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Michael Müller in QuarantäneDie Einschläge kommen näher

Kommentar von Stefan Alberti

Brandenburgs Ministerpräsident Woidke wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Berlins Regierender Bürgermeister könnte sich angesteckt haben.

Michael Müller bei der Eröffnung des BER am vergangenen Samstag Foto: dpa

D ie Nachricht ist noch immer auf dem Handy, das beim Schreiben dieser Zeilen neben dem Bildschirm liegt: „Müller ist negativ“, simste Senatssprecherin Melanie Reinsch Mitte März. Da sah es so aus, dass der Regierende Bürgermeister von der SPD sich bei einem Termin mit dem später positiv getesteten israelischen Botschafter angesteckt haben könnte. Und weil Müller einige Tage später stundenlang mit seinem und dem Brandenburger Kabinett tagte, stand im Raum, schlimmstenfalls müssten gleich zwei komplette Landesregierungen in Quarantäne – samt nah sitzender Journalisten bei der anschließenden Pressekonferenz. Corona war damals, im März, erstmals ganz nahegerückt.

Nun ist die Lage andersherum: Müller könnte sich bei seinem Brandenburger Landeschef-Kollegen und Parteifreund Dietmar Woidke angesteckt haben, der am Sonntag Erkältungssymptome hatte und sich am Montag testen ließ. 15 bis 20 Minuten, so genau wussten andere Sitzungsteilnehmer das hinterher nicht mehr, tagte der Berliner Senat am Dienstagvormittag bereits, als die Nachricht von Woidkes Positivtest kam und Müller sicherheitshalber den Raum verließ. Der schier auf der Zunge liegende Zusatz „fluchtartig“ ließ sich auch nach hartnäckiger Recherche nicht erhärten – von „umgehend“ ist die Rede.

Müller soll sich aber nicht als enge Kontaktperson gesehen haben, auch wenn ihn Bilder von der BER-Eröffnung am Samstag genau wie Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup (Aktualisierung: für ihn liegt inzwischen ein negatives Testergebnis vor) direkt neben Woid­ke zeigen. Von zu Hause wollte Müller am Dienstag nach Senatsangaben die Regierungsgeschäfte weiter führen, ein Test sollte folgen, das Ergebnis bis Mittwoch vorliegen.

Die Gefühlslage ist merklich eine andere als im März: Da war Müller der erste im nahen politischen Umfeld, der infiziert schien. Dann meldete sich CDU-Führungsaspirant Friedrich Merz mit einem positiven Corona-Ergebnis in Quarantäne ab, als Nächster ging Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiner (SPD) in Quarantäne.

Veränderte Gefühlslage

Und nun kommen die Meldungen in engerem Takt. Vor zwei Wochen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), am Dienstag Verteidigungsministerin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, nun der brandenburgische Ministerpräsident. Und neben Müller begab sich auch Verkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU vorsorglich in häusliche Quarantäne – auch er war am Samstag am BER dabei.

Die Meldung selbst kam letztlich nicht ganz überraschend – Spitzenpolitiker haben schließlich geschätzt oft so viele tägliche Begegnungen wie die Menschen an der Kasse im Supermarkt, auch wenn das Bad in der Menge außer bei US-Wahlkampfbildern mit Donald Trump in Coronazeiten eher selten ist. Doch trotz aller Gewöhnung: Eine weitere SMS von Senatssprecherin Reinsch mit gleichem Text wie im März wäre dennoch wünschenswert.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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