Petition auf Change.org: „The real DFB-Pokalfinale“
Dusel-Bayern-München gegen Brause-RB-Leipzig? Nö. Eine Petition fordert, das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV aufzuwerten.
Oh ja, Fußball kann so ungerecht sein. Im Halbfinale des DFB-Pokals zwischen Bayern München und Werder Bremen zeigte er sein erbarmungsloses Gesicht. Zwar waren die Bremer über weite Strecken die bessere Mannschaft und holten einen Zwei-Tore-Rückstand auf – mussten sich aber nach einem umstrittenen Strafstoß mit 2:3 geschlagen geben. Blöd für Werder, noch blöder für die wahrscheinlich niemals endende Diskussion um den Videoassistenten.
In der Schlussphase hatte das Schiedsrichtergespann ein Foul an Bayerns Hochgeschwindigkeits-Angreifer Kingsley Coman im Strafraum gesehen. Das Problem: Da war gar kein Foul. Der Videoassistent griff aufgrund mangelnder Kommunikation mit Schiedsrichter Daniel Siebert nicht ein. Sogar Deutschlands oberster Videoschiedsrichter Jochen Drees gab später zu, dass der Elfmeterpfiff aus „schiedsrichterfachlicher Sicht“ nicht korrekt war. Den Bremer Unmut konnte das kaum schmälern.
Ausgerechnet in Hamburg erwärmte diese Ungerechtigkeit die Herzen einiger Fußballfans. Anhänger des in Bremen sonst so verhassten HSV starteten bei change.org eine Petition, die sich für die Austragung des Nordderbys als „The real DFB-Pokalfinale!“ einsetzt. Hinter dem Begehren steckt die Facebook-Seite HSVInside mit über 11.000 Gefällt-mir-Angaben.
Motiviert haben dürfte die Hamburger natürlich auch das eigene Ausscheiden aus dem Pokalwettbewerb. Mit 3:1 besiegte die von einigen als generelle Wettbewerbsverzerrung wahrgenommene Truppe aus Leipzig die Hamburger. Das Internetportal WerderNews startete dann bei change.org eine identische Petition. „Führt der Pokal zur Verbrüderung von HSV und Werder?“, fragte daraufhin das Hamburger Abendblatt.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Die sonst so ausgeprägte Rivalität zwischen Hamburger und Bremer Fans rückt also in den Hintergrund. Der verletzte Gerechtigkeitssinn sorgt gar für eine solidarische Symbiose. Für weniger fußballbekloppte Leute: Das ist in etwa so, als ob Markus Söder und Anton Hofreiter auf einmal gemeinsam gegen Christian Lindner und Annegret Kramp-Karrenbauer rebellierten.
HSV dämpft die Hoffnungen
Das alternative Finale soll übrigens zeitgleich zum Antipathie-Gipfel am 25. Mai zwischen den Bayern und RB Leipzig ausgetragen werden. Werder-Sportchef Frank Baumann zeigte sich im Gespräch mit Bremen Vier nicht abgeneigt: „Ich glaube, dass da deutlich mehr los wäre, dass da die bessere Atmosphäre herrschen würde.“
Anlass der Petition: Der umstrittene Elfmeter im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Bayern München und Werder Bremen
Das wollen die Initiatoren: Ein "echtes" Endspiel zwischen Hamburg und Bremen
Das wollen sie nicht: Einfach nur ein Nordderby
Dennoch hält sich die Zahl der Unterstützer bisher in Grenzen – etwas weniger als 1.000 Menschen haben die beiden Petitionen unterzeichnet. Eine öffentliche Veranstaltung bei Facebook mit derselben Intention kommt dagegen auf 17.000 Zusagen und 20.000 Interessierte.
Der HSV dämpfte die Hoffnungen der Fans bereits; auf Anfrage des Bremer TV-Regionalmagazins „buten un binnen“ antwortete die Presseabteilung: „Auch wenn die Idee charmant klingt, haben Sie sicher Verständnis dafür, dass sich unsere Spieler und Verantwortlichen derzeit komplett auf den Ligaendspurt und das Erreichen der sportlichen Ziele konzentrieren.“
So wollen die Hamburger nach dem ersten Abstieg ihrer Vereinsgeschichte in der kommenden Saison wieder in der 1. Bundesliga spielen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin