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Ostdeutsche Perspektiven nach der WendeWorüber müssen wir reden?

Rassismus, Selbstbild, SED: Wir müssen anders über den Osten sprechen. Eine Politikerin, ein Filmemacher, eine Autorin – drei Protokolle.

Weg damit? Aber was bleibt? Reste des DDR-Wappens am Gebäude des Rates der Stadt Cottbus 1990 Foto: Thomas Kläber

Petra Köpping, SPD, ist seit 2009 Mitglied des Sächsischen Landtags, seit 2014 Sächsische Ministerin für Gleichstellung und Integration.

Ich möchte, dass wir Menschen fragen: Warum warst du denn damals in der SED? Viele Menschen in der SED haben Schuld auf sich geladen, und jeder, der Menschen ins Gefängnis gebracht, ihnen geschadet hat, muss dafür zur Verantwortung gezogen werden. Aber ich möchte auch über und mit den Menschen sprechen, die sich in den Institutionen der DDR, in der SED, engagiert haben, weil sie etwas verändern wollten. Das haben wir bisher nicht getan.

In der Zeit zwischen 1985 und 1995 wurden große Hoffnungen geboren und oft auch kurz danach wieder zerstört. Es geht in dieser Zeit ganz viel um Verantwortung, Schuld und um die Frage, wer heute zu welchem Thema sprechen darf.

Ich bin 1985 noch in die SED eingetreten. Ich dachte, wenn ich was verändern will, dann geht das nur innerhalb dieser Partei. Der Niedergang der DDR war seit Mitte der 1980er in den Köpfen schon klar. Niemand wusste, dass da eine Vereinigung kommt, aber man hat gesehen: Es geht so nicht weiter, es herrschte Endzeitstimmung.

Petra Köpping Foto: reuters

Die Leute sind zur Arbeit gegangen, es gab keine Produktionsmittel. Viele haben den ganzen Tag da gesessen und Skat gespielt. Ich spürte wie sie, dass etwas grundsätzlich nicht funktionierte. Eine der wenigen Hoffnungen, die wir hatten, war Besuch aus dem Westen, von Westpolitikern wie Franz Josef Strauß. Wie ich haben viele gehofft: Jetzt bringt der Valuta oder Devisen und dann haben auch wir was davon. Nur kam von diesem Geld bei den meisten nie etwas an.

Also wollte ich in der SED etwas ändern und musste dann sehr schnell merken, dass das nicht geht. Wegen jedes kleinen Widerspruchs hatte ich sofort ein Parteiverfahren an der Backe. Für eine Jagd mit SED-Größen habe ich die Lunch­pakete gepackt. Da sollte ich natürlich was Besonderes hineintun, Delikatessen, an die die meisten Menschen in der DDR nicht herankamen.

Aber ich habe Schinkenspeck reintun lassen, einen Apfel und ein Brötchen. Also das, was alle kaufen konnten, und dafür habe ich ein Parteiverfahren bekommen. Ich habe darüber gelacht. Viele SED-Mitglieder, die so alt waren wie ich, haben zu dieser Zeit oft über die Partei gelacht. Wir haben die Parteigrößen nicht mehr ernst genommen.

Dabei war ich eigentlich eine, die sich engagiert hat. Mitte der 1980er habe ich eine ganze Truppe solcher Leute mit in die SED genommen. Die haben gesagt: Wenn du reingehst, dann gehen wir auch mit rein, damit wir was verändern. Dann kam die große Ernüchterung. Unser Weg funktionierte nicht. Das endete damit, dass die SED 1989 nicht Hans Modrow die Führung übergeben hat, sondern Egon Krenz. Modrow galt als Reformer, Krenz stand für ein „Weiter so!“. Da war für alle in der SED, die ähnlich dachten wie ich, die letzte Hoffnung gestorben. Darüber möchte ich sprechen. Ich hoffe, dieses Reden bringt uns in Ostdeutschland mehr zusammen und einer Versöhnung näher.

Protokoll: Daniel Schulz

***

Nhi Le, ist freie Journalistin, Moderatorin und Speakerin zu feministischen und medienkulturellen Themen in Leipzig.

Was ich mir wünsche ist, dass wir eine nachhaltige und anhaltende Debatte über Rassismus und Rechtsradikalismus in Ostdeutschland führen. Warum stoßen rechtsradikale Ideen hier auf so viel Resonanz? Inwiefern tragen, gerade in Sachsen, konservative Parteien zur Normalisierung bei? Warum sind Neonazis hier im Osten so gut vernetzt? Was kann dagegen getan werden? Wie können Betroffene vor rechter Gewalt geschützt werden? Wie muss die Stärkung der Zivilgesellschaft aussehen? Welche Ressourcen müssen dafür bereitgestellt werden?

Solch eine Diskussion kann nur geführt werden, wenn von Verallgemeinerungen und einfachen Erklärungen wie dem „Protestwähler“ und Pathologisierungen abgesehen und die starre Abwehrhaltung abgelegt wird. Weder bringt es etwas, den Osten als isolierten braunen Sumpf abzustempeln, noch das Problem Rechtsradikalismus als solches zu negieren. Statt sich über das Image des Ostens zu sorgen, sollte eingesehen werden, dass es keinen „plötzlichen Rechtsruck“ gab, sondern sich die Einstellungen jetzt nur lauter äußern.

Tatsächlich sprach ich in den letzten Monaten plötzlich wöchentlich darüber, wie es ist, als Viet-Deutsche in Ostdeutschland aufgewachsen zu sein, über Rostock-Lichtenhagen und Vertragsarbeiter*innen, über meine eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung und immer wieder über den Themenkomplex Rassismus und Rechtsradikalismus im Osten. Zwischen den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg und dem Mauerfalljubiläum wollen es alle auf einmal ganz genau wissen.

Nhi Le Foto: Martin Neuhof

Ich bin froh um das Interesse und merke doch, wie ich nur noch zähneknirschend auf jede weitere Veranstaltung, jedes weitere Interview blicken kann. Mittlerweile hat sich immer mehr Erschöpfung und Resignation breitgemacht. Einerseits, weil die dauerhafte Thematisierung mir immer wieder meine eigene Betroffenheit vor Augen führt.

Andererseits, weil ich das Gefühl habe, dass es sich doch nur um temporäres und oberflächliches Interesse handelt. Vielleicht wird sich an den bestehenden Verhältnissen ja doch nichts ändern. Was bringt es, kurz mal einen Blick auf derart komplexe Themen zu werfen und den Rest des Jahres wieder wegzuschauen?

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter. Das Dossier zu "30 Jahren friedliche Revolution" aus der Ausgabe vom 2./3. November gibt es online hier.

Auch wünsche ich mir, dass wir mehr über jene sprechen, die sich in strukturschwachen Gegenden unermüdlich gegen Rechtsradikalismus engagieren, und wie man sie unterstützen kann. Antifaschistische Gruppen, einzelne Ak­teur*innen, zivilgesellschaftliche Initiativen brauchen Solidarität und dürfen nicht diffamiert oder kriminalisiert werden. Sie kämpfen aktiv für eine offene Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund macht es fassungslos, dass das Demokratieförderprogramm der Bundesregierung reduziert werden soll.

All dies muss im Fokus bleiben, denn Rassismus und Rechtsradikalismus sind jeden Tag ein Problem – unabhängig von Berichterstattungswellen, Wahlen und Jubiläen.

***

Christian Schwochow ist Regisseur und Drehbuchautor. Aktuell im Kino: „Deutsch­stunde“, Verfilmung des Romans von Siegfried Lenz.

Ich habe das Gefühl, dass ich 30 Jahre nach der friedlichen Revolution immer noch viel erklären muss. Dass ich einen Vater hatte, der wegen Republikflucht im Gefängnis saß, und eine Mutter, die aus einer Familie kommt, die an die DDR und seine Versprechungen geglaubt hat. Und dass ich trotz dieser ambivalenten Familiengeschichte eine glückliche Kindheit hatte.

Ich habe noch immer das Gefühl, gegen Klischees argumentieren zu müssen. Weil man sich auf Begriffe wie „Unrechtsstaat“ geeinigt hat, ist es kaum vorstellbar, dass das Leben in der Diktatur viel subtiler und komplexer war, als es mit den eigenen Bildern zusammenpasst. Ich will damit nicht die Diktatur kleinreden. Ich glaube nur, dass auch 30 Jahre nach der Wende ein großes Problem in Ost und West ist, dass wir immer noch nicht genug übereinander wissen. Das hat sicher auch mit uns Ostlern zu tun, dass wir einen Opfermythos am Leben erhalten haben, der heute gar nicht mehr so stimmt.

Christian Schwochow Foto: dpa

Ich glaube, dass die Ausein­andersetzung mit dem eigenen Leben zu DDR-Zeiten in vielen Familien nie wirklich stattgefunden hat. Und zwar aus der Haltung heraus, die eigene Biografie verteidigen zu müssen. Das hat auch dazu geführt, dass in vielen Familien unangenehme Fragen nicht gestellt wurden. Damit meine ich nicht, dass alle Kinder und Enkel ihre Eltern und Großeltern fragen müssen, ob sie bei der Stasi waren. Sondern Fragen wie: Wie hat dieses Land DDR 40 Jahre lang funktioniert? Wer waren die Leute, die daran geglaubt haben? Woran habt ihr geglaubt?

Von den Westdeutschen wünsche ich mir die Offenheit, die eigenen Bilder zu verwerfen. Es gibt nach wie vor so eine Mentalität von: „Wir sind das bessere Deutschland.“ Das ist etwas ganz Tiefes und das vererbt sich. Es ist Teil meines Alltags, die Leute immer wieder zu nerven und ihnen zu sagen, dass das alles doch komplizierter und in anderen Farben und Schattierungen abgelaufen ist, als sie sich das so vorstellen.

In Zukunft sollte mehr über Gemeinsamkeiten von Ost und West gesprochen werden. In Gesprächen erlebe ich häufig, dass es um Abgrenzungen geht. Ich würde mir wünschen, dass man Unterschiede anerkennt und neugieriger aufeinander wird, um vielleicht festzustellen, dass Biografien und Themen ähnlich sind.

Sprechen sollte man in diesem Land auch über ein massives Rassismusproblem, das wir nach wie vor kleinreden und das als ostdeutsches Phänomen gesehen wird. Wir dürfen es nicht länger übersehen, dass Rassismus ein gesamtdeutsches Problem ist.

Die Erfahrungen, die unsere Generation nach der Wende gesammelt hat, eröffnen so viele Möglichkeiten – das wird oft gar nicht begriffen. Ich hoffe, dass unsere Generation und die Generation der heute 30-Jährigen, die so selbstbewusst und unverkrampft ostdeutsch sind, eine noch größere Stimme in diesem Land bekommen. Ich glaube, dass diese Teilung nicht zu überwinden ist, wenn ostdeutsche Stimmen und Geschichten nach wie vor Randnotizen bleiben.

Protokoll: Julia Boek

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43 Kommentare

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  • In Westdeutschland gibt es im linken Spektrum überhaupt ein solches



    - Trotzkisten. Autonome, Rätekommunisten, und einiges zwischen Jusos und Öko-Anarchos.



    Der Nachteil der DDR-Zeit: solche Strömungen brauchen Zeit sich zu entwickeln. Allerdings gibt es sie inzwischen auch alle in Postsdam, Leipzig, Rostock u.a.



    Da "Links" als etwas Oppositionelles galt, konnte es sich öffentlich äußern mit Konflikt zum Bürgertum.



    Im Osten war "Links" das Regime, der emotionale Protest damit "rechts" aus Trotz und die Friedens- und Ökobewegung ganz zart.

    Doch, in Ostdeuschland ist der Rassismus viel stärker als im Westen.



    Schön, wenn die WeltreiseFilm "Weit" von Gwen und Patrick einiges auslöst, der ja auch in Ostdeutschland die Runde gemacht hat.

  • ich denke die Diskussion ist auf eine innerdeutsche Perspektive verengt.



    Die rassistische Alltagsgewalt wird in Ostdeutschland seit 10 Jahren wieder stärker, weil es Zuwanderung gibt.



    In vielen ostdeutschen Orten sind Farbige und Nichteuropäer eingetrudelt.



    Dass dadurch so viele Aggressionen ausgelöst werden, wie es die MigrantInnen erleben, ist das Thema.



    Hören Sie sich die Berichte von Refugee Forum/ The Voice, aus Jena an.



    Was ist ein Dschungelheim?



    Was ist eine Anzeige wegen Beleidigung bei der Polizei? Afrikaner stellt in Wurzen eine Anzeige gegen einen Deutschen.



    Frage: Wurde die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht" auch in ostdeutschen Städten gezeigt?



    Zu den Befreiern gehörten auch Soldaten afrikanischer Länder. vgl. das Buch Birgit Morgenrath u Karl Rössel Hg., 2005 "„Unsere Opfer zählen nicht“. Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg." Köln Berlin.



    Noch zu haben bei booklooker.

  • Danke für die Veröffentlichung der Statements!

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Früher habe ich mit Ungarn zuerst Gulasch Budapest und Plattensee assoziiert, heute denke ich an Orban.

    Tut mir leid Herr Schwochow, ich möchte nicht über die Gemeinsamkeiten von Ost und West reden. Ich möchte allgemein gerne mal wieder weniger über Deutschland reden müssen. Dieses nationale um sich selbst drehen, geht mir langsam richtig auf den Zeiger. Ich möchte auch nicht das die Ostdeutschen eine noch größere Stimme im Land bekommen. Warum sollten die 13 Millionen Ostdeutschen denn noch mehr Beachtung finden? Weil sie Afd wählen? Achso deshalb. Hoffen wir mal, das nicht allzu viele Duisburger bemerken, wie die paternalistische Aufmerksamkeitspirale in diesem Land funktioniert. Viele Ostdeutsche sind seit der Wende anscheinend im Revolutionsmodus. "Vollenden wir die Wende" brüllt ein Höcke und wird gehört.



    Natürlich beschränkt sich Rassismus nicht auf den Osten allein. Er drängt sich im Osten halt nur sehr unangenehm im Vordergrund jeder zweiten Debatte.

    Wann haben wir das letzte mal eigentlich über die Pfalz geredet? Oder über Schleswig-Holstein? Und was ist mit dem Saarland? Da sind dir Leute auch nicht reicher als in Thüringen.

    Der Osten hat ein verdammtes Hauptproblem und das sind die dort ansässigen Neonazis und Rassisten. Wenn man dieses Problem in den Griff bekommt, dann rede ich gerne über die landschaftliche Schönheit von Mecklenburg-Vorpommern oder der sächsischen Schweiz.

    Natürlich sind die gebrochenen Biographien ein Thema die nach der Wende den Anschluss verpasst haben. Natürlich ist es ungerecht wenn ostdeutsche Rentner weniger bekommen als westdeutsche. Das bedeutet aber nicht das ich Bock habe mich von ostdeutschen fanatischen Idioten faschistisch zukacken zu lassen. Wenn das Rassismusproblem gelöst ist, dann geht es glaube ich auch wirtschaftlich bergauf.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Ich denke, das ist zu hart. Dort im Osten sitzen wenigstens im Mittel auch nicht viel mehr "Rassisten", als irgendwo anders auf der Welt.

      Im Westen, das mag ja gern meine alleinige subjekive Meinung sein, konnte man sich noch eher auf die Sichtweise einer großen weiten Welt einlassen.

      So manches Wehklagen (Argumentationslinie) des Ostens geht auch mir tüchtig auf den Zeiger, aber - für mich ist es das - das quasifaschistoide Wachstumsmantra (Wachstum geht über alles) stammt sozusagen aus dem "Westen" (gemeinsame Kaiser-Zeiten mit Marx haben wohl noch die Wenigsten erlebt), auch wenn der Osten es wollte.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @Gerhard Krause:

        Was ist denn daran hart bitte? 23.4 Prozent für Höcke, das nenne ich hart.



        Ich glaube aufgrund deines Namens daraus schließen zu können ,das weder du noch ich Experten für Rassismus sind. Ich habe aber die Bestätigung von Menschen die erkennbar Migrationshintergrund haben, das der Osten in Teilen beinahe eine NoGoArea für Migranten ist, mindestens aber sehr gefährlich.



        Ich selbst weiß aus leidiger, eigener Erfahrung in der Jugend, wie die harte ostdeutsche Landjugend in Teilen so tickt.



        Vielleicht bin ich auch zu sensibel, aber meine Urlaubserfahrungen im Osten waren auch nicht unbedingt unbeschwert und locker.



        Wenn im Westen irgendwelche Pegida-Volltrottel demonstrieren wollten, standen auf der anderen Seite regelmäßig deutliche, antifaschistische Mehrheiten. Im Osten ist das nicht der Fall.

        "Im Westen, das mag ja gern meine alleinige subjekive Meinung sein, konnte man sich noch eher auf die Sichtweise einer großen weiten Welt einlassen."

        ^Mag sein. Bei mir klang das aber immer so an, als ob die Ostdeutschen auch deshalb rebelliert hätten, um Anschluß an diese große, weite Welt zu bekommen.

        • @6474 (Profil gelöscht):

          Man könnte auch meinen 23,4 zu 76,6. Namen sind doch bitte kein Erweis des Dafürs oder des Dagegens bei der Annahme einer Expertenrolle.

          Falls ich Sie richtig verstünde, entgegnete ich, dass ich auch das Kind eines entsprechenden (erkennbar) Elternteils sein und man mir dies äußerlich auch ansehen könnte, oder ich sei entsprechend adoptiert. Ich könnte gute und/oder schlechte Erfahrungen gesammelt haben.

          Und über Bestätigungen diverser Menschen zu vielzähligen Sachverhalten verfüge ich gleichfalls. :-) Ab und an finde ich sogar einmal Beweise. :-)

  • "



    Es gibt keine überforderten oder abgehängten Menschen nach 100 Milliarden € Aufbau ost bzw. 300 Mio. EU-Geldern in England."

    Unfug. Es gibt auch nach 30 Jahren genug Menschen, die sich im kapitalistischen System nicht oder nur schlecht zurecht finden. Das rechtfertigt aber natürlich nicht, Faschisten zu wählen.

  • Seit die WASG von der Linkspartei geschluckt wurde, habe ich ein umgekehrtes Wiedervereinigungsmuster erlebt: Die Themen, Materialien, Inhalte und Grenzen der Debatte wurden oftmals aus dem Osten vorgegeben, kamen "aus Berlin". Das hat viele linksextremistische Träumereien über kurz oder lang beendet aber auch den wichtigen gewerkschaftlichen Flügel geschwächt. Ich würde mir jedoch nicht anmaßen, für "die Wessis" in der Partei zu sprechen und genauso seltsam finde ich es, wenn jemand 30 Jahre nach Wende für "die Ossis" sprechen will. Die Probleme verfehlter Schwerpunkte oder Chancen sind doch viel feingliedriger und lassen sich nur an Einzelpunkten erläutern. Ich habe angesichts des Timings das Gefühl, dass mit dem großen "Wir-müssen-reden" nur eine gezielte AfD-Apologetik bedient werden soll, welche die rassistischen Gewaltverbrecher im Osten vor der effektiven Strafverfolgung schützen soll. Ich habe dafür keinerlei Verständnis. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Der braune Sumpf im Osten muss schnellsten trockengelegt werden, oder wir werden alle elendig darin versinken.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @hedele:

      Wertvolle differenzierte Gedanken, denen ich mich gerne anschließe.

      Auch, wenn (siehe: Mord an Walter Lübcke, Franco A. u.a.) geplante und/ oder durchgeführte Gewaltverbrechen dieser Art keine reine OSTSpezialitäten sind. Es wird viel im Trüben gefischt. Im Westen nur anders akzentuiert.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Der Mörder von Lübcke hat der thüringischen Afd eine Geldspende von 150 Euro zukommen lassen. Gerade die nordhessische NeonaziSzene ist wohl sehr gut mit der in Thüringen vernetzt

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @6474 (Profil gelöscht):

          Was ändert das an meiner Aussage?

          • 6G
            6474 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Im großen und ganzen ändert das nichts an der Aussage. Es ist mehr eine Ergänzung aber auch ein kleiner Fingerzeig gen Thüringen und den NSU. Ich fände es einfach mal interessant zu erfahren, ob sich der Mörder von Lübcke und die drei (öffentlich bekannten) NSUler persönlich kannten.

  • Eine Diktatur kann 70 und mehr Jahre prima funktionieren - mit Todeslagern wie in Nordkorea und alle sind super zufrieden. Verdrängung, Anpassung.

    Warum wird überhaupt unterschieden zwischen Ostdeutscher Erfahrung und westdeutscher?



    Die Lebensleistung Ostdeutscher anerkennen? Wieso meinen Ostdeutsche sie würden weniger anerkannt?



    Es gibt keinen Zusammenhang zwischen einer "Lebensleistung" z.B. dem Kampf gegen die Stigmatisierung von Erwerbslosen oder das Organisieren von eigenständigen Arbeitskämpfen und dem Sammeln von SS-Helmen als Hobby.



    Für ein Ende der Selbstgerechtigkeit und der journalistischen Anbiederung!

    • @nzuli sana:

      "Wieso meinen Ostdeutsche sie würden weniger anerkannt?"

      Vielleicht weil sie von Wessis Spitznamen wie "Udo" (Unser dummer Ossi) bekommen?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Udo" kannte ich bisher als Wessi, der schon lange im Osten lebt, nicht.

        • @Hanne:

          Wird im Westen für Mitarbeiter aus Ostdeutschland verwendet...

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Und was soll ich als Besser-Wessi dazu sagen?

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Die List von entwürdigenden Bezeichnungen ist noch viel länger. War nur ein Beispiel.

    • @nzuli sana:

      Sicher wird die Lebensleistung von Ostdeutschen weniger anerkannt. Andernfalls hätte man die bestehenden Strukturen nach der Wiedervereinigung nicht komplett zerstört und die Kompetenz der Menschen, ihre Erfahrungen, entwertet. Auf die meisten 'wichtigen' Posten (Uni, Justiz, Politik) kamen Westdeutsche. Man hat nicht einmal versucht darüber zu verhandeln, was wir im Westen vielleicht von 'drüben' übernehmen könnten.

  • Sie sollten nicht so tun, als würden diese Fragen zum ersten Mal gestellt.



    Zum Thema White Supremacy vergleichen Sie bitte die Rechtfertigungen des KuKlux Klans und seine Neugründung nach dem Film von David W. Griffith, 1915 The Birth of a Nation.



    Übrigens gibt es schon zwei Ostalgie-Zeitungen:



    Die junge welt ("Hisbollah fordert Ende der Massenproteste im Libanon")



    und der freitag ("Kann man alles verstehen").



    Es gibt keine überforderten oder abgehängten Menschen nach 100 Milliarden € Aufbau ost bzw. 300 Mio. EU-Geldern in England.



    Der völkische Abgrenzungswahn ist eine Form von Überzeugung und Stolz und Antirassismus hat nichts mit Demokratie oder "Liberal sein" zu tun.



    Jedes Pegida-Geschrei "absaufen" ist barbarisch völlig unabhängig von Bildungsabschlüssen.



    Wer das nicht klar verstehen will, nimmt teil am Normalisieren und der Kretschmer-Volkssprechstunde.

    • @nzuli sana:

      "Es gibt keine überforderten oder abgehängten Menschen nach 100 Milliarden € Aufbau ost bzw. 300 Mio. EU-Geldern in England."

      Unfug. Es gibt auch nach 30 Jahren genug Menschen, die sich im kapitalistischen System nicht oder nur schlecht zurecht finden. Das rechtfertigt aber natürlich nicht, Faschisten zu wählen.

    • @nzuli sana:

      "Es gibt keine überforderten oder abgehängten Menschen nach 100 Milliarden € Aufbau ost bzw. 300 Mio. EU-Geldern in England."



      Tatsächlich begründete oder rein gefühlte Überforderung oder Abstiegsängste (ob sozial, ökonomisch oder kulturell) lösen Sie nicht allein dadurch, dass Sie Geld in die jeweilige Regierung/Verwaltung pumpen.

      "Der völkische Abgrenzungswahn ist eine Form von Überzeugung und Stolz und Antirassismus hat nichts mit Demokratie oder "Liberal sein" zu tun."



      Das ist stark vereinfacht bis falsch und blendet jegliche Ursachenforschung aus sozialwissenschaftlicher Sicht aus.

      "Jedes Pegida-Geschrei "absaufen" ist barbarisch völlig unabhängig von Bildungsabschlüssen."



      Stimmt.

  • "Viele Menschen in der SED haben Schuld auf sich geladen, und jeder, der Menschen ins Gefängnis gebracht, ihnen geschadet hat, muss dafür zur Verantwortung gezogen werden."

    Interessanter Satz von der Vertreterin einer Partei, die nach der Wende viele, viele Jahre mitregiert hat. Wie viele Stasioffiziere wurden denn nach der Wende für ihre Verbrechen in der DDR zur Verantwortung gezogen? Mir ist kein Fall in Erinnerung. Auch ein Grund, warum sich das Vertrauen in den Rechtsstaat bei im Osten Geborenen in Grenzen hält.

  • Mich regen solche Artikel oder Aufsätze auf. Hier wird an den Problemen der Menschen intellektuell tüchtig vorbeisublimiert. Je nach Einstellung, Interessenlage und Grad der persönlichen Unwissenheit (Unfähigkeit), darf man sich klug spreizen: Der persönliche gesellschaftliche Veränderungsbedarf, Rassismus, unbekannter mkt Freiheiten überforderter Osten, wow.

    Meine Erfahrungen mit Ostdeutschen, auch zu Zeiten der SED und der DDR, sind vielmehr solche: die wussten viel mehr über Ökonomie und Marktwirtschaft, denn blöd waren die Leute dort nie. Insbesondere die Westverwandtschaft wurde "ausgehorcht" und beobachtet, ihnen wurde zugehört. Die "Ossis" konnten es sich leisten, die tatsächlich bestehenden Widersprüche im "Westen" aus der relativ abgesicherten eigenen Perspektive zu betrachten und westliche Weisheiten infrage zu stellen. Ob im Ergebnis richtig oder falsch spielt dabei gar keine Rolle. Der Denkprozess ist entscheidend, den sich im Westen etwa nur GRÜNE erlaubt haben.

    Der heutige Osten ist nicht anders als der Rest der Welt, der unter, im Ergebnis, der Ausbeutung von Menschen durch andere Menschen, Umwelt- und Kulturzerstörung zugunsten von Gewinnen, sowie der Perspektivenzerstörung leidet, und hätten wir keine Elendswanderung, sondern es würde wieder nur um Geld für Banken gehen, dann wären Fremde auch kein Thema.

  • Die Reinwaschung der DDR soll weitergehen?

    Als der Krieg zu Ende war, wurde die Diktatur in der Ostzone nahtlos fortgesetzt. Nur die Nazis waren weg.



    Konzentrationslager, Jugendorganisation, Geheimpolizei - alles lief weiter. Nur die Abzeichen und ein paar Führungsleute waren andere.

    Die Parteimitglieder von damals waren Teil der Maschinerie. Und die böse Stasi war nur Schild und Schwert der Partei - eine Unterorganisation der SED.

    Da gibt es nichts schönzureden. Linke Gefühlsduselei ist unangebracht.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Der Erwin:

      Ein Mann, eine Mission. Er möchte aufräumen.

      Doch was eigentlich? Und mit welchen Mitteln? Wer der DDR KZs andichtet, nimmt es mit den Fakten offenbar nicht so genau. Sie könnten nur stören.

      "Gefühlsduselei" ist niemals angebracht. Dunkelbraune schon gar nicht.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Der Erwin:

      Ein Kenner der DDR.

      Ich emfehle den Kinderzeit Block Zeit Online 2009:

      blog.zeit.de/kinde...s-war-die-ddr_2612

      Nachbrenner1: Konzentrationslager=Jugendorganisation. Ein exczellentes Geschichtswissen!

      Nachbrenner2:



      1950 Gründung MfS



      Volksaufstand in derDDR



      Unterorganisation



      1955 wieder eigenständiger Rang als Ministerium.

      Diese Definition der DDR spiegelt in ihrer



      "Reinwaschung" ein Abbild völliger Kenntnislosigkeit des Lebens in der DDR.



      Gerne auch hiermal einen Blick reinwerfen:



      de.wikipedia.org/w...h_t%C3%A4tig_waren

      Ich versuche immer noch verstärkt die linke Gefühlsduselei zu interpretieren.

      • @05158 (Profil gelöscht):

        "Konzentrationslager=Jugendorganisation"



        Steht nirgends im Beitrag. Entweder mal die Bedeutung von " = " nachschlagen oder an dem "exczellenten" Textverständnis arbeiten.

    • @Der Erwin:

      Als der Krieg zu Ende war, wurde die Diktatur in der Westzone demokratisch. Nur die Nazis waren noch da.

      Mindestens genauso wahr, wie Ihre Auslassung...

      Nur wo sie die Konzentrationslager herbeifantasieren ist mir nicht klar....

      • @nutzer:

        12.000 in 5 Jahren = 2.400/Jahr = 0.54/Tag



        Das klingt nicht nach einem "normalen" Gefängnis.

      • @nutzer:

        Konzentrationslager in der Ostzone sind bis heute ein Tabu-Thema. Lesen Sie mal über Speziallager. Ich zitiere Auszüge aus dem Wikipedia beispielhaft zum KZ Sachsenhausen:

        "Gegen Ende 1945 war das Lager wieder voll belegt (12.000 Personen). Im folgenden Jahr waren zeitweise bis zu 16.000 Menschen im Lager eingesperrt.Von den in den Jahren 1945 bis 1950 etwa 60.000 Inhaftierten starben etwa 12.000 Häftlinge an Unterernährung, Krankheiten, psychischer und physischer Entkräftung.[3]"

        • @Der Erwin:

          Die Welt berichtete von insgesamt 43.035 Toten in den sowjetischen Speziallagern nach 1945 www.welt.de/print-...ger-nach-1945.html

          • @Rudolf Fissner:

            Na wenn das sie Welt berichtet...

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Da wächst wohl zusammen, was zusammen gehört. Ewig Gestrige. Schönredner und -schreiber des Status Quo über Umwege.

            Alles im Rahmen des bisher Gezeigten.

        • @Der Erwin:

          Dass sie Alliierten einige KZ für ihre Zwecke umfunktionierten ist bekannt und wird auch nicht geleugnet. Weder in Bezug auf Sachsenhausen, noch in Bezug auf Dachau.

          Diese Lager unterstanden aber nie einer deutschen Regierung. Die KZ in ganz Europa inkl. der Vernichtungslager schon. Beides gleich zu setzten, kann nur einem besonders strammen Bürger einfallen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Sachsenhausen wurde als sowjetisches Speziallager ein Jahr nach Gründung der DDR dichtgemacht. Es unterstand somit der Regierung der DDR. Ebenso unterliegen die Toten iin den Lagern aus der Zeit der Verantwortung der DDR.

            • @Rudolf Fissner:

              Herr Fissner - wie an anderer Stelle bereits kurz angemerkt: Verneige mich mützeziehend vor Ihrer allumfassenden Informiertheit und geballter Sachkenntnis!

            • @Rudolf Fissner:

              Stimmt nicht. Das "Speziallager" unterstand auch nach Gründung der DDR der Sowjetunion. Und zwar bis zu seiner Auflösung. Kann man leicht nachlesen, wenn man will.

        • @Der Erwin:

          Jau, ich habe eben Wiki aufgerufen.

          Da steht nix von 12000 Toten.

          Das ist die Quelle:



          de.wikipedia.org/w...rwendung_nach_1945

          Ich empfehle Ihnen, auch die genaue Quelle Ihrer Aussage anzugeben, ansonsten möchte ich der taz empfehlen, wenn sie es mit dem Nicht weiterverbreiten von Fake-News ernst nimmt, Ihr Posting und Ihren Account zu löschen.



          Aussagen bitte mit Quellennachweis, soweit möglich. Zumindest in der von Ihnen genannten Quelle wird das nicht verifiziert.

  • Ihr sprecht immer mit den gleichen Chargen.



    Kommt doch mal mit einem ehemaligen NVA-Offizier, Maschinenschlossern oder einem Dispatcher z.B. eines Straßenbahndepots in Gespräch. Vielleicht auch mit einer ehemaligen Köchin einer LPG oder einer Kindergärtnerin. Es soll ja auch von der Wende betroffene oder berührte Näherinnen, Abteilungsleiter in ehemaligen Kombinaten oder auch Kraftwerker geben.

    • @Trabantus:

      Ihre Meinung empfinde ich ebenfalls als völlig richtig.