Präsidentin „Mama Samia“ in Tansania: Afrikas Angela Merkel

Samia Suluhu Hassan ähnelt in ihrem Stil der scheidenden Kanzlerin. Womöglich kann Tansania mit ihr eine Führungsrolle in Afrika einnehmen.

Präsidentin Samia Suluhu Hassan äuft an Uniformierten vorbei.

Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan bei einem Staatsbesuch in Kenia Foto: Baz Ratner/reuters

Als Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan im März 2021 Präsidentin von Tansania wurde, nachdem ihr Vorgänger John Pembe Magufuli nur fünf Monate nach Antritt seiner zweiten Amtszeit verstorben war, winkte ihr ein Rekord.

Tansanias Verfassung erlaubt dem Staatsoberhaupt nur zweimal fünf Jahre im Amt. Aber wenn „Mama Samia“, wie man sie nennt, jetzt Magufulis viereinhalb Jahre Restlaufzeit absolviert, sich dann 2025 zum ersten Mal wählen lässt und gewinnt – wie es Tansanias Regierungspartei CCM immer tut – und dann 2030 wieder antritt und wieder gewinnt, wird sie fast 15 Jahre lang regieren können. Nur Staatsgründer Mwalimu Julius Nyerere war noch länger im Amt.

Das Schicksal hat Samia Suluhu nach oben gebracht, aber sie ist nun entschlossen, das zu nutzen. Ihre Amtsdauer ist kein großes Problem, denn es kann sowieso niemand in Ostafrika mit Ugandas Yoweri Museveni mithalten, der in gut vier Jahren 40 Jahre im Amt geschafft haben wird. Wichtig ist, was Suluhu mit ihrem Mandat anfangen wird.

Die gesamte Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC), die Tansania mit Kenia, Uganda, Ruanda, Burundi und Südsudan in einer Wirtschaftsunion verbindet, zeigt sich schon fasziniert von der mütterlichen 61-Jährigen, die die Region mit einer Charmeoffensive begeistert.

Tansania ist mit einer Million Quadratkilometer das größte EAC-Mitglied und auch das rohstoffreichste. Zugleich war es immer der Bremser, der Protektionist. Doch kurz nach ihrem Amtsantritt besuchte Suluhu Kenia und sagte der Geschäftswelt, zu der auch Kenias Präsident Uhuru Kenyatta zählt: „Ihr habt ja schon ‚Uhuru‘ (der Vorname des kenianischen Präsidenten bedeutet ‚Freiheit‘), jetzt könnt ihr in Tansania investieren und ‚Suluhu‘ finden (ihr eigener Name bedeutet ‚Lösung‘).“

Innerhalb weniger Monate besuchte „Mama Samia“ alle EAC-Länder und unterschrieb Investitionsdeals in Milliardenhöhe. Damit haben nun alle EAC-Mitglieder ein Interesse an ihrem Erfolg. Das ist wichtig in einer Gemeinschaft, deren sechs Mitglieder zum Teil miteinander verfeindet sind. Burundi und Ruanda werfen sich gegenseitig vor, einen militärischen Umsturz im jeweils anderen Land auszuhecken; Uganda und Ruanda ebenfalls, und ihre Grenzen sind streng geschlossen.

Mama Samia hat auch die Demokratische Republik Kongo in ihr ambitioniertes Wirtschaftsnetz eingebunden. Kongo wird noch dieses Jahr der EAC beitreten, die sich damit vom Indischen bis zum Atlantischen Ozean erstrecken wird, ein potentiell immens reicher Markt von 270 Millionen Menschen.

Tansania gehört auch zur Wirtschaftsgemeinschaft des südlichen Afrika SADC (Southern African Development Community). Dort dominiert zwar Südafrika, aber Tansania genießt größeren Respekt, weil es anderen Staaten der Region half, ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen.

Kann „Mama Samia“ Tansania aufwecken?

Afrika steht in der Weltwirtschaft ganz unten, vor allem in der Covid-19-Pandemie – aber die südliche Hälfte des Kontinents blickt nun mit Hoffnung auf Mama Samia. Kann sie Tansania aufwecken, damit es in Afrika eine Führungsrolle einnimmt ähnlich wie Deutschland in Europa unter Angela Merkel?

Ihre Chancen stehen nicht schlecht. Ihr Vorgänger Magufuli, genannt der „Bulldozer“, machte den tansanischen Staat bereits effizienter. Indem sie nun Tansania öffnet und dabei den vorsichtigen, aber entschlossenen und systematischen Stil der scheidenden deutschen Bundeskanzlerin anwendet, könnte Samia die Merkel Afrikas werden.

Aus dem Englischen von Dominic Johnson

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lebt als unabhängiger Publizist in Ugandas Hauptstadt Kampala. Er ist ehemaliger Chefredakteur der Zeitungen „Sunday Vision“ und „Daily Monitor“ in Uganda und Mitgründer der Zeitung „The Citizen“ in Tansania.

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