Neue Greenpeace-Studie zu Emissionen: So schmutzig ist die Autoindustrie

Die Zahlen der Umweltorganisation zeigen das Ausmaß der weltweiten Auto-Emissionen: Allein VW produziert so viel CO2 wie ganz Australien.

Privatautos und LKW auf den Straßen der Autbahn A40 in Nordrhein-Westfalen.

Hat einen erheblichen Anteil an den weltweiten Treibhausgas-Emissionen: die Autoindustrie Foto: dpa

BERILN taz | Einen Tag vor dem Beginn der Automesse IAA in Frankfurt setzt Greenpeace die zwölf weltweit größten Autokonzerne auf die CO2-Anklagebank. In ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht „mit Vollgas in die Klimakrise“ zeigen die Umweltschützer auf, welchen Treibhausgasausstoß die jeweiligen Autoflotten am weltweiten CO2-Ausstoß zu verantworten haben. Dabei berücksichtigen sie auch die Emissionen durch Produktion, Betrieb, Kraftstoffbereitstellung und Recycling der im Jahr 2018 verkauften Autos.

Die Zahlen sind beeindruckend: Allein VW, der Spitzenreiter im Schmutz-Ranking, ist laut Bericht für 582 Millionen Tonnen Treibhausgase verantwortlich – so viel, wie ganz Australien ausstößt. Direkt hinter der Volkswagen Group kommt Renault-Nissan als größter Klimasünder, darauf folgen Toyota, General Motors und Hyundai-Kia. Laut Greenpeace seien diese fünf Konzerne für die Hälfte aller Automobilemissionen verantwortlich.

Die Autobranche als Ganzes müsse sich sogar für 9 Prozent aller weltweiten Emissionen schuldig zeichnen. Das sei vergleichbar mit dem gesamten Ausstoß der Europäischen Union. BWM, immerhin der Letztplatzierte, verursacht noch 136 Millionen Tonnen CO2.

Die Autoindustrie habe sich bisher zu wenig bewegt, um die Klimaziele 2050 zu erreichen, bemängelt Greenpeace in dem 44-Seiten starken Papier. „In der Werbung betonen sie, wie sehr sie sich um unser Wohlbefinden und unsere Sicherheit sorgen, speziell um das unserer Kinder. Ihre Geschäftsentscheidungen indessen erzählen eine komplett andere Geschichte“, heißt es in der Studie.

Demonstrationen für Samstag geplant

Der Report zeigt, dass vor allem Hybrid-Modelle dringend nötige Fortschritte im Klimaschutz bremsen. Messungen des ADAC zeigen, dass Hybrid-Autos auf der Straße gut doppelt so viel CO2 ausstoßen wie von den Herstellern angegeben. Vor allem aber SUVs (Sports Utility Vehicles) machten das Erreichen der Klimaziele unmöglich, so die Studie. „Die Autokonzerne stellen viel zu langsam auf E-Autos um und setzen dabei auf die falschen Modelle“, beklagt Benjamin Stephan, Verkehrsexperte bei Greenpeace, in einer Pressemitteilung.

Bewusst einen Tag vor der IAA veröffentlicht, sorgt der Bericht für neuen Zündstoff bei den Gegnern der großen Autoshow. Ein Trägerkreis aus sieben Umwelt- und Fahrradverbänden, darunter neben Greenpeace auch der ADFC und der BUND, hatte bereits Mitte Juli bekanntgegeben, auf der IAA demonstrieren zu wollen. Das „Aussteigen“ genannte Aktionsbündnis fordert ein radikales Umdenken in der Verkehrspolitik – weg vom Verbrennungsmotor, hin zu mehr öffentlichem Nah- und Radverkehr.

Unterstützung bekommt das Bündnis zudem von Attac und „Sand im Getriebe“, dem klima- und verkehrspolitischen Aktionsbündnis um Tina Velo. Die Aktivistin hatte sich am Montag zu einem Streit-Gespräch mit VW-Chef Herbert Diess gesetzt. Die Diskussion hatte die taz initiiert.

Monster-SUV als Protestsymbol

Sowohl „Sand im Getriebe“ als auch Attac und das Protestbündnis um Greenpeace und Co. rechnen mit großer Unterstützung bei ihren Demonstrationen. Zu einer von „Aussteigen“ organisierten Fahrrad-Sternfahrt am Samstag hätten sich bereits mehrere Tausend Teilnehmer angemeldet, berichtet Gregor Kessler, Pressesprecher bei Greenpeace. „Wie viele letzten Endes tatsächlich kommen, hängt natürlich auch vom Wetter ab“, so Kessler.

Schon heute demonstrieren zehn Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace mit einem überdimensionierten Geländewagen vor einem Eingang zur Messe. An dem selbst gebastelten SUV, der auf anderthalb Meter großen Reifen steht, hängt ein 1400 Kubikmeter großer schwarzer Ballon mit der Aufschrift „CO2“. Der Ballon fasst nach eigenen Angaben etwa 2,5 Tonnen klimaschädliches CO2; das sei die Menge, die alle in den ersten sieben Monaten in Deutschland zugelassenen SUVs zusammen in ihren ersten 30 Metern ausgestoßen hätten, berichtet Greenpeace.

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