Melania Trump im russischen Fernsehen: Dominanzgeste aus Moskau
Das russische Staatsfernsehen zeigt Nacktbilder der nächsten US-First-Lady Melania Trump. Eine Machtdemonstrationen des Kremls gegenüber Trump.
D onald Trump bewundert Diktatoren aller Art – und er wäre gern einer von ihnen (auch wenn er verspricht, das nur für einen Tag sein zu wollen, Ehrenwort!). Besonders Putin hat es ihm angetan, dessen ruchlose autoritäre Herrschaft ihm sichtlich imponiert. Dass auch Putin sich Trump als Wahlsieger gewünscht hat, war deutlich. Jüngst enthüllte das US-Justizministerium eine Operation zur Einflussnahme des russischen Staates auf rechtsextreme US-Medienpersönlichkeiten.
Daher verwundert es vielleicht, dass das russische Staatsfernsehen jetzt eine sexistische Attacke gegen die Ehefrau des wiedergewählten Präsidenten fährt: Eine Nachrichtensendung zeigte eine Montage von Nacktbildern Melania Trumps aus einem Fotoshooting für das Magazin GQ aus ihrer Zeit als Model Anfang der 2000er Jahre. Die Bilder sind nicht neu, sie tauchten schon im Wahlkampf 2016 auf.
Dem Feixen des Moderatorenpaars Jewgeni Popow und Olga Skabejewa nach zu urteilen, sollte die Slideshow von Melanias längst bekannten Nacktbildern klassisches „Slutshaming“ sein. Vor allem aber ist es eine Machtdemonstration aus dem Kreml. Putin hatte Trump, anders als andere Staatsoberhäupter, nicht sofort nach seinem Wahlsieg gratuliert – der Versuch, die USA als Weltmacht klein und unwichtig aussehen zu lassen. Schon das war eine Ansage.
Ein solcher TV-Beitrag, so urteilte die Kyiv Post, müsse von Putin abgesegnet sein. Es ist ein Machtspiel, um Donald Trump bloßzustellen und eine weitere sanfte Drohgeste gegenüber den USA.
Druck auf Trump, garniert mit Schmeicheleien
Die Logik dahinter ist zutiefst sexistisch: Melania Trump, die Ehefrau, wird als Besitz des Ehemanns gesehen, ihre Nacktheit als schambehaftet. Es ist eine Dominanzgeste, die zum Tonfall von Putins Vertrautem Nikolaj Patruschew passte, der Trumps Wahlsieg ominös kommentierte: „Um einen Wahlerfolg zu erzielen, hat sich Donald Trump auf bestimmte Kräfte verlassen, denen gegenüber er entsprechende Verpflichtungen hat. Als verantwortungsbewusster Mensch wird er verpflichtet sein, diese zu erfüllen.“ Das ist eine Äußerung, die zumindest in den Raum stellt, dass auch russischer Einfluss Trump mit zum Wahlsieg verholfen haben könnte.
Trump dürfte Putin zudem durch seine Behauptung aus dem Oktober gegenüber dem Wall Street Journal verärgert haben, dass er ihm während seiner ersten Amtszeit mit einem Angriff auf Moskau gedroht habe, sollte dieser die Ukraine angreifen. Putin dementierte das. Putins Pressesprecher dementierte außerdem einen Bericht der Washington Post, die von einem Telefonat Trumps und Putins berichtet hatte.
Putin äußerte sich vor einigen Tagen dann doch öffentlich zu Trumps Wahlsieg. Trump habe „männlich“ und „mutig“ auf den Attentatsversuch reagiert, und er erwarte ein Signal aus Washington, dass Trump seine Versprechen, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden, wahr machen werde.
Die Zeichen aus dem Kreml deuten in eine Richtung: Deutliche Machtdemonstrationen gegenüber Trump, ab und an garniert mit Schmeicheleien.
Melania Trump ist dabei nur Mittel zum Zweck, um ein deutliches Signal an ihren Ehemann zu senden: Treib es nicht zu bunt! Putins Ziel ist eindeutig: möglichst viel Druck auf Trump auszuüben. Denn Putin dürfte daran gelegen sein, Trump möglichst schnell dazu zu bringen, Selenskyj an den Verhandlungstisch, zu Gebietsabtretungen und einem Waffenstillstand zu zwingen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Missbrauch in der Antifa
„Wie alt warst du, als er dich angefasst hat?“