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Protest von BeachvolleyballerinnenPopos for Future

Die Veranstalter in Katar wollen sie in einen Ganzkörperanzug zwingen, doch Karla Borger und Julia Sude bestehen auf den Bikini.

Beargwöhntes Outfit: Karla Borger (r.) und Julia Sude im Bikini, ihrer Arbeitskluft Foto: Christian Charisius/dpa

Auch im Beachvolleyball ist alles fein säuberlich geregelt. Unter Punkt 4.3 hat der Internationale Volleyball-Verband (FIVB) fesgelegt, dass Athletinnen und Athleten „Shorts“ und einen „Bathing Suit“, womit wohl in erster Linie ein Bikini gemeint ist, tragen müssen.

Ein Hemd oder ein Tank-Top sind optional, heißt es im Regelwerk. Man hat zuerst einmal barfuß zum Wettkampf zu erscheinen und mit einer Nummer (1 und 2; zehn Zentimeter hoch) auf der Hose oder am Oberkörper beziehungsweise Shirt. Schirmmützen sind erlaubt, und wenn es der erste Schiedsrichter gestattet, auch ­Socken, ein langes Shirt für drunter und lange Trainingshosen. Brillen und Kontaktlinsen gehen auch, aber auf eigene Gefahr.

Das deutsche Duo Karla Borger und Julia Sude will Anfang März beim Beach­volleyballturnier in Katar antreten. Dort ist es warm, um nicht zu sagen heiß; die Spielerinnen waren davon ausgegangen, im Bikini anzutreten. Aber genau das ist das Problem. Die Veranstalter haben im Vorfeld des Events festgelegt, dass Spielerinnen in Shirts und knielangen Hosen starten sollen statt wie sonst üblich im knappen Teil, das Beine und Bauch nicht verhüllt.

Borger und Sude verstehen das nicht. Sie pochen sozusagen auf ihr Recht auf pragmatische Sexiness. Warum sollten sie sich umstellen, wenn ihnen die neue Kluft das Sporteln schwerer macht? „Wir wollen das nicht mittragen“, begründen Borger und Sude ihren Startverzicht. „Es geht gar nicht um wenig anhaben oder nicht. Es geht darum, dass wir in unserer Arbeitskleidung nicht unsere Arbeit machen können“, sagt Sude. Beach­volleyball sei „verdammt anstrengend“, erklärt Borger: „Wir passen uns in jedem Land an, wo wir können. Wir sind dazu auch bereit. Aber du bist da in der Hitze nur am Triefen.“

Baggern mit Hijab

Zum ersten Mal spielen Frauen auf diesem Niveau im Wüstenstaat am Persischen Golf; nach Dubai 2008 findet überhaupt erst zum zweiten Mal ein Frauenturnier auf der Arabischen Halbinsel statt. Es ist mit 300.000 Dollar dotiert und dient auch als Olympiaqualifikation, was Borgers und Sudes Protest eine zusätzliche Note verleiht. Katar ist muslimisch geprägt. Vor allem Sportlerinnen müssen sich strengen Kleidervorschriften unterwerfen.

Was das im Beachvolleyball bedeutet, konnten Zuschauer beim Olympischen Turnier in Rio de Janeiro beobachten. Dort trat das ägyptische Duo Nada Meawad und Doaa Elghobashy an. Die Nordafrikanerinnen steckten in Ganzkörperanzügen, die in der Szene der Sandhüpfer ebenso neuartig wie ungewöhnlich waren. Elghobashy trug auch noch einen Hijab, um ihr Haar zu bedecken. Die textilen Ausnahmegenehmigungen wurden erst in letzter Minute vom internationalen Verband gewährt, auf Antrag der Ägypter. Den Hijab trage sie schon seit zehn Jahren, sagte El­ghobashy damals, und er habe sie nie daran gehindert, Sport zu treiben.

Im Jahr 2012 wurde die Kleiderordnung letzmals neu festgelegt. Man beschloss, dass Spielerinnen in Zukunft in allen Wettbewerben, also auch bei Olympia, nicht mehr nur die Wahl zwischen einem einteiligen Badeanzug und einem Bikini haben, der an den Seiten maximal sieben Zentimeter breit sein darf, seitdem sind auch Shorts erlaubt, die im längsten Fall drei Zentimeter über dem Knie enden, sowie Tops mit oder ohne Ärmel.

Es war eine Entscheidung, die beide Seiten bedienen sollte: die Fraktion der Prüden, die im Beachvolleyball eine fast schon lasterhafte Zurschaustellung von Popos sehen wollten oder eine Verdinglichung von schönen Frauenkörpern – und jene Gruppe von Aktiven, die sich schlicht mehr Flexibilität ausbedungen hatten.

Bei Karla Borgers und Julia Sudes Protest geht es freilich nicht nur um die Größe von Textilien, es geht auch um die Durchsetzung von persönlichen Freiheiten in einem Land, das Nicht-Kataris wie Menschen zweiter Klasse behandelt und sie im Kafala-System in ein Verhältnis sklavischer Abhängigkeit zwingt. Dass es in Katar um Frauenrechte nach westlichem Maßstab nicht gut bestellt ist, muss nicht weiter erwähnt werden, weswegen Sudes und Borgers Bestehen auf dem Bikini als ideales Arbeitsgerät auch als Akt der Emanzipation zu verstehen ist: mit knackigen Popos und Sixpacks gegen das Böse auf der Welt.

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11 Kommentare

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  • Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen:



    Zwei Beachvolleyballerinnen haben mehr "Eier" als der FC Bayern, der DFB und die FIFA zusammen.



    Letztgenannte benutzen wachsweiche Ausreden wie "andere Kultur" etc. um die menschenverachtenden Praktiken der katarischen Regierung schön zureden. Siehe Stellung der Frau und den Blutzoll von Arbeitern zur Errichtung von Fussballstadien.



    Aber Hauptsache der Rubel rollt...

  • Die Kleiderordnung, ob nun vorgeschriebene Knappheit oder vorgeschriebene Bedeckung, ist schlicht Sexismus. In beiden Fällen werden Frauenkörper zu Objekten gemacht. Bei dem einen zur Fleischbeschauung, bei der anderen Ordnung wird der Frauenkörper als Lustgut dargestellt dessen öffentliche zur schau Stellung unzüchtig sei. Dabei sollte doch jede selber entscheiden können wie sie sich wohl fühlt und wie sie ihren Sport bevorzugt.

    • @Mensch0834:

      Finden Sie es nicht etwas fehl am Platze, so zu tun, als sei die knappe Bekleidung der Sportlerinnen zur Fleischbeschau vorgeschrieben?

      Und nebenbei hat man gleich noch indirekt die Katarer gerechtfertigt.

      Im Artikel ist zu lesen,. dass den Sportlerinnen eine Auswahl zur Verfügung steht.

    • @Mensch0834:

      Sie haben recht, die andere Richtung, die Kleidung möglichst knapp und sexy zu halten, halte ich ebenfalls für falsch.



      Man sollte eigentlich nur eine Vorgabe machen: Das man nicht nackt spielen darf.



      Ob dann jemand lieber im Bikini, Badeanzug oder normaler Sportkleidung antritt soll man den Spielerinnen überlassen.

  • Schade, dass Borger/Sude sich nicht darauf einlassen. Sicher gibt es doch atmungsaktive Shirts und Hosen, in denen man spielen kann. Immerhin kriegt man da keinen Sonnenbrand/Hautkrebs.



    Mich stört schon immer diese übertriebene, von alten Säcken verordnete Nacktheit bei den Beachvolleyballerinnen, vor allem untenrum. Da muss auch das letzte Schamhaar weggewachst werden, damit nichts aus den knappen Höschen rausguckt. Die Funktionäre machen ja nicht einmal einen Hehl daraus, dass es darum geht, den Sport "attraktiver" zu machen. Degradierung zu Sexobjekten und Borger/Sude machen da freiwillig mit - mir unverständlich.

    • 1G
      13566 (Profil gelöscht)
      @Katrina:

      Warum nicht einfach die beiden Sportlerinnen selber entscheiden lassen?



      Sollen Border/Sude sich von alten, islamischen Männern vorschreiben lassen, wie sie Sport machen?



      Ist das ihre Meinung, Katrina?



      Oder müssen die Frauen, die eine eigene Meinung haben, aber leider vom feministischen Mainstream abweichen, gleich eingenordet werden?



      Dann sollte Katar ein paar deutsche Feministinnen die Kleiderordnung ausarbeiten lassen....scheint ja bestens zu passen?



      Außerdem haben die Beiden den Kataris und ihrem eigenen Verband gleich noch einen drauf gegeben.



      Gut so.

  • Ist das mal wieder eine peinlische Vorstellung. Katar! Mann bzw. Frau! wie Geld doch lockt!

  • Ziemlich sexistischer Kommentar: 'knackige Popos' etc. Dass sich solche Bekleidung einfach freier und für diesen Sandsport komfortabler anfühlt, darum geht es doch. Warum sollen sich Frauen immer klein machen?

    • @resto:

      Nuja, dass es im Beachvolleyball keine hautengen, knappen Badeklamotten sein MÜSSEN, beweisen seit jeher die Männer. Insofern klingt realistisch betrachtet der rein fleischbeschauliche Marketing-Ansatz schon mit, wann immer über den Bikinis ein Fass aufgemacht wird. Wir erinnern uns, dass sie in den ersten Boom-Zeiten des Sports NOCH knapper sein mussten und es seinerzeit sicher nicht um Bewegungsfreiheit oder die Temperierung des heißlaufenden Sportlerinnenkörpers ging...

      Da darf dem Chronisten schon mal eine süffisante Bemerkung entfahren, ohne dass das gleich ausgeschimpft gehört, finde ich. Sexismus ist primär, wenn man einen Unterschied zwischen den Geschlechtern (oder ihrer Behandlung) sieht, wo eigentlich keiner ist. Aber über die Popos männlicher Beachvolleyballer gibt eben DEREN Arbeitskleidung deutlich weniger Aufschluss. Insofern ist der Unterschied real.

  • Zeigt sich halt immer wieder, dass Katar ein wunderbarer Partner im internationalen Sport ist.

  • Und was wird denn nu offiziell festgelegt? Gelten die Vorgaben der Kataris oder das Regelwerk?