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Öko-Lotterie für den KlimawandelViel Glück beim Pechspiel

Die Umweltlotterie bringt Millionen für Öko-Projekte. Wären wir konsequent, würden wir auch Klimapakete und CO2-Preis als Glücksspiel anlegen.

So mag es die GroKo: Alles auf Rot oder Schwarz Foto: dpa

M athe war in der Schule nicht meine größte Leidenschaft. Von der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist bei mir nur hängen geblieben, wie ein Schulfreund sagte: „Lotto spielen? Bin ich verückt? Es ist dreimal wahrscheinlicher, vom Blitz erschlagen zu werden, als den Jackpot zu knacken.“ Und bisher hat ihn der Blitz noch nicht ein einziges Mal erwischt.

Aber zum Glück gibt es ja andere Leute. Die spielen Lotto, Toto oder Ähnliches: Eigentlich verboten, nur nicht, wenn der Staat seine Bürger abzockt. Die Ökos suchen ihr Glück bei „Bingo – Die Umweltlotterie“, wo ein Teil der Erlöse in Kinderbauernhöfe, Museen, Obstwiesen und Artenschutz fließt: Immerhin 190 Millionen Euro in den letzten 22 Jahren. Es gibt schlechtere Wege, sein Geld zu verschleudern.

Jetzt aber der Aufreger: Letztens gab es einen VW-T-Roc zu gewinnen. Ein böses SUV, sagen die einen. Ein höher gelegter effizienter VW-Golf, die anderen. Ein bisschen peinlich ist das ja schon: Als Hauptpreis der Umweltlotterie ein bulliger Spritfresser und kein selbstgestrickter Norwegerpulli.

In Zukunft wolle man „auf nachhaltigere Sachpreise“ setzen, sagt Lotto, man habe ja auch schon E-Autos ausgelobt. Aber klar, die Preise müssten attraktiv sein: Die Lotterie „muss ja auch funktionieren.“

Warum nicht einen Tesla verlosen?

Man könnte davon lernen, wie man Öko attraktiv macht. Wenn Menschen freiwillig Geld für ein Glücksversprechen mit einer Wahrscheinlichkeit von Eins zu 53 Fantastilliarden hinlegen, könnte man so doch auch ein echtes Klimapaket finanzieren: Den Spritpreis jedes Jahr um 10 Cents erhöhen, dafür aber unter allen Teilnehmerinnen einen Tesla ausloben! Die Tonne CO2 als „Klima-Los“ für 50 Euro verkaufen und zehn Tickets zur nächsten Klimakonferenz verteilen! Saftige Erhöhungen bei den Fleischpreisen, dafür 1.000 Rinderhälften verlosen!

So eine Öko-Lotterie der GroKo (Motto: „Alles auf Rot oder Schwarz“) würde auf den Kopf stellen, wie gerade das globale Glücksspiel mit unserer Zukunft läuft. Denn bei einer Lotterie verlieren fast alle. Es gewinnen ein paar Glückspilze, die Lotterie und der Staat – und trotzdem haben alle gute Laune! Das große hochriskante Pechspiel, mit dem wir derzeit beim Klima, der Artenvielfalt oder dem Plastikmüll zocken, läuft aber genau anders herum: Jeder gewinnt ein bisschen, weil er fliegt, Fleisch isst oder Plastik nutzt – aber insgesamt verlieren wir alle. Und meckern auch noch rum.

Wir brauchen also neue Spielregeln und jede Menge Glück. Denn einfach so weitermachen wie bisher hat auch einen Namen: Russisches Roulette.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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8 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Beim russischen Roulette mit einer Kugel betraegt die "Gewinnchance" mind. 5/6. Der Vergleich passt nicht.

  • Wenn dem autor schon keine vernuenftige pointe einfaellt, sollte er sich so ein belangloses Geschreibsel sparen. Zudem ueberwiegen die Gemeinsamkeiten: Beim Lotto wie bei der Klimazerstoerung verlieren fast alle, und der Vorteil der wenigen (hier u.a. Ölpotentaten und dort Lottogewinner) ist in der Summe geringer als der nachteil. Lotto hat vermutlich eine weitaus hoehere Auszahlungsquote.

  • Was ist/wäre denn ein "nachhaltiger Sachpreis"? Weltweit sind seit 2010 Flugreisen, Kreuzfahrtschiffe, Schwerindustrie und fossile PKW "nachhaltiger" als die SUV! Weniger "nachhaltig" ist nur die Energieerzeugung.



    Vielleicht sollte die Internationale Energieagentur eine Lotterie ausschreiben, damit ihre Publikationen von Journalisten wahrgenommen werden. Gerne auch mit Haupt- und Nebenpreisen für Reisen zu den Koltangruben, Lithiumfelder, Seltene Erden Gruben, ...

    Grundkurse Basiswissen Physik, wäre auch nicht schlecht!

    Ist aber wohl zu spät, denn die Bundesregierung hat ihr "Klimaschutzgesetz" durch, die Autoindustrie investiert Milliarden in E-Mobile und den Verkaufsschlager SUV, da kann man nix mehr machen. Außer - wie schon im vergangenen Jahr - die Augen vor dem World-Energie-Outlook der IEA verschließen. Schließlich geht es um unseren Wirtschaftsstandort und nicht die klimatischen Lebensbedingungen in den nächsten Jahrzehnten.

    www.iea.org/newsro...nger-car-mark.html

    www.manager-magazi...tur-a-1291983.html

    • @Drabiniok Dieter:

      So wie ich den Bericht der IEA deute, gehen die Wissenschaftler dort davon aus, dass SUV Fahrer kein anderes Auto fahren würden, wenn es die "Kategorie" SUV nicht gäbe. Dieser Denkansatz erscheint mir nicht realistisch.

      • @J B:

        Was verstehen Sie an dem Begriff "Anstieg" des Verbrauch (nebst CO2 Emissionen) durch SUV nicht? Oder den Verweis auf die die "normalen" Mittelklasse Fahrzeuge, deren Verbrauch zurückgegangen ist?

        Ist das jetzt selektive Wahrnehmung, nur eine selektive Leseschwäche oder eine "andere" Physik, die Sie deuten?

        • @Drabiniok Dieter:

          Über der Grafik steht "Veränderung in CO2 Emissionen in Millionen Tonnen 2010 bis 2018." Bei SUV wird der Wert von 544 angegeben. Ich denke, das ich bis hier hin die Werte korrekt deute, wenn ich sage: Durch den weltweiten Anstieg von SUV Fahrzeugen (im Zeitraum) kommt es zu der Steigerung auf 544 Millionen Tonnen CO2.



          Die Grafik suggeriert somit, wenn die Menschheit auf SUV verzichten würde, ließen sich diese 544 M.Tonnen CO2 einsparen. Dies ist m M. nicht der Fall, da SUV ja nur eine Fahrzeugklasse ist. Gäbe es keine SUV, würden (so nehme ich zumindest an) die allermeisten Fahrer andere Fahrzeuge fahren.



          Dann würde sich lt IEA eine Reduktion von 25 % Kraftstoffverbrauch, einhergehend mit reduzierten CO2 Emissionen ergeben. Die Verbleibenden 75% der CO2 Emissionen müssten der Kathegorie ICE engines zugerechnet werden.



          Die 200 Mio SUV sind ja zusätzlich zum anderen PKW Bestand genannt.



          Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit eine "andere" Physik bemühe.

  • Riexinger meinte vor zwei Wochen das er sich dem "green new deal" von Sanders-Varoufakis anschliessen wolle. 1000 Mrd. vom Euro fürs Klima für Solarkraftwerke und Klimafolgenkompensation lassen die Preise für Erneuerbare soweit sinken, das keiner mehr daran denken wird in Fracking, Teersande, Tiefseebohrungen oder russische Militärjets, resp. amerikanische zu investieren.

  • Beim Lotto zockt der Staat seine Bürger ausnahmsweise mal nicht ab, weil ich ja die Möglichkeit habe es sein zu lassen und das Geld teilweise ja doch für vernünftige Zwecke ausgegeben wird. Anders ist es bei der Zwangsabgabe der ÖR. Hier wird der Bildungsgedanke missbraucht und ich mit immer mehr Doof-TV zugemüllt und die Sender verkommen zur Versorgungsanstalt von A-Z Prominenz. Und Obacht Herr Pötter, jetzt schließt sich der Kreis, dass alles nur um die Menschen zu verblöden. Denn die versorgten Protagonisten machen uns dann noch mittels Werbung den letzten Scheiß schmackhaft, auf das wir vom Konsumrausch gar nicht mehr runterkommen. Wenn wir also hier ansetzen würden etwas zu verändern, wäre der Umwelt viel mehr geholfen.