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Pro und Contra LebendtierhandelGehören lebende Tiere auf Märkte?

Auf Hamburgs Wochenmärkten dürfen künftig keine lebenden Tiere mehr verkauft werden, so beschloss es die Bürgerschaft. Auch auf dem Fischmarkt nicht.

Bald kein Objekt für Spontankäufe mehr: Huhn im Käfig Foto: Carsten Rehder/dpa

JA

Die Absicht der Bürgerschaft, den Handel mit lebenden Tieren auf den Wochenmärkten zu verbieten, ist denkbar schwach begründet. Dieser entspreche „nicht den heutigen gesellschaftlichen Maßstäben im Umgang mit lebenden Tieren“, heißt es in dem entsprechenden Antrag der Linken. Hamburg müsse den Tieren den Stress der Transportwege und der Marktfläche ersparen, erläutert die Fraktion in der begleitenden Pressemitteilung.

Zwar ist es löblich und auch die Aufgabe von Parlamentariern, dass sie die Stimmungen des Volkes aufnehmen. Doch das reicht nicht als Voraussetzung dafür, den Freiheitspielraum aller Bürger einzuschränken. Für ein Verbot ist der Verweis darauf, etwas sei „anachronistisch“, zu mager.

Auch der Stress auf dem Transportweg ist kein gutes Argument. Würde es ziehen, hieße das, den Transport von Tieren komplett zu verbieten. Dann wäre es nicht einmal mehr möglich, eine Hauskatze zum Tierarzt zu bringen. Und auch der Angst vor den Eindrücken auf dem Markt sind die Tiere nur kurze Zeit ausgesetzt – so sie dort überhaupt Angst empfinden. Dazu kommt, dass die Vorlage nicht differenziert: Hummer oder Hamster – der Handel mit beiden wäre gleichermaßen verboten. Nicht einmal ein lebender Karpfen könnte mehr auf dem Fischmarkt gekauft werden.

Es mutet seltsam an, dass eben dieser Markt, der ja zu den Wahrzeichen Hamburgs gehört, ein Stückchen weniger bunt und dafür steriler werden soll. Tausende Hamburger erfreuen sich bei ihren Reisen ins Ausland der ach so malerischen, vielfältigen Märkte mit ihren Attraktionen. Und zu Hause wird das verboten, weil das Meerschweinchen eine posttraumatische Belastungsstörung bekommen könnte.

Das aufwendig gezüchtete und liebevoll gepäppelte Huhn nicht an einen dahergelaufenen Besoffenen zu verkaufen, dürfte sich im Übrigen von selbst verstehen. Gernot Knödler

NEIN

Man sollte keine lebenden Tiere auf Märkten verkaufen: weder auf Hamburgs Fisch- und Wochemärkten noch sonstwo auf der Welt. Man sollte auch keine Schweine in Lkw transportieren und keine Kücken schreddern. Aber bis zum großen, globalen Wurf dauert es noch, und darum fangen wir am besten vor der Haustür an.

Denn nicht nur, dass die Tiere auf den Märkten Stress und Lärm ausgesetzt sind. Sie sind ihren KäuferInnen auch ausgeliefert. Denn egal, ob Betrunkene, heimliche SadistInnen oder „normal“ Gleichgültige Huhn, Kaninchen oder Meerschwein erwerben: Wer sagt, dass das Kaninchen nicht verhungert, das Meerschwein ausgesetzt, das Huhn geschlachtet wird? Und wer garantiert im letzteren Fall, dass es immerhin fachkundig gemäß der Tierschutz-Schlachtverordnung geschah?

Nein, es ist nicht gut, dass der Erwerb von Lebewesen so spontan möglich ist. Und wer es verbietet, blendet die weiteren Probleme nicht aus. Im Gegenteil: Er macht einen gesellschaftlichen Konsens sichtbar, der da lautet: „Der Anblick lebender Tiere in Käfigen auf Märkten gehört nicht mehr zur Normalität und fräst sich nicht länger ins optische Gedächtnis der BesucherInnen. Auch der Kauf der ‚Ware Tier‘ aus einer Laune heraus ist ab jetzt ein No-Go.“

Denn das ist ja das eigentliche Postulat von Denkern wie dem Biologen und Buddhisten Matthieu Ricard: das menschliche Überlegenheitsgefühl zugunsten einer Ethik abzulegen, die Tierwohl und -würde einschließt.

Und selbst wenn man Tiere nicht aus ethischen Gründen schützt, sollte man es zumindest aus menschheits-egoistischen Erwägungen tun: Nicht nur, dass Massentierhaltung den Klimawandel befeuert. Auch war der Tierhandel auf Märkten mit seiner lieblos-technokratischen Nähe von Mensch und Tier wohl Auslöser der Corona-Zoonose. Klar, die kam nicht von einem Hamburger Markt. Aber das nächste Mal könnte es so weit sein. Petra Schellen

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11 Kommentare

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  • Erinnert mich etwas an die Zirkusdebatte.

    Wir lassen die 25 Millionen Schweine in ihren Quäl-Ställen, lassen die Kühe nach ihren Kälbern schreien, dafür machen wir uns bei Lebendtier-Verkauf und Zirkustieren wichtig.

    Irgendwo müssen wir anfangen. Am besten da, wo es keinen juckt.

  • Die Großunternehmen freuts.

  • Liggers - wenn mir der Herr ja gelegentlich auch ganz schön schräg runter geht - ( mit militärischen Weckruf ‚all'arme!‘ un sojet Stuß! auf den Wecker geht!;(



    Hier aber liegt er mal richtig.



    “ Es mutet seltsam an, dass eben dieser Markt, der ja zu den Wahrzeichen Hamburgs gehört, ein Stückchen weniger bunt und dafür steriler werden soll.“ Zumal da ja schon in der Vergangenheit bekanntlich viel weggebrochen ist. Doch. Doch.



    Der “Hamburger Pferdemarkt“ aka “Hamburger Peermarkt“ - hieß ja auch deswegen so und war ja auch deswegen so bunt und unsteril! Weil n “Peer“ auf gau plattdütsch nicht nur Pferd - sondern vor allem auch - Deern Ische Mädel Frau bedeutet/meint - der Markt demzufolge - Genau Genau - ein beliebter Hochzeitsmarkt - 🙀 - war!



    Liggers. Von Käfighaltung ist hingegen nichts bekannt - 😈 - Vorbei Verflossen - Verpaarshipt - 👩‍🌾 sucht Kuh 🐄 - 😂 -

    Soweit mal - 🥳 -

  • die hamburger*innen haben eine vernünftige entscheidung getroffen die in die richtige richtung weist.

    und ein schritt auf dem weg zu dem zu erreichenden ziel ist





    der handel mit tieren und tierischen produkten sollte vollständig verboten werden

    so hat es der Buddha gefordert

    so wünscht es auch die Gaya ge ga Airtha Earth oder Terra Mater genannte gottheit von der wir alle abhängig sind

    so lehren es auch nicht wenige unserer besten philosoph*innen und philosophen-wie zum beispiel der vielen europäer*innen bekannte heilige phythagoras -der sich nicht nur mit mathematik und musik sondern auch mit ethik befasst hat

    es kann kein privateigentum an tieren geben da diese ja genauso wie menschen sich selbst gehören

    wenn die menschheit wie es die vernunft empfiehlt bald unter einem kaiserlichen staatsoberhaupt in einer konstitutionellen universalmonarchie vereinigt sein wird sollen alle tiere



    den status von untertanen ihrer oder seiner kaiserlichen majestät erhalten

    von ihnen wird eine milch und honigsteuer von 11 prozent erhoben.dafür haben sie anspruch auf den schutz des staates -der ihr recht auf leben freiheit und sicherheit zu garantieren hat -was eine der wichtigsten aufgaben der kaiserlichen beamt*innen sein wird

    technologisch weitfortgeschrittene zivilisationen wie die unsere sind im universum so selten weil die allermeisten infolge des missbrauches ihrer macht untergehen

    die achtung vor den rechten anderer tiere erhöht die überlebenswahrscheinlichkeit technologisch weitfortgeschrittener zivililisationen um mehrere grössenordnungen

    es lohnt sich also für eine spezies wie die menschheit sich die guten-von Buddha selbst (nach dem glauben vieler hindus ist er ein avatar des höchsten aller götter-der kam um den atheist*innen den dharma zu lehren ) gelehrten grundsätze einer ethik der gewaltlosigkeit (ahimsa) zu eigen zu machen.

  • Gut gemeint, ist nicht gut gemacht.



    Wenn die Meerschweinchen, kanninchen oder Hühner nicht mehr auf dem Markt gekauft werden, wo die Anbieter ja noch einer gewissen Kontrolle unterliegen, wandern die Käufer eben ins Internet.



    Bei Ebay-Kleinanzeigen wird dann bei dubiosen Anbietern gekauft, die keinerlei Kontrolle unterliegen.



    Dem Tierwohl wurde damit einen Bärendienst erwiesen.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Wer lebende Tiere kaufen will, soll ins Zoofachgeschäft gehen.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Kennen Sie ein Zoofachgeschäft, das Hühner verkauft?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Super Idee. Die Szenen die sich dort abspielen werden wenn an Kasse 1 Herr Meier mit Töchterchen für einen Goldhamster anstehen während an Kasse 2 der Karpfen/das Huhn für die Feiertagstafel von Frau Meier geschlachtet wird werden allen Beteiligten mit Sicherheit in langer Erinnerung bleiben.

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Ich freue mich über so viel Fantasie! Mehr!!!

  • Ich habe meine (lebende) Huhner immer auf dem Fischmarkt gekauft, die dann in meinen Biogarten ein schönes Leben hatten, sofern Fuchs oder Habicht sie nicht geholt hat.



    Wir sollten aufpassen, dass wir nicht alles über-regulieren und jede Regung und Nische verbieten. Im Übrigen, die Hühner auf dem Fischmarkt machen wirklich keinen sonderlich gestressten Eindruck, ich glaube, das könne gerade Hühner gut ab...

  • Schlechte Zeiten für die Freund*innen von Hummer, Fettammer, Blutente oder Ikizukuri.



    Aber ernsthaft: Hier wird doch ganz offensichtlich mal wieder Symbolpolitik gegen ein annähernd nicht-existentes Problem betrieben. Wo gibt es denn noch Märkte die in nennenswertem Umfang Schlachttiere an Endverbraucher*innen abgeben bzw. Kund*innen die dies nachfragen würden? Währenddessen sind aber im alltäglichen 'Normal'betrieb der Schlachtfabriken durch Preisdruck und Akkord die Quoten der Fehlbetäubungen und -stiche geradezu pervers hoch. Aber dass das arme Schwein aus dem die lachende Bärchenwurst gemacht wurde sein Leben erst elendig im Brühautomaten ließ sieht ja keiner.