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Politische Kunstaktion gegen Björn HöckeWohnen mit Aussicht

In Bornhagen, wo der AfD-Politiker nun auf ein Miniatur-Holocaustmahnmal blickt, ist den Künstlern der Mietvertrag gekündigt worden.

Morius Enden und Jenni Moli vom Zentrum für Politische Schönheit in Bornhagen Foto: dpa

Bornhagen taz | Schöner wohnen geht nicht. In Bornhagen im erzkatholischen Eichsfeld thront die kleine Kirche am Berghang über dem malerischen 300-Seelen-Dorf. Daneben das fast noch größer wirkende holzverkleidete ehemalige Pfarrhaus. Von hier blicken der thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke, seine Frau und die vier Kinder hinab auf den historischen „Klausenhof“ und das Dorf, die Ausläufer des Nationalparks Hainich im Rücken.

Hier zu wohnen heißt leben an der Deutschen Märchenstraße und auch gleich noch an der Wurststraße. Einen kleinen Fleischerladen leistet sich der Ort im hackepeterfreundlichen Eichsfeld und ein Dorfgemeinschaftshaus. Die nahe gelegene Burg Hanstein ist ein touristischer Anziehungspunkt.

Am vergangenen Mittwochmorgen nun soll Höcke „perplex, nachdenklich und grübelnd“ aus seinem Fenster geschaut haben. So berichten es drei Vertreter des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS), die sich im Januar unauffällig im unterhalb des Hauses liegenden Nachbarhaus eingemietet hatten. In knapp hundert Meter Entfernung erblickte Björn Höcke im Garten seines Nachbarhauses 24 Betonstelen, die an die Blöcke des Berliner Holocaustmahnmals erinnern. Dieses hatte Höcke im Januar 2017 im Dresdner Ballhaus Watzke als „Denkmal der Schande“ bezeichnet.

Der Garten mit den Stelen ist von der Straßenseite aus nicht einsehbar, nur von Höckes Haus. Die „Aufstellung von Skulpturen“ sei mit dem Vermieter abgesprochen gewesen, berichtet Morius Enden, der wie viele ZPS-Freunde die „Asche der verbrannten Hoffnung Deutschlands“ wie eine Kriegsbemalung auf den Wangen trägt. Sooft man in der nur provisorisch eingerichteten Wohnung anwesend war, habe man sich mit Nachbarn und anderen Mietern ganz gut verstanden. Bis auf einen notorischen „Böhse Onkelz“-Hörer. „Wir sind ja auch ganz sympathische Menschen“, sagt die ebenfalls schwarz bemalte Jenni Molé lächelnd.

Terroristendenkmal

Die Aufstellung der täuschend echt aussehenden Blöcke aus Theaterbeton begann erst am 18. November unter schützenden Bauzelten. Zugleich startete auf der ZPS-Seite eine Crowdfundingkampagne, die mit knapp 100.000 Euro bereits ein Mehrfaches der entstandenen Kosten eingebracht hat. Nach der Enthüllung der auf relativ engem Raum stehenden Pappmascheeblöcke sei noch am frühen Vormittag ein „Pöbeltrupp“ eingetroffen, berichten die drei ZPS-Mieter. Einige Einwohner waren darunter, aber vor allem herbeigerufene Autoinsassen mit AfD-Jacken und einem Schild, die sich zuerst auf Höckes Grundstück versammelten.

Bei dem dann folgenden Handgemenge hätten sie kurzzeitig Angst gehabt, dass diese Truppe auch Wohnung und Garten stürmen wollte, berichten die Angegriffenen. Offenbar hätten die AfDler zunächst gar nicht verstanden, worum es geht, sie hielten die Blöcke für so genannte Nizza-Sperren und damit für ein Terroristendenkmal.

Wie ist die Aktion zu verstehen? Das fragen sich auch Besucher, die in den Garten vorgelassen werden. Denn das Ganze hat zwei Seiten. Dass es um Höckes Attacken auf den „Schuldkult“ geht, ahnt ein älterer Herr noch. Was die seit Januar laufende heimliche Observation des Höcke-Grundstücks angeht, hat er starke Bedenken. Mit dem, was der Spähtrupp des „Zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutzes Thüringen“ zusammengetragen hat, wird Höcke nämlich erpresst. Er solle am Mahnmal niederknien und so „die deutsche Geschichte anerkennen“. Oder – so die Drohung – es werde öffentlich gemacht, „was Höcke so am ‚Führergeburtstag‘, dem 20. April, gemacht hat“, bekräftigt Morius Enden.

Deshalb ermittelt die Polizei in Nordhausen nun in beide Richtungen. Wegen Stalking gegen das ZPS, aber auch gegen eine „AfD-Totenkopfstandarte“, die den Provokateuren mit Erschießung gedroht haben soll. Weil sie sich nicht mehr sicher fühlten, schlossen die ZPS-VertreterInnen am Freitagnachmittag das Haus. Eigentlich war noch eine Beschallungsaktion geplant, bei der Anrufe auf das Höcke-Grundstück übertragen werden sollten.

Den Diskurs befördern

„Schlimmer als Stasi-Methoden“, kommentiert ein Bornhagener und bezieht sich damit auf eine ähnlich lautende Äußerung des Thüringer Landtagspräsidenten Christian Carius (CDU). Das katholische Eichsfeld, aus dem auch Thüringens früherer Ministerpräsident Dieter Althaus stammt, erweist sich auf der Straße als stockkonservativ. Von „Schwachsinn“ und „Kinderei“ ist die Rede. „Schade ums Geld – das sollten sie lieber den Armen geben, die liegen doch auch in Berlin nur zehn Meter von diesen Sauklötzen entfernt“, erregt sich ein mit der Verschönerung seines Hauses beschäftigter Mann. „Die sollen den Höcke in Ruhe lassen, er hat doch nichts getan!“, fügt ein Nachbar hinzu.

Das sehen die drei ZPS-Leute ganz anders, die sich als Künstler betrachten und keinesfalls als „Aktivisten“ bezeichnet werden wollen. Ihnen geht es vor allem darum, der AfD die Tarnung wegzureißen, zu zeigen, wer Höcke wirklich ist. Gerade jetzt, wo die Partei salonfähig zu werden scheint. Sogar die Landtagsfraktion hatte im Zusammenhang mit dem Parteiausschlussverfahren gegen Höcke per Gutachten feststellen lassen, dass er unter dem Pseudonym Landolf Ladig für eine NPD-Zeitung geschrieben hatte.

Eigentlich wollen die Künstler gar nicht weiter spalten, sondern den Diskurs befördern und „mit Menschen in Kontakt treten“. „Was uns alle eint, ist das Grundgesetz, das wir als das Heiligste ansehen“, wird Morius Ender geradezu pathetisch. Das können viele angesichts der Methoden nicht nachvollziehen, auch der Vermieter nicht, der nun zum Jahresende Wohnung und Garten gekündigt hat.

Die arabischen Bewohner zweier Häuser, die seit zwei Jahren im Dorf leben und friedlich akzeptiert werden, sind die einzigen Bornhagener, die nichts mitbekommen haben. „Wir sind immer zu Hause“, sagt der einzige Deutsch sprechende Junge, bevor eine Frau die Haustür zuschlägt.

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59 Kommentare

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  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Würde sagen, die Aktion ist ein voller Erfolg. Wir wussten zwar, dass viele AFDler radikales Gedankengut vertreten. Dass es eine eigene Totenkopfstandarte zu geben scheint, war bisher aber nicht bekannt. Danke für die Aufklärungsarbeit, ZPS!

    https://www.politicalbeauty.de/

  • "Er solle am Mahnmal niederknien und so „die deutsche Geschichte anerkennen“. Oder – so die Drohung – es werde öffentlich gemacht, „was Höcke so am ‚Führergeburtstag‘, dem 20. April, gemacht hat“, bekräftigt Morius Enden."

    Also, ich denke, wenn es da etwas wissenswertes über Herrn Höckes Aktivitäten an jenem 20. April gibt, dann sollte dies auch ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Sonst bleibt dies her leider tatsächlich auf der Ebene einer gewöhnlichen (wenn auch politisch motivierten) Erpressung.

    Den geforderten Kotau wird er sowieso nie leisten.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Was war der Zweck dieses ganzen Aktionismus'? Sollte "Bernd" Höcke zum ernsthaften Umdenken angeregt werden? Wenn ja, war das eher naiv oder eher dumm? Oder war der Zweck PR in eigener Sache zu machen? Dann wäre es ein Missbrauch des Holocaustdenkmals.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Ich denke, hier geht es nicht nur um Höcke, sondern um Diskurshoheit, darum, dass in Deutschland nicht folgenlos Holocaust relativiert und Nationalismus gefeiert werden soll...

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Ich mag den Begriff "Diskurshoheit".

      • @Uranus:

        Und darum das dieses Zentrum für politische Schönheit schon lange nicht mehr in den Medien gewesen ist.

  • Es ist erschreckend, wie hier manche Kommentatoren das Eigentumsrecht, was nunmal Grundlage des herrschenden Systems ist, mit Füßen treten.

     

    Ich habe das Recht, in meinem Garten aufzustellen, was ich will. Und wenn neben mir ein Politiker wohnt, dann ist das sein Problem, nicht meines. Er kann ausziehen, er muss sich das nicht angucken, was ich in meinem Garten mache und wusste vorher, wo er hinziehen will.

    Die Behauptung, das Privatleben von Politikern müsste mehr geschützt werden wie das anderer Menschen ist Schwachsinn. Schräg gegenüber zieht einer immer am 03.10. eine Deutschlandfahne hoch. Und am Europatag eine Europafahne. Das muss ich mir auch angucken. Ob mir das gefällt oder nicht. Sollen wir das Eigentumsrecht nun noch so definieren, dass niemand von einem anderen Grundstück aus was sehen könnte, was ihn stört??

    Hirnverbrannt.

    • @Age Krüger:

      Nun, Eigentümer sind die sogenannten Künster ja nie geworden, sondern nur Mieter. Daher geht es allenfalls um das Besitzrecht.

       

      Wenn Sie Ihren Nachbarn rund um die Uhr ausspähen und diesen durch Drohung der Veröffentlichung der dadurch gewonnenen Erkenntnisse zu einer Handlung XY zwingen wollen, dann ist das strafrechtlich nix anderes Nötigung. So auch im Fall der sogennannten Künstler (respektive sogenannten Terroristen, wie Herr Höcke sie angeblich nennt). Hier hat der Staatsanwalt laut Medienberichten ja bereits Ermittlungen aufgenommen.

      • @DiMa:

        Der Vermieter hat natürlich auch das Recht zu kündigen. Zumal das Haus ja auch nicht zu Wohnzwecken benötigt wird von den Mietern, spricht da nix gegen.

         

        Zur Nötigung ist allerdings zu sagen, dass mir nicht ganz klar ist, wie wer an welche Informationen gekommen ist. Solange ich ein Tor zur einer öffentlichen Straße hin habe, wo jeder hingucken kann, kann ich mich nicht beschweren, wenn irgendjemand meinen Besuch beobachtet (Passiert hier aufm Dorf sowieso immer und man muss den Nachbarn schon öfters mal Rechenschaft darüber ablegen, wer da war). Ist imo nix besonderes. Wenn es also öffentlich zugängliche Informationen sind, dann kann damit niemand erpresst werden. Wenn es illegal beschaffte Infos sind durch Wanzen oder Einbruch, ist das sowieso strafrechtlich relevant. Aber mich kann niemand damit erpressen, wenn er sagt, dass ich an diesem oder jenen Tag meinen Rasen (nicht) gemäht habe, weil das auch jeder rausfinden kann.

        • @Age Krüger:

          Es gibt Urteile, nach denen es unzulässig ist, Kameras auf dem eigenen Grundstück aufzustellen und damit das Haus (insbesondere das Schlafzimmer) des Nachbarn auszuspähen. Informationen des Nachbargrundstückes sind ja gerade keine öffentlich zugänglichen Informationen und nicht mit denen des "Tors von der Straße" vergleichbar. Was sonst so hinter dem Rücken auf Dörfern gequatscht wird, ist wohl kaum vergleichbar, mit einem öffentlichen Internetposting.

           

          Hier relevant ist jedoch vielmehr die Drohung mit einer Handlung im Falle einer unterlassenen eingeforderten Handlung (kurzum Nötigung).

    • @Age Krüger:

      Niemand stellt das Eigentumsrecht infrage (zumindest kein bißchen mehr, als all Jene, die gerne um der lieben Umverteilung willen schonmal mit der Sozialbindung wedeln... ;-)):

       

      1. Es ist ein Unterschied, ob Sie was auch immer in Ihrem Garten aufstellen, um Ihren Sinn für Esthitik zu verwirklichen oder ob Sie das tun, um gezielt ihrem Nachbarn gegenüber eine politische Aussage zu machen, von der sie erwarten, dass sie ihn verärgert. In letzterem Fall darf er sich angesprochen fühlen, und dann ist es auch - ztumindest moralisch - nicht mehr irrelevant, was er darüber denkt.

       

      2. JEDER Mensch hat ein Recht auf Privatsphäre, wirklich jeder. Also AUCH Politiker - sogar solche, die man verabscheut.

       

      3. Es geht hier nicht darum, ob das Eindringen in die Privatsphäre (hier durch Instrumentalisierung des Nachbargrundstücks als politische Reflexionsfläche) vom Eigentumsrecht abgedeckt ist. Natürlich ist es das. Bedenklich und kritikwürdig ist vielmehr, welches Signal die Aktivisten dabei setzen, weil sie sich einer Nachstellungsmethodik bedienen, die man eigentlich von rechtsradikalen Menschenverächtern kennt.

       

      4. Die behauptete Überwachung ist auch Thema. Sie ist - ebenso wie die anschließende Bedrohung mit Veröffentlichung - nochmal ein GANZ anderes Kaliber an Verletzung der Privatsphäre und sicher weder vom Eigentumsrecht noch der Meinungs- oder der Kunstfreiheit gedeckt.

      Dass es jetzt auf einmal angeblich gar keine Überwachung gegeben haben soll, macht die Sache nicht besser. Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar (meinetwegen der mit den Fahnen) erzählt rum, dass er sie den ganzen Tag beobachtet, zwar nicht genau was, rollt statt Bericht aber bedeutungsvoll mit den Augen - und will dann gar nichts mitbekommen haben. Würden Sie sich nicht auch nachgestellt vorkommen?

      (Sollten Sie jetzt antworten wollen, dass sie ja auch kein rechtsradikaler Hetzer seien, siehe Punkt 2.)

      • @Normalo:

        Zu 1:

        Letztendlich darf dann kein Künstler mehr ein Kunstwerk produzieren, dass andere provozieren könnte, wenn man diesen Gedanken zu Ende bringt. Man kann sich, wie eben Herr Höcke auch durch das Holocaust-Mahnmal in Berlin provoziert oder herabgesetzt fühlen. Darf das dann auch nicht mehr aufgestellt sein, weil Herr Höcke dort mal vorbeikommen und hinschauen könnte?

         

        Zu 2:

        Ich freue mich, dass Sie gegen jedwede Gesetze sind, die HartzIV-Empfänger dazu zwingen, ihre Kontoauszüge bei einem Amt vorzulegen oder nachzuweisen, dass sie nicht ein einer eheähnlichen Gemeinschaft leben. Solange das aber nicht von Ihnen bestimmt werden kann, sondern von Politikern, ist dieses Recht auf Privatsphäre nicht verwirklicht und kann daher auch nicht eingeklagt werden.

         

        Zu 3:

        Wie ich oben schon in dem vorhergegangenen Kommentar schrieb, ist aus dem Artikel nicht ersichtlich, dass die Beobachter von Herrn Höcke auf illegale Methoden zurückgegriffen haben. Ich kann auch nix dafür, dass man manchmal sieht, wenn man lange genug am Fenster sitzt, wer drübern ein- und ausgeht.

         

        Zu 4:

        Ich würde mir nicht nachgestellt vorkommen, sondern mich im normalen Dorfleben als integriert betrachten. Meinen Sie, hier labert nicht auch jeder über den anderen, wie oft der seinen Rasen mäht und Fenster putzt oder ob das Laub ordentlich gefegt ist? Das ist normales Dorfleben und es ist mir sogar angenehmer wie in der Großstadt, wo mein Nachbar wochenlang ermordet stinkend im Schrank liegen kann und niemand ihn vermisst.

        • @Age Krüger:

          Zu 1: Sie überzeichnen das, was ich gesagt habe. Natürlich KANN ein Künstler provokante Kunstwerke aufstellen. Aber es ist scheinheilig, so zu tun, als ginge das Denjenigen, den er dadurch (gezielt) provozieren will, nichts an.

           

          Zu 2: Dann freuen Sie sich mal. Ich wüsste nur nicht, was das mit dem Fall Höcke zu tun hat. Der lebt zwar auch auf Kosten der Allgemeinheit, aber Bezahlmodell und Offenlegungspflichten sind andere.

           

          Zu 3.: Nochmal: Illegal oider nicht interessiert mich in dem Zusammenhang nicht. Wenn eine "patriotische" Vereinigung von ihrem Versammlungsrecht vor dem Privathaus eines ihr missliebigen Politikers Gebrauch macht, sind das auch keine "illegalen" Mittel. Aber es ist nachstellend und die Würde des politischen Gegners als (Privat-)Mensch missachtend. Außerdem kann man es eine implizite Drohung mit dann doch nicht so legalen Mitteln der Auseinandersedtzung nennen (wird man bei Fackelaufmärschen im SA- oder auch KKK-Stil wohl tun, bei den "unernsten" Berichten über die Ausspähung von Höcke aber auch). Und dass es einen Unterschied gibt zwischen aktiv und durchgehend Beobachten und Nicht-Wegschauen, wenn man zufällig gerade am Fernster steht, dürfte Ihnen ja wohl jetzt auch nicht ganz neu sein, oder? (das auch zu 4.)

  • Was, wenn der Vermieter nun bekanntgibt, die Einnahmen den "Identitären" zu spenden?

  • Die genialen Künstler wollen also "mit Menschen in Kontakt treten". Seit wann denn? Eigentlich ist das nur ein publicitygeiler Haufen, der laut ihrem Häuptling Philipp Ruch: "Nazimethoden gegen Nazis anwendet".

  • So erfreulich es ist, dass die taz vom unverholenen Triumphgeheul der letzten Woche Abstand genommen hat: Auch dieser Artikel kann nicht umhin, doch wieder nur demonstrieren zur wollen, dass es Zwecke gibt, die die Mittel heiligen. Die Dorfbewohner finden es auch nicht gut, dass hier der politische Streit im privaten Umfeld (Höckes und ihrem) ausgetragen wird - ihr Problem, sind halt (auch) rechte Spießer.

     

    Und wer sich wehrt, ist schuldig, oder was? Was ist das für ein Begriff von Zivilgesellschaft??

     

    Zugegeben: Es ist bemerkenswert, dass die AfD sich offenbar nicht genug im Griff hat, um militant-rechtsradikal auftretende Reaktionen wie diese "Totenkopfstandarte" auf solche Provokationen zu unterbinden. An der Stelle haben sie noch zu lernen Doof nur, dass sie das jetzt anhand einer linken Aktion tun konnte, die selbst ein moralisches Eigentor darstellt.

     

    Denn das war's dann auch mit dem politischen Verdienst dieser Aktion: Viel Applaus von Jenen, die man nicht mehr überzeugen muss, dass Höcke ein völkischer Hetzer alter, k....-brauner Schule ist, und die bei solchen Hetzern in gleichem Maße bei Würde und Menschenrechten mit zweierlei Maß messen wie diese. Die klopfen sich jetzt alle gegenseitig auf die Schulter und merken nicht, dass Faschismus nicht umsonst gerne im linkem Gewand daherkommt.

     

    Aber der Rest fragt sich, ob das die Grenzüberschreitung, in Neonazi- bzw. Stasi-Manier das private Umfeld des politischen Gegners in die Auseinandersetzung reinzuziehen, wirklich wert war und antwortet mit "Nein." Und die taz schafft es weiter nicht, sich dieser Frage auch mal offener zu stellen, als sie unkommentiert von ein paar thüringischen Spießern stellen zu lassen.

  • 1992 schrieb ein Lehrer in einer Zeitschrift für Politik unterrichten über Hoyerswerda:

    karge Plattenbauten, aus der ganzen DDR zusammengezogen um in den Kohlebergwerken zu arbeiten.

    Die Wohnungen wurden nach Kinderzahl vergeben, die Familien hatten kaum Bedeutung, die Kinder wurden vom Staat erzogen. Kontakte untereinander waren gering, Kontakte zu Ausländern nicht üblich.

    Nach der Wende mussten die verbleibenden Jugendclubs schließen oder mit Alkoholverkauf Geld einnehmen.

    Billiger Schnaps und Wodka seien ein starker Faktor gewesen. Frustsaufen.

     

    Die Berichte über die Reaktionen der Einwohner in Bornhagen und der Ostsächsischen Region klingen so, als hätten die Einwohner noch nie etwas von der Welt gehört oder von der Geschichte des Völkermords an den Juden.

    Ein Mitstudent erklärte mir, er gelte nun schon als halber Wessi, weil er in Bremen studiere. Er schrieb in Geschichte über Kaiser Karl den Großen.

    Theodor Körner gilt in Sachsen und bei denen die Deutschland als vom Ausland besetzte Kolonie sehen, als Volksbefreiungsheld.

    Das heißt, bei diesen Leuten und bei der AfD läuft die Identitätsbildung aktiv in die Gegenrichtung.

  • BERND !

    Der Typ heißt BERND HÖCKE !

    • @Markus Müller:

      Das stimmt nicht, Michael.

    • @Markus Müller:

      Wie hieß nochmal der Ex-Parteifreund? Ich glaube Björn Lucke oder so.

  • Danke an das ZPS für dieses gut durchdachte Aktion.

     

    Sie zeigt erneut wie sehr das völkische Denken, der Ich-bin-Opfer-Wahn, vor allem in diesem Gebiet um Höcke verbreitet ist. Die Kinder-Semantik ist Teil dieses sich selbst als Opfer sehens. Höcke und seine völkischen Freunde instrumentalisieren Kinder nicht das ZPS.

     

    Unter Beobachtung sollten solche Braunen auf jeden Fall stehen.

     

    Die Aktion zeigt wie sehr Rechtsradikale, Judenfeinde und Politpsychopathen Unterstützung von Behörden, Ministern und Polizisten der ostdeutschen Mitte bekommen - wie ein selbstverständlicher Reflex.

    Ich reagiere mit Gelassenheit auf eine Aufstellung weiterer Erinnerungssymbole, z.B. von Stelen in meiner Gegend, vor meinem Haus. Ja, da wird dann auch ein Gedenkort errichtet. Wie könnte ich mich davon angegriffen fühlen?

    Das ist mir völlig unverständlich.

     

    Das Wort "Holocaust" sollte außerdem ersetzt werden durch das einzig richtige: "Völkermord". Es war nur irreführend von "Ganzopfer" zu sprechen.

    Mit Hoffnung verbleibend: Auch Höcke und seine Anhänger sind heilbar.

    • @nzuli sana:

      Genauso heilbar wie Naivität - auch für sie besteht noch Hoffnung ;)

       

      Und gut durchdacht finde ich die Aktion nicht. Nicht weil ich Höcke symphatisch finde, irgendwie finde er hat recht oder der Meinung bin bei ihm kommt mehr/weniger Scheiße aus dem Maul als bei Linken.

       

      Mich stört nur eins: Wer den politischen Gegner im Privatbereich angeht begeht eine massive Grenzüberscheitung. Und das finde nicht richtig. Weder vor dem Haus eines "Volksverräter"-Bürgermeister der Flüchtlinge ansiedeln will, noch vor einem "Nazi"-Politiker der das nicht will.

       

      Und überlegen sie mal was los wäre wenn z.B. ihre politischen Gegner mit einem "völkischen" Verfassungsschutz" meinen sie überwachen zu müssen.

       

      "Der Zweck heiligt die Mittel" - dumm nur dass der politische Gegner seinen Zweck genauso heilig findet wie sie ihren.

  • Linker Aktionismus hat immer so was verqueres erklärungsbedürftiges.

     

    Wenigstens hat die Asche der verbrannten Hoffnung Deutschlands wieder etwas Asche. Das sollte reichen der AfD ganz langsam und vorsichtig zu erklären, wen die Panzersperre aufhalten soll und dem Rest Deutschlands zu zeigen, wer Höcke wirklich ist. Was wir ohne solche Hoffnungsträger nicht schon längst gewußt hätten.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Ich ziehe meinen Hut vor dieser Aktion. Hervorragende Sache. Am besten im Vorgarten jedes AfDlers so ein Denkmal hinsetzen!

  • Nach wie vor: Eine Super Aktion!

    • @pitpit pat:

      In dem Haus, dass jetzt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, wohnt nicht nur Herr Höcke. Dort wohnen auch seine Kinder. Sollten die nicht geschützt sein?

       

      Es hat schon seinen Sinn, dass Privathäuser von Politikern sakrosankt sind. Bis jetzt haben nur Rechtsradikale dagegen verstoßen.

       

      Aktionen gegen Herr Höcke sind mehr als sinnvoll. Aber sie sollten immer Grenzen respektieren. Auch wenn es schwer fällt.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Zuerst sollte mal Bernd Höcke seine Kinder schützen. Also: Niederknien und Schuld bekennen !!! Es ist doch ganz einfach ...

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Sie haben nichts begriffen. Wenn man gegen solche unappetitlichen Typen wie Höcke protestiert, ist das eine gute, sogar gebotene Sache. Man darf aber dabei nicht den Boden des Anstandes verlassen, sonst begibt man sich auf ihre Stufe.

           

          Es gibt genug andere Möglichkeiten.

           

          Also einfach mal die Ideologie wegstecken und menschlich agieren. Gerade gegen Typen mit solch unmenschlichen Ansichten.

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Eiunmal niederknien um seine Kinder zu schützen ist nicht zu viel verlangt.

            Oooooooder,

            man fängt gar nicht erst an, die Opfer eines mörderischen Vernichtungskrieges und der Schoah zu verhöhnen.

            Mir scheint, Sie haben nix begriffen ...

            • @60440 (Profil gelöscht):

              OK. Sie stehen zwar in einem anderen Lager, sind aber, was die Methoden betrifft ein Herz und eine Seele mit Höcke.

              • 6G
                60440 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Genau, Hauptsache Sie können verunglimpfen.

                Wie Höcke, der von Terroristen sprach oder die andreren braunen Netzwerker, die dem ZPS Stasi- oder Nazimethoden vorwarfen.

                Warum nur befinden Sie sich mental und psychisch immer in der Nähe höchst unangenehmer Zeitgenossen, sei es Putin, Assad, Puidgemont oder nun eben Höcke ? Faszination des Bösen oder liegt es (hier) nur daran, dass Sie die Kunstaktion nicht verstehen und Engagement gegen Nazis nicht gut finden ?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ist doch ganz einfach:

         

        - Weder die Aktivisten noch die Reporter (und erst recht nicht die Pappmache) bedrohen Herr Höcke oder seine Kinder.

        • 4G
          4845 (Profil gelöscht)
          @pitpit pat:

          Im Gegenteil, inzwischen werden die Aktivisten bedroht... Man sieht wessen Geistes Kind die AfDler sind...

        • @pitpit pat:

          Im Artikel ist auch von Drohungen die Rede.

           

          Und natürlich bleibt der Rummel nicht ohne Auswirkungen auf die Kinder.

           

          Die ganze Aktion fällt in die Rubrik gut gemeint, aber schlecht ausgeführt.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Klar kriegen die Kinder das mit. Ist halt auch Mist, wenn man einen Nazi-Papa hat.

             

            Im Artikel steht nichts von Drohungen gegenüber den Kindern oder der Familie. Immer schön sachlich bleiben.

            • @pitpit pat:

              OK. Die Kinder haben halt bei der Auswahl der Eltern in der falschen Schlange gestanden. Nun sind sie eben Kinder zweiter Klasse. Alles in Butter.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Das passiert Mrd. von Kindern.

                 

                Unsere Aufgabe als Gesellschaft wäre es höchstens darauf zu achten, dass die Kinder nicht unter ihren Eltern leiden.

                 

                Insgesamt muss man auch bedenken, dass Höcke bereits aus dem Schuldienst entfernt wurde. Wenn der Staat da sagt, er kann nicht mit Kindern und Heranwachsenden arbeiten, müsste eigentlich das Jugendamt des Kaffs auch mal untersuchen, was er seinen eigenen Kindern zumutet.

                • @Age Krüger:

                  "Das passiert Mrd. von Kindern."

                   

                  Deshalb ist es egal?

                   

                  Es gibt wirklich genug andere Möglichkeiten, sich gegen Höcke zu positionieren.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Sehen wir also als "Alternative" lieber zu, wie dieser "Westentaschen-Goebbels" weiter das politische Klima vergiftet?

                 

                Der alte Jupp soll seine Kinder ja auch ganz furchtbar lieb gehabt haben.

                • @cursed with a brain:

                  Hat der Mann kein Büro, vor dem man agieren kann? Wenn man gegen ein A...loch vorgehen will, sollte man sich nicht selbst wie eines benehmen.

                  • @warum_denkt_keiner_nach?:

                    "Wenn man gegen ein A...loch vorgehen will, sollte man sich nicht selbst wie eines benehmen." (Zitat)

                    Wieso ertappe ich mich dabei sehr ähnliche Gedanken über diese Aktion zu entwickeln?

                • @cursed with a brain:

                  Klare Antwort: Ja. Ich lebe lieber in einem freiheitlichen Rechtsstaat, in dem der eine oder andere Höcke sein Unwesen treibt, als in einer repressiven Antifa-Gesellschaft, in der man nicht sicher ist vor irgendwelchen Gesinnungstätern, die meinen, ihre einzig wahre Ansicht von Richtig und Falsch ermächtige sie, Andersdenkende als Freiwild zu betrachten. Auch das ist Menschenverachtung.

                   

                  Man muss nicht "zusehen", wie Höcke das Klima vergiftet. Man sollte sich nur nicht selbst vergiften bei dem Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen. Darum geht es.

                  • @Normalo:

                    Selbstvergiften gefällt mir. Passiert einem irgendwie immer mal wieder - leider

              • 6G
                60440 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Und pssst ! Vorsicht bei Satire, da muss nicht alles stimmen, selbst wenns der braune Bernd behauptet oder es in der Zeitung steht ...

                 

                PS: Jesus war keine Dose ...

                • @60440 (Profil gelöscht):

                  ?????

                   

                  Hauptsache etwas geschrieben?

                  • 6G
                    60440 (Profil gelöscht)
                    @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Nur weil Bernd Höcke behauptet, er sei überwacht worden (und seine Kinder gleich dazu) muss es nicht stimmen.

                    Aber gell, wo kämen wir denn dahin, wenn Nazis einfach mal die Unwahrheit sagen, oder ? Das wäre echt unfassbar für manche Zeitgenossen ...

                    Und auch nicht jede Äußerung des ZPS würde ich in diesem Diskurs auf die Goldwaage legen.

                    Wie gesagt, Jesus war keine Dose, ich hoffe doch, Sie kennen Titanic ????

                    • @60440 (Profil gelöscht):

                      "Nur weil Bernd Höcke behauptet, er sei überwacht worden (und seine Kinder gleich dazu) muss es nicht stimmen."

                       

                      Einfach den Artikel lesen.

                       

                      "... ich hoffe doch, Sie kennen Titanic..."

                       

                      Meinen Sie die Naziverfilmung?

                      • 6G
                        60440 (Profil gelöscht)
                        @warum_denkt_keiner_nach?:

                        Okay, Sie haben die Aktion nicht verstanden. Okay, Sie können mit satire nichts anfangen. Da ist Hopfen und Malz verloren.

                        Aber eines noch: Wer seine Kinder wirklich liebt und sie schützen möchte, der kniet einmal kurz vor einem Mahnmal der Schande. Es tut nicht weh und dient einem guten Zweck.

            • @pitpit pat:

              Verzeihung, mein Fehler: Die einzige Drohung gegen Höcke im Text ist die drohende Veröffentlichung seiner Aktivitäten am 20.4.

              Finde ich lustig. Aber selbst wenn es die Persönlichkeitsrechte Höckes beeinträchtigen würde, fände ich es immer noch eine super Aktion und würde für Straf- oder Prozesskosten auch spenden!

              • 6G
                60440 (Profil gelöscht)
                @pitpit pat:

                Bierernst isser immer, der deutsche Michel. Ironieresistent und humorfrei. Und stets verrutschen die Massstäbe, wenn er zB. an die Kinder der Täter denkt. Woran sollte man sonst denken ...

              • @pitpit pat:

                Sollte man nicht mehr Moral

                 

                als Höcke haben?

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Geht denn überhaupt noch "weniger"?

                  • @cursed with a brain:

                    Von "weniger" war nirgends die Rede.

                     

                    Aber Ihre Ambitionen, (deutlich) MEHR Moral zu haben als so ein Höcke, scheinen ja so winzig zu sein, dass sie sich noch hinter einem geschrumpften Retour-Bollerwagen wie dieser Gegenfrage verstecken können...

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  wie schwer soll das denn sein?

  • Die ganze Aktion in Bornhagen müsste eigentlich aus den Wahlkampferstattungen der AFD bezahlt werden. So hält man die Partei im gespräch und gibt ihr auch noch die Chance für die Opferrolle. Diese Performance ist dass berühmte über's Stöckchen springen, das ihnen Höcke hingehalten hat. Solche Äußerungen kommen nicht zufällig, es geht um provozieren und um in den Medien zubleiben. Und geistige Duelle mit unbewaffneten bringen nichts.

  • Es gibt sicher Hunderttausende Bürger, die heimlich ihre Nachbarn beobachten, sind das alles Stalker? Die "AFD-Totenkopfschwadron" scheint den braven Bürgern ja weniger Sorgen zu machen, wohl weil sie weiß und deutsch sind und nicht aufmucken, und aus Erfahrung hat man dann nichts zu befürchten...

     

    Gute Aktion, es kommt ja jetzt schon einiges zum Vorschein, was man ganz interessant finden kann. Oder unterhaltsam.

     

    Nizza-Sperren, na, wieder ein neues Wort gelernt.

    • @kditd:

      Na klar sind Leute, die laufend heimlich ihre Nachbarn beobachten und beschallen, Stalker. Was sonst?

       

      Was kam aus Ihrer Sicht zum Vorschein? Ich sehe nichts.

    • @kditd:

      Sicher das die "AFD-Totenkopfschwadron" nicht Teil des Kunstwerks ist ?

       

      Nizza-Sperren werden auch gerne als Merkel-Legos bezeichnet - ein weiteres neues Wort das die deutsche Kultur - die abseits der Sprache ja nicht identifizierbar ist - bereichert.