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Nach dem Tod des Hundes ChicoTierschützer fordern Vergeltung

Der Tierschutzverein Hannover wird von militanten Tierschützern beleidigt und bedroht. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Das Tierheim Hannover: Hier war Chico untergebracht Foto: dpa

HANNOVER taz | Seine Facebookseite musste der Tierschutzverein Hannover vom Netz nehmen. Seitdem der Hund Chico, der seine beiden Besitzer tot gebissen hatte, am Montag euthanasiert wurde, wurden die Beleidigungen gegen den Verein, in dessen Tierheim Chico untergebracht war, immer bedrohlicher. Sogar die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile wegen einer möglichen Aufforderung zu Straftaten.

Eine Gruppe namens „Animal Peace“ soll im Netz „die Todesstrafe für die verantwortlichen unberechenbaren Mörder: Die Vertreter der Stadt Hannover, der Tiermedizinischen Hochschule, des ‚Tierheims‘ und des Landwirtschaftsministeriums“ gefordert haben.

Auf der Facebookseite von Animal Peace ist diese Nachricht nicht zu finden, dafür aber eine ausführlichere Stellungsnahme, die wieder mit den Worten endet: „Gleiches Recht für alle. Todesstrafe für die Mörder von Chico.“ Den Hund sieht die Gruppe als Unschuldigen, der hingerichtet worden sei. „Bekommen die Täter eine passende, auf sie zugeschnittene Antwort, dann soll dies auf einmal eine Morddrohung sein“, heißt es dort.

Der Leiter des Tierschutzvereins Hannover, Heiko Schwarzfeld, versucht, die Beleidigungen nicht zu sehr an sich heran zu lassen. „Die Worte, die gesagt werden, sagen mehr über den Absender aus als über den Empfänger.“

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Fall mit Bezug zu Chico. Die Stadt hatte eingeräumt, dass der Halter schon 2011 ein Haltungsverbot für den Hund hätte bekommen müssen, weil bekannt gewesen sei, dass der Staffordshire-Mischling sehr aggressiv war. Dass die Veterinärbehörde nicht handelte, sei „kaum erklärlich“, sagte Stadtrat Axel von der Ohe.

Nun ermittele die Staatsanwaltschaft wegen einer möglichen fahrlässigen Tötung gegen Unbekannt, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Klinge. „Wir müssen klären, ob es voraussehbar war, dass so etwas passieren würde.“

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7 Kommentare

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  • „Tötet die Mörder!“: Wenn man das durchdenkt und konsequent umsetzt würde sich das „Problem” Mensch bald erledigen. Wortwörtlich.

  • Gut, wenn die Staatsanwalt ermittelt. ANdere Leute mit dem Tode zu bedrohen - das ist schon eine Aufforderung zum Mord. An Menschen! Was sind das für sogenannte Tierschützer! Sollte ein Kind dieser abartig Denkenden ein OPfer eines aggressiven Hundes werden, dann wäre das Geschrei groß - dann würde sich ihre Meinung um 180° ändern!

  • Betrachten wir mal die Sache aus der Sicht des canis vulgus. Wie verhält sich ein Rudel, falls ein Mitglied die eigene Sippe angreift (und es nicht zum Chef schafft) und es sich in seiner Nahe gefähredt fühlt? Üblicherweise mit Vertreibung, was meist den Tod bedeutet.

    Und aus menschlicher Sicht? Alternative lebenslanger Zwingerkerker ? Isolationshaft bis zum Ende, dass soll für ein Rudeltier angemessen sein?

    Kaum mit dem Tierschutzgedanken vereinbar

  • Prioritäten.

    Sollen wir weiter über EINEN Kampfhund diskutieren?

    Die Fleischindustrie erzeugt millionenfaches Elend und Leid.

     

    Süße Haustiere werden ständig getötet, damit neue süße Haustiere nachgekauft werden können.

    In den USA (bekanntlich die größten Heuchler mit den meisten Widersprüchen) vergast man jeden Tag unzählige Haustiere. Fast die Hälfte der Tiere in amerikanischen Tierheimen überleben diese nicht. Jeden Tag werden dort ca. 8000 süße Hunde und Katzen getötet, damit neues Spielzeug angeschafft werden kann.

     

    Und wir sollen weiterhin über diesen einen - gefährlichen - (Ex-)Hund reden?

    • @xxxLCxxx:

      Warum nicht?

       

      Ich sehe darin viele Parallelen, die mich nachdenklich machen.

       

      Die Leute von "Animal Peace" arbeiten mit Menschenverachtung und ignorieren vollständig die Verhältnismäßigkeit ihrer Reaktionen.

       

      Ersetzte wir den Hund beispielsweise durch Verbrecher, Flüchtlinge oder HartzIV-Empfänger und "Animal Peace" durch Horst Seehofer oder die AfD entdecke ich Gemeinsamkeiten in der Argumentation und im Denken.

       

      Warum also darüber nicht diskutieren?

       

      In wieweit ähneln sich zum Beispiel "Animal Peace" und "Michael Kohlhaas"?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Sonntagssegler:

        Ich würde eher die Frage stellen, inwieweit ähneln sich Nazis und Animal Peace.

         

        Ich habe mal versucht auf Facebook mit Tierschützern, die den Tod der beiden Menschen bejubelt haben, zu diskutieren.

         

        No way, wer nicht 100% dafür ist, ist ein 100%iger Feind. Die leben in ihrer irren Blase und behandeln ihre Tiere im Grunde wie Menschen.

    • @xxxLCxxx:

      Nichts hinzuzufügen.