Nahostkrieg: Waffenruhe in Gaza
Israels Regierung und die Terrororganisation Hamas haben sich auf eine Feuerpause geeinigt. Auch Geiseln und Gefangene sollen freigelassen werden.
Israelische Medien hatten zuvor unter Berufung auf israelische und palästinensische Vertreter von einem Durchbruch bei den Gesprächen berichtet. Bis zuletzt hatte es aber Zweifel an den Zusagen beider Seiten gegeben. Frühere Verhandlungsrunden waren mehrfach in den vermeintlich letzten Zügen gescheitert.
Im Gazastreifen kamen laut AFP-Reportern tausende Menschen zu Feiern auf den Straßen zusammen. Vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv versammelten sich Angehörige der Geiseln und deren Unterstützer. Sollte Israels Sicherheitskabinett zustimmen, könnte das Abkommen nach einer 24- bis 48-stündigen Wartezeit für mögliche Einwände vor Israels Oberstem Gericht in Kraft treten. Am Sonntag, dem ersten Tag der Waffenruhe, sollen drei Geiseln freikommen.
Unklar war bis zuletzt, wie sich die Hardliner auf beiden Seiten verhalten. In Netanjahus Regierungskoalition gibt es offenen Widerstand. Der rechtsnationalistische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir kündigte an, seine Partei Jüdische Kraft werde gegen den Vorschlag stimmen. Finanzminister Bezalel Smotrich, ebenfalls ein Siedler, sprach sich gegen ein Ende des Krieges, nicht aber explizit gegen eine Waffenruhe aus.
Die mehrfach gescheiterten Verhandlungen waren zuletzt wieder aufgenommen worden. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Wochen der Hamas gedroht, es werde „die Hölle losbrechen“, wenn die Geiseln nicht bis zu seinem Amtsantritt am 20. Januar freigelassen würden. Trump begrüßte die Einigung in seinem Onlinedienst Truth Social.
In den vergangenen Tagen einigten sich die Konfliktparteien auf Eckpunkte, an denen frühere Anläufe gescheitert waren: So sollen in einer ersten 42-tägigen Phase 33 der noch knapp 100 israelischen Geiseln freigelassen werden.
Im Gegenzug sollen bis zu 1.000 palästinensische Gefangene freikommen. Trump erklärte später, er werde mit Israel zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Gazastreifen niemals ein sicherer Hafen für Terroristen werde. Der Republikaner soll am Montag vereidigt werden. Experten erwarten eine stärker proisraelische Politik der neuen Regierung in Washington. (mit afp/dpa)
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