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Pflege nach CoronaDer Exodus wird kommen

Kommentar von Frederic Valin

Wird es mit der Ökonomisierung sozialer Arbeit nach der Pandemie aufhören? Unser Autor – der auch Pfleger ist – hat wenig Hoffnung.

Eine Altenpflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst in Hamburg Foto: Christian Charisius/dpa

M üde bin ich, so müde. Und noch müder werde ich, wenn ich an die Zukunft denke. Was ich neben dem Schreiben außerdem bin: Pfleger in einer Wohneinrichtung und angehender Sozialarbeiter.

Ich erwarte täglich einen Krankheitsausbruch in meiner Einrichtung. Ich erwarte nicht, dass es weniger grauenhaft wird als in anderen Einrichtungen. Ich erwarte, Tote und Sterbende zu erleben. Ich hoffe, selbst ausreichend für Schutz gesorgt zu haben und – Glück zu haben.

Ich erwarte eine baldige Rezession und damit auch eine Beschneidung finanzieller Mittel im Sozialen. Damit einhergehend erwarte ich eine Verschärfung der Professionalisierungsdebatte.

Mehr Sozialdarwinismus

Soziale Arbeit soll effektiver und messbarer werden, das heißt mehr Bürokratie, mehr Hierarchie. Das wird zulasten der Menschen gehen, die Hilfe brauchen. Und diese Menschengruppe wird größer werden. Von den Sozialarbeiter:innen wird nur wenig Widerspruch kommen: An den Hochschulen wird das Professionalisierungsdogma schon seit Jahren gelehrt. Einige wenige im Sozialen werden sich politisieren und dann mangels Strukturen in der großen Normalisierungsmühle, die das Sozialwesen ist, aufgeraucht werden.

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Ich erwarte schon für die nahe Zukunft einen Exodus der Mitarbeiter:innen, die in den Krisenzeiten am engagiertesten waren.

Insgesamt erwarte ich eine noch stärkere sozialdarwinistische Ausrichtung des Diskurses. Es wird sehr viel mehr über die Rettung des Wirtschaftssystems gesprochen als über die Rettung von Menschenleben. Die In­fek­tions­rate auf unter 1 zu senken geschieht mit dem Ziel, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, über eine Ausrottung des Virus wie in Neuseeland wird nicht einmal nachgedacht. Eine Gesellschaft zu entwickeln, die die Menschen vor Ansteckung schützt, wird, wenn überhaupt, nur am Rande diskutiert. Dass auch bei einer Infektionsrate von 1 viele Menschen an dem Virus sterben werden, wird einfach hingenommen: wer stirbt, war ohnehin nicht zu retten, wird es heißen.

Bild: Sarah Berger
Frédéric Valin
Portraitbild von Autor Frédéric Valin

Die Krise der Solidarität

Ich erwarte, dass der bereits tief verankerte Fatalismus im Sozialen weiter um sich greift. Und ich erwarte, dass sich noch mehr Pflegende diesem Fatalismus entziehen, indem sie sich in eine unpolitische, obskurantistische Traumwelt von Verschwörungstheorien, Esoterik und rechtslastiger Propaganda flüchten.

Ich glaube nicht, dass es eine Covid-19-Krise gibt. Das, was wir jetzt erleben, zeigt die viel tiefer liegende Krise: nämlich dass Solidarität in dieser Gesellschaft kein Pfeiler ist. Sondern ein Luxus. Ich denke, wir werden überhaupt nicht mehr rauskommen aus dieser Krise, und ich erwarte, dass mir viele Menschen sagen werden: Kein Wunder, dass du so müde bist, bei so viel Pessimismus. Dabei wäre es sehr einfach: Je mehr Menschen sich Sorgen machen würden, desto weniger müsste ich mich sorgen.

Draußen scheint die Sonne, die Menschen wollen Lockerungen, und ich bin müde, sehr müde.

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24 Kommentare

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  • Mit Hilfe von Tests und Lockdowns die Infektionsrate unter 1 senken, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten – die neue Berechnungsformel in der Infektionsökonomie. „Das Gesundheitssystem“ wird dabei von den neoliberalen Strategen als Konstante hingestellt – tatsächlich ist es die entscheidende Variable.



    Es wird verschleiert, dass das derzeitige Pandemiegeschehen eine Folge kaputtgesparter Gesundheitssysteme ist (noch stärker als in Deutschland in Italien, Spanien, USA). Es wird verschwiegen, dass Infektionen durch eine gute Ausstattung der Krankenhäuser und Heime mit Räumen, Betten und Personal verhindert werden können, dass durch eine gute Pflege bzw. auch durch Prävention im Vorhinein vielen Patient*innen ein leichterer Verlauf ermöglicht werden kann.



    Vielleicht lässt sich doch ein Keil in die "Normaliserungsmühle" treiben, die die Gesellschaft als Ganze ja auch ist, indem die ganz konkreten Verhältnisse in den Krankenhäusern und Heimen stärker bekannt gemacht werden. Den Menschen "draußen" anhand von konkreten Schicksalen vor Augen gehalten wird, was sie da die ganze Zeit mittragen - und auch, wie es besser und menschlicher sein könnte. Schreib am besten gleich weiter, Frederic Valin!

    • @ClaraN:

      Mit dem, was Sie hier als „Infektionsrate“ bezeichnen, ist tatsächlich nur die Basisreproduktionszahl R gemeint.



      „Die Reproduktionszahl beschreibt, wie viele Menschen eine infizierte Person im Mittel ansteckt. Sie kann nicht alleine als Maß für Wirksamkeit/Notwendigkeit von Maßnahmen herangezogen werden.“ (RKI)



      Viel entscheidender für die Frage, ob ein Gesundheitssystem mit einer Kapazität X zu einem bestimmten Zeitpunkt überlastet ist, oder nicht, ist letztlich die Zahl der realen Neuinfektionen mit schwerem Krankheitsverlauf.



      Ansonsten stimme ich Ihnen voll und ganz zu.

      de.wikipedia.org/w...sreproduktionszahl

      www.rki.de/SharedD...html#FAQId13985854

  • Ich glaube nicht, dass es nach der Pandemie, die nix anderes ist, als eine Akutphase von Covid-19, zu wesentlichen Änderungen kommen wird. Wieso auch? Es ist doch bereits seit Jahren und Jahrzehnten auf alles aufmerksam gemacht worden, was schief läuft. Es fällt der Gesellschaft jetzt halt einiges auf die Füße, wir sind im kurzen Aua-Zustand, vielleicht muss ein Zeh amputiert werden, aber ich nehme an, irgendwann wird genauso sozial- und umweltignorant zugunsten von Wirtschaftswachstum weitergemacht wie vorher. Dass 160.000 derzeit bekannt Infizierte (von den 83 Millionen, die hier leben) ein Staats- und Gesellschaftssystem aus purer Angst vorm Zusammenbruch des maroden Gesundheitswesens nahezu zum Erliegen bringen können, ist lediglich Ausdruck und Ergebnis dessen, auf welch dünnen Pfeilern unser ganzes System steht. Ilja Trojanow hat es dieser Tage in der taz großartig beschrieben. Und ich muss mich schon schwer beherrschen, mir NICHT zu wünschen, dass die Pflegenden noch früher als den ohnehin schon nur ca. 6-7 durchschnittlichen Berufsjahren hinschmeißen und der weitgehend unsolidarisch agierenden Ich-Gesellschaft und der höchst ignoranten Politik den Mittelfinger zeigen.



    Ich habe selbst nach 20 Jahren letzten Sommer die praktische Pflege verlassen und bin in die Lehre gewechselt - und bin gottfroh darum! Obwohl ich unter halbwegs vernünftigen Arbeitsbedingungen gerne noch mit ein paar Prozenten in der Praxis geblieben wäre. Finanziell war das übrigens ein völlig bescheuerter Schritt, weil mein Grundgehalt jetzt, nach selbstfinanziertem berufsbegleitendem Bachelor- und Masterstudium (zzgl Verdienstausfall über 8 Jahre für Präsenzzeiten an der Hochschule), niedriger ausfällt als vorher. Und dabei sind die natürlich fehlenden Schichtzulagen nicht mitberechnet.



    Aber jetzt geht ja schon wieder los, dass die Wirtschaft angekurbelt werden muss... Nein, es wird sich nichts ändern. Bissl klatschen, paar € auf die Hand für Pflegende, fertig. Zu gerne läge ich falsch..

    • @HopeDrone:

      "Dass 160.000 derzeit bekannt Infizierte [...] ein Staats- und Gesellschaftssystem aus purer Angst vorm Zusammenbruch des maroden Gesundheitswesens nahezu zum Erliegen bringen können, ist lediglich Ausdruck und Ergebnis dessen, auf welch dünnen Pfeilern unser ganzes System steht."



      Sie bemerken hoffentlich selber, dass diese Aussage falsch ist. Ich arbeite zwar nicht im Gesundheitswesen, aber ich kann auf Erfahrungen mit richtig guter Behandlung, zugewandtem medizinischen Personal und vollumfänglicher Versorgung zurückgreifen. Jetzt erleben wir eine Ausnahmesituation. Niemand wäre so dumm, auf Jahre oder Jahrzehnte permanent die Notfallreserven für den GRÖSSTEN anzunehmenden Katastrophen- oder Pandemiefall vorzuhalten. Wir merken jetzt, wo unbedingt nachgebessert werden muss. Wie wir auch 2002 bzw. 2013 feststellen mussten, an wie vielen Stellen unser Hochwasserschutz-Regime lückenhaft war. Von Erdbebengefahr sind wir in den meisten Teilen des Landes nicht betroffen, aber muss das immer so bleiben? Wie sollen wir uns gegen mögliche Trockenheits-Szenarien schützen? Vorsorglich den Trinkwasserpreis erhöhen, um den Verbrauch zu senken?



      Ihre Schritte zur persönlichen Weiterbildung sind mir aus eigener Erfahrung gut bekannt, allerdings in einem Bereich, der so gut wie keine Lobby hat. Ich mache mir keine Illusionen - in ca. 1-2 Jahren werden die Corona-Folgen meine Branche voll treffen wegen der eingebrochenen Steuereinnahmen und der hohen Verschuldung. Für meine Kolleginnen und Kollegen gibt es dann nicht einmal mehr Applaus vom Balkon, wir "sterben" dann wieder einen stillen Tod. Wir sind sehr darauf angewiesen, dass die öffentliche Hand und private Auftraggeber gut wirtschaften, damit für unsere Arbeit, ohne die so manche Gegend um einiges häßlicher aussehen würde, auch noch etwas vom Kuchen übrig bleibt.

      • @Edward:

        Was ist an der Aussage falsch, dass der Lockdown ist insbesondere dafür da ist, dass es keine Zustände gibt, wie im Elsass oder Bergamo? Vor einem Jahr hatten wir wochenlang mit jeder Menge Influenza und Parainfluenza zu kämpfen, so dass wir auf Station angehalten waren, die ganze Schicht mit Mundnasenschutz rumzulaufen. Das ging über Wochen so.



        Und bei Normalbesetzung sind dort pro Pflegeperson 10 Patient*innen zu betreuen (alle Krebs) bzw. deren Infusionsprogramme abzuarbeiten (von Antibiotika über Chemo und Schmerztherapie inkl. sämtlicher Nebenwirkungen). Dann haben Sie aber noch niemanden zur Toilette begleitet, geschweige denn bei der Körperpflege unterstützt. Meist waren wir aber grade im Spätdienst zu zweit für 15 Menschen zuständig. Ich kenne aus 20 Jahren Klinikalltag nur Notstand, mal mehr und mal weniger ausgeprägt. Das heißt ja nicht, dass wir uns nicht den A... aufgerissen haben, die Leute fühlten sich (fast) alle gut bis sehr gut versorgt. Aber würdevoll war das die wenigste Zeit, weder für Klientel noch für Personal.



        Um Pflege nach Gesetzesvorgaben auszuüben müsste tatsächlich der Personalschlüssel verdoppelt werden. Es sei denn, satt und sauber ist ok (obwohl auch das nicht immer hinhaut).

  • Seit Schröder ist die SPD für mich nicht mehr wählbar. Leider ist der Rest auch nicht viel besser. Wenn es um die Macht bzw. deren Erhalt geht, geht in der Politik mittlerweile jeder mit jedem ins Bett. Siehe Thüringen.

    Bleibt nur, das zivile Bürgerengagement zu stärken, aber die paar Aktive, die sich engagieren, stehen einer Mehrheit von Passiven gegenüber, die immer nur fordern "Macht ihr mal, aber dalli!" Da brennt der/die letzte Idealist/in aus, wenn da gar keine Unterstützung kommt, von niemandem.

  • Der Autor hat absolut recht. Bei uns in der Gegend ist ein Bauunternehmer groß ins Altenheim-Business eingestiegen und saugt Millionen Euro Rendite. Der Gewinn dieses Unternehmens (und der Investoren sowie bonusgeilen Manager) wird vom Personal durch niedrige Löhne und Unterbesetzung, die Heimbewohner bzw. deren Angehörige über Eigenanteile, sowie Beitragszahler der Kranken- und Pflegekassen "produziert". Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen.



    Es wird eher noch schlimmer, wenn man das Mindset der hippen urbanen Schichten betrachtet.

  • „Es wird sehr viel mehr über die Rettung des Wirtschaftssystems gesprochen als über die Rettung von Menschenleben.“

    Ja - weil es bitter nötig sein wird. Sozialsysteme stehen und fallen mit der Wirtschaft. Das macht beides aber nicht automatisch zu einem Gegensatz.

  • Naja, was will man im Kapitalismus auch erwarten, alles Scheisse aber alles nicht nur kein Wunder, sondern zwangsläufig.

  • „Soziale Arbeit soll effektiver und messbarer werden, das heißt mehr Bürokratie, mehr Hierarchie.“

    Seltsam. In der Industrie schwört man doch eher auf Lean Management, also flache Hierarchien, mehr Eigenverantwortung für einzelne Mitarbeiter*innen. Da soll das Arbeiten viel effektiver sein…

    „Einige wenige im Sozialen werden sich politisieren und dann mangels Strukturen in der großen Normalisierungsmühle, die das Sozialwesen ist, aufgeraucht werden.“

    Das ist die große Schwierigkeit bei politischem und sozialem Engagement im Allgemeinen: die nötige Balance mit der Selbstfürsorge zu finden. Nur wer einigermaßen gesund (d.h. nicht komplett von Depressionen gelähmt) ist, kann die Welt retten. Das spricht aber nicht gegen politisches Engagement an sich. Es fordert nur, die eigene Gesundheit für wichtiger zu nehmen, wenn wir merken, dass sie in Gefahr ist. So schwierig dieser Balanceakt auch ist.

    Andererseits sehe ich auch recht viel Solidarität: Kaum jemand lehnt sich zum Beispiel gegen die neue Maskenpflicht auf. Klar, über Motive lässt sich streiten; schon für sich selbst kann niemand mit letzter Sicherheit sagen, in welchem Maße es nun Solidarität mit Vorerkrankten ist und in welchem Obrigkeitshörigkeit. Aber was ist das für ein Menschenbild, das den weitgehend klaglosen Gehorsam gegenüber den Corona-Einschränkungen voreilig auf Letztere schiebt?

    Und was die Abwägung mit den Belangen der Wirtschaft angeht: Leider ist es auch schwierig, diese komplett an die Seite zu stellen. Hinter diesem Lockdown stehen leider auch viele Menschen, die für Kinder verantwortlich sind und um ihren Job fürchten. Für Menschen mit Kindern ist es besonders schwer, sich finanziell einschränken zu müssen. www.theguardian.co...s-expert-interview

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Die innerdeutschen Debatten zum Gesundheitssystem drehen sich immer nur um die Bedürfnisse des Personals. Da bleibt kein Platz für die Bedürfnisse der Patienten.

  • Dass mehr über die Rettung des Wirtschaftssystems gesprochen wird als über die Rettung von Menschenleben sehe ich nicht. Nie zuvor hat es einen politisch verordneten letztlich Wirtschaftsstopp gegeben wie diesmal bei Corona. Nie wurde mehr Geld zugesagt, dass die Leute nicht ihre Jobs verlieren.



    So gesehen bin ich eher der Meinung die Jobs im Sozialen auf allen Ebenen aufzuwerten. Geld um das anzugehen ist genug da, keine Frage.

  • warum gibt es überhaupt eine separate pflegeversicherung?

    könnte die finanzierung der pflege nicht in die allgemeine krankenversicherung integriert werden.



    wenn die privaten krankenkassen und damit auch die zwei beziehungsweise drei - klassenmedizin abgeschafft würden wäre garantiert dass die allgemeine krankenversicherung funktioniert.



    und wenn die kosten der pflege von einer funktionierenden allgemeinen krankenversicherung getragen würden gäbe es auch keinen anreiz mehr junge menschen gegen alte menschen auszuspielen und bei der pflege der letzteren zu sparen

  • Abwarten, keiner weiß was kommt. Wohin wollen denn die Pfleger/innen ausweichen, wenn allenthalben Jobs gestrichen werden? Vielleicht läuft es sogar andersrum: Die Bezahlung im Pflegebereich wird deutlich besser, und es drängen Arbeitskräfte hinein, die woanders "freigesetzt" worden sind.

    • @steschlieb:

      bei den Hebammen ist in den letzten Jahren genau das gleiche passiert, wegen der Arbeitsbedingungen haben sehr viele aufgehört zu arbeiten, die Folge ist ein absoluter Hebammenmangel. Die haben anscheinend auch andere Arbeit gefunden.

      • @nutzer:

        Ja, das stimmt, aber nur in der Rückschau. Demnächst werden sich z.B. viele Flugbegleiter/innen neue Jobs suchen müssen. Warum nicht in der Pflege? Und das ist nur ein Beispiel unter etlichen Berufsgruppen.

  • ein Link, was passieren müsste um genau diesen Exodus zu verhindern.

    makroskop.eu/2020/...-arbeitslosigkeit/

  • "Wer soll das alles bezahlen" diesen Ausspruch in Bezug auf die "Krisenkosten" hört man immer öfter. Zusammen mit den Aussagen von Schäuble und Palmer kann ich mir sehr gut vorstellen, das die Ökonomisierung im Gesundheitswesen und die Abwägung von Menschenleben demnächst mainstreamtauglich werden.



    Noch profitiert die Wirtschaft von ihren Rücklagen, wird es enger, werden mehr Menschen finanziell schlechter gestellt, kann sich die Stimmung sehr schnell drehen.



    Ich halte die Sicht des Autor für absolut realistisch, leider.

    • @nutzer:

      Ich sehe es wie Sie. Diese Debatte hat ja eben erst Fahrt aufgenommen und legt täglich an Tempo zu.

      Auf einmal scheinen Dinge möglich zu werden, die man vor kurzem noch absolut ausgeschlossen hätte.

      Ich betreue meine 92-jährige Mutter, die in diesem Leben wohl nicht mehr in die Sonne kommen wird.

      Ich selbst gehöre zur Risikogruppe und verlasse das Haus nur ungern und nur, wenn es unbedingt sein muss.

      Ich lasse mir immer mehr liefern, lese viel, schaue viele Serien und Filme und werde fett und faul.

  • Welch ernüchternder Blick auf die Zukunft! Und wenn man sieht (und hört), dass ausgerechnet die Ministerpräsidenten der Autoindustrie mit der Abwrackprämie einen Wirtschaftszweig retten will, der eh’ vor großen Umwälzungs- und Schrumpfprozessen steht und damit auch in der Hauptsache die Gutverdienenden unterstützt, dann frage ich mich allerdings, ob „unsere Politik“ in der Lage ist, in dieser Situation entscheidende Sozial- und Umweltreformen einzuleiten. Ich glaube nicht daran. 2008 hieß es auch erst „Nichts wird mehr so sein wie früher“ und ein oder zwei Jahre später hieß es in der Finanzwirtschaft „Business as usual“.

    • @Jeben:

      Statt einer Abwrackprämie wäre ich ja für eine Prämie für jede neu installierte Solaranlage. Das nützt dem Klima und würde ebenfalls die Wirtschaft in Schwung bringen.

  • Soziale Arbeit wird nicht effektiv und messbar, sondern für den Kapitalismus verwertbar gemacht. Schade, daß für den sozialen Grundinhalt einer Gesellschaft zuständige Parteien wie SPD mit CumEx und Neoliberalismus längst in den Kapitalismus abgewandert sind. Jetzt werden die betroffenen Angestellten noch müder, können sich noch mehr abarbeiten, sich noch schneller verschulden, um am Ende festzustellen, daß immer weniger herauskommt. Das ist effektiv und messbar.

  • Ich könnte mir vorstellen, das viele Pfleger/innen in der Kranken- und Altenpflege in den nächsten Monaten aus ihrem Beruf aussteigen und sich einen anderen Job suchen. In der Pandemie an vorderster Front und das bei schlechter Bezahlung und schlechten Arbeitsbedingungen. Das wird sich der eine oder andere überlegen, ob er das auch in Zukunft noch machen möchte. Ich erwarte nichts gutes für unseren Kranken- und Pflegesektor.

    • @Aymen:

      Dazu muss man überhaupt erstmal die Möglichkeit haben und das haben viele nicht. In der nun kommenden Rezession werden die schlechten Jobs noch prekärer und die davon Abhängigen davon noch abhängiger. Wäre ja zu wünschen, dass die Druck aufbauen, aber das wird nciht passierne.