piwik no script img

Nachrichten in der CoronakriseVirusvariante in Belgien bestätigt

Erstmals in Europa wurde eine Infektion mit der neuen Virus-Variante gemeldet. Die WHO ruft zur Zurückhaltung bei den Reisebeschränkungen gegen das südliche Afrika auf.

Viele Länder haben Reisebschränkungen ausgesprochen Foto: dpa

Erster Variantenfall in Belgien

In Belgien wird die neue Variante des Corona-Virus erstmals in Europa nachgewiesen. Eine Untersuchung habe gezeigt, dass es sich um die zunächst in Südafrika aufgetauchte Variante B.1.1.529 handele, twittert der bekannte Virologe Marc Van Ranst. Sie stamme von einem Reisenden, der am 11. November aus Ägypten zurück nach Belgien gekommen sei und am 22. November erste Symptome gezeigt habe. (rtr)

Diskussion um die Zurückhaltung bei Reisewarnung

Die WHO ruft angesichts der von vielen Staaten verhängten Reisebeschränkungen für das südliche Afrika zur Zurückhaltung auf. Sie sollten nicht vorschnell solche Maßnahmen wegen der neuen Corona-Variante verhängen, sagt ein WHO-Sprecher. Es dauere mehrere Wochen, die Übertragbarkeit der Variante B.1.1.529 und die Wirksamkeit von Impfstoffen festzustellen. „Wir wissen noch nicht viel darüber“, sagt die technische Leiterin für Corona bei der WHO, Maria van Kerkhove. „Was wir wissen, ist, dass die Variante eine große Anzahl von Mutationen aufweist.“ Es bestehe die Sorge, dass dies das Verhalten des Virus beeinflussen könne.

Auf der anderen Seite dringt die Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) auf rasche und einheitliche Entscheidungen über Reisebeschränkungen wegen der neuen Virus-Variante. „Meine Empfehlung ist, Entscheidungen heute und nicht nach einer Woche zu treffen“, sagt der Generalsekretär der UN-Organisation, Surab Pololikaschwili. Wenn die Variante sich weiter so ausbreite, wie es zu erwarten sei, werde es spät sein für Beschränkungen. Die Staaten müssten bei der Ausarbeitung von Reisebestimmungen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgen. (rtr)

Glückwunsch zur Booster-Impfung

RKI-Präsident Lothar Wieler beglückwünscht all diejenigen, die ihre Booster-Impfung bereits haben. Diese Menschen seien „deutlich besser geschützt“, sagt Wieler in Berlin. Gleichwohl sollten sich auch die Menschen mit Auffrischungsimpfung an alle geltenden Auflagen halten. Man wisse noch nicht genau, ob sich auch geboosterte Personen infizieren können, sagt Wieler. Im übrigen sei dies aber auch eine Frage der Solidarität. (rtr)

Hälfte der Deutschen für mehr Corona-Maßnahmen

Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Deutschen sind einer Umfrage zufolge der Auffassung, dass nicht genug für den Schutz gegen das Coronavirus getan wird. 31 Prozent halten das für ausreichend, wie eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer ergibt. Danach plädieren 52 Prozent dafür, dass die aktuellen Maßnahmen verschärft werden müssten, während 15 Prozent sie bereits für übertrieben halten. 30 Prozent der Befragten werten die gegenwärtigen Maßnahmen als gerade richtig. Große Zustimmung (83 Prozent) erhalten die 3G-Regeln am Arbeitsplatz, wonach Beschäftigte, die weder geimpft noch genesen sind, täglich einen negativen Corona-Test vorlegen müssen. 16 Prozent lehnen diese Regel ab. Dass für Nicht-Geimpfte besonders starke Einschränkungen gelten, halten 76 Prozent der Befragten für richtig, 22 Prozent für falsch.

Spahn fordert das öffentliche Leben zurückzufahren

Das öffentliche Leben in Deutschland sollte „weitestgehend zurückgefahren“ werden, fordert der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn. Krankenhäuser wie die Charité seien voll mit Corona-Patienten, aber gleichzeitig fänden Weihnachtsmärkte statt. „Das passt einfach gerade nicht in die Zeit“, fügt der CDU-Politiker hinzu. Reisende aus Südafrika bittet Spahn, sich mit einem PCR-Test testen zu lassen. Da die Einschätzung als Virusvariantengebiet mit der Quarantäne-Auflage erst ab heute Nacht greife, appelliere er an Personen, die heute oder vor einigen Tagen aus Südafrika angekommen seien, sich freiwillig testen zu lassen.

Neue Virusvariante entdeckt

Die Ausbreitung einer neuen möglicherweise gefährlicheren Variante des Coronavirus im südlichen Afrika hat international Besorgnis ausgelöst. Experten befürchten, dass die Variante B.1.1.529 wegen ungewöhnlich vieler Mutationen hoch ansteckend sein könnte und zudem den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Großbritannien und Israel schränkten als erste vorsorglich den Flugverkehr in die Staaten der Region ein, auch Deutschland gab eine Einschränkung des Flugverkehrs bekannt. Indien will Einreisende aus Südafrika stärker testen und prüfen und Japans Regierung verschärft die Grenzkontrollen für Einreisende aus fünf weiteren afrikanischen Ländern.

Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD teilte am Donnerstag mit, es seien in Südafrika 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen. „Obwohl die Datenlage noch beschränkt ist, machen unsere Experten mit allen Überwachungssystemen Überstunden, um die neue Variante und die damit möglicherweise verbundenen Implikationen zu verstehen.“

Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht bereits, ob B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe. (dpa/rtr)

Luftwaffe verlegt In­ten­siv­pa­ti­en­t:in­nen

Die Luftwaffe wird sich von Freitagnachmittag an mit einem Spezialflugzeug an der Verlegung von Intensivpatienten in der Coronapandemie beteiligen. Ein Airbus A310 MedEvac soll nach Informationen der dpa um 14.00 Uhr auf dem bayerischen Flughafen Memmingen landen und Schwerkranke nach Münster-Osnabrück in Nordrhein-Westfalen fliegen. (dpa)

SPD-Chefin Esken schließt Lockdown nicht aus

SPD-Co-Chefin Saskia Esken plädiert nicht für einen Lockdown im Winter, schließt ihn aber auch nicht aus. Jetzt müssten die 2G- und 2Gplus-Regeln angewandt und vor allem kontrolliert werden, sagt sie in der ARD. „Wir sind der Auffassung, dass geimpfte Menschen, die jetzt in den letzten Monaten alles richtig gemacht haben, die sich haben impfen lassen und sich um einen Booster-Termin bemühen, dass wir die nicht in einen Lockdown schicken können, um eben vor allem Ungeimpfte zu schützen.“ Auf die Frage, ob sie sagen könne, dass es keinen kurzen harten Winter-Lockdown geben könne, sagt Esken: „Ich würde heute, Stand heute und auch schon gestern und vorgestern, nichts ausschließen, was wir in die Hand nehmen müssen, welche Instrumente wir in die Hand nehmen müssen, um diese Welle zu brechen.“ (rtr)

FDP Generalsekretär ruft zu schärferen Maßnahmen auf

FDP-Generalsekretär Volker Wissing ruft die Bundesländer zu raschem Handeln auf. Sie müssten die wichtigsten Kontaktbeschränkungen so schnell wie möglich umsetzen, sagt er im Deutschlandfunk. Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz könnten viel schärfere Maßnahmen zur Anwendung kommen, betont Wissing. Diese Möglichkeiten müssten nun ausgeschöpft werden. Die Länder dürften nicht nur nach Berlin schauen „wie in einer Schockstarre“. Wissing fordert zugleich, die noch amtierende Bundesregierung müsse nun entscheiden, wie auf die in Südafrika entdeckte neue Coronavirus-Variante zu reagieren sei. Dazu gehörten auch Maßnahmen im Flugverkehr. (rtr)

Corona-Infektionen weltweit

Die Zahl der Corona-Infektionen weltweit liegt derzeit bei 259,61 Millionen Fällen, mehr als 5,4 Millionen Menschen sind im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorbenen. Das geht aus einer Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten hervor. Seit dem Auftreten der ersten Fälle in China im Dezember 2019 wurden Infektionen in mehr als 210 Ländern und Territorien gemeldet. (rtr)

Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 438,2

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 76.414 neue Positiv-Tests binnen 24 Stunden in Deutschland. Das sind 23.444 mehr als am Freitag vor einer Woche, als 52.970 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter auf 438,2 von 419,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 357 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Corona-Virus, insgesamt sind es nun 100.476. Bislang fielen mehr als 5,65 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)

50 Prozent weniger Biontech für Hausärzte

Hausärzte werden in der nächsten Woche vermutlich nur die Hälfte der von ihnen bestellten Impfstoffe von Pfizer und Biontech erhalten. „Es sieht so aus, dass die Ärzte nur knapp 50 Prozent der vorbestellten Biontech-Impfstoffe in der nächsten Woche bekommen, teilweise sogar weniger als die ursprünglich garantierten 30 Impfdosen“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der Düsseldorfer Rheinischen Post.

Das liege vermutlich daran, dass bei Arztpraxen zugunsten der Impfzentren und öffentlichen Impfteams gespart werde. Sofern die Hausärzte Moderna-Impfstoff bestellt hätten, würden sie diesen aber in vollem Umfang bekommen. „3,9 Millionen bestellte Moderna-Dosen werden ungekürzt ausgeliefert werden können.“ (rtr)

Weltärzteverbund bereitet sich auf Triage vor

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt angesichts der stark steigenden Corona-Infektionen vor einer dramatischen Situation in deutschen Kliniken. „Wir alle bereiten uns auf eine Triage vor“, sagt er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wenn eine Triage-Entscheidung nicht vermieden werden könne, dann werde jeder Patient unabhängig von seiner Herkunft, seiner Religion oder auch der Frage, ob er geimpft sei oder nicht, betrachtet.

Sie trete dann ein, wenn Ärzte im Notfall entscheiden müssten, wer den Vorzug bekomme, wenn die Intensivkapazitäten nicht mehr für alle reichten. „Es zählt dann vor allem die klinische Erfolgsaussicht.“ Um die Kliniken zu entlasten, sollten Patienten auch in andere europäische Länder mit besseren Kapazitäten verlegt werden. (rtr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare