Proteste in Hongkong: Tausende marschieren trotz Verbot
Am Sonntag gingen in Hongkong wieder Tausende Menschen auf die Straße. Es kam erneut zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten.
In einer Mitteilung warnte die Polizei, dass der Marsch illegal sei und forderte Demonstranten auf, „ihre illegalen Akte zu stoppen“. Sie errichtete Barrieren vor der Regierungsanlage. Sie hatte auch einen Marsch der Civil Human Rights Front am 31. August verboten. Doch auch diesen hielten die Demonstranten trotzdem ab.
Neben Demonstranten in Schwarz und Masken nahmen am Sonntag Familien mit Kindern an dem Marsch durch die Straßen einer Geschäftsgegend teil. Sie marschierten mehr als zwei Kilometer ins zentrale Geschäftsviertel. Einige der Demonstranten schwenkten US- und britische Flaggen, andere hatten Poster mit ihren Forderungen nach demokratischen Reformen.
Der Marsch störte den Verkehr. Einige Demonstranten nutzten Kegel, Metallabsperrung und Mülleimer, um Straßenbarrieren zu errichten. Viele Geschäfte machten zu. Demonstranten verbrannten chinesische Flaggen und rissen Banner nieder, auf denen der regierenden Kommunistischen Partei von China gratuliert wurde. Die Partei feiert am 1. Oktober ihr 70-jähriges Jubiläum an der Regierung. Einige Demonstranten zertrümmerten Fensterscheiben und Überwachungskameras am Ausgang einer U-Bahn-Station.
Suche nach internationaler Unterstützung
Auf der Suche nach internationaler Hilfe bei ihrer Kampagne für demokratische Reformen hatten sich im Vorfeld des Marsches Hunderte Demonstranten vor dem britischen Konsulat in Hongkong versammelt. Sie schwenkten britische Flaggen, sangen die britische Nationalhymne „God save the Queen“ und skandierten „Vereinigtes Königreich, rette Hongkong“. Die Demonstranten hatten ähnliche Kundgebungen in diesem Monat vor der britischen diplomatischen Vertretung und am vergangenen Wochenende am US-Konsulat veranstaltet.
Die Besucher der Kundgebung riefen Großbritannien, die frühere Kolonialmacht in Hongkong, auf, dafür zu sorgen, dass die Autonomie der Stadt gemäß Abkommen aufrechterhalten werde, die bei der Übergabe der Macht an China 1997 eingegangen wurden.
Es ist das 15. Wochenende in Folge, an dem in der chinesischen Sonderverwaltungsregion demonstriert wurde. Die Proteste waren im Juni durch einen Entwurf für ein Auslieferungsgesetz ausgelöst worden. Viele betrachteten den Entwurf als Beispiel für eine sich ausbreitende Einmischung Chinas. Die Regierung hat versprochen, den Entwurf zurückzuziehen. Die Demonstranten haben ihre Forderungen mittlerweile aber ausgeweitet: Sie verlangen unter anderem eine unabhängige Untersuchung von Polizeibrutalität, Amnestie für die bereits mehr als 1000 Festgenommenen und freie Wahlen.
Es hat zwischen Demonstranten und Polizisten immer wieder Zusammenstöße gegeben. Die chinesische Regierung warf dem Ausland vor, die Unruhen zu schüren.
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