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Obdachlosigkeit in BerlinSchutz vor der Hitzewelle

Berlin will Menschen ohne feste Unterkunft auch im Sommer unterstützen. In Schöneberg eröffnet nun eine Tagesunterkunft.

Zelt eines Obdachlosen auf der Oberbaumbrücke in Berlin-Kreuzberg Foto: Rolf Zöllner / imago

BERLIN taz | Nicht nur Kälte, auch Hitze ist schwer zu ertragen und kann lebensgefährlich sein – besonders für diejenigen, die sich nicht in eine eigene Wohnung zurückziehen können. Deshalb leistet der Internationale Bund (IB) nun auch Hitzehilfe und bietet dafür tagsüber erstmals eine Notunterkunft für Obdachlose an, damit diese sich vor hohen Temperaturen und Dehydrierung schützen können. In den Räumlichkeiten in Schöneberg in der Kurmärkischen Straße könne man pro Tag 40 bis 45 Menschen aufnehmen, sagt Koordinator Artan Zeka. Dort bietet der Sozialträger Duschen, Essen sowie Getränke an und verteilt Sonnenhüte, Käppis, Sonnencreme, Kleidungsstücke und Thermosflaschen. Außerdem will der IB dort auch wohnungslose Menschen beraten.

Die Unterkunft hat seit Montag täglich zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet, das Angebot läuft bis Ende September. Der Senat fördert es mit rund 106.000 Euro. Die Hitzehilfe läuft als Modellprojekt, der rot-grün-rote Senat will daraus Erfahrungen für den künftigen Schutz obdachloser Menschen vor Hitze sammeln.

Der Bedarf sei in den vergangenen Jahren mit vermehrten Hitzewellen immer offensichtlicher geworden, sagt Zeka, ähnliche Unterkünfte gebe es bereits in Frankreich, Spanien oder Portugal. „Wir freuen uns, dass wir diese Unterkunft nun eröffnen konnen, und wir hoffen, dass andere Bezirke nachziehen“, sagt Zeka. Bei seiner Arbeit sei der IB auch auf Spenden angewiesen – etwa von Hygieneprodukten und leichter Sommerkleidung. Auch über Engagement freue man sich: So würden Ehrenamtliche etwa beim Kochen helfen.

Mobile Teams verteilen Wasser

Zusätzlich zum neuen stationären Angebot sind wieder Mit­ar­bei­te­r*in­nen der Sozialgenossenschaft Karuna als mobile Hitzehilfe im Stadtgebiet unterwegs. Das Angebot gibt es seit 2020. Mit Kleinbussen und Lastenrädern fahren sie Stellen unter anderem am Alexanderplatz, am Hansaplatz, der Schönhauser und der Frankfurter Allee an. Sie gehen gezielt auf Menschen zu und verteilen ebenfalls Sonnencreme, Schirme, Wasser und Hygieneprodukte, bei Bedarf vermitteln sie medizinische Hilfe oder können Fahrdienste anbieten. In den drei Kleinbussen sollen sich Menschen ebenfalls vor Hitze schützen und ausruhen können. Ergänzt wird die mobile Hilfe durch eine Telefonnummer (0157-80 59 78 70), an die sich Betroffene, aber auch solidarische Menschen wenden können und von der aus Hilfe auch koordiniert wird.

Auf der eigenen Webseite hat Karuna dazu noch eine Liste mit Handlungsvorschlägen veröffentlicht – denn neben der Hitze sei auch die Anonymität gefährlich. Die Frage: „Brauchst du etwas?“ könne manchmal Leben retten, schreibt Karuna dort. Unterstützen könnte je­de*r, der*­die sich solidarisch zeigen wolle – etwa auch damit, Wasserflaschen zu verschenken, Geld zu geben oder den Weg zum nächsten Trinkbrunnen zu weisen – so das denn gewünscht sei. Eine Liste der Trinkbrunnen findet sich auf den Seiten der Berliner Wasserbetriebe. Eine Karte der Initiative Refill listet Cafés oder Bars, in denen man eigene Wasserflaschen kostenlos mit Leitungswasser auffüllen kann.

Hilfe bietet außerdem die evangelische Taborgemeinde im Wrangelkiez in Kreuzberg, die auch in der Kältehilfe immer Räume als Übernachtungsmöglichkeit anbietet. Seit der vergangenen Woche öffnen sie im Rahmen der Hitzehilfe mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr und sonntags zwischen 13 und 16 Uhr den Vorraum ihrer Kirche. Dort können 20 bis 25 Menschen Schutz finden, heißt es bei der Gemeinde. Das Angebot wird von Ehrenamtlichen angeboten – wenn sich weitere Engagierte fänden, sei es prinzipiell auch möglich, es auf weitere Tage auszuweiten.

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