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Lützerath im Berliner WahlkampfGrüne in der Klima-Falle

Für die Hauptstadt-Grünen kommt die Räumung in Lützerath zur Unzeit. Ihr Bruch mit der Klimabewegung wird nun offenkundig.

Lützerath-Protest in Berlin am Mittwoch vor dem RWE-Finanzier Deutsche Bank Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin taz | Während am Morgen Hundertschaften der Polizei im Dorf Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier einrücken und mit der Räumung beginnen, machen sich Berliner Ak­ti­vis­t:in­nen vor der Bundesparteizentrale der Grünen zu schaffen. Sie kleben gelbe Kreuze an die Fassade und den Eingang – ein Symbol, das von der Klimabewegung seit dem Kampf gegen die Atomkraft in den 1980er Jahren im Wendland benutzt wird.

Wie es kurz darauf in einer Mitteilung heißt, soll die Aktion am Mittwoch verdeutlichen, „wer die politische Verantwortung für dieses Armutszeugnis im Kampf gegen die Klimakatastrophe trägt“. Die Ak­ti­vis­t:in­nen werfen den Grünen vor, „ihre angeblichen Ideale und den Willen ihrer Wäh­le­r:in­nen für einen schmutzigen Deal mit RWE geopfert haben“.

Auch am Mittag tauchen die gelben Kreuze wieder in der 600 Kilometer von Lützerath entfernten Hauptstadt auf. Etwa 50 Ak­ti­vis­t:in­nen positionieren drei gelbe Kreuze vor der Deutschen Bank am Hermannplatz. „Ob Kohle aus der Mine, ob Kohle aus der Bank, beiden fehlt die Liebe, beides macht uns krank“, singen die Protestierenden.

Die Deutsche Bank sei der „größte Finanzier“ von RWE, erklärt Pressesprecherin Sofia Rodriguez von der Klimaschutz-NGO 350.org der taz. Die Initiative fährt derzeit eine Kampagne zum Boykott der Deutschen Bank. 435 Milliarden Euro an Krediten und 378 Millionen Euro an Investitionen habe die Bank zwischen 2019 und 2021 in den Kohlekonzern gesteckt. „Aber leider werden Banken häufig als neutrale Institutionen gesehen, dabei könnte RWE ohne ihr Geld seine extraktivistischen Projekte gar nicht machen“, kritisiert Rodriguez.

Problem für die Grünen

Für die Berliner Grünen, die nach der Wiederholungswahl am 12. Februar gern die Regierende Bürgermeisterin stellen wollen, kommt die Räumung Lützeraths zur Unzeit, ihr Image als Klimaschutzpartei leidet darunter gewaltig.

Bedanken können sie sich bei ihren Parteifreunden: Maßgeblich haben Wirtschaftsminister Robert Habeck und die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur den Deal mit dem Energiekonzern RWE ausgehandelt, der für einen Kohleausstieg bis 2030 das unbegrenzte Abbaggern, auch unter Lützi, möglich macht. Mehrheitlich stimmte der Bundesparteitag im Oktober – wenn auch knapp – gegen einen Antrag der Grünen Jugend, Lützerath und die darunter liegende Kohle zu erhalten.

Zumindest die Berliner Parteijugend stellt sich nun die Entscheidungsfrage zwischen Wahlkampf und Lützi verteidigen. „Wir werden am Wochenende keine Flyer für die Wahl verteilen, sondern stellen uns an die Seite der Bewegung in Lützerath“, sagt Sprecherin Luna Afra Evans auf Anfrage der taz, „das hat gerade die Priorität.“ Mit bis zu acht von der Grünen Jugend und Fridays for Future organisierten Bussen werde man zur Großdemo in Lützerath am Samstag anreisen. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, damit Lützi nicht abgebaggert wird“, sagt Evans.

Protestaktion bei den Grünen am Mittwochmorgen Foto: Florian Boillot

Ebenfalls am Mittwoch wurde ein parteiinterner offener Brief an Habeck und Neubaur veröffentlicht, unter anderem von der Bundestagsabgeordneten Canan Bayram und der ehemaligen Bezirksbürgermeisterin in Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann. Darin heißt es: „Der im Herbst ausgehandelte Deal mit RWE droht mit den Grundsätzen unserer Partei zu brechen. Und nicht nur das, wir brechen damit auch mit dem Pariser Klimaabkommen, dem Ampel-Koalitionsvertrag und dem letzten Vertrauen der Klimagerechtigkeitsbewegung.“ Kritisiert wird vor allem, dass der vorgezogene Kohleausstieg die Menge an Kohle nicht begrenzt und dadurch „keine einzige Tonne CO2“ eingespart werde.

Verständnis und Abwiegeln

Bereits am Dienstag brachten Ver­tre­te­r:in­nen der Grünen Jugend das Thema Lützerath in der Fraktionssitzung der Berliner Grünen auf den Tisch. Auf positive Resonanz stießen sie damit etwa beim innenpolitischen Sprecher Vasili Franco. Für ihn lautet die „Frage, wie im Jahr 2023 noch hingenommen wird, dass Dörfer abgebaggert werden, um Kohle zu fördern“. In einigen Jahren werde man auf die Ereignisse zurückblicken „und sagen, das war eine unnötige Entscheidung“. In der Fraktion stoße der Protest auf großes Verständnis.

So sieht es auch Spitzenkandidatin Bettina Jarasch: „Ich habe großes Verständnis für den Frust und die Unzufriedenheit von Klimaschützern auch bei uns Grünen angesichts der Räumung von Lützerath. Es ist schwer verständlich, wenn heute noch Häuser für den Kohleabbau abgerissen werden.“ Gleichwohl spricht sie am Mittwoch von einem „schwer errungenen Kompromiss für einen früheren Kohleausstieg, durch den 280 Millionen Tonnen Kohle eben nicht abgebaut werden. In Berlin kommt der Kohleausstieg bereits 2029, wir haben hier ganz andere Debatten.“

Das Thema in Berlin nicht zu groß werden lassen, das dürfte für die führenden Grünen-Wahlkämpfer:innen das erste Anliegen sein. Denn zu gewinnen gibt es für die Grünen in Sachen Lützerath nichts. Im ­Gegenteil. Das Thema bringt die Gefahr mit sich, entscheidende Prozentpunkte im Rennen um den Wahlsieg zu verlieren.

Vor der Deutschen Bank am Hermannplatz glaubt kaum noch einer an die Grünen. „Nicht mal mehr das kleinere Übel“, murmelt ein auf die Partei angesprochener Demonstrant fast angewidert und rümpft die Nase. „Es ist einfach keine Option mehr, die Grünen zu wählen, denn sie haben uns verraten“, pflichtet eine weitere Protestierende bei. Sie ist sicher, dass die Entscheidung der Grünen-Parteispitze, Lützerath räumen zu lassen, auch einen Einfluss auf die Berlin-Wahl haben wird. „Dann lieber die Linken oder die Klimaliste“, sagt sie.

Andere Parteien hoffen

Beide Partien haben sich klar gegen Lützeraths Räumung positioniert und hoffen darauf, enttäuschte Grünen-Wähler:innen einsammeln zu können. Der Spitzenkandidat der Kleinpartei Klimaliste, Antonio Rohrßen, sitzt am Mittwoch in Lützerath auf einem Hausdach, als ihn die taz telefonisch erreicht. „Ich bin hier, um die Bewegung zu unterstützen“, sagt er.

In seinen Augen haben die Grünen unterschätzt, wie groß die Aufregung über die Räumung ist. „Es braucht einen klaren Bruch und ein klares Umdenken in der Klimapolitik“, so Rohrßen. Bei Gesprächen im Camp habe er bemerkt, dass viele junge Menschen ratlos seien, wen sie wählen sollten. „Für viele ist es in Berlin jetzt eine Protestwahl, die zeigen soll: Keine der großen Parteien vertritt das, wofür ich stehe“, so sein Eindruck.

Auch bei Fridays for Future hat man kaum noch Sympathien für die Grünen. „Es ist einfach traurig, dass sich kaum jemand aus der Partei für einen Räumungsstopp einsetzt“, sagt Darya Sotoodeh, Sprecherin der Berliner Ortsgruppe, zur taz. Fridays for Future sei immer überparteilich gewesen. „Wir unterstützen die Grünen nicht und werden das auch in Zukunft nicht tun“, so Sotoodeh.

Berliner Polizei räumt mit

Während viele Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen erst am Samstag nach Lützerath aufbrechen, ist die Berliner Polizei mit drei Hundertschaften an vorderster Front bei der Räumung dabei. „Als Hauptstadtpolizei sind wir gern gesehener Gast aufgrund unserer Expertise und Einsatzerfahrung“, so Benjamin Jendro. Pressesprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin.

Auf Videos waren Berliner Po­li­zis­t:in­nen am Mittwoch im Dorf zu sehen, teilweise wurden sie mit Feuerwerk beschossen – oder wendeten Schmerzgriffe bei Räumungen von Blockaden an. Zwei Wochen soll der Unterstützungseinsatz andauern, am Wochenende sollen die Hundertschaften ausgetauscht worden.

Die Linke hatte Kritik an der Unterstützung des Polizeieinsatzes geübt. Innenpolitiker Niklas Schrader fand, Berlin solle sich nicht an der Räumung beteiligen. Sein Grünen-Kollege Franco äußerte zwar Verständnis für die Idee, bezeichnete die Unterstützung von Polizeieinsätzen jedoch als Amtshilfe, für die es „klare, rechtliche Regelungen“ gebe. Sie solle ein „unpolitisches Instrument bleiben“.

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20 Kommentare

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  • @DIANA KLINGELSTEIN

    Genau: das meinte ich, mit meinem "Ja, wenn". Für die Fossilien ist das nur eine taktische Finte.

    Für die Krise sorgen sie notfalls selber (ich traue denen zu, dass sie über Bande die AfD finanzieren oder eine Heizpanik in Zusammenarbeit mit der "BILD" veranstalten). Ich halte die für so zynisch.

  • Habeck und Neubaur führten die Grünen in eine politische Sackgasse. Sie ignorierten ohne Not die Expertise von Klimawissenschaftlern, die warnten, dass die verfeuerte Kohle unter Lützerath das CO2-Budget von Deutschland beim 1,5 Gradziel sprengt.

    Jeder Experte aus dem jeweiligen Ministerium hätte den Ministern vorrechnen können, dass auch mit größten Anstrengungen zur CO2-Reduktion in anderen Bereichen, die CO2-Überlast nicht zu kompensieren ist.



    Habeck und Neubaur verhandelten im kleinsten Kreis, die Fachebene soll laut Spiegel erst spät informiert worden sein. Die Frage ist, warum auf eigene Experten und das Wissen der Umweltverbände bei den Verhandlungen mit RWE verzichtet wurde, einem Konzern, dessen Lobbytätigkeit und politscher Einfluss den schlechtesten Ruf hat, den man sich denken kann.



    Auf Spiegelnachfrage hieß es, dass es keine Gesprächsprotokolle der wichtigen Verhandlungen gibt. Dass ist verdächtig und es wundert, dass Journalisten diesen Sachverhalt nicht recherchieren.

    Das gleiche Muster gab es bei einem kritischen Antrag eines grünen Kreisverbandes zu Julian Assange auf dem Bundesparteitag.



    Still und heimlich sorgte eine kleine Elite dafür, dass der Antrag entschärft wurde.



    Das ist kein Pappenstiel, denn die Grünen änderten nach der Bundestagswahl mit Baerbock ihre Position zu Assange komplett.

    Der Co-Vorsitzende der Grünen in NRW, Tim Achtermeyer, twittert, man habe als Grüne Lützerath nicht geopfert und verweist auf seine emotionale Betroffenheit, anstatt sich vor Ort in Lützerath dem Unwillen der eigenen Parteijugend, der Klimaaktivisten und Umweltverbände zu stellen.

    Parteifreund Benner verweist auf in der Nacht eingeschmissene Scheiben im Grünen-Zentrum Aachen und „Grüße aus Lützi“. Eine Straftat, die er zurecht verurteilt.

    Die Frage nach struktureller Gewalt (verborgener Lobbyeinfluss) wirft der Bundestagsabgeordnete nicht auf.

    Er verweist lapidar auf einzuhaltende Gerichtsurteile, anstatt auf eigene politische Verantwortung.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Maßgeblich haben Wirtschaftsminister Robert Habeck und die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur den Deal mit dem Energiekonzern RWE ausgehandelt, der für einen Kohleausstieg bis 2030 das unbegrenzte Abbaggern, auch unter Lützi, möglich macht. Mehrheitlich stimmte der Bundesparteitag im Oktober – wenn auch knapp – gegen einen Antrag der Grünen Jugend, Lützerath und die darunter liegende Kohle zu erhalten.""

    ==

    Wie wäre es denn damit bei den Tasachen zu bleiben -- um darauf eine Argumentation aufzubauen?

    Der Lützerath Deal



    1.. begrenzt den Abbau von Braunkohle



    2.. da der Deal zwischen Regierung & RWE die Rettung anderer Ortschaften beinhaltet, siehe Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath.



    3..Der Deal beendet den Abbau und Nutzung von Braunkohle ab 2030 - im Westen - im Gegensatz zu den vorher existierenden Verträgen. .



    4..Im Osten würde der Abbau und Nutzung von Braunkohle noch bis 2038 weitergehen.

    Klartext:



    Luftnummern in der Argumentation nutzen niemandem - auch das Klima profitiert davon nicht - siehe Weiterbetrieb des Braunkohletagebaus in der Lausitz bis 2038.



    ===



    ===



    ""Um die 2015 in Paris beschlossenen Klimaschutzziele zu erreichen, müssen alle Kohlekraftwerke in Deutschlang bis spätestens 2030 vom Netz gehen. Ein Kohleausstieg in Deutschland bis 2038, wie er im Januar 2019 von der Kohlekommission empfohlen wurde und im Kohleausstiegsgesetz festgeschrieben werden soll, steht hingegen nicht im Einklang mit den Pariser Klimazielen.""



    ===



    ===



    Zitat, BUND siehe www.bund-brandenbu...le-in-brandenburg/

    Das bedeutet: Viel Lärm um nichts inklusive vergeudeter Energie in Lützerath - dort ist der Braunkohlentagebau quasi beendet -



    um dafür bis 2038 Braunkohle in der Lausitz abzubauen?

    Nochmal: Luftnummern in der Argumentation vernebelt die Köpfe und schadet dem Klima am meisten.

  • Ich habe jetzt auch mal allergrößtes Verständnis, ist ja grade en vogue, wenn junge Menschen in Berlin die Grünen nicht mehr wählen. Ich hoffe aber inständig, dass nicht ausgerechnet die A/FDP, sowie auch SPD von einer niedrigen Wahlbeteiligung profitieren.

    • @nelly_m:

      Es ist und war von Anfang an ein Fehler, dass die Bewegung um FFF nicht eine Partei gegründet hat. Die Klimaliste in allen Ehren, aber Parteien brauchen bekannte Gesichter (was man auch gut bei Sonneborn's Die Partei sehen kann). Da hilft es nix, wenn die bekannteren Gesichter dann als "inaktive" Grünen-Mitglieder APO machen. Auch wenn ich vollkommen verstehe, dass nicht jeder Lust hat in die Politik zu gehen. Und auch nie jemanden sagen würde was er/sie tun sollen. Aber in einer Rentnerrepublik wird APO nix, weil der Wille Altbekanntes radikal zu ändern bei vielen einfach nicht mehr da ist.

      Das was sie schreiben wird jetzt unweigerlich passieren. Viele werden sich von den Grünen abwenden, und nix mehr wählen oder halt das "geringere" Übel, welches es aber gar nicht gibt unter den Establishment-Parteien. Und Die Linke mit ihren ganzen Schwurblern wie Wagenknecht etc. vergraulen ja sogar ihr eigenes, kompetentes Personal.

  • @CIRO

    Kern des Arguments pro Abbagern in Ihrer Quelle ist Ottmar Edenhofers Aussage: "Solange die Obergrenze für den Ausstoß von Treibhausgasen wirklich hart bleibt und sinkt und der CO2-Preis wirkt, können wir vorübergehend auch mehr Kohle verfeuern"

    Ja, wenn.

    Sprich: die verfeuerte Kohle aus Lützerath verteuert die Zertifikate -> wird weniger CO2 produziert.

    In der Zwischenzeit wird Lobbyarbeit gemacht, Panik in der Bevölkerung verbreitet "Teures Heizen!!! Wegen der blöden GRÜNEN!1!!" -- mit AfD, BILD und Teilen der CDU und klar, die FDP [1]. Das wird schon.

    So denken sich das die fossilen Strategen.

    [1] Sie erinnern sich noch an das EEG?

    • @tomás zerolo:

      Ja, hoffentlich wird der Deal in der Tat nicht aufgeweicht. Ich wollte darauf hinweisen, dass der konkrete Fall nicht ganz einfach ist, aber die Gesamtsicht ist natürlich kritisch. Es eilt und jede Tonne CO2 ist zuviel.

    • @tomás zerolo:

      und wer sagt das 2030 wirklich Schluss ist?

      Gibt bestimmt ne passende Krise, damit die Bagger weiter Kohle scheffeln können.

  • Wir brauchen bei den kommenden Wahlen dringend eine Klimapartei.

    Für mich sind die GRÜNEN nicht mehr wählbar, ich werde vermutlich die Klimaliste wählen.

    Die Wähler sollten eine Chance haben, sich für oder gegen konsequenten Klimaschutz zu entscheiden.

    Auch wenn die Idee der moderaten Schrumpfung der Industrieproduktion und der Konsums mit vielen Risiken behaftet ist, kann ich keine Partei mehr ernst nehmen, die auf weiteres Wachstum setzt.

    Es wäre wichtig, das eine Klimaschutzpartei, Alternativen zum Wachstumsdogma entwickelt und diskutiert und diese in den öffentlichen Diskurs und in die Parlamente trägt.

    • @Paul Schuh:

      Jepp. Wir brauchen eine Klimapartei, die keine Rücksicht mehr nimmt auf Wirtschaft-, Sozial- und Politikgedöns. Diese Partei sollte ordentlich starke Scheuklappen haben um sich davon nicht beeinflussen zu lassen.

  • Darf man faul sein und Links setzen? So einfach scheint das gar nicht zu sein mit der Kohle unter Lützerath.



    www.spiegel.de/wis...-afe2-559ec8dcfe65

    • @Ciro:

      Bitte die Leser hier nicht mit komplexen Zusammenhängen überfordern. Wir leben leider wieder in einer Zeit, in der einfache Parolen stärker als die Wahrheit sind.

  • Stimmt, die Grünen haben da ein Problem, weil sie ihre eigenen Werte nicht einhalten. Andererseits hat auch die Klimabewegung ein Problem: ist es wirklich glaubwürdig, dass die Grünen das nur aus reiner Machtgier machen oder von RWE gekauft sind? Keine Frage, die Nicht-Einhaltung des Pariser Abkommens ist ein starkes Argument - es gibt viele weitere starke Argumente. Nur das alleine sagt auch nichts: in einer komplexen Welt gibt es immer sehr starke Argumente für alle Seiten und in widersprüchliche Richtungen. Es werden auch immer Versprechen gebrochen, die irgendwer vorher gegeben hat. Also Ja, die Grünen haben ein Problem, aber die Klimabewegung hat auch ein Problem, weil es schwieriger wird zu argumentieren welche Argumente die eigene Sicht unterstützen und welche Argumente in andere Richtungen ziehen. Auf der anderen Seite steht eben nicht nur RWE, sondern auch ziemlich viele Menschen mit einem Wirrwar an verschiedenen Interessen.

  • Bin gespannt, wie viele grüne Wähler diese Grünen bei der Wahl noch "grün" genug finden. Frackinggas-Importe, Gasimporte aus arabischen Ländern ohne Menschenrechte, 16 Braukohlekraftwerke wieder hochgefahren, 3 AKWs weiterlaufen gelassen und der RWE-Kohledeal sollten den Wählern zu denken geben.



    Die Grünen mögen sein was sie wollen, eine Umweltpartei sind sie nicht mehr!

    • @Rudi Hamm:

      Naja, in der realen Welt muss man sich entscheiden zwischen Kernkraft als Übergangslösung oder eben mehr CO2. Für die Grünen ein Dilemma, dass an die Substanz geht. Bisher hat die Braunkohleverstromung gewonnen. Natürlich verdient RWE gegenwärtig enorm viel Geld (genau übrigens wie jeder Windfarmbetreiber), aber das lenkt nur vom eigentlichen Problem ab. Wir werden sehen, ob die Hintertür CO2-Verpressung als Notausgang für die Grünen groß genug ist. Alternativ kann man natürlich auch Verzicht predigen. Aber wollte man der Welt nicht ursprünglich eine leuchtendes CO2-Vorbild sein, zur Nachahmung empfohlen? Den Verzichtsweg wird die Welt nicht mitgehen.

    • @Rudi Hamm:

      ich stimme ihnen zu. und eine menschenrechtspartei sind sie auch mitnichten! --

      • @Nafets Etnep:

        Stimmt, das sind sie auch nicht mehr.

  • Politische Farbenlehre

    Zitat: „Grüne in der Klima-Falle“

    Der Pazifismus und der Schutz von Natur und Umwelt vor dem Dreckschleuder-Kapitalismus waren einst die beiden konstituierenden Kernelemente der politischen DNA der Grünen.

    Ersteres hat diese Partei spätestens seit J. Fischers Sündenfall einer Beteiligung am NATO-Krieg gegen Jugoslawien über Bord geworfen und die Parteifarbe „Grün“ zum militärischen „Olivgrün“ mutieren lassen. Nach dem nunmehrigen Sündenfall einer Promotion-Aktion der schmutzigen Braunkohle sollte die Parteifahne im Interesse der zuverlässigen politischen Identifizierung zutreffenderweise um die Farbe Braun ergänzt werden

    Nun wird also auch die zweite tragende Säule des alten Parteigebäudes demontiert. Daß es nach den Gesetzen der politischen Statik einstürzen könnte, scheint das Partei-Establishment nicht zu fürchten, denn es hat für alle sichtbar unter den LibMod-Fittichen längst ein neues gefunden und sich dort behaglich eingerichtet.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Hatten Sie zufällig die Gelegenehit 1990 oder davor in der DDR mal die Nase in die Luft zu halten? Ich schon. Von daher würde ich Zurückhaltung bei der Verwendung von "Dreckschleuder-Kapitalismus" verwenden, wenn die praktischen Ergebnisse Ihrer Theorie widersprechen.

      • @Nachtsonne:

        Whataboutism

        Zitat @Nachtsonne: "@Reinhardt Gutsche Hatten Sie zufällig die Gelegenehit 1990 oder davor in der DDR mal die Nase in die Luft zu halten? Ich schon. Von daher würde ich Zurückhaltung bei der Verwendung von "Dreckschleuder-Kapitalismus" verwenden, wenn die praktischen Ergebnisse Ihrer Theorie widersprechen."

        Dieser Begriff impliziert keinesfalls, daß es daneben nicht auch einen "Dreckschleuder-Sozialismus" gab. Den hatten die authentischen Grünen natürlich auch im Visier. Zu Recht.