Nachrichten in der Coronapandemie: Warnung vor Bildungsdefiziten
Das RKI meldet eine leicht sinkende Inzidenz. Der deutsche Lehrerverband warnt wegen Corona vor dauerhaften Bildungsrückstanden bei jungen Menschen.
RKI registriert 84.798 Corona-Neuinfektionen
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Freitagmorgen mit 607,0 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 630,4 gelegen (Vorwoche: 729,3; Vormonat: 646,3). Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Expert*innen gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
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Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 84.798 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 107.819) und 153 Todesfälle (Vorwoche: 113) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 30.787.309 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. (dpa)
Bildungsrückstand wegen Corona?
Der Lehrerverband hat ohne zusätzliche Anstrengungen der Politik vor dauerhaften Bildungsrückständen junger Menschen durch die Folgen der Coronapandemie gewarnt. „Corona erweist sich als ein enormer Rückschlag für die Bildungsgerechtigkeit“, sagte Lehrer-Präsident Heinz-Peter Meidinger der „Augsburger Allgemeinen“ vom Freitag. In der Pandemie habe sich der schon zuvor erkennbare Trend enorm beschleunigt, dass sich die Grundfähigkeiten vieler Grundschüler verschlechterten
„Mittlerweile erreicht nur noch gut die Hälfte die Regelstandards und bis zu einem Viertel nicht einmal mehr die Mindeststandards“, sagte der Lehrerpräsident mit Blick auf jüngste Studien unter Viertklässlern. „Das ist dramatisch und lässt für die künftige Schullaufbahn dieser Kinder nichts Gutes erwarten.“
Auch die große Mehrheit der älteren Schüler abseits der Gymnasien leide durch die Pandemie unter erheblichen Defiziten. „Durch schlechte Bildung mindern wir die Zukunfts- und Lebenschancen unserer Kinder“, warnte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands.
„Die große Mehrheit hat Defizite, die man durch ein umfassendes Aufholprogramm ausgleichen könnte“, sagte Meidinger. Die Pandemie verschärfe jedoch weiterhin Lehrkräftemangel an den Schulen und gefährde die Förderprogramme. „Wenn wegen Corona Lehrer zusätzlich ausfallen, haben wir kaum noch Vertretungskräfte“, sagte Meidinger. „Zeitweise waren nur 80 Prozent der Lehrkräfte verfügbar“, erklärte er. „Ob die Schulen angesichts dieser Personalnot das Corona-Aufholprogramm in vollem Umfang umsetzen können, dahinter müssen wir ein großes Fragezeichen machen.“
Die Politik müsse den Lehrerberuf attraktiver machen und die frühkindliche Bildung erheblich verstärken, forderte der Präsident des Lehrerverbands. „Corona muss der Anlass sein, eine neue Offensive für mehr Bildungsgerechtigkeit zu starten“, sagte Meidinger. „Es ist ein hartes Wort, aber Deutschland versagt zunehmend bei der Frühförderung seiner Kinder.“
Auf diese Weise sei der Leistunsabfall nicht aufzuhalten – „nicht zuletzt weil der Anteil der Kinder mit Migrationsgeschichte in den Schulen steigt“, sagte der Verbandspräsident. Vor zehn Jahren habe er bei gut 20 Prozent gelegen, heute bei knapp 40 Prozent. „Diese Kinder sind genauso clever, aber sie haben oft von Hause aus erheblich mehr Probleme mit der Sprache.“
Für das kommende Schuljahr rief der Lehrerpräsident die Bundesländer auf, weiter auf Coronatests zu setzen. „Wir hoffen, dass wir nicht nochmals ein Schuljahr mit Schulschließungen erleben müssen, aber das ist kein Selbstläufer“, sagte Meidinger. „Nach wie vor gibt es zu wenig Raumluftfilteranlagen in den Klassenzimmern.“ Es sei zu fürchten, „dass es doch wieder zu Unterrichtskürzungen kommt oder dass einzelne Klassen zeitweise zu Hause bleiben müssen, weil zu viele Schulkinder und Lehrkräfte erkranken.“ Deswegen müsse „die Politik dringend das Infektionsschutz-Gesetz nachbessern, damit im Notfall auch wieder eine Masken- und Testpflicht angeordnet werden kann.“ (afp)
Lauterbach warnt vor Unterschätzen der Sommerwelle
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat erneut davor gewarnt, Corona-Infektionen in der laufenden Sommerwelle zu unterschätzen oder in Kauf zu nehmen. Die ursprüngliche Idee, dass man sich infiziere und danach dann für immer immun sei, habe sich nicht bestätigt, sagte der SPD-Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger (Freitag-Ausgabe und Podcast). Er verwies darauf, dass man sich sehr leicht mit der aktuellen Virusvariante BA.5 anstecken könne, auch wenn man mit der vorherigen Variante BA.2 infiziert gewesen war.
Bei BA.5 sei laut neuen Studien zudem die Wahrscheinlichkeit größer, dass man schwer erkranke und im Krankenhaus behandelt werden müsse. Man sehe in Deutschland schon einen Anstieg der Hospitalisierungen und mehr Verlegungen auf Intensivstationen, erläuterte der Minister.
Er wandte sich gegen die Darstellung des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der die Omikron-Variante „fast als Friedensangebot des Virus“ bezeichnet hatte. Eine Annahme eines solchen Angebots würden viele mit dem Tod bezahlen. „Viele Menschen mit Risikofaktoren würden dann schwer erkranken oder versterben.“ Zudem steige das Risiko für Long Covid. „Daher müssen wir das Problem lösen nicht durch eine ständige Infektion, sondern durch bessere Impfstoffe“, sagte Lauterbach. (dpa)
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