Elektro-Offensive der Autowirtschaft: Noch lange nicht zu spät

Die deutschen Autobauer haben bei der Verkehrswende bislang geschlafen. Aber ihre Vorteile können sie immer noch nutzen – und sogar ausbauen.

Elektroautos vom Typ VW ID3 fahren bei einer Präsentation im VW-Werk auf die Bühne

Mit dem ID.3 hat VW erstmals ein Gefährt geschaffen, das es ernst meint mit der E-Mobilität Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Keine Frage: Die deutschen Autobauer haben gepennt. Jahrelang haben sie sich der Transformation zur Elektromobilität verweigert. Gerne wird die Konkurrenz in China und den USA angeführt, die den neuen Antriebsformen tatsächlich sehr viel offener gegenübersteht.

Erst jetzt scheint VW aufgewacht zu sein. Mit dem ID.3 hat der Konzern erstmals ein Gefährt geschaffen, das es ernst meint mit der E-Mobilität. Die Elektrooffensive komme viel zu spät, monieren Experten. Einige beschwören gar den Niedergang der deutschen Autoindustrie herauf, an dem hierzulande jeder siebte Arbeitsplatz hängt. Tatsächlich aber ist noch lange nicht ausgemacht, wer das Rennen machen wird.

Was stimmt: China ist ganz vorne dabei. In keinem anderen Land hat sich das Elektroauto innerhalb kurzer Zeit so verbreiten können wie dort, und es sind einheimische Autobauer wie BYD, die Marktführer sind. Wahr ist aber auch: Die Wahl der Chinesen für E-Autos erfolgte keineswegs freiwillig. Sie kauften sie, weil sie für Autos mit Verbrennungsmotoren gar keine Fahr­erlaubnis mehr erhielten. China wird es aber kaum gelingen, solche erzwungenen Kaufentscheidungen auch auf andere Länder zu übertragen.

Erfolgversprechender wirken Goo­g­­le, Tesla & Co. Richtig ist: Die großen US-amerikanischen Tech-Unternehmen haben viel Geld in die Hand genommen, um an neuen Mobilitätsformen wie autonomem Fahren zu forschen.

Zu viele Fragen bleiben ungeklärt

Doch das meiste davon ist Zukunfts­musik. Keiner weiß, wie und ob überhaupt autonomes Fahren wirklich kommen wird – zu viele Fragen wie Netzstabilität, Datenschutz und Sicherheit bleiben ungeklärt. Und was an teilautonomer Technik bereits auf dem Markt ist, ist so kompliziert, dass nur Tech-Nerds damit klarkommen. VW und Daimler bieten schon jetzt benutzerfreundlichere Pendants.

Solange es den individualisierten Individualverkehr gibt, haben die deutschen Autobauer gute Chancen, konkurrenzfähig zu bleiben. Technische Perfektion wird ihnen auch in der E-Mobilität gelingen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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