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Nach antisemitischer Karikatur„SZ“ trennt sich von Hanitzsch

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat nach der Veröffentlichung einer antisemitischen Zeichnung die Zusammenarbeit mit ihrem Karikaturisten beendet.

Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit wird Dieter Hanitzsch nicht mehr für die „SZ“ zeichnen Foto: dpa

Nach der Veröffentlichung einer antisemitischen Karikatur hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Mittwoch die Zusammenarbeit mit dem Zeichner Dieter Hanitzsch beendet. Seit 1985 hatte der Karikaturist für die SZ gearbeitet.

„Grund hierfür sind unüberbrückbare Differenzen zwischen Herrn Hanitzsch und der Chefredaktion darüber, was antisemitische Klischees in einer Karikatur sind“, bestätigte der SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach der taz. „Dies hat sich nicht nur in der veröffentlichten Karikatur selbst, sondern auch in Gesprächen mit Herrn Hanitzsch gezeigt.“

Die Karikatur zeigt die Eurovision Song Contest-Gewinnerin Netta Barzilai mit dem Antlitz des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu. Dieser wird wie für antisemitische Karikaturen typisch überzeichnet mit großen, abstehenden Ohren dargestellt. Das „v“ des ESC-Schriftzuges ist durch einen Davidstern ersetzt, auch auf der von Netanjahus linker Hand gehaltenen Rakete ist ein Davidstern zu sehen. Der jüdische Pessach-Gruß „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ wird zur Kriegspropaganda umgedeutet.

Krach hatte nach der Veröffentlichung der Karikatur um Entschuldigung gebeten. Hanitzsch selbst lehnte eine Entschuldigung ab, da er die Karikatur „so nicht gemeint“ habe. Jetzt sollen die redaktionsinternen Abläufe bei der Veröffentlichung von Karikaturen überprüft und gegebenenfalls verändert werden, sagte Krach der taz. Auch intern habe die Zeichnung zu scharfer Kritik geführt.

Scharfe Kritik vom Antisemitismusbeauftragten

Zuvor hatte auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, die Veröffentlichung kritisiert. „Hier werden Assoziationen an die unerträglichen Zeichnungen der nationalsozialistischen Propaganda geweckt“, sagte er der Bild-Zeitung.

Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hatte sich in einem Offenen Brief an Kurt Kister, den anderen SZ-Chefredakteur, gewandt. „Sie haben sich mit der Veröffentlichung dafür entschieden, einen harmlosen ESC-Sieg zur Bedrohung der Welt durch das Judentum umzudeuten. Wie anders soll eine Bombe mit Davidstern zu verstehen sein?“, fragte sie.

Der Deutsche Presserat wird wegen der Karikatur ein Prüfverfahren einleiten. Bislang gingen sechs Beschwerden beim Presserat ein, über die der Beschwerdeausschuss am 12. Juni entscheidet. Hanitzsch ist einer der bekanntesten Karikaturisten Deutschlands. Im Jahr 2007 wurde ihm der Bayerische Verdienstorden verliehen, 2014 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

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111 Kommentare

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  • Liebe Kommune, wir schließen die Kommentare zu diesem Artikel. Sorry!

  • Nein, aber die meisten Bilder enthalten nun mal Texte auf hebräisch, wer das nicht kann, versteht eben einen Großteil der Botschaft nicht. Auch sollte man die Leute kennen die darauf abgebildet sind, ansonsten versteht man nicht warum es lustig ist.

  • Hanitzsch hat man über die Klinge springen lassen, weil das Thema Antisemitismus derzeit schnell als Karte gezogen wird, um Kritiker der rechtsnationalistischen israelischen Regierung mundtot zu machen.

  • Antisemitisch ist es, wenn man nicht Israel schreiben kann ohne Kriegstreiber/Bedrohung für den Weltfrieden mitzudenken - nicht mal in einem Kontext wie dem ESC - weil das Wahnbild so fest an das Wort geknüpft ist.

     

    Jetzt ist es ja noch nicht mal so, dass Hanitzsch seinen antisemitischen Scheiß nicht von sich geben darf. Er hatte ja in der Süddeutschen über Jahre sein Forum dafür. Es ist ihr das nur mittlerweile zu viel, weil sie sich eher als links/progressiv verstanden sehen möchte, und sie trennt sich also von ihm. Er kann ja jetzt für die Junge Freiheit zeichnen. Sowas ist Meinungspluralismus; wer hier von Gedankenpolizei fantasiert, kann ja mal nach Gaza oder in den Iran und da die "falsche" Karikatur unter die Leute bringen.

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    Ehrlich gesagt habe ich die umstrittene Karikatur nicht einmal verstanden. Es wurden einiges vermischt, dessen Zusammenhang sich mir nicht oder nur kaum erschließt (ESC, Netanjahu, Bomben..)

    Dazu wurden körperliche Merkmale wie in Karikaturen allgemein üblich überzeichnet.

    So what? Wo genau ist das Problem?

     

    Als Bewunderer der jüdischen Kultur, als jemand, der sich mit der jüdischen Geschichte und Philosophie beschäftigt hat (und dem deswegen, wenn er die Schwachmatenformulierung: "jüdischen Glaubens" liest, das Frühstück wieder hochkommt ob der unsäglichen Dummheit dieser Aussage), als jemand, den die Leistungen beim Aufbau des Landes Israel schwer beeindrucken, als jemand, der in den meisten Fällen angesichts der hochkomplexen Lage im Nahen Osten überwiegend die Position Israels einnimmt, ist es mir ein wesentliches Anliegen, zu dem Zwergenaufstand wegen einer Karikatur folgendermaßen Stellung zu nehmen:

     

    Es handelt sich bei dem Vorgehen der SZ glasklar um Zensur. Denn: Karikatur ist nun mal Kunst. Und Kunst darf viel, wenn nicht sogar alles. Deswegen darf auch alles und jeder karikiert werden, egal ob er Netanjahu oder Mohammed oder Arafat oder Charlotte Knobloch heißt.

    Mich widert an, wie Menschen zunehmend unter dem Deckmäntelchen irgend eines konstruierten Sündenfalls - Rassismus, Sexismus, Verletzung religiöser Gefühle, kulturelle Aneignung etc.- ihr eigenes (teilweise krudes) Weltbild zum Maßstab aller Dinge und Menschen machen wollen.

     

    Zu beklagen ist dieser Tage der zunehmende Mangel an drei wesentlichen Grundtugenden:

    Toleranz, Ehrlichkeit (auch sich selbst gegenüber), Humor. Dazu eine Prise Gelassenheit und die Welt würde besser werden.

    Wer jetzt meiner Tirade karikierenderweise ein "Amen" hinfügen möchte: Feel free to do so, ich nehme es mit Humor und Gelassenheit.

    • @2730 (Profil gelöscht):

      Kunst darf bei weitem nicht alles. Dies ist schon deswegen ausgeschlossen, weil kein Grundrecht separat betrachtet werden darf, sondern in einem Spannungsverhältnis mit anderen Grundrechten steht. Ein 5 mal 10 Meter Bild im Garten Ihres Nachbarn, in welchem Sie an der Grenze zum Fotorealismus als Kinderschänder darstellt werden, der sich an seinen eigenen Kindern vergeht, wäre nach der rechtlichen Definition Kunst, aber nicht zulässig.

  • Die publizistische Verantwortung für die Veröffentlichung liegt eindeutig bei der SZ. Nun den Karikaturisten zu opfern, weil eine Karikatur (die ja kritisch übertreiben, verzerren, provozieren soll) Gegenwind erfährt, ist feige und opportunistisch.

  • Bei "Zuerst die Füße" sind meine christlichen Brüder und Schwestern wenigstens einmal cool geblieben. Der Künstler ist meines Wissens eines natürlichen Todes gestorben. Googelt man -Martin Kippenberger bedroht- finde ich nix.

    Was antisemitische Karikaturen nach sich gezogen oder begleitet haben wissen wir alle.

    Was die Karikaturen im Jyllands- Posten verursachten wissen wir auch.

     

    Wer will das alles noch verstehen...

  • Also wenn ich mir das Corpus Delikti anschaue sehe ich da übernichts antisemitisches.

     

    Das ist gegen Netanjahu gerichtet.

    Überzeichnung - Ohren Nase etc.? - der sieht doch so aus.

  • Dazu interessant: Der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin sieht die Zeichnung nicht als antisemitisch, nur als unfreundlich gegenüber Netanjahu und findet die Aufregung hysterisch.

    //http://www.deutschlandfunk.de/empoerung-ueber-karikatur-in-sueddeutscher-zeitung-ich.2907.de.html?dram:article_id=418176

    • @Andreas V.:

      Wolfgang Benz ist ein kluger mann. die taz sollte ihn öfter konsultieren.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Andreas V.:

      Danke für diesen äußerst aussagekräftigen Hinweis, der den Antisemitismus-Vorwürfen den passenden Spiegel vorhält.

  • eigentlich nur noch saukomisch!

    die kennen alle mysh nicht, meinen jüdisch-israelischen lieblings-cartoonisten!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @christine rölke-sommer:

      Kennen Sie auch eine empfehlenswerte deutschsprachige Quelle?

    • @christine rölke-sommer:

      Die Cartoons richten sich aber vor allem an Israelis oder Juden, Hebräisch und Hintergrundwissen sind essenziell um die Bilder zu verstehen.

      • @Sven Günther:

        ach so.

        und Sie bestimmen, wer israelin/jüdin genug ist, um mysh 'richtig' zu verstehen?

    • @christine rölke-sommer:

      Kannte Mysh in der Tat nicht. In denn gegoogelten Bildern von Mysh konnte ich keine antisemitsichen Stereotypen erkennen. Dass Sie antisemitische Stereotypen "saukomisch" finden - nun ja. Was soll ich sachen.

      • @Nicky Arnstein:

        falsch. Ihre antisemitischen stereotypen finde ich nicht saukomisch.

  • Überprüfu8ng

     

    Überprüft die Chefredaktionm der SZ nicht Karikaturen vor (!) dem Druck, die an promininenter Stelle im Blatt erscheinen sollen?

    Falls nicht, so ist das ein schwerer Anfängerfehler. Der löst allerdings Verwunderung aus... Qualitätsjournalismus?

    • @Hartz:

      Natürlich tun sie das, deshalb ist ja auch allein die Redaktion verantwortlich.

  • Also die Karikatur bedient sich eindeutig in der Überzeichnung bekannter antisemitischer Klischees und hätte auch im "Stürmer" oder "Völkischem Beobachter" veröffentlicht werden können. Die SZ fällt im Übrigen nicht das erste Mal durch Antisemitismus auf:

     

    "Im Jahr 2013 druckte die Zeitung die Zeichnung eines Monsters mit Raffzähnen und Hörnern, Messer und Gabel in der Hand. Dazu hieß es in der Bildunterschrift unter anderem: »Deutschland serviert. Seit Jahrzehnten wird Israel, teils umsonst, mit Waffen versorgt. Israels Feinde halten das Land für einen gefräßigen Moloch.«

     

    Einige Monate später illustrierte das Blatt seine Leserbriefseite, die sich dem Chaos am Mainzer Hauptbahnhof widmete, mit einem Foto der Gleise im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. »Um die richtigen Weichen zu stellen, braucht die Bahn Personal« stand darunter.

     

    Und im Jahr 2014 druckte die SZ in einer Teilauflage eine Karikatur, die den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg als Krake mit Hakennase und fleischigen Lippen zeigte. Zunächst wurde die Bildunterzeile verändert: Aus »Krake Zuckerberg« wurde »Krake Facebook«; die zuletzt gedruckte Ausgabe, die in München verkauft wurde, erschien dann mit Krake, aber ohne das Gesicht Zuckerbergs."

    https://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/31630/highlight/Hanitzsch

    • @Nicky Arnstein:

      Israelische Medien sind nicht so pingelig in künstlerischer Verwendung der gängigen Klischees. Auch der optischen:

       

      //http://www.think-israel.org/may09pix/coletoon.iran.mullahs.burkas.jpg

      • @agerwiese:

        Nun, sind persische überzeichnete Nasen OK, jüdische dagegen nicht?

        Und dann natürlich alle in düster Schwarz, was sie irgendwo in der nähe von ISIS platziert.

        Wobei... https://www.salon.com/2005/01/05/iran_clergy/

      • @agerwiese:

        Welche "gängigen Klischees" über die Mullahs haben Sie denn in dem Cartoon entdeckt?

    • @Nicky Arnstein:

      "Also die Karikatur bedient sich eindeutig in der Überzeichnung bekannter antisemitischer Klischees"

       

      Wenn sie dabei auf die Ohren anspielen: Netanjahu hat nunmal abstehende Ohren.

       

      Und auch Zuckerberg hat nunmal weder Stupsnase noch dünne, fein definierte Lippen. Und der Begriff der Datenkrake gibt es unabhängig von antisemitischen Karikaturen, genauso wie das Bild der alles umschlingenden Krake nicht auf diese beschränkt ist.

       

      Grenzwertig mögen diese Karikaturen sein, aber die Absolutheit Ihrer Kritik halte ich für unangebracht.

      • 9G
        98589 (Profil gelöscht)
        @sart:

        Das sehe ich auch so !

        Hier wird eindeutig eine Person ins Rampenlicht genommen, der kriegstreiberisch handelt. Zufälligerweise ist er jüdischen Glaubens.

        Das muss erlaubt sein und trifft nur ihn und nicht die Allgemeinheit der Juden.

        • @98589 (Profil gelöscht):

          "Hier wird eindeutig eine Person ins Rampenlicht genommen, der kriegstreiberisch handelt. Zufälligerweise ist er jüdischen Glaubens."

           

          Genau, und um deutlich zu machen, dass es sich um einen kriegstreiberischen Juden handelt (und nicht um einen israelischen Politiker), werden in der Karikatur des "zufällig" jüdischen Polikiers Stereotypen bedient. Es ist schon erstaunlich, wie dreist manche den offensichtlichen Antisemitismus, der in dieser Karikatur zutage tritt, geleugnet und weggeredet wird.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Nicky Arnstein:

            Netanyahu ist in erster Linie ein Kriegstreiber und dann ist er auch Zionist und insofern nochmal Kriegstreiber und dann ist er auch noch Jude. Als solcher sollte er kein Kriegstreiber sein, denn das widerspricht dem Judentum, das er und der Zionismus verraten hat.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Nicky Arnstein:

      Wer in einer Debatte ernstgenommen werden möchte, sollte die Verhältnismäßigkeit wahren.

       

      In der absurden Maßlosigkeit Ihres "Stürmer"-Vergleichs zeigt sich: Sie suchen keinen Dialog. Sie wollen Recht. Um j e d e n Preis.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Besuchen Sie mal das Doko Zentrum in Nürnberg, da liegen Kinderbücher der Nazis aus. Dann halten Sie die aktuelle Karrikatur neben eines der dort abgedruckten Bilder und dann wiederholen Sie Ihre Aussage bzgl. der "absurden Maßlosigkeit" - Nicht.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ach, wissen Sie: wenn 73 Jahre nach Auschwitz in deutschen Medien antisemitische Karikaturen erscheinen, dann geht es mir nicht darum, "ernst genommen" zu werden, sondern auf Tatsachen hinzuweisen. Dass jemand wie Sie, der unverhältnismäßige Israelkritik à gogo übt, von mir Verhältnismäßigkeit bei der Beurteilung von Antisemitismus erwartet, ist schon putzig.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          "Putzig" is hingegen nicht, dass Sie in Ihrer Unverhältnismäßigkeit der Diskreditierung anderer kein Maß kennen und sich selbst in Ihrer "Argumentation" Methoden bedienen, die Sie beim "Stürmer" beklagen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Ich erinnere gerne daran, dass das hiesige Kernthema die Frage ist, was Karikaturen können und dürfen. Und ob Hanitzsch im Rahmen des Erlaubten geblieben ist oder nicht.

           

          Ihr Hinweis zu Ausschwitz geht daran vorbei. Und Ihre argumentfreien Aussagen zu Israelkritik und Antisemitismus sowieso.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Das "hiesige Kernthema" ist, dass sich die SZ von Hanitzsch wegen seiner antisemitisch anmutenden Karikatur getrennt hat. Erlaubt ist, was gefällt. Mir gefällt es nicht. Und nu?

            • @Nicky Arnstein:

              Tatsächlich hat sich die SZ nach eigenen Angaben nicht so sehr wegen der Karikatur von Hanitzsch getrennt, sondern wegen der einen oder anderen Ansicht, die er in der redaktionsinternen Diskussion darüber von sich gegeben haben soll. Was das war, bleibt sahniges Geheimnis der Diskussionsteilnehmer.

               

              Eine Entlassung nur wegen der Karkatur hätte ich ebenfalls für übertrieben gehalten. Die Karikatur hatte durchaus problematische Elemente (Netanjahus echte Lippen waren in der Tat möglicherweise NICHT Vorbild für die Darstellung, und der Querbezug zum alten Klisschee hätte wirklich nicht sein müssen). Aber letzlich überwog deutlich die sachliche Bezugnahme auf Netanjahu als Person und Regierungschef und auf den ESC-Vorgang:

               

              1. Der Davidsstern ist Flaggensymbol Israels und - in stilisierter Form - Hoheitsabzeichen der israelischen Streitkräfte. Die beiden Davidssterne in der Karikatur waren daher problemlos als nationale israelische Symbole zu sehen (Was SONST als ein sechszackiger Stern wäre auf einer israelischen Rakete zu finden?).

               

              2. Der Pessach-Spruch war ein Originalzitat von Netta Barzilai nach ihrem Sieg. (Mir war gar nicht klar, dass er jüdischen Traditionen entstammt, hab mich nur über die frühe Festlegung auf Jerusalem gewundert...)

               

              3. Bibi hat wirklich ziemlich große, abstehende Ohren und ein respektables Riechorgan. Dass ein Karikaturist damit spielt, ist völlig normal.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Er hat doch Recht :-)

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Und die Form spielt keine Rolle?

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Er hat doch nur Beschreibungen der Karikaturen zitiert.

             

            Aber das Problem ist meines Erachtens ein anderes. Und da möchte ich gern Henryk M. Broder zitieren, den die meisten hier sicher hassen wie die Pest:

             

            "Alles unter dem Holocaust ist nur eine Ordnungswidrigkeit."

             

            Oft, wenn in der taz etwas über Antisemitismus steht, ist im Forum eine Aufregung wie in einem Hühnerstall.

             

            Da wird bewiesen, widerlegt, verglichen, relativiert auf Teufel komm raus.

             

            Es soll nicht geben, was es nicht geben darf:

             

            Antisemitismus in allen sozialen Schichten, allen politischen Richtungen, allen Alterklassen, allen Berufen.

             

            Meistens wird dann sogar noch antisemitsich argumentiert, ohne dass der Schreibenden das bewusst ist:

             

            Die Knobloch ist schuld, der Zentralrat hat daran gedreht oder gleich Israel.

             

            Und warum ich das alles schreibe, das weiß ich auch nicht. Es interessiert ja eh keinen.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              "...den die meisten hier sicher hassen wie die Pest..."

              Um einen Menschen zu hassen, muß mensch ihn vorher geliebt haben, und ich geh mal nicht davon aus, daß Broder drauf Wert legt, von allen geliebt zu werden ;).

               

              Ansonsten Zustimmung.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Doch, es gibt Menschen, die sich für Kommentare wie Ihren interessieren. Mich zum Beispiel. Weil ich verstehen möchte, wie Menschen ticken, die israelfreundlicher sind als ich. Ich könnte etwas wichtiges übersehen.

               

              Was Sie mit dem Bild des Hühnerstalls beschreiben, sehe ich übrigens ähnlich. Die Aufregung überrascht mich und erschreckt mich manchmal.

               

              Allerdings finde ich diese Attribute auf beiden Seiten wider. Weniger Aufgeregtheit (ich nehme mich da nicht aus) wäre einer Verständigung sicherlich hilfreicher. Und mir geht es um Verständigung. Nur Recht haben zu wollen, finde ich lächerlich. Ich irre mich gerne, wenn ich dadurch lerne.

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                Da gebe ich Ihnen Recht. Die Verständigung scheint schwierig bis unmöglich. Es ist ein Grabenkrieg, bei dem es bei jedem Argument um's Ganze zu gehen scheint.

                 

                Grautöne sind sehr selten, ich nehme mich da auch nicht aus. Es gibt kaum ein Thema, bei dem nicht genauso heiß gegessen, wie gekocht wird.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Steter Tropfen höhlt den Stein.

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    Ich habe die Zeichnung am 15. Mai in der Digitalausgabe gesehen und war irritiert. Nicht wegen der Ohren, sondern wegen der Verwendung des Davidsterns.

     

    Herr Hanitzsch scheint mir auf keinem guten Weg zu sein. In der BR-Sendung "Sonntags-Stammtisch" hat er mehr als nur einmal behauptet, der Klimawandel sei nur ein Schwindel, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.

    • @64662 (Profil gelöscht):

      Was hat Hanitzschs‘ Haltung zum Klimawandel mit seiner Einstellung zur Politik Israels zu tun ? Sind wir jetzt schon bei der Meinungspolizei ?

      • @Nikolai Nikitin:

        Na es läßt zumindest Rückschlüsse auf seine geistige Gesundheit zu. Die wiederum ist relevant, ob man ihm bzgl. der Karrikatur Vorsatz oder Fahrlässigkeit unterstellt.

      • @Nikolai Nikitin:

        Verschwörungstheorien treten meist im Rudel auf.

    • @64662 (Profil gelöscht):

      Nun ja, da Hanitzsch Bibi so entstellt hat, dass man ihn nicht erkennt, musste er sich des Davidsterns bedienen, um als Deutscher Israel kritisieren zu dürfen. „Habe es so nicht gemeint. Die Politik Netanjahus möchte ich kritisieren können, auch als Deutscher.“ Und zur Kritik an Israels Politik gehört es nun mal für ihn, dass man einen jüdischen Politiker in "Stürmer"-Manier darstellt.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Nicky Arnstein:

        Auch die Zeichner des Stürmers waren Karikaturisten. Es gibt insofern keine Darstellung eines Juden in Stürmermanier, sondern nur die Karikatur von Juden, die als solche stets in der einen oder anderen Weise stereotyp sein muss, insofern Karikatur per se stererotyp ist.

    • @64662 (Profil gelöscht):

      Naja, er wollte auf die israelischen Waffen anspielen, was für ein Zeichen hätte er sonst draufmachen sollen? Die Menora aus dem israelischen Siegel? Der Davidstern steht nunmal in der Flagge des Landes. Bei Deutschland wäre der Bundesadler drauf, bei der UdSSR war es immer Hammer und Sichel, bei der Schweiz wäre es das Kreuz.

       

      Und die Ohren... Netanjahu ist nunmal nicht hübscher. Soll man ihn denn anders zeichnen, nur weil er tatsächlich ein Jude mit abstehenden Ohren ist?

       

      Ich will natürlich nicht ausschließen, dass Hanitzsch antisemitisches Gedankengut hat, aber die Karikatur selbst finde ich jetzt da nicht aussagekräftig.

      • @sart:

        Das, was ich ALXNDR geschrieben habe, gilt auch für Sie. Die Karikatur ist schon sehr aussagekräftig. Die SZ ist nicht die Titanic oder Charlie Hebdo.

        • @Nicky Arnstein:

          Also ich habe Netanjahu durchaus erkannt. Der Mann hat halt kein hübscheres Gesicht. Auch die Frage an Sie: Soll man einen jüdischen Politiker mit abstehenden Ohren anders zeichnen, nur weil Juden in Stürmer-Karikaturen mit abstehenden Ohren gezeichnet wurden?

          • @sart:

            Schauen Sie sich mal ein aktuelles Foto von Netanjahu an. Die Proportionen seiner Ohren stehen im Verhältnis zu seinem rundlich gewordenen Gesicht. Seine Ohren stehen auch nicht ab und eine "Judennase" und wulstige Lippen hat er auch nicht. Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen, Hanitzsch zeichnet Juden mit den bekannten Stereotypen.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              Natürlich hat er wulstige Lippen. Sie tischen eigentlich besonders gerne Märchen auf, wenn der Tag auch kurz ist. Dieses Bild hier ist vielleicht sogar die Vorlage der Karikatur: http://cdn.timesofisrael.com/uploads/2017/12/Netanyahu-635x357.jpg

            • @Nicky Arnstein:

              Ich schaue mir Photos von ihm an und sehe einen Mann mit leicht abstehenden Ohren, einer prägnanten Nase und etwas wulstigen Lippen. Diese Züge wurden in einer Karikatur überzeichnet, genauso wie Merkels Nasolabialfalte überzeichnet wird, Schmidts dünne Lippen und die Mundwinkelfalte, FSJs fehlender Hals, Gabriels Pausbäckigkeit, Schulz' Nase und Lippen, Genschers Ohren, Adenauers kleine Augen, Eberts Doppelkinn, Heuss' hohen Wangenknochen oder der Bart von Wilhelm Zwo.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @sart:

                Danke für die vielen anschaulichen Beispiele für Karikaturen von Politikern, die ich gerne mit der Kohl´schen Birne ergänze.

                 

                Wer sich Ihre Beispiele vergegenwärtigt, bekommt eine Ahnung davon, worum es hier wirklich geht.

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Mir ist schon bewusst, dass sich Karikaturen der Überzeichnung bedienen. Nur wurde diese Überzeichnung in der Darstellung von Juden im NS-Reich hierzulande bis zur Vergasung (im wahrsten Sinne des Wortes) zu propagandistischen Zwecken betrieben, so dass ich mir von einer deutschen Tageszeitung etwas mehr Fingerspitzengefühl wünsche. Die Karikatur eines israelischen Politikers weckt sofort Assoziationen zu den antisemitischen Karikaturen nach Stürmer-Manier - zumindest in mir und auch SZ-Kollegen des gefeuerten Cartoonisten. Die Idee, Netanjahu im Outfit von Nette B. zu zeichnen und die Rakete mit dem Davidstern in der Hand hätte gereicht. Die krumme Nase, die Netanjahu nun mal NICHT hat, und die wulstigen Lippen und abstehenden Riesenohren, die er auch nicht hat, sind eben too much and too antisemitic.

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @Nicky Arnstein:

                    "Die krumme Nase, die Netanjahu nun mal NICHT hat..."

                     

                    Auf der Karikatur ist keine krumme Nase zu erkennen. Wir schreiben das insofern Ihrem alleseit bekannten Knick in der ideologischen Optik zu.

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @Nicky Arnstein:

                    Selbst wenn sie diese Assoziationen tatsächlich bedient hätte, wäre die Karikatur deshalb noch nicht antisemitisch. Es besteht schließlich ein wesentlicher Unterschied zwischen dem "Zitat" oder der Anlehnung und der eigenen Meinung.

                  • 7G
                    76530 (Profil gelöscht)
                    @Nicky Arnstein:

                    Oh, no!

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Wer austeilt, sollte auch auch einstecken können.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @64662 (Profil gelöscht):

      Mir ist nicht klar geworden, ob Ihr Hinweis auf den Sonntags-Stammtisch des BR als Zustimmung zur Suspendierung Hanitzschs gemeint ist.

       

      Mag sein, dass bestimmte Statements von Hanitzsch kritikabel sind. Ja - und? Ist das nicht bei allen und allem so, auch den hier wohlfeil dargebotenen Kommentaren? Hanitzsch wäre also in guter, zumindest zahlreicher Gesellschaft.

       

      Ich neige dazu, Menschen Fehler zuzugestehen und diese zu verzeihen. Aus diesen kann manfrau lernen.

       

      Nur Päpste sollen unfehlbar sein. Und Pharisäer machen alles richtig.

  • Seh ich da jetzt als einziger eine Doppelmoral wenn wir eine Mohammed Karikatur als Bombenleger in Ordnung geht aber diese hier skandalisiert wird ?!?... es lebe die Empörungskultur !

  • Die Karikatur mag allenfalls ästhetisch diskutabel sein. Die SZ hat eine große Chance vertan.

    Die Zeit arbeitet aber für mehr Offenheit. Allein schon durch die Zuwanderung aus Israels Nachbarstaaten.

  • Ich glaube, Hanitzsch hat die nicht sehr komplexe Tatsache zu verarbeiten versucht, dass wegen des ESC-Gewinns durch eine israelische Sängerin der ESC nächstes Jahr üblicherweise in Israel, dem Land der Gewinnerin, ausgerichtet werden wird (darum in der Karikatur: "Nächstes Jahr in Jerusalem"), was, so Hanitzsch, bedeutet, dass jetzt Netanyahu und jüdische Raketen gewonnen haben und feiern. Krumme BDS-Propaganda eben. Die Ohren sind da eigentlich egal.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Mark2013:

      Vielleicht hat er die Tatsache zu "verarbeiten" gesucht, dass Israel quasi zur selben Zeit, als die USA mithilfe von ein paar rassistischen Predigern und Rabbis die neue Botschaft in Jerusalem eingeweiht hat, eine israelische Sängerin den Gran Prix gewonnen und israelische Flugzeuge Bomben geworfen haben.

  • 9G
    98483 (Profil gelöscht)

    Ah, die Antisemitismusapologeten sind wieder vertreten. Hier hat die politische Linke noch ordentlich Selbstkritik nötig.

    • @98483 (Profil gelöscht):

      Die "Linke"??? Netter Versuch.

      Die Linke hat kein Problem damit, "Rechts-Außen-Korruptos" in Israel zu kritisieren.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @xxxLCxxx:

        Sie hat noch ein sehr großes Problem damit, es in der gebotenen Schärfe zu tun. Denn sonst würde sie ja in der deutschen Mainstream-Öffentlichkeit als antisemitisch gebrandmarkt.

  • Liest man bei Karrkiaturen über den Islam nicht immer "Satire darf alles"? Werden Zeichnungen in Charlie Hebdo nicht immer darauf abgestellt? In diesem Zeichnungen geht es häufig darum, die antiislamische Assoziationen zu wecken. Alle Zeitungen schreien nach Pressefreiheit. Und hier? Es bedarf erst einer Erläuterung, dass es sich um den Davidstern handelt (ich hatte, bevor ich das erste Mal die Kritik gelesen habe, es mit der Flagge von Israel in Verbindung gebracht, aber was soll´s) und dann abstehende Ohren sind der letzte Beweis?? Und die Konsequenz: Beendigung der Zusammenarbeit? Etwas übertrieben m.E.

    • @Strolch:

      Die SZ ist nicht Charlie Hebdo und auch nicht die Titanic.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Strolch:

      À propos Charlie Hebdo:

       

      Und wie die Muslime, wenn sie sich gekränkt fühlen, stürmen die Juden mit ihren Uzi die Redaktionen und schlachten die ihrer Meinung nach Verantwortlichen ab.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Strolch:

      Danke für Ihren Hinweis auf Charlie Hebdo, der auf die Scheinheiligkeit und Einseitigkeit des Vorgangs hinweist. Wahrhaftigkeit sieht anders aus.

       

      Wie ich lese, ist Hanitzsch Träger des bayerisches Verdienstordens und Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse. In Anbetracht des deutschen Hangs zu Hysterie und Gründlichkeit warte ich schon auf erste Bestrebungen, diese Orden abzuerkennen.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Und etwas schlimmeres, als einem Deutschen seine Orden abzuerkennen, kann es ja kaum geben.

         

        Oder doch?

         

        Na klar, etwas schlimmeres, als einem Deutschen seine Orden wegen der Juden abzuerkennen, kann es ja kaum geben.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Ist dieser Hinweis erlaubt, auch wenn es Schlimmeres gibt?

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Na klar, aber das wird ja sowieso nie passieren.

    • @Strolch:

      Was spricht dagegen Ungleiches ungleich zu behandeln?

      • @El-ahrairah:

        Na gar nix, ist sogar ein Rechtsgrundsatz.

  • Finde ich schon merkwürdig, dass jede andere Nation "stereotypisch" ihr Fett weg bekommt - Kaczynski als polnisch bäuerliche Kartoffel, Erdogan als der Osmane, Orban als der rasende Nachfahre der Hunnen. Alles schon gesehen.

     

    Israel knallt paar Dutzend Leute ab und man darf sich nicht mal "stereotypisch" künstlerisch äußern? Sorry, sakrosankte Staaten soll's nicht geben.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Ich finde es unerträglich, dass der Autor einfach behauptet, es handele sich um eine antisemitische Karikatur. Abstehende Ohren sind keineswegs Alleinstellungsmerkmale der Karikatur von Juden. Außerdem hat Netanyahu abstehende Ohren. Wie hätten Sie's denn gerne? Dass man ihn als Friedenstaube karikiert ohne Ohren. Das wäre zynisch und geriete deshalb auch unter den Verdacht des Antisemitismus in diesem unseren Duckmäuserlande. Diese Willfährigkeit gegenüber jenen, die stets und überall Antisemitismus rufen, ist absolut widerwärtig, insofern sie ein Maulkorb ohne Erlass ist. Der Hanitzsch arbeitete seit 30 Jahren bei der SZ. Wäre er ein Antisemit, hätte man ihn schon früher rauswerfen müssen. Ihn jetzt rauszuwerfen, ist nichts weiter als rückgratsloses Einknicken vor der gefürchteten Öffentlichkeit. Ein Grund mehr, keine SZ mehr zu lesen, denn ein Organ, das beim ersten Wind einknickt, ist bestimmt auch sonst nicht an der Darstellung der Wahrheit interessiert.

  • Austeilen immer, einstecken nimmer.

    Israelische Machthaber haben es wahrlich gut.*

    ---

    *So sie nicht gerade für ihr Volk eintreten, denn dann werden sie sogleich ermordet.

  • Der ESC-Sieg fällt zeitlich mit den militärischen Aktivitäten Israels in Syrien zusammen. Diese Tatsache auch bildlich darzustellen, kann als agressiv interpretiert werden - genauso wie die militärischen Angriffe Israels auf Syrien als agressiv interpretiert werden können. Israel mit dem Judenstern zu symbolisieren, ist nicht unbedingt falsch, kann aber dazu führen, dass die Israelkritik als Judenkritik interpretiert wird - gerade da die Sängerin keine Sängerin des israelischen Staates ist. Judenkritik geht aber fast nahtlos in Antisemitismus über.

    Zum Schutz von Hanizsch muss man aber sagen, dass Karrikaturen von solchen Bildern leben, bei denen nicht genau passende Symbole gleichgesetzt werden. Zudem wird bei fast allen anderen Gruppen auf diese genaue Unterscheidung deutlich weniger Wert gelegt.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Ich finde es sehr wohltuend, dass Sie sich mit der Kernfrage der Angelegenheit beschäftigen: Was darf Satire - und was nicht? Bei manch anderem Text scheint dies offenbar keine Rolle mehr zu spielen, nachdem sich der Mehltau über die Debatte gelegt hat.

    • @Velofisch:

      Hier tritt das Problem auf, daß Israel selbst sich doch den Davidstern auf die Fahne gemalt hat. Also ist damit eindeutig Israel als Staat gemeint.

       

      Die Karikatur ist häßlich, allerdings wirft Israel tatsächlich mit Bomben, Raketen und Tränengas um sich, das ist auch häßlich.

       

      Es wäre wünschenswert, daß man das kritisieren darf, ohne daß sofort der Reflex anspringt.

       

      Außerdem hat Netanyahu auf einigen Fotos durchaus abstehende Ohren. Genscher hat man ja auch als Fledermaus karikiert.

       

      Es entsteht hier der Eindruck, daß man als Karikaturist in Deutschland nicht zeichnen darf, was man will. Ich fand auch die Mohammed-Karikaturen damals häßlich (und dumm), doch hat man in Dänemark verstanden, daß die Kunstfreiheit höher anzusiedeln ist als die politische Korrektheit. Das finde ich auch richtig.

      • @kditd:

        "Die Karikatur ist häßlich, allerdings wirft Israel tatsächlich mit Bomben, Raketen und Tränengas um sich, das ist auch häßlich."

         

        Nun ja, dass Demonstranten mit Steinen und brennenden Gummireifen um sich schmeißen, ist auch nicht gerade hübsch, oder? Dass Sie das eingesetzte Tränengas beanstanden, finde ich hässlich, denn dann bliebe den Soldaten ja nur noch scharfe Munition übrig, und das fänden Sie wiederum hässlich, gelle?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Ach!

           

          Sich die Argumente Ihrer Kritiker zu eigen gemacht? Dass Sie an scharfer Munition nichts Schlimmes finden, wenn es nur die "Richtigen" trifft, haben Sie diese Woche hinlänglich dokumentiert.

           

          Durchschaut!

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Sie sollten Ihre Brille putzen. Mich haben Sie nämlich nicht durchschaut. Wo habe ich geschrieben, dass ich "an scharfer Munition nichts Schlimmes" finde? Nun ja, Ihnen Fragen zu stellen, ist eigentlich sinnlos, denn Sie streuen nur Behauptungen und ziehen sich dann wieder zurück, ohne Fragen zu beantworten. Die typische Strategie der "Israelkritiker".

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              Schon so schnell vergessen, was Sie zum siebzigsten Jahrestag der Gründung Israels schrieben? Ein Job für Widerkäuer, Ihnen dies zu zitieren. Meine Zeit ist mir dazu zu schade.

               

              Lesen Sie I h r e Beiträge mal nach, wenn Sie sich nicht mehr erinnern.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Wenn Sie Zeit haben, zu polemisieren und zu diffamieren, dann sollten Sie auch Zeit haben, die mir angedichteten Worte und Aussagen zu belegen. Aber das können Sie nicht, und daher drücken Sie sich jetzt. Durchschaut!

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Nicky Arnstein:

                  Wer seinen Blick ständig ausschließlich auf Andere ausrichtet, verliert sich selbst schnell aus dem Blick.

                   

                  Polemik ist eine Methode, zu der wir sichtbar beide greifen. Mit dem Unterschied: ich merke es (s.o.).

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    Ja, ich weiß ja, dass Sie der bessere Mensch von uns beiden sind... Wie man auf andere wirkt, heißt noch lange nicht, dass man so ist, wie man gesehen wird.

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @Nicky Arnstein:

                      Genug sinnlose Kämpfe mit Windmühlenflügeln geführt.

                       

                      Wie jemand ist, wissen offenbar alleine Sie.

  • Und bei Frau Knobloch ist immer alles gleich so dramatisch und furchtbar und die Stolpersteine gingen nicht, weil man auf das Andenken der jüdischen Bewohner tritt und so weiter.

     

    Wer Kunstfreiheit für Böhmermann fordert gegen Erdogan, der kann dann hier nicht das Gegenteil praktizieren liebe SZ, das nennt man Doppelmoral.

    • @Sven Günther:

      Kunstfreiheit bedeutet nicht, dass ich mich aus dem Fundus antisemitischer Stereotypen bedienen kann. Hanitzsch hätte Bibi auch ohne die antisemitischen Klassiker (großer Nase, wulstige Lippen und großer Ohren) überzeichnen können. Bibi im Outfit von Nette mit Davidstern-Rakete in der Hand hätte auch genügt, damit Herr Hanitztsch sein Bedürfnis "auch als Deutscher Israel kritisieren zu dürfen" zu erfüllen.

      • @Nicky Arnstein:

        Doch natürlich bedeutet es das, wenn plumpes Beschimpfen von Moslems hier als Kunstform zählt, ist das plumpe beschimpfen von Israelis auch eine.

        • @Sven Günther:

          Sehe ich nicht so. Böhmermann hat nicht DIE Moslems beschimpft, sondern in einem durchaus fragwürdigen Gedicht den türkischen Politiker Erdogan "kritisiert". Hanitzsch, der laut seiner Aussagen als Deutscher die Freiheit haben wollte, die israelische Politik kritisieren zu dürfen, karikierte Netanjahu als stereotypen Juden. Wo ist da die Kritik an der Politik Israels?

          • @Nicky Arnstein:

            Und die Mohammed Karikaturen und Charlie Karikaturen sind natürlich nicht pauschalisierend gewesen, die hier als Kunst verteidigt wurden.

             

            Das die Karikatur nicht besonders sinnig ist, ja sicher. Aber dann legen wir hier für alle den gleichen Maßstab an und nicht unterschiedliche.

      • @Nicky Arnstein:

        Wenn der Herr Netanjahu aber nunmal nicht hübscher ist?

        • @sart:

          Also als junger Mann sah er schon attraktiv aus

          https://www.timesofisrael.com/saving-sergeant-netanyahu/

          • @Nicky Arnstein:

            Stimmt. Aber er ist halt kein junger Mann mehr, man altert nunmal. Man wird dicker, das Bindegewebe erschlafft, Knorpel verlieren als Elastizität (was übrigens bei vielen zur Folge hat, dass die Nase größer wird). Auch, wenn ich mich damit als Ageist ausweise, aber es ist nunmal so. Hübscher werden nur die wenigsten und ob ich 68 besser ausschaue als Netanjahu jetzt, will ich mal bezweifeln.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Nicky Arnstein:

            Da kann selbst ich Ihnen nur zustimmen! Ein hübscher Bengel ... in jungen Jahren. Schade, was aus dem (nicht nur optisch) geworden ist.

             

            Soviel meine Abteilung "Schalk i. N.".

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Treffender Hinweis!

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Genauestens.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      So ist es.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Eben!

    • @Sven Günther:

      Genau so ist das. Und es gibt keine Zensur, aber eine Schere im Kopf, die zunehmend Verbreitung findet. Das Geschrei muß nur groß genug sein.

      Bei Böhmermann hieß es :"Satire darf alles!" Jetzt nicht mehr?

  • Vermutlich ist es gut, das H. Hanitzsch jetzt aufhört, denn mit 85 Jahren kann kann der für einen Karikaturisten notwendige scharfe Intellekt schon mal nachlassen.

    Der Anlass ist dagegen bedauerlich und mir kommt die Reaktion auch deutlich zu hart vor.

    Bei Antisemitismus und Israel muss in Deutschland leider jeder noch eine Schippe drauflegen.

     

    Das der ESC in einem Jahr in einem Land stattfindet, das jahrzehntelang ungestraft Kriegsverbrechen (Raketen und Bomben auf Zivilisten in Palästinensergebieten) verübt, wäre meiner Meinung nach durchaus kritikwürdig.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Sonntagssegler:

      Dass Israel an europäischen Wettbewerben teilnehmen darf (auch im Sport), ohne zu Europa zu gehören, ist bereits skurril.