Pause bei den Autobahnblockaden: Aktivisten trauern um Polizisten
„Der Aufstand der letzten Generation“ blockiert seit Tagen Straßen. Nach dem gewaltsamen Tod von zwei Polizeibeamt:innen in Kusel pausiert er.
Zuletzt haben die Aktivist:innen fast täglich Autobahnzufahrten in Berlin, aber auch in Stuttgart und Hamburg blockiert. Auch am Montag setzten sich wieder um die 50 Menschen mit Transparenten auf die Fahrbahnen, verursachten Staus, bis die Polizei sie von der Straße zerrte. In Berlin wurden über 30 Menschen vorläufig festgenommen.
Die Blockaden sind friedlich, provozieren jedoch. Auf Twitter kursieren Videos, in denen Polizist:innen versuchen, die Demonstrierenden von den Straßen zu zerren. Aufgebrachte Autofahrer:innen steigen aus und schreien die Aktivist:innen an, reißen ihnen die Plakate aus den Händen. „Wenn Lifestyle-Linke auf die Arbeiterklasse treffen“, kommentiert ein User. Vor einigen Tagen schlug ein Autofahrer einer Aktivistin ins Gesicht.
Jetzt haben die Aktivist:innen eine Pause der Blockaden angekündigt. „Wir haben beschlossen, ab heute für ein paar Tage zu pausieren“, erklärte Pressesprecherin Carla Hinrichs am Dienstag. Der Grund: „Der Aufstand der letzten Generation“ trauert um die Polizeitoten von Montag. In der Nähe der pfälzischen Kleinstadt Kusel waren am Morgen zwei Polizist:innen erschossen worden. Angesichts dieser Nachricht wollten sie erstmal ihre Solidarität mit allen Betroffenen und Angehörigen bekunden, so Hinrichs. Sie trauerten mit ihnen.
Ein Kampf gegen Gewalt
„Wir wollen Sicherheit für jede und jeden in unserem Land – ob sie Uniform tragen oder nicht“, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Und weiter: „Wir respektieren die Notwendigkeit öffentlicher Ordnung. Die aktuelle fossile Ordnung ist jedoch keine Ordnung, sie ist Chaos. Das aktuelle Weiter-So führt uns in große soziale Unruhe.“
Ihr Kampf gegen Treibhausgasemissionen und gegen Zerstörung des Lebens sei ein Kampf gegen Gewalt. Die Aktivist:innen verweisen auf die 182 Menschen, die bei der Flutkatastophe im vergangenen Sommer in Rheinland-Pfalz und NRW ums Leben kamen. Dürren, Ernteverluste und Lebensmittelverschwendung würden auch weiterhin Gewalt und Konflikte erzeugen. „Diese Gewalt macht uns Angst“, schreiben sie.
Gerade weil sie weitere Gewalt und Konflikte verhindern möchten, setzten sich die Aktivist:innen mit Plakaten auf die Straße, sorgten täglich für Polizeieinsätze und Auseinandersetzungen mit Autofahrer:innen auf dem Weg zur Arbeit.
Wie sie jetzt weitermachen, wollen sie in den nächsten Tagen bekannt geben. Es ist davon auszugehen, dass sie die Blockaden wieder aufnehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
SPD-Linker Sebastian Roloff
„Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus