National Football League weist Spieler an: Niederknien verboten!
Indem sie während der Nationalhymne knien, protestieren dunkelhäutige US-Footballspieler gegen Polizeigewalt. Damit soll jetzt Schluss sein.
D ie „Hurensöhne“ werden vom Feld gestellt. Genau wie sich das Donald Trump schon vergangenes Jahr gewünscht hat. Die „Hurensöhne“ – das sind im Vokabular des US-Präsidenten die vornehmlich dunkelhäutigen Spieler der Amerikanischen Footballliga (NFL), die seit 2016 mit dem Niederknien beim Abspielen der Nationalhymne gegen rassistische Polizeigewalt demonstrieren.
Die Liga hat nun verfügt, dass es den NFL-Profis künftig unter Strafandrohung verboten ist, beim Abspielen des „Star-Spangled Banner“ zu knien. Die Liga zeigt aber Kulanz: Wer keine Lust auf das Absingen der Nationalhymne im Stehen hat, darf in der Kabine bleiben und abseits der Kameras in den Katakomben bei rausgedrehter Glühbirne vor seinem Spind demonstrieren.
In einem Land, in dem noch gröbste Beleidigungen („Hurensohn“) und die Verbreitung von Unwahrheiten als „Freedom of Speech“, also Redefreiheit verteidigt werden, verbietet eine Sportliga den stillstmöglichen Protest gegen Missstände, unter denen Millionen USA-Amerikaner leiden. Das Argument konservativer Kritiker: Das Niederknien sei „unpatriotisch“.
Wer sich nicht zur Nationalhymne aufstelle, verunglimpfe die Soldaten, die fürs Vaterland gestorben sind. Die Liga möchte nicht an die Diskrepanz zwischen den kolportierten Werte der „Stars and Stripes“ und der gelebten Realität vieler Afroamerikaner erinnert werden, obwohl man deren Anliegen durchaus patriotisch begründen könnte.
Inspiration für NFL-Spieler
Wer künftig in einem NFL-Stadion aufmuckt, riskiert eine Strafe. Den Initiator der Kneeling-Bewegung, Colin Kaepernick, hat der Protest mutmaßlich sogar die Karriere gekostet. Er ist seit Ende 2016 arbeitslos. Kein Team möchte einen so kontroversen Spieler im Kader haben.
Kaepernick ist außerdem öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt – und protestiert dennoch weiter. Davon sollten die NFL-Spieler sich inspirieren lassen. Etwa 70 Prozent der NFL-Spieler sind dunkelhäutig. Wenn alle Profis sich zusammentun und beim ersten Abspielen der Nationalhymne zu Beginn der Saison Anfang September niederknien, wird man sehen, ob die Liga alle „Hurensöhne“ bestrafen wird.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören