Neuer Brand im Lager Moria: Tausende sitzen auf der Straße

In der Nacht zum Donnerstag sind neue Feuer in Moria ausgebrochen. Tausende Geflüchtete sind obdachlos. Viele sollen auf Schiffen untergebracht werden.

Menschen fliehen vor einem im Hintergrund brennenden Feuer

In der zweiten Brandnacht in Folge fliehen Menschen aus dem Lager Moria Foto: ap

ATHEN/LESBOS dpa/afp | Die ersten Maßnahmen zur Unterbringung von Menschen nach dem Großbrand im Geflüchtetenlager von Moria sind angelaufen. 165 unbegleitete Minderjährige wurden an Bord eines Flugzeugs von Lesbos zur griechischen Hafenstadt Thessaloniki gebracht. Weitere 240 Minderjährige sollten noch am Donnerstag folgen, berichtete der staatliche Rundfunk (ERT).

Die Feuerwehr konnte in der Nacht zum Donnerstag, 10. September, mehrere kleinere neue Brände löschen. Die Feuer hätten übrig gebliebene unbeschädigte Zelte und andere provisorische Unterkünfte von Moria zerstört, berichtete das Staatsfernsehen. Die Flammen loderten nach Angaben eines AFP-Fotografen am Mittwochabend in einem Teil des Lagers, der von den vorherigen Feuern wenig betroffen gewesen war. Erneut kam es zu Chaos: Geflüchtete rannten aus dem Lager, während ihre Zelte verbrannten.

Tausende Menschen verbrachten die erste Nacht nach dem Großbrand auf den Straßen rund um das Lager Moria. Die Polizei stoppte unter Einsatz von Tränengas einige jugendliche Geflüchtete, die versuchten, in die Hauptstadt der Insel zu kommen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Zuvor hatten einige Menschen aus den Unterkünften die Polizei mit Steinen angegriffen.

Zu groß ist die Angst eines unkontrollierbaren Ausbruchs der Corona-Epidemie. 35 Geflüchtete waren positiv auf das Virus getestet worden. Sie sind im Gefolge des Großbrandes untergetaucht und könnten Tausende andere Menschen anstecken. Die Polizei habe nur acht von ihnen aufgreifen können, teilte die Regierung mit.

Eine Fähre, die „Blue Star Chios“, wurde am Donnerstagvormittag in einem Hafen im Westen der Insel erwartet. Dieses Schiff soll rund 1.000 Menschen aufnehmen. Weitere sollen in den nächsten Tagen von zwei Schiffen der griechischen Kriegsmarine aufgenommen werden. Zudem sollten neue Zelte aufgebaut werden. Die Zivilschutzbehörde verhängte einen viermonatigen Ausnahmezustand über die Insel Lesbos, auf der 85.000 Menschen leben hat.

Die Ursache der Brände ist weiter unklar. Mitarachi sagte, die Feuer seien ausgebrochen, „als die Asylbewerber gegen die verhängte Quarantäne protestierten“. Der Minister ließ offen, ob es sich um Brandstiftung handelte. Wenige Stunden vor dem Ausbruch der Feuer hatte das Migrationsministerium mitgeteilt, dass 35 Lagerbewohner*innen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien.

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