Mazedonien und Griechenland: Protest gegen neuen Namen
In Athen demonstrieren Zehntausende gegen die Namensänderung von Mazedonien. Zwischenzeitlich kommt es zu Ausschreitungen.
Die Menschenmenge demonstrierte für „den griechischen Charakter Mazedoniens“ und gegen den jüngsten Kompromiss bei der Namensgebung der slawischen Nachbarn, die ihren jungen Staat in „Nord-Mazedonien“ umbenannt haben. Voraussichtlich kommende Woche soll das griechische Parlament das Abkommen zur Beilegung des Namensstreits billigen, in dem der neue Name festgelegt wird.
Davon wollen die Demonstranten am Sonntag in Athen nichts wissen. Viele Menschen in Griechenland sind der Meinung, allein die nordgriechische Region Makedonien dürfe diesen Namen tragen. Hinter dem Jahrzehnte währenden Streit steckten auch Befürchtungen, dass bei einer Namensgleichheit auch Gebietsansprüche geltend gemacht würden.
„Politiker sind Verräter“ heißt es nun auf einem der Plakate in Athen, „Unser Name ist unsere Seele“ auf einem anderen. Viele Demonstranten fordern eine Volksabstimmung zum Abkommen mit Skopje. Zu den Veranstaltern der Protestaktion am Sonntag gehören sämtliche „makedonischen Kulturvereine“ sowie Initiativen von Auslandsgriechen aus aller Welt.
Mit Schlagstöcken und Tränengas
Die negativen Reaktionen auf den Kompromiss sind weiterhin gewaltig. Doch ist es unverkennbar, dass an dieser Kundgebung deutlicher weniger Menschen teilnehmen als damals, zu Beginn der neunziger Jahre. Da gingen noch Millionen auf die Straßen, um „das historische Erbe Alexander des Großen zu verteidigen“ – nicht nur in Athen, sondern vor allem in Thessaloniki, Hauptstadt der griechischen Region Makedonien.
Am Sonntag kam es auch zu Ausschreitungen. Die griechische Polizei hat Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt, um eine Gruppe von Rechtsextremisten daran zu hindern, auf den Hof des Parlaments in Athen vorzudringen. Reporter vor Ort berichteten, dass Autonome zudem Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten geschleudert hätten. Als einige Randalierer die Beamten mit Eisenstangen attackierten, setzten die Sicherheitsleute massiv Tränengas und Schlagstöcke ein. Tausende friedliche Demonstranten – darunter viele Familien – flohen in Panik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett