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Missbrauchsvorwürfe Jacob AppelbaumTage der Abrechnung

Jahrelang feierte die Hackerszene Jacob Appelbaum als Helden. Nun gibt es schwerwiegende Vorwürfe und viele offene Rechnungen.

Der profilierte Online-Aktivist Jacob Appelbaum bei einer Protestaktion Foto: Imago/Future Image

Berlin taz | Es ist gut, wie ein Fremder in diese Menge hineintreten zu können, in diese anarchistische, schwer auszuleuchtende Szene, sich dort umzuschauen, zwischen den Slushmaschinen, in denen neonfarbene Eisgetränke gerührt werden; zwischen den auf dunklen Monitoren hell erscheinenden Programmierzeichen.

Langsam kann dort eine Ahnung davon entstehen, was in dieser Welt, der Hackerwelt, von Bedeutung ist. Die Befreiung vor allem, ganz allgemein, und die Selbstermächtigung; und dann, konkreter, die dunklen, teils dunkel geschminkten Augenränder, die Technikparties und manchmal auch Sexparties und natürlich die Prüfsummenalgorithmen, vor allem diese.

Und dann ist es auch gut, wieder hinauszutreten aus diesem Wahnsinn. Glücklich, wem das gelingt, bevor wieder alle Grenzen verschwimmen. Es gerät in dieser Welt viel zu oft viel zu viel durcheinander. Dabei ist es doch eigentlich so einfach: Eine Prüfsumme ist ein Wert, mit dem die Integrität von Daten ermittelt werden kann. Es wäre derzeit ganz sinnvoll, wenn die aufgebrachte globale Technik-, Hacker- und Nerdgemeinschaft sich wieder ein wenig auf ihre einfachsten Einsichten besinnen würde.

Seit gut einer Woche ist der Kampf gegen Jacob Appelbaum eröffnet, zumindest nach allem, was öffentlich zu beobachten ist. Hinter den Kulissen, in privaten Treffen, in verschlüsselten Emails und Chats, wird der Kampf gegen diesen Mann bereits seit über einem Jahr geführt. Die Gründe dafür sind gewichtig: Jacob Appelbaum, eine der Führungsfiguren der globalen Antiüberwachungsbewegung, soll wiederholt, so lauten die meist anonym vorgebrachten Vorwürfe, die Grenzen anderer überschritten haben, teils verbal und teils auch sexuell.

Einer der profiliertesten Sprecher der Szene

Für die weltweit mächtigsten Organisationen des digitalen Widerstands ist dies ein herber Schlag. Appelbaum ist einer der profiliertesten Sprecher der Szene. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Veröffentlichung der Snowden-Dokumente, enthüllte die Ausspähaffäre rund um das Handy von Angela Merkel, verfügt über engste Kontakte in den inneren Zirkel von Wikileaks und war das Aushängeschild des sogenannten Tor-Netzwerkes.

Das ist ein Zusammenschluss von Entwicklerinnen und Entwicklern, die eine Anonymisierungssoftware betreiben und so das überwachungslose Surfen und Kommunizieren im Internet ermöglichen wollen, eines der bedeutendsten Hackernetzwerke der Welt. Am 25. Mai hat Appelbaum seinen sehr gut bezahlten Job dort niedergelegt, der Druck auf ihn wurde zu groß. Er ist einem Rauswurf damit zuvor gekommen.

Seitdem ist die Gemengelage kompliziert und, wie es in der Szene bei Konflikten üblich ist, unübersichtlich, marktschreierisch und hysterisch. Das liegt vor allem daran, dass die Vorwürfe, die gegen Jacob Appelbaum zuvor nicht- oder nur halböffentlich ins Feld geführt worden waren, nicht vor einer Polizei oder Justiz zur Sprache kommen sollen, sondern dass sie in der staatskritischen Netzgemeinde wie auf einem Marktplatz nun öffentlich verhandelt und verstärkt, diskutiert und widerlegt werden bis am Ende alle Beteiligten ihren Schaden davon getragen haben.

Es ist ein Kampf um die letzte Wahrheit eines bis gestern noch gefeierten Helden: Ist Jacob Appelbaum ein Rockstar mit Macken? Ist er ein Arschloch und Grenzgänger? Oder ist er gar, was einige Menschen nun meist anonym behaupten, ein Vergewaltiger? Über all dies wird derzeit öffentlich verhandelt.

„Ein Vergewaltiger wohnt hier“

Wie valide die Vorwürfe, von denen die schwersten kaum zu überprüfen sind, auch immer sein mögen: Die Form ihrer Präsentation und ihr Umgang mit ihnen steht einer Rufmordkampagne in wenig nach. Es ist, im Gegenteil, das erklärte Ziel dieser Kampagne, den einstigen Helden auszugrenzen oder, wie ein Hackerkollektiv, in dem Appelbaum bis zuletzt Mitglied war, schrieb: „Wir haben ihn von der Herde getrennt.“ An dem Wohnhaus, in dem Appelbaum bis zuletzt in Berlin wohnte, prangt heute ein Graffiti. Dort steht auf deutsch und auf englisch zu lesen: „Ein Vergewaltiger wohnt hier“.

Einige Tage ist es nun her, dass eine Homepage veröffentlicht wurde, die zwar auf Jacob Appelbaums eigenen Namen lautet, aber von seinen ärgsten Feinden betrieben wird. Darauf klagen überwiegend anonyme Personen ihn öffentlich an. Unbekannte schildern dort ihre Erfahrungen mit Jacob Appelbaum. Sie zeichnen das Bild eines manipulativen Aktivisten, der gezielt und immer wieder auch die körperlichen und sexuellen Grenzen anderer ignoriert. In der feministischen Szene wird diese Webseite verteidigt: Wie sonst, fragen FrauenrechtsaktivistInnen, soll dem Treiben von Peinigern ein Ende bereitet werden, wenn doch statistisch erwiesen ist, dass der juristische Weg den Opfern in solchen Fällen kaum etwas nützt?

Allerdings: Nicht nur die aufgemotzte Homepage zeugt von Unsachlichkeit – auch inhaltliche Einlassungen, die gegen Appelbaum vorgebracht wurden, mussten inzwischen relativiert oder gänzlich zurückgezogen werden. Das muss nicht heißen, dass andere Vorwürfe falsch sind. Doch es zeigt an, auf welche Weise die sogenannte „Community“ mit sich selbst ins Gericht geht; und wie grenzüberschreitend dies wiederum geschieht.

CCC-Congress in Hamburg

In einem der wenigen Fälle, in denen die Ankläger nicht anonym auftraten, skizzierten sie eine Szene, in der Appelbaum am Rande des Hamburger Jahreskongresses des Chaos Computer Clubs öffentlich eine Frau gegen ihren Willen begrapscht haben soll. Weil diejenigen, die diese Vorwürfe vorbrachten, sogar namentlich in Erscheinung traten, galten sie rasch als Kronzeugen. Allein: Mit der Frau, die vermeintlich bedrängt worden war, hatten die Ankläger gar nicht geredet. Sie steht noch heute in engem Verhältnis zu Appelbaum und konnte es kaum fassen, als sie nun selbst über sich lesen musste.

Und so erschien dann ein weiterer Text im Internet, indem diese Frau die Dinge aus ihrer eigenen Perspektive schildert: Dass es aus ihrer Sicht in jener Nacht in der Lobby des Hamburger Radisson Blu-Hotels überhaupt kein Problem mit Appelbaum gab. Nun wollte sie wissen, was denn das Problem der anderen sei – und warum überhaupt fremde Leute in ihrem Namen Anklage führten? Auch andere seiner engen Freundinnen und Ex-Freundinnen verteidigen Appelbaum vehement. Heißt das, dass an den Vorwürfen nichts dran ist? Nein. Das heißt erstmal alles gar nichts, weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Als Fakt kann genommen werden, dass die Szene schon lange über den Umgang mit dem von vielen als brilliant, gewinnend und pointiert, aber auch als eitel, geltungsbedürftig und grenzüberschreitend wahrgenommenen Appelbaum diskutiert. Bereits im März 2015 wurde er für 10 Arbeitstage von seiner Arbeit im Tor-Netzwerk suspendiert, nachdem er gesagt haben soll, seine sexuelle Rekrutierungsstrategie sei erfolgreich. So berichtet es das Onlineportal Golem.de.

Appelbaum hat viele Feinde

Und so kann es nicht wirklich überraschen, dass die Szene jetzt durchdreht, nachdem sie über Monate und Jahre keinen Weg gefunden hat, auf angemessene Weise mit Vorwürfen und Ahnungen, ob begründet oder nicht, angemessen umzugehen. Jacob Appelbaum hat dazu einen großen Teil beigetragen. Dass die Gruppe derjenigen, die ihn heute noch verteidigen, übersichtlich ist, hat auch damit zu tun, dass er sich – kompromisslos, hart im Urteil, dränglerisch – viele Feinde gemacht hat.

Und dann ist da noch dieser Aspekt: Seine Reden sind groß, seine Auftritte fulminant, er kann Säle beherrschen, auch wenn er nicht auf der Bühne sitzt. Und wenn er dann, bejubelt und beklatscht, abends in einer dieser fremden Bars landete, oft auch umringt von Groupies und Fanboys, dann ging es anschließend häufig noch auf ein Zimmer. Warum auch nicht? Gemeinsam mit anderen, mal wenigen, mal vielen, mal Frauen, mal Männern, aber doch auf eine Art, die auch Außenstehenden anzeigte: Da macht sich einer, der ohne Zweifel mit der NSA einen der mächtigsten Gegner der Welt hat, sehr angreifbar. Unabhängig davon, was dann in diesen Zimmern geschah: Es war nur eine Frage der Zeit, bis das System Appelbaum Error melden musste.

Es gibt Leute, die heute sagen, sie hätten bestimmte Parties gemieden, weil sie nicht die Typen für Sexparties seien. Andere merkten zu spät, wo sie hineingerieten, aber blieben. Und viele feierten dort einfach fröhlich. Und dann passierte dies und dann passierte das und plötzlich war da diese umdrogte Wirre, jener Moment, in dem Grenzen wieder verschwimmen, in der ein Nein vielleicht nicht mehr Nein heißt, sondern? Ja, was denn eigentlich sonst? Das ist die Szenerie, in der die meisten Vorwürfe, die heute in der Welt sind, geboren wurden.

Gerechtigkeit herstellen – aber wie?

Nicht alles, was mit dem Gestus des Coolen und Libertären einhergeht, ist, das ist vielleicht eine der Lehren aus diesem Stück, auch immer gleich cool und libertär. Und wenn dann all diese Grenzen wieder einmal verschwimmen, dann tragen womöglich all jene ihren Teil, die daran mitgewirkt haben. Aber vor allem nun einmal der, der die Grenze der anderen selbst überschritten hat. Das gilt für Rockstars mit Macken, für Arschlöcher und das gilt auch für Peiniger. Und es gilt heute ganz genauso für all jene, die meinen, Gerechtigkeit ließe sich herstellen, in einem Meer von unwidersprechbaren Anwürfen, in dem es nicht mehr wichtig zu sein scheint, ob die Integrität dieser Daten überhaupt noch ermittelt werden kann.

In einem Rechtsstaat gilt in der Regel: „Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.“ Das ist zwar nicht besonders revolutionär, aber es ist auch nicht alles schlecht, was gesetzlich geregelt ist. Und deshalb ist es manchmal gut, aus diesem Wahnsinn, aus jener Welt herauszutreten, in der die Selbstermächtigung der einen zur Unterdrückung der enderen führt. Glücklich, wem das gelingt, bevor wieder alles so wild durcheinandergeht.

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23 Kommentare

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  • 3G
    33641 (Profil gelöscht)

    „Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.“

     

    Schöne Worte. Und wie sieht die Wahrheit aus? Die Verhandlungen ins Schland sind reine Formalitäten. Wer angeklagt wird, wird auch für schuldig gehalten. Die Urteile könnten auch schon am ersten Verhandlungstag geschrieben werden.

    • @33641 (Profil gelöscht):

      Unabhängig von dem im Artikel beschrieben Fall:

       

      Nach Ihrer Theorie gibt es in Deutschland keinerlei Freisprüche, bei sämtlichen Gerichtsverhandlungen?

       

      Verwechseln Sie da nicht etwas mit politischen Schauprozessen im Dritten Reich?

      • 3G
        33641 (Profil gelöscht)
        @Jens Brehl:

        Wer so fragt, hat keine Ahnung von der Schland-Justiz. Außerdem ist irdische Gerechtigkeit bekanntermaßen alles andere als gerecht.

  • das wichtigste, was man aus diesem ganzen Geschehen - wieder mal lernen kann: es hat schon sein Wert, wenn im Staat rechtsstaatliche Grundsätze angewendet werden, die auf jahrhunderte alten Erfahrungen aufbauen. Die Netzgemeinde hat eine gewisse Arroganz, das Rad neu erfinden zu wollen, was sie bisher gezeigt hat, ist für mich aber eher abschreckend (Piraten, Anonymus, auch hier...).

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Das die Wiedereinführung des Prangers als probates Mittel gesehen wird sagt, denke ich, viel über die Personen aus, welche diese Haltung vertreten.

     

    Das ist genau das was ich von modernen Feministinnin erwarte: Autoritäres bis faschistisches Gedankengut bei dem der Zweck jedes Mittel heiligt.

     

    Befördert wurde das ganze durch einen hundsmiserablen Journalismus. Es ist ja nicht so das die Vorwürfe bezüglich des CCC Kongresses von einem investigativen Journalisten entkräftet wurden. Das was früher von Zeitungen erledigt wurde machen heutzutage Blogger.

     

    Das Blatt das die Zeugen vorgebracht hat gehört Gawker. Gegen Gawker ist der Springer-Verlag ein Laden mit höchsten Ansprüchen an seine journaliste Arbeit.

    Gawker gehört auch Jezebel, ein Blog auf dem regelmäßig sexistische Thesen vertreten werden, aber natürlich nur die "guten" sexistischen Thesen die man auch in der taz ab und an findet.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      dieses mimimi ist genau das,was ich von sexistischen männern erwarte.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @pippilotta_viktualia:

        Inwiefern lässt die Ablehnung mittelalterlicher Methoden auf Sexismus schließen?

  • DIE ZEIT schreibt:

    Im offiziellen Statement des Tor-Projekts heißt es: "Die Vorwürfe waren nicht für jeden beim Tor-Projekt ganz neu; sie passen zu Gerüchten, die manche von uns schon seit einiger Zeit hören."

  • Die Vorfälle, in denen Übergriffe öffentlich erfolgten haben einen Hauptschuldigen, aber eben auch alle Umstehenden, die nicht handelten.

     

    Hier muss die jeder Mensch, der Teil der Community ist reflektieren, wie viele Gelegenheit verpasst wurden, eindeutig Position gegen das Verhalten zu beziehen.

     

    Aber die Lösung "wütender Mob" war nie, ist jetzt und wird auch zukünftig nie eine Option sein.

     

    Zum Aspekt des "TOR-Developer":

    Software wird nicht nur durch die Produktion von Code entwickelt.

     

    Alle anderen Aspekte sind von außen schwer zu beurteilen.

    • @Lücking Daniel:

      Wer ihn als Developer bezeichnet, der spielt Hochstapler. Appelbaum war nur "Evangelist" oder "Sprecher".

       

      Es ist manchmal einfacher mit jemanden realpolitisch zusammen zu arbeiten, der eine Marke bei der Fancrowd hat. Die Leute trauen sich einfach nicht den Mund aufzumachen, insbesondere wenn man einen egomanen Machttechniker hat, der seine paranoiden Fans auf Kritiker ansetzt, oder die Legende seiner Verfolgung durch sinistre Geheimdienste pflegt (während faktisch State Department und Department of Defense seine Stelle finanzieren) und "Exil" in Berlin genommen hat.

       

      Mobs gegen Bullies ist nicht gut. Es ist immer seltsam bei Klassentreffen zu erfahren, dass all die anderen den Bully nie mochten, aber ja auch nie gegen ihn Position bezogen haben.

       

      Wir wissen nicht, ob die Vorwürfe wahr sind, aber es gibt eine kritische Masse von respektablen Leuten, für die er gar nicht der Held ist, den die Medien aus ihm machen und denen seine Fangemeinde unheimlich ist.

  • Ist ein relativ guter Artikel, find ich.

     

    Im Vordergrung steht die Anatomie der Wirren einer Szene statt eine angeprangerte öffentliche Person, die verteufelt wird weil jemand im Netz "Vergewaltiger" gerufen hat.

     

    Als ich las, dass fem.Aktivistinen was damit zu tun haben war mir leider klar was ich als nächstes lesen werde: anonyme Vergewaltigungsvorwürfe, "patriarchat ist böse"sutren, lügen halt.

     

    Es gibt etliche Fälle wo genau dieses strukturiertes Vorgehen nach Hinten losgegangen ist, weil es einfach um Eigennutz ging:

     

    Emma Sulkovicz mit ihrer blöden Matrazen Aktion: stellt sich herraus sie wurde garnicht vergewaltigt sondern wollte sich ein Karriereboost schaffen, ist aufgeflogen trotzdem boooost

     

    Sabrina Erdely: die "Journalistin", die für den Rolling Stone über die Gruppenvergewaltigung der kleinen Jackie an der Universität von Virginia berichtet hat, stellt sich herraus die Jackie wollte nur Sympathie und hat alles erfunden...

     

    JIan Ghomeshi, Toby Turner...und und und...

     

    Das waren alles Fälle wo die Anschuldigungen erst im Netz verbreitet wurden, dann gab es eine Welle von Solidarität mit Protestaktionen mit der üblichen "schneidet ihnen die Eier ab"-Mentalität bis wirkliche Journalisten angefangen haben Fragen zu stellen und denn PÜFFff.

     

    Die Appelbaum Vorwürfe stammen von Gizmodo, der Gawker Milchkuh, die jetzt Pleite sind, weil sie 140$mio Entschädigung an Hulk Hogan zahlen müssen wegen veröffentlichtem Sexvideo.

     

    Gelber gehts nicht.

    • @Kubatsch:

      Seine Verteidigung könnte mit den gleichen Mitteln arbeiten:

       

      - es gibt das Foto, das angeblich eine Schmiererei an seinem Haus in Berlin zeigt. Keiner hat das verifiziert.

      - Es gibt den Solidaritätsbrief der Frauen, der eine zielgerichtete Aktion unterstellt, mit den Wikileaksdamen, einschließlich Angela Richter, die Whistleblower als Groschenheftgeschichten starring Angela Richter auf die Bühne bringt. Unter dem Motto, wir kennen Jakob und wurden nicht vergewaltigt.

      - Es gab einen Account, der angeblich seinen Tod gefordert habe, auf den er sich beruft.

      - es gibt die Behauptung eine "Jill Bähring" habe einen Text selbst geschrieben. Keine Ahnung ob sie so eine Art Karl Ranseier des Spiegels ist oder wirklich existiert. Ich glaube jedenfalls nicht, dass sie diesen Text geschrieben hat. usw.

       

      ...und dann gibt es die Behauptung Gawker habe das erfunden, in Wirklichkeit hat Gawker nur alles zusammengefasst, was vorher bereits im Netz kursierte.

       

      Er wird nicht verteufelt, weil jemand Vergewaltiger gerufen hat, sondern sein Arbeitgeber hat ihn entlassen und in einer späteren Stellungnahme warum auf den Konplex überdeutlich hingewiesen. Seitdem sind manche Personen öffentlich gegangen.

      • @Ansgar Reb:

        Was denn für eine Verteidigung? Es gibt keine! Das ist der Punkt. Diese Angelegenheiten gehören juristisch geregelt und haben nichts in den sozialen Medien verloren.

         

        Es gibt sogar eine Seite mit seinem Namen, die nur eine Anschuldigungslattform ist, erstellt um seinen Ruf zu schädigen.

        http://jacobappelbaum.net/

         

        Viele der Namen sind Anonym oder "Platzhalter".

        Der Typ scheint ja ein Idiot zu sein, aber man bekämpft nicht Arsch mit Arsch.

  • Zwei Dinge sollte man auseinander halten: Aktivisten haben häufig ein gesteigertes Geltungsbewusstsein und können damit durchaus auch ihre Anhänger gelegentlich nerven. So machen Sie sich in der Community glühende Anhänger aber auch Feinde.

    Daneben gibt es anonym vorgetragene Vorwürfe mit erfolgtem Rufmord. Da sollte es keine Rolle spielen, ob jemand Appelbaum mag oder nicht. Er ist Opfer einer Rufmordkampagne. Genauso wie wir selbstverständlich fordern, dass auch unsympathische Vergewaltigungsopfer unsere volle Solidarität bekommen, so muss dies auch dann gelten, wenn jemand Appelbaum unsympathisch findet.

    Wenn sich kein Opfer meldet und nur eine anonyme Website Verleumdungen streut (so was wird sonst als Hasskommentare bezeichnet), dann gibt es keine Vorwürfe ausser eben dem Verbrechen des Rufmordes.

  • Ein probates Mittel. Hat bei Assange doch auch funktioniert. Fehlen nur noch entsprechende anonyme Vorwürfe gegen Snowden oder Manning…

    • @Khaled Chaabouté:

      ... die sind nach den letzten Meldungen auch schon im Anrollen (sh. Snowden). So wird einer nach dem anderen ausgeschaltet, indem ihnen ihre Würde und vor allem Glaubwürdigkeit genommen wird. Hier sollte eine eingehende Quellensuche einsetzen. Stattdessen wird bei Erfolg gleich die nächste "S.. durchs Dorf gejagt".

  • Guter Artikel.

     

    Die Sache ist deswegen noch mal eine Nummer komplizierter, weil Appelbaum ein sektenhaftes System von Loyalisten um sich gebracht hat und systematisch sich aufgebaut hat. Wie viel Fake ist Jake? Beim CCC wollten führende Leute ihn raus halten. Jahrelang hat er sich als TOR-Entwickler inszeniert, obwohl er nur der Pressevogel war.

     

    YHAK "Die einzigen nicht-anonym vorgebrachten Beschuldigungen sind mittlerweile widerlegt, durch die klare Aussage des angeblichen Opfers. "

     

    Hier ist der TAZ-Bericht großartig. Denn keiner in der Presse hat gecheckt, ob es diese Person wirklich gibt und das Statement stammt offenkundig von Anwälten. Keiner weiss, ob sie die Wahrheit sagt. Keiner hat gefragt, wollen die Leute mit den Vorwürfen diese zurück nehmen usw.

    Und es wird so getan, als ob das alle gewesen seien. Vielleicht waren die CCC-Vorwürfe nur eine Inszenierung, um ihn rein zu waschen?

     

    Viele in seinem Umfeld kennen Geschichten, wo er Borderline gegangen ist. Etwa hat auf der Republica-Konferenz einen befreundeten französischen Aktivisten ganz öffentlich gefragt, warum man sich nicht an der RAF ein Beispiel nimmt und mit gewaltsamen Aktionen Whistleblower aus dem Gefängnis holt. Auf dem Logan hat er dagegen die Journalisten beschimpft, dass sie ihn einen Aktivisten nennen.

     

    Und dann bleibt da Nick Farr, den er angeblich gemobbt hat, weil in seinem Track ein Anti-Jake Talk angeboten wurde, der Verbindungen von Jake zu US-Gemeindiensten offenlegen sollte. Übrigens ist TOR von vorn bis hinten von US-Bundesbehörden durchfinanziert während Jake den Anarcho machte.

  • Nach einem verschwurbelten Einstieg über drei Absätze kommen erst einmal die Vorwürfe, und man muss schoon bis zum Ende lesen um festzustellen, dass die haltlos sind.

     

    Die Gemengelage ist so kompliziert übrigens nicht: Die üblichen Verdächtigen haben wieder einmal diffamiert, und die Medien haben sich wieder einmal kritiklos vor den Karren spannen lassen.

  • "Wie sonst, fragen FrauenrechtsaktivistInnen, soll dem Treiben von Peinigern ein Ende bereitet werden, wenn doch statistisch erwiesen ist, dass der juristische Weg den Opfern in solchen Fällen kaum etwas nützt?" Mit Selbstjustiz jedenfalls nicht.

     

    Vorwürfe, die nicht verifizierbar sind, weil die, die sie vorbringen, anonym zu bleiben wünschen, sind keine vernünftige Grundlage für Urteile. Nie gewesen. (Das ist im Übrigen ein grundlegender Denkfehler der Hackerszene.) Sie sind - wenn sie nicht gekauft oder erpresst wurden von Leuten, die allen Grund haben, Appelbaum zu hassen, ein Zeichen dafür, dass es an Solidarität fehlt. Zumindest an solcher, die von Opfern wahrgenommen werden kann.

     

    Fehlt nur noch, dass besagte "FrauernrechtsaktivistInnen" ein Recht auf unbeschränkten Waffenbesitz und -einsatz propagieren. Mit dem Schlachtruf: "Es lebe der Wilde Westen!"

    • @mowgli:

      Wohl auch ein Grund, weshalb die AfD so erfolgreich ist mit ihrem nicht klar definierten Hass und Neid gegen alle und alles, wovon sie sie bedroht fühlen, einschließlich ihrer "Lügenpresse".

       

      Warum wohl? Würde diese sie sonst entlarven und mit unbequemen Fragen in die Ecke treiben? Da findet man schnell in Appelbaum einen passenden "Vertreter dieser sauberen Zunft", ein passendes Opfer, selbst wenn man ihn weder jemals gesehen noch sich je eingehender mit seiner Vita oder Agenda befasst hat.

       

      Gut, dass es sie noch gibt: Die kritischen nachdenklichen Menschen, die nachhaken, hinterfragen, Abstand nehmen und das Ganze betrachten, bevor sie sich aus ihrer Sicht eine objektive oder - ehrlich und deutlich gesagte - subjektive Zusammenfassung ihrer Gedanken erlauben.

       

      Es gilt immer wieder ein Grundsatz:; Trenne erst Person und Sache, bevor Du Dich damit befasst!

  • Der Artikel ist ja recht wortreich, im Kern ist die Lage aber doch so: Die einzigen nicht-anonym vorgebrachten Beschuldigungen sind mittlerweile widerlegt, durch die klare Aussage des angeblichen Opfers. Also: Es gibt gegen Applebaum nichts außer unbelegten, anonym verbreiteten Gerüchten. Man muß daher diese Rufmordkampagne verurteilen.

    • @yohak yohak:

      Gut gesprochen. Dem Eindruck kann ich mich auch nicht entziehen.

       

      Ich denke, dass es viele Leute gibt, die nichts Genaues wissen und deshalb sehr daran interessiert sind, ihre Vermutungen nicht offen als solche bezeichnen und verifizieren zu müssen. Gut an dem Artikel finde ich, dass er einmal die ins Auge fasst, die Gerüchte so weiter verbreiten, dass sie wie Fische immer wieder beim Zufassenwollen durch die Hände flutschen und nicht greifbar sind - nichts und nie etwas Konkretes. Und der Rest ist widerlegt. Nur - ein Mensch ist verschlissen, geht unter in einem Meer von Unrat.

       

      Leider gibt es mehr als genug (eigentlich ist jeder einzelne schon zuviel) Menschen, die gerne Gerüchte (weiter-) verbreiten und sich nicht einen Deut darum scheren, was sie damit anrichten. Hauptsache, sie können irgendwo ihre nicht definierten Abneigungen herauslassen, ihre Ergüsse oder ihren Namen gedruckt sehen, egal wer dafür vor die Hunde geht und daran zerbricht.

       

      Und das Dümmste ist der Spruch .."hab ich gehört! Da wird schon was dran sein." Da wird mir übel. Denn sie wissen nicht, was sie damit anrichten können und haben nicht den Mut, dafür Verantwortung zu übernehmen.

      • @noevil:

        Wer immer noch glaubt Snowden war kein russischer Spion dem ist nicht zu helfen. Cui Bono?