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Nach Leak von US-Geheimchat„The Atlantic“ legt in Sachen Signal-Chat nach

Die Infos über den Jemen-Angriff seien nicht geheim, sagt die US-Regierung. Jetzt ist der gesamte Chat-Verlauf öffentlich.

Leugner der eigenen Taten in aller Öffentlichkeit: Pete Hegseth Foto: Alex Brandon/dpa

Berlin taz | So sehr wie jetzt stand die Trump-Regierung seit dem Amtsantritt am 20. Januar noch nicht unter Druck. Seit der Veröffentlichung des Artikels im Magazin The Atlantic am Montag, in der Chefredakteur Jeffrey Goldberg beschreibt, wie er vom Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz offenbar aus Versehen zu einer Chatgruppe auf der Messenger-App Signal hinzugefügt wurde, bei der Details des zu diesem Zeitpunkt kurz bevorstehenden US-Angriffs auf Stellungen der Huthi im Jemen diskutiert wurden, sind Trump und sein Kabinett im Abwehrmodus. Gepaart, wie immer in der Trump-Welt, mit scharfen persönlichen Verunglimpfungen des Journalisten.

Verteidigungsminister Pete Hegseth, der im Chat besonders viele Einzelheiten, Zeitpläne, Orte und eingesetzte Waffen beschrieben hatte, hatte am Montag genau das vor laufenden Kameras geleugnet. Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard hatte, unterstützt von CIA-Chef John Ratcliffe, am Dienstag bei einer Anhörung im Geheimdienstausschuss des Senats ausgesagt, es seien keine als geheim eingestuften Informationen ausgetauscht worden.

Rat­cliffe hatte auch beteuert, die Nutzung der Sig­nal-App anstelle regierungseigener gesicherter Kommunikationswege sei ganz normal. Auf die dringende Aufforderung, doch dann den gesamten Chatverlauf mit dem Ausschuss zu teilen, wichen beide aus. Das Gleiche behauptete später auch Donald Trump selbst: Es könne schon mal vorkommen, dass aus Versehen ein Journalist in so eine Gruppe eingeladen würde, das sei aber nicht so schlimm. Der Angriff sei ja auch erfolgreich gewesen. Anders wäre es vielleicht, hatte Trump hinzugefügt, wenn es um geheime Informationen gegangen wäre.

Journalist macht gesamten Chatverlauf öffentlich

Offenbar waren das die Momente, in denen Atlantic-Chefredakteur Goldberg der Kragen platzte. Hatte er in seiner ersten Veröffentlichung noch alle Angriffsdetails zurückgehalten, so publizierte The Atlantic am Mittwoch den gesamten Chatverlauf. In mehrfachen „Team Updates“ informierte Hegseth darin sehr detailliert über die bevorstehenden Angriffe. Niemand bezweifelt, dass diese Daten, wären sie zu diesem Zeitpunkt in die falschen Hände geraten, die gesamte Operation hätten gefährden können. Material also unter typischerweise striktester Geheimhaltung.

„Die Verteidigung von Hegseth und Waltz ist irrwitzig – und ein Grund mehr für ihren Rücktritt. Sie sagen, dass die hochsensible Information über die Bombardierung der Huthi nicht geheim war. Aber nichts verdient mehr Geheimhaltung“, empörte sich der demokratische Senator Richard Blumenthal auf X.

Sicherheitsberater Waltz hatte am Dienstag die Verantwortung dafür übernommen, versehentlich den Journalisten zu der Gruppe hinzugefügt zu haben. Trump verteidigte Waltz dennoch: Der mache einen hervorragenden Job und sei ein guter Mann, sagte Trump. Vonseiten der Re­pu­bli­ka­ne­r*in­nen im Kongress blieb es zunächst auffallend ruhig. Man werde sich das ansehen, hieß es. Aber ob der ohnehin umstrittene Hegseth tatsächlich noch zuhalten ist, ist offen.

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