wie läuft denn dann die Auswah?



      Hat er son Stapel Karten von Ländern denen er es zutraut und er zieht sich dann eine Karte raus?

      • @Rudolf Fissner:

        Wie Sie auf irgendeine Auswah(l?) kommen, bleibt natürlich Ihr Geheimnis. Kann es von mir aus auch gerne bleiben, ich bin ja so tolerant.

  • 6 von den 2000 wurden angeklagt. Ansonsten ist die Teilnahme an einer verbotenen Demo in Russland nur eine Ordnungswidrigkeit (im Gegensatz zu hier ) . Aber schön das über Proteste in Moskau so ausführlich berichtet wird. Es scheint die Menschen gehört zu interessieren.

    • @Struppi:

      In Deutschland ist (nur) der "Aufruf zu" und die "leitung" einer Verbotenen Demo eine Straftat.



      Die Praxis ist jedoch eigentlich mit jener in Moskau identisch:



      Die Poliei geht regelmäßig auch gewaltsam gegen ALLE Menschen vor, die sie so einer "Verbotenen Vesammlung" zuordnet, und stellt regelmäßig die Personalien ALLER dieser Menschen fest und leitet der Einfach heit halber gegen ALLE diese Menschen Ermittlungsverfahren wegen eines Verstosses gegen das Versammlungsgesetz ein.



      Ach ja, und genau in Moskau wurden auch schon Menschen in "unterbindungsgewahrsam" genommen, weil die Polizei den Verdacht hatte, diese könnten demnächst gegen das Versammlungsgesetzt verstossen.

      • @Wagenbär:

        In dem Text hat sich ein sinnentstellender Fehler eingeschlichen:



        Richtig soll es heißen:



        "(...)Ach ja, und ,genau wie in Moskau, wurden auch schon Menschen in "unterbindungsgewahrsam" genommen, weil die Polizei den Verdacht hatte, diese könnten demnächst gegen das Versammlungsgesetzt verstossen."







        Und dies betraf hier in Deutschland Menschen, deren Eintreten für strikte Gewaltlosigkeit absolut unzweifelhaft ist, wie den Jochen Stay oder "Eichhörnchen" Cecile Lecomte.

        Mein obiger Kommentar bezieht sich auf sog. "Verbotene Versammlungen".



        Wobei die Polizei vor Ort immer wieder Versammlungen klar rechtswidrig und ohne jede Rechtsgrundlage als "Verboten" erklärt.

      • @Wagenbär:

        Interessanter Vergleich -



        zwischen den Verhältnissen in einem Land mit einigermaßen funktionierendem Rechtsstaat, mit einigermaßen fairen Wahlen, mit Gewaltenteilung -



        und einem Land ohne Rechtsstaat, ohne Gewaltenteilung, ohne fairen Wahlen, dafür mit weitgehend gleichgeschalteten Medien und einem formidablen Repressionsapparat.

        Läuft auf das selbe hinaus, meint Wagenbär.

        Na, dann können wir die AfD durchaus russische Verhältnisse in Deutschland gestalten lassen.



        Wir verlieren dabei ja nichts.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Leo Brux:

          Mein Tipp: erst mal das lesen, was Sie kritisieren.

          In Deutschland gibt es eine Demokratie, in Russland eine gelenkte Demokratie. Das ist in der Tat nicht identisch.

          Die Mechanismen, die Wagenbär beschreibt, sind größtenteils austauschbar. Der Zweck heiligt die Mittel - und der Zweck heißt: MACHTERHALT.

          Mein Respekt ist bei jenen Menschen, die zunächst Missstände im eigenen Land kritisieren und zu verbessern versuchen.

          Habe ich Ihre diesbezüglichen Beiträge hier bislang übersehen?

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Jetzt erklären Sie mir mal, was eine "gelenkte Demokratie" ist!

            Also: Gelenkte Demokratie = ???



            Und obwohl gelenkt, dennoch Demokratie?

            Die Mechanismen sind eben nicht "austauschbar". DAS ist MEIN Argument.

            Machterhalt - ja. Aber WIE? Im Rahmen von einigermaßen freien Verhältnissen, einer demokratischen Öffentlichkeit - oder unter repressiven Verhältnissen wie in Russland - das macht einen substanziellen Unterschied.

            Den ich, wäre ich Russe und lebte ich in Moskau, vermutlich auch physisch spüren würde.

            Wir reden hier über Russland. Aber eben dabei auch über Deutschland, als Leute wie Sie oder Wagenbär durchaus russische Verhältnisse akzeptieren würden. Die AfD lässt grüßen.

            Muss ich jetzt erst einmal ein Diplom für Deutschlandkritik vorweisen, um Russland kritisieren und vor der AfD warnen zu dürfen?

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Leo Brux:

              Ich gehe mal davon aus, dass das Netz auf Ihre Frage eine Antwort weiß. Ansonsten: Lesen Sie meinen Post, den ich Ihnen an anderer Stelle soeben schickte.

              Sie werden dann erkennen können, dass Sie offene Türen einrennen. Eine beliebte Methode. Steigert den persönlichen Mut-Faktor.

              Was Ihre Schlussfrage angeht: JA, das ist im taz-Forum das Mindeste, was erwartet werden darf: ein Diplom für Kritik an deutschen Zuständen - da gibt es einiges zu kritisieren. "Soldaten fahren gratis Bahn" wäre ein geeignetes Thema des Augenblicks.

              Glückauf - und keine falsche Zurückhaltung. Und: nastrovje.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Eine gelenkte Demokratie ist keine.



                Was wäre denn demokratisch an einem Staat, der keine Gewaltenteilung kennt, keinen Rechtsstaat, und in dem die Hauptmedien gleichgeschaltet sind?

                Wahlen allein machen keine Demokratie. Hitler hätte jederzeit ehrliche (!) Zweidrittelmehrheiten für sich und seine Politik bekommen können, wenn er gewollt hätte.

                Zur Kritik an Deutschland: Warum sollte ich in einer Diskussion, in der es um Russland geht, Deutschland kritisieren?

                Wenn wir über Arm&Reich, über NSU, über die Schule, über die Wohnungs- und Verkehrspolitik etc pp sprechen - jederzeit. Aber ich hab dann den internationalen und historischen Vergleich immer im Hinterkopf dabei - und gehe NIEMALS davon aus, dass das Paradies der richtige Maßstab sein könnte, um die Realität, in der ich lebe, zu beurteilen.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Leo Brux:

                  Das hört sich ganz nach einem Ergebnis ohne lästige Recherche an. Kompetente Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben, sehen das ganz anders. Mal bei wikipedia kurz reinschauen, kurz innehalten - und vor dem Meinen erst mal denken.

                  So verwundert Ihre abschließende Positionsbeschreibung nicht wirklich.



                  Die Ausgegrenzten, Armen und Schwachen in Deutschland werden maximal davon beeindruckt sein, in einem Vortrag von Ihnen hören zu dürfen, dass es in Timbuktu, Lagos oder Khartum Menschen gibt, denen es materiell schlechter geht. Das hat - fast - schon seelsorgerische Qualität.

                  Der Denkfehler dabei: die Menschen in diesen Orten und Ländern verfügen NOCH über halbwegs intakte soziale Bezüge, die hier längst weggebrochen sind. ICHs im Kampf gegen andere ICHs ... im Dienste des so genannten Wettbewerbs.

                  In westlichen Ländern ist deshalb nicht die finanzielle Armut das Hauptthema, sondern die zunehmende Vereinzelung und Erodierung des Gemeinwesens. Dass GB ein 'Einsamkeits-Ministerium' geschaffen hat, haben Sie sicherlich gehört?

                  Dass Sie Ihr Talent in Sprachkursen vergeuden, erschreckt mich. Für einen Schönredner sollten sich doch andere Möglichkeiten bieten, Missstände wegzuschwätzen. Die Übung mit dem Herumschleichen um den heissen Brei beherrschen Sie schon ganz passabel.

                  Als Tipp noch: mal auf die Schlüssigkeit achten. Wenn Anfang und Schluss nicht so recht zusammenpassen wollen, ist noch viel Übung angesagt.

                  Und gut ist.

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    Ich sehe schon, Herr Leiberg, mit meiner eher umsichtigen Art, die Verhältnisse zu kritisieren, in denen ich (gut) lebe, können Sie sich nicht anfreunden.

                    In meinen Sprachkursen versuche ich die Teilnehmer zu überzeugen, dass sie gut gewählt haben, als sie nach Deutschland gekommen sind. Es ist ein Land, das es schafft, relativ viel Lebensqualität zu bieten. Und das Einwanderung braucht, um den hohen Standard zu halten.

                    Das sehen Sie natürlich als viel zu positiv an. Sie würden Deutschland möglichst schlecht machen. Aber was hätten wir alle davon, die Einwanderer ebenso wie die bereits Einheimischen? Und sie kommen ja doch zu uns, weil die Verhältnisse hier besser sind, oder?

                    IHR Standpunkt, soweit ich ihn verstehe, ist rein destruktiv. Ihr Glück ziehen Sie aus dem Schimpfen, Verurteilen, Anklagen, Angreifen. Das läuft bei den AfDlern ähnlich.

                    Eine praktikable Alternative haben Sie nicht anzubieten. (Die AfD - außer Nostalgie - auch nichts.)

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @Leo Brux:

                      Die Redewendung "gut ist" kennen Sie nicht in Bayern? Erstaunlich.

                      Da helfen auch keine Provokationen und berufsbedingte Be-leer-ungen.