Pop-up-Radwege und Corona: Rad fahren ist zu gefährlich
Auf deutschen Straßen sterben zu viele RadfahrerInnen. Zwar wird in grüne Mobilität investiert, doch im Hier und Jetzt passiert zu wenig.
E s ist ein erfreulicher Nebeneffekt in einer bitteren Zeit: Im Frühjahr haben viele Menschen wegen der Coronakrise ihre Mobilität stark eingeschränkt, sodass die Zahl der Verkehrsunfälle stark zurückgegangen ist. Sehr unerfreulich ist aber, dass Radfahrende davon weniger hatten als die anderen VerkehrsteilnehmerInnen. Denn die Zahl der getöteten RadlerInnen ist weitaus weniger gesunken als die der FußgängerInnen und der im Auto Verunglückten.
Es haben sich nahezu genauso viele RadfahrerInnen im Straßenverkehr bei Unfällen verletzt wie vor der Coronakrise. Die Zahl der verletzten E-Bike-FahrerInnen ist sogar drastisch gestiegen, mehr Unfälle enden für sie tödlich. Der Hinweis, dass jetzt auch mehr Leute das Rad und vor allem ein E-Bike nutzen, ist zwar richtig. Aber die Konsequenz daraus muss mehr Sicherheit für diese Gruppen sein und nicht die achselzuckende Hinnahme hoher Unfallzahlen.
Die jüngsten Zahlen zeigen, wie wichtig der energische Ausbau sicherer Radwege und der Umbau der Straßen ist. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten Politik und Gesellschaft das verstanden. Es gibt so viel Geld wie nie für den Ausbau der Radinfrastruktur. Das Rad ist ab November sogar akademisches Lehrfach, der Bundesverkehrsminister stellt auch für Lehre und Forschung zum Rad viel Geld zur Verfügung.
Aber: Es passiert zu wenig im Hier und Jetzt. Die Verwaltungen in Deutschland sind zu schwerfällig. Damit sich das ändert, müssen die Themen Rad fahren und Verkehrssicherheit zur ChefInnensache in deutschen Rathäusern werden.
Dabei hat die Pandemie eins gezeigt: Wenn die Verantwortlichen vor Ort wirklich wollen, können sie rasch handeln und Fakten schaffen. Die vielen temporären Radwege, die in Berlin und etlichen anderen Städten entstanden sind, beweisen das. In Berlin stehen die Zeichen gut, dass die Pop-up-Bikelanes der gerichtlichen Überprüfung standhalten und sie bleiben können. Andernorts wie in München arbeiten KommunalpolitikerInnen daran, sie so schnell wie möglich zu beseitigen. Das ist fatal.
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