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Lohntransparenz und Gender Pay GapFragen kostet nichts? Doch!

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Seit über einem Jahr darf jede und jeder erfahren, was die Kolleg*innen verdienen. Frauen und der Lohngerechtigkeit bringt das jedoch nichts.

Wer wem einen Schritt voraus ist, bleibt oft im Ungewissen Foto: photocase/krockenmitte

E ntgelttransparenzgesetz? Bitte was? Die meisten Menschen, die man außerhalb der Medienszene und Fachkreise danach fragt, haben noch nie davon gehört. Sie bekommen große Augen, wenn sie erfahren, dass ihnen ein Gesetz seit einem Jahr erlaubt, zu erfahren, was ihre Kolleg*innen verdienen, die die gleiche Arbeit machen wie sie. Transparente Gehälter finden die meisten super. Schließlich geht es um Gerechtigkeit, insbesondere gegen die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern – das vielbeschworene „Gender Pay Gap“.

Dem Unterschied in der Bezahlung von Frauen und von Männern in Höhe von 21 Prozent in Deutschland wollen zahlreiche Verbände sowie linke Parteien seit Jahren an den Kragen. Doch sosehr die Organisationen und Parteien auf die himmelschreiende Ungerechtigkeit hinweisen, so stark beharrt die Lohnlücke auf ihrem angestammten Platz. Dagegen kann auch das seit einem Jahr geltende Transparenzgesetz nichts ausrichten. Es zeigt sich bislang sogar recht schwach.

Verschiedenen Untersuchungen zufolge, da­runter eine des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und eine der Unternehmensberatung Ernst & Young, machen nur wenige Menschen Gebrauch von ihrem Auskunftsrecht. Selbst in großen Unternehmen mit bis zu 100.000 Beschäftigten sollen bislang nur jeweils bis zu 50 Menschen nachgefragt haben, Frauen oft sogar noch seltener als Männer. Doch warum nur? Schließlich bewegt die meisten nichts so sehr wie Geld: Bekomme ich so viel, wie ich verdiene? Reicht mein Gehalt für ein Leben jenseits von Not und purer Existenzsicherung?

Bei erwerbstätigen Frauen kommt eben noch die leidige Frage hinzu, ob der Arbeitgeber sie genauso bezahlt wie die Männer mit gleicher Jobbeschreibung. Diese Frage konnten sich Frauen bislang nicht beantworten. Das Gehalt der Kolleg*innen zu erfahren, ist in Deutschland so unüblich, wie in Sri Lanka Schlittschuh zu laufen. Viele Arbeitsverträge enthalten sogar eine Schweigepflicht, was das Gehalt angeht.

Mögliche Nachteile für Frauen

Nun also haben Frauen den gesetzlichen Anspruch, zu erfahren, ob ihr Unternehmen sie einigermaßen gerecht bezahlt – und sie fragen nicht danach. Was läuft verkehrt an der von Benachteiligung geprägten Gehälterfront? Das Gesetz wurde schließlich vor allem von Frauen für Frauen gemacht. Elke Hannack vom DGB erklärt es so: „Ein Auskunftsbegehren bringt die betroffenen Frauen in eine schwierige Situation. Entweder sie unterstellen ihrem Arbeitgeber indirekt Entgeltdiskriminierung und bringen damit eventuell ungerechtfertigtes Misstrauen zum Ausdruck. Oder sie decken tatsächlich am Ende eine Entgeltdiskriminierung auf – und können nicht wirksam dagegen vorgehen.“

Henrike von Platen, Finanzexpertin und Chefin des Fair Pay Innovation Lab, einer Unternehmensberatung für faire Löhne und Gehälter, weiß aus ihrer Berufspraxis, dass viele Chef*innen an einer Offenlegung der Gehälter in ihren Firmen nicht interessiert sind. „Sie fürchten Unruhe im Unternehmen und blockierendes Konkurrenzverhalten.“ Und: Frauen haben mit Nachteilen zu rechnen, wenn sie trotzdem nachfragen. Da wägen sie doch lieber ab: Was ist mir wichtiger, ein gerechter Verdienst oder mein sicherer Job?

Dass Lohntransparenz nicht automatisch gerechte Löhne schafft, zeigen „Genderparadiese“ wie Norwegen und Schweden. In den skandinavischen Ländern werden jedes Jahr die Steuerdaten ins Netz gestellt. Alle Einwohner*innen können sehen, was Kolleg*innen, Nachbar*innen, Politiker*innen und die eigenen Chef*innen verdienen. In Schweden schaut aber trotzdem kaum jemand auf das entsprechende Portal. „Das schickt sich nicht“, argumentieren die Schwed*innen. In Norwegen hat die Veröffentlichung der Steuerdaten nicht dazu geführt, dass die geschlechterbezogene Lohnlücke stark verringert worden wäre. Der norwegische Gender Pay Gap bewegt sich seit Jahren zwischen 14 und 16 Prozent.

Was nun? Wie kommt man denn nun zu gerechten Verdiensten? Die Lösung ist einfach und schwierig zugleich: mit einer anderen Unternehmenskultur, mit einem Klima, in dem das Wir zählt und nicht das Ich. In dem Gerechtigkeit lenkt und nicht Egoismus. Denn wo traditionelle und männlich geprägte Strukturen dafür sorgen, dass die Firmenspitze nicht nur besser verdient (was legitim ist), sondern mit Dienstwagen, Diensthandy, Zulagen und Sondervergütungen zusätzliche Machtfülle erhält und Frauen an den Rand drängt, haben sicher die wenigsten Mitarbeiterinnen den Drang, mit den Chefs über transparente Gehälter zu verhandeln. Auch dort, wo Frauen an der Spitze mitwirken, aber in der Minderheit sind, ändert sich die Unternehmenskultur kaum.

Island zeigt, dass es doch geht

Um aber auch das deutlich zu sagen: An Frauen allein hängt nicht die Unternehmenskultur, Frauen sind weder für das Betriebsklima zuständig, noch sind sie ein Garant für Fairness und gleiche Löhne. Eine von Offenheit und Vertrauen geprägte Arbeitsatmosphäre müssen alle wollen, von der ungelernten Kraft bis zur Firmenleitung. Eine Utopie? Dass es geht, zeigt Island. Dort haben Arbeitgeber*innen, Gewerkschaften sowie der Sozialminister gemeinsam vor einem Jahr ein Gesetz geschaffen, das bis 2022 den Gender Pay Gap beseitigen soll.

Nun ist Island mit seinen 103.125 Quadratkilometern recht überschaubar, viele der 339.000 Einwohner*innen dürften sich persönlich kennen. Bemerkenswert ist aber, dass sich die Arbeitgeber*innen nicht – wie vielfach in Deutschland – gegen das Transparenzgesetz gesträubt, sondern es aktiv mitgestaltet haben. Sie hatten erkannt, dass faire Löhne ihr Unternehmen attraktiv machen. „Die Zeit ist reif, mal etwas Radikales in diese Richtung zu unternehmen“, hatte Þorsteinn Víglundsso, der damalige Sozialminister, gesagt.

Ein Satz, der wie gemacht ist für einen Bundespräsidenten in Deutschland, lautet: „Lohngerechtigkeit gehört zu Deutschland.“

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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25 Kommentare

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  • "Eine von Offenheit und Vertrauen geprägte Arbeitsatmosphäre müssen alle wollen, von der ungelernten Kraft bis zur Firmenleitung."



    Das drückt doch sehr schön aus, dass es darum geht, dass a u c h die Männer wollen müssen.



    Und das tun die meisten nicht. Sehr gut daran zu sehen, dass Frauen gar nicht erst versuchen, den entsprechenden Ein-Über-blick zu erhalten, weil sie sofort mit existenzieller Bedrohung|Ächtung zu rechnen haben – und zwar auf der zwischenmenschlichen Ebene.



    Die Idee im Internet nachlesen zu könne wäre sch einmal ein guter Anfang. das wäre ohne Kontrolle möglich, wenn die IP-Adressen nicht gespeichert würden.



    Danke Frau Schmollack!

  • Und die gewerkschaften lassen eine ungleiche bezahlung in betrieben mit tarifbindung für die gleiche arbeit zu?



    So unfähig sind die nicht, wie dieser artikel das darstellt.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ..."Kern des neuen »Gesetzes zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen« ist ein individueller Auskunftsanspruch über das Gehalt von Kollegen in vergleichbaren Positionen. Er gilt in Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitern und kann von Frauen und Männern gleichermaßen geltend gemacht werden."



    Betriebe mit "mehr als 200 Mitarbeiter".



    Viele Frauen arbeiten in Betrieben, mit weniger als 200 Mitarbeitern, die werde also nie erfahren, ob sie nun unterbezahlt sind, oder nicht.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Sie haben doch einen arbeitsvertrag unterschrieben.



      Und genau so viel, wie vereinbart wurde, wird auch normalerweise bezahlt.



      Wo ist da eine unterbezahlung?

  • Da habe ich mich bei der Lektüre jetzt doch etwas geärgert. Bei aller Unterstützung für das Postulat der Lohngerechtigkeit - von einer seriösen Journalistin verlange ich, dass sie nicht einfach mit irgendwelchen Prozenzahlen um sich schmeisst, die das eigene Narrativ unterstützen, sondern deren Quellen und Berechnungsmethoden offenbart. Da gibt es auch ganz andere Werte, die auf einen GPG < 5% kommen.



    Weniger Ideologie, mehr seriöser Journalismus bitte!

  • Wie ist es möglich ausschließlich über gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zu schreiben und konsequent die falschen Zahlen anzugeben?



    Der hier angegebene Pay Gap ist das Fünffache des bereinigten und hier eindeutig zu verweisenden. Ich bin über das Level an Unseriosität entsetzt. Wird das noch korrigiert?

  • Es gibt viele Paygaps. Wer in der Gewerkschaft ist, verdient mehr. Wer einen Altvertrag hat, verdient mehr. Wer länger bei der Firma oder im öffentlichen Dienst ist, verdient mehr. Wer einen Aushilfsvertrag hat, verdient weniger.



    Manchmal wirken sich diese Paygaps unterschiedlich auf die Geschlechter aus. Frauen sind z.B. seltener in Gewerkschaften Mitglied und verdienen daher weniger.



    Gewerkschaften und Regierung möchten diese Paygaps nicht schließen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit soll gar nicht gelten.



    Diese Paygaps beizubehalten und trotzdem keinen Gender-Paygap mehr zu haben, geht schlicht nicht.



    Daher macht frau Gesetze, die wirkungslos sind. Doch auch Feminist*innen wollen den Gender-Paygap gar nicht beseitigen. Er eignet sich sehr gut als Aufhänger für Aktionen, für immer weiter reichende Forderungen und für die Mär von den immer stärker benachteiligten Frauen.



    Deshalb wird auch nicht real gerechnet, nicht mit den echten Zahlen, die irgendwo zwischen 2 und 7 Prozent liegen. Deshalb wird ein Wert präsentiert, der vermutlich in den nächsten Jahren noch weiter ansteigt. Schließlich ist Gleichstellung vor allem der Feind der Gleichstellungsindustrie. Jeder Schritt in Richtung tatsächlicher Gleichstellung führt dort zu Existenzängsten - frau könnte ja überflüssig werden.



    Beliebt sind daher Aktionen, die Privilegien schaffen, großen Symbolcharakter haben und eher zu weniger Gleichstellung führen. Dann kann frau Erfolge präsentieren, die gleichzeitig die eigene Existenz nicht in Frage stellen. Beliebt ist auch die Zählweise zu ändern. So wird z.B. die Definition von "häuslicher Gewalt" ausgeweitet, um höhere Zahlen zu haben. Bestimmt wird demnächst auch der Gender-Paygap ebenfalls anders berechnet und wir werden bei 30% und mehr liegen. Wie wäre es z.B. den Verdienst auf das gesamte Leben aufzuteilen. Da Frauen kürzer arbeiten und länger Leben, ist da noch viel Musik drin.

  • Der unbereinigte Gender Pay Gap von 21% beruht hauptsächlich darauf, dass Frauen sich freiwillig für schlechter bezahlte Berufe entscheiden und öfter in Teilzeit oder der Kinder wegen jahrelang überhaupt nicht arbeiten.

    Der bereinigte Pay Gap, der Männer und Frauen mit ähnlicher Qualifikation, Arbeitserfahrung etc. vergleicht, beträgt nur 2 - 6%.

    Trotzdem wird weiter mit der irrelevanten Zahl von 21% gearbeitet und der falsche Eindruck erweckt, Frauen würden um ein gutes Fünftel ihres Lohns geprellt werden.

    • @Thomas Friedrich:

      Wenn Sie schon wissenschaftlich tun wollen, dann berücksichtigen Sie doch bitte auch die Studien, die regelmässig zeigen, dass ein Beruf schlechter bezahlt wird, sobald er mehr Frauen anzieht. D.h., so freiwillig ist das gar nicht.



      Ausserdem kann man nicht die strukturellen Faktoren, die Frauen in bestimmte Richtungen drücken, rausrechnen, um dann zu behaupten, so schlimm sei's doch gar nicht. Das wäre ein bisschen, wie nur auf Industriegehälter zu schauen und dann zu argumentieren, Deutschland habe seit 2003 keine Lohndrückerei betrieben.

      • @BigRed:

        Die eigentliche Frage ist doch: WARUM verschlechtert sich in solchen Berufen das Gehaltsniveau?

        Zunächst mal kann man wohl unterstellen, dass (fast) kein Arbeitgeber freiwillig mehr zahlt, als nach seiner Einschätzung nötig ist, um Qualifikation und Motivation seiner Belegschaft auf dem gewünschten Niveau zu halten. Will sagen: Niemand hat etwas zu verschenken - weder an Männer noch an Frauen. Es gibt also keinen erkennbaren Grund, einem Mann nennenswert mehr für eine Tätigkeit zu zahlen als einer Frau, die dasselbe tut.

        ES SEI DENN die (in "Männerberufen" tätigen) Männer machen die Arbeit von sich aus nicht für weniger Geld, die Frauen in Frauenberufen aber schon. Und woran könnte das liegen? Mangelndes Selbstbewusstsein? Andere Ansprüche/Priotäten als die Gehaltshöhe? Weniger finanzieller Leidensdruck?

        Das wird leider kaum untersucht. Mein Verdacht ist eine Mischung aus zweitem und dritten Punkt: Es gibt immer noch recht viele Frauen, die sich lieber den Partner als den eigenen Beruf nach den Ertragsaussichten aussuchen. Von dem lassen diese Frauen sich dann - spätestens wenn Kinder da sind - eine Berufswahl und ein Gehaltsniveau querfinanzieren, das ihnen erlaubt, ihren Beruf mit anderen Prioritäten auszuüben - weniger Gehalt, dafür mehr Work-Life-Balance, Menschennähe, Jobsicherheit, Harmonie etc..

        Wohlgemerkt: Das sind beileibe nicht ALLE Frauen - aber genug, um in den Berufen, die sie sich bevorzugt aussuchen, das Gehaltsniveau zu drücken. Wenn eine emanzipierte Hauptfamilienernährerin sich da um dieselbe Stelle bewirbt und Gehaltsansprüche anmeldet, die IHREN finanziellen Bedürfnissen entsprechen, wird sie im Zweifel von so einer Edel-Aufstockerin unterboten. Also nimmt sie den Job auch für weniger.

        Für mich klingt das plausibel. Ob man es überprüfen kann, weiß ich nicht, was man "von oben" dagegen unternehmen könnte, leider erst recht nicht. Das hat viel mit Beutschemata und anderen politisch schwer steuerbaren Phänomenen zu tun.

        • @Normalo:

          Das fängt früher an - in der Schule, z.B., wo den verschiedenen Geschlechtern beigebracht wird, was sie (nicht) können.



          Dann gibt es bisschen später den vielbeschriebenen Effekt, dass Frauen auf Harmonie getrimmt werden, also eher nicht das Maul aufmachen, wenn sie den Eindruck haben, unterbezahlt zu sein.



          Und die Gegenseite ist, dass Männer beigebracht kriegen, gewinnen zu müssen (der kapitalistische Wettbewerb lässt grüssen).

          Aber DAS Musterbeispiel für den Wechsel sind Lehrer - die waren vor WK2 und noch in den 50ern Honoratioren und vor allem Männer. Irgendwann kippte das dann zu Frauen, die heutzutage unterbezahlt und überarbeitet sind.



          Oder wenn Sie's gern aktueller (und in die Gegenrichtung) hätten: Informatiker - so lange das als Dateneingabe galt, war das ein schlechtbezahlter Frauenberuf. Irgendwann wurde es mehr, die Frauenquote fiel (im Westen, in China und Vietnam sieht das ganz anders aus) unter 20% und die Gehälter legten zu. Und heutzutage wird Frauen erzählt, sie hätten nur STEM studieren müssen, um mehr zu verdienen.

          • @BigRed:

            Lehrer als Musterbeispiel? Meinen Sie das Ernst? Lehrer sind - nicht anders als früher - in der Regel im öffentlichen Dienst tätig, häufig als Beamte mit mindestens Besoldungsgruppe A 12, oft (z. B. Gymnasiallehrer) mit A13 und mehr (also im Höheren Dienst). Schon die Bruttogehälter der Berufsanfänger liegen deutlich über dem Durchschnittseinkommen, und bei Beamten kommt hinzu, dass sie im Vergleich mit anderen Beschäftigten mehr netto haben, weil sie nicht sozialversicherungspflichtíg sind. Es kann keine Rede davon sein, dass ausgerechnet der Lehrerberuf unterbezahlt ist.

            • @Budzylein:

              jep!



              Bei Lehrern gibt es vielmehr die rage, wie (unterschiedlich) Lehrer in unterschiedlichen Stufen und unterschiedlichen Schulformen bezahlt werden (sollen) - und außerdem den großen Unterschied AngestellteR/BeamteR.



              Richtig ist - und da sind wir wieder voll im Thema - dass GrundschullehrerInnen weniger bekommen als (die meisten) andere(n) - und je kleiner die Kinder, umso mehr Frauen arbeiten dort.



              Für den gleichen Posten bekommen die Geschlechter gleich viel! Allerdings stimmt immer noch das Klischee, dass Frauen häufiger in den Sprachen lehren und damit mehr korrigieren müssen.



              Die Wertevermittlung Jungs/Englisch und Technik - Mädchen/Französisch und Kochen kommt mE allerdings nicht von der Schule. Das ist vorher schon weitestgehend abgeschlossen. Ich persönlich kenne es jedenfalls nur so, dass in Schulen vor diesen Fallen gewarnt und dagegen gearbeitet wird.

  • Liebe taz, schaut euch einfach mal an, wie das Gesetz durch die Unternehmen umgesetzt wird. Beispiel Metallindustrie: die Abfrage bei den großen der Branche ist automatisiert per PC möglich. Ohne großen Aufwand. Dann sieht man, wie die eigene Bezahlung im Vergleich zu Anderen aussieht. Andere sind allerdings nicht direkte Kollegen, sondern die in der gleichen Tarifgruppe eingruppierten Mitarbeiter. Das kann per Definition keine grosse Abweichung sein. Unterschiede zu direkten Kollegen bleiben so unendeckt, da sie anders eingruppiert sein können. Alles legal, transparent und nachvollziebar. Nutzen? Keiner.

  • Erst mal ist es wohl klar, das gleiche Arbeit gleich entlohnt werden muß;

    "Eine dort aktuell laufende Studie zum Paygap zwischen Frauen und Männern ergibt, dass Frauen in Ostdeutschland mehr verdienen als Männer. In Cottbus im Durchschnitt 17 Prozent mehr. Umgekehrt verhält es sich in Dingolfing-Landau, einem Landkreis im östlichen Teil von Bayern, wo Frauen im Schnitt 38 Prozent weniger verdienen als Männer.

    Der Grund dafür liege auf der Hand, erklärt Michaela Fuchs. In dieser Region gebe es viele hochbezahlte Jobs in der verarbeitenden Industrie, besonders in der Kfz-Industrie. „Und das sind Männerjobs. In der Fertigung, Ingenieurjobs. Die Frauen orientieren sich bei der Berufswahl eher in andere Richtungen. Also eher in Gesundheit, Sozialberufe oder Erziehungsberufe.“

    www.deutschlandfun...:article_id=410620

    Einfache Sache; bei Porsche gibt es auch Frauen, die "am Band" arbeiten und die verdienen im Schnitt eben fast das dreifache wie im Schnitt bei der Taz verdient wird.

    Es gibt in der Fertigung hochbezahlte Ingenieurjobs.



    Es ist ja auch so, dass immer mehr Frauen Ingenieurwissenschaften studieren.

    www.ingenieur.de/k...en-ingenieurberuf/

    Daraus:



    "Lange Zeit fokussierten sich Frauen vor allem auf ingenieurwissenschaftliche Studiengänge, die als anwendungsnah galten. So studieren traditionell viele Frauen Architektur und Bauingenieurwesen. Im Wintersemester 2016/17 studierten rund 23.800 Frauen und nur 17.484 Männer Architektur. Im Studienfach Raumplanung war das Geschlechterverhältnis nahezu ausgeglichen, die Studienplätze für Bauingenieurwesen wurden immerhin zu einem Drittel von Frauen belegt. Aber auch die Studienfächer Biotechnologie (Frauenanteil: 55 %), Gesundheitstechnik (45 %) und Chemieingenieurwesen/Chemietechnik (34 %) locken überdurchschnittlich viele Frauen an.

    • @DJ Boemerang:

      Im Mittelfeld liegen Fächer, die einen positiven Trend erkennen lassen: das Vermessungswesen mit einem Frauenanteil von 30%, die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik mit 25 %, das Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt mit 22 % und die Informatik mit 21%. Generell kann man also sagen: Die beliebtesten Ingenieurstudiengänge bei Frauen sind Kombinationen der Ingenieurwissenschaften mit anderen, lebensnäheren Disziplinen wie Design, Biologie, Gesundheit oder Wirtschaft.

      In den klassischen ingenieurwissenschaftlichen Fächern dagegen bleiben Frauen auch Anfang des 21. Jahrhunderts unterrepräsentiert. Unter den klassischen Maschinenbaustudierenden war im Wintersemester 2016/17 jede Zehnte eine Frau. Klassische deshalb, weil in einzelnen Disziplinen des Studienbereiches Maschinenbau sehr wohl gute Frauenquote anzutreffen waren, etwa in der dazu zählenden Gesundheitstechnik oder der Textil- und Umwelttechnik. Mau sieht es auch in der Elektrotechnik (worunter auch IT fällt) und in der Mechatronik aus (13% und 9%). Ebenso unterrepräsentiert waren Frauen im Studienbereich Verkehrstechnik (12,5%), wozu die Studienfächer Fahrzeug-, Luft- und Raumfahrt- sowie Schiffstechnik, Verkehrsingenieurwesen und Nautik zählen."

      Da kann man doch mal sehen, wie unterschiedlich alleine hier die Verteilung ist.Aber zuletzt genannten wird mehr Geld verdient.

      80% der Abschlüsse mit Berufsziel Psychotherapie werden von Frauen gemacht. In psychotherapeutischen Berufen liegt der Frauenanteil schon jetzt über 70%. Und? Soll man da jetzt eine Männerquote fordern?



      Bereits 2008 lag der Frauenanteil beim Medizinstudium bei 63%, mittlerweile bei ca. 70%. Jetzt bräuchten wir ja schon wieder eine Quote. Halte ich für Blödsinn.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @DJ Boemerang:

        ...und doch sind es nach dem Studium meistens die Männer, die eine eigene Praxis, ein eigenes Architekturbüro usw. ihr Eigen nennen.

  • Sobald ich gezwungen werde, meine Steuererklärung öffentlich zu machen oder sie automatisch veröffentlicht wird, wandere ich aus.

    Wie es oben im Text stand, so etwas macht man nicht, weder geht es meine Nachbarin oder meinen Kollegen etwas an, was ich verdiene noch hat es mich zu interessieren. Es gibt ja viele Leute die ihr Leben gerne öffentlich leben, kein Problem, die können sowas gerne machen, ich mach das nicht und ein angeblich höheres Ziel, gibt trotzdem niemandem das Recht meine Einkommensdaten offen zu legen.

    Und was wirklich erbämlich ist, es wurde ja das geforderte Entgelttransparenzgesetz eingeführt. Nun wird schon das Auskunftsersuchen daraus kaum genutzt, von Klagen hat man schon gar nichts geschrieben und als Grund dafür werden Scheinargumente aufgeführt wie, die Frauen hätten Angst um ihre Arbeit und würden es deshalb nicht machen.

    Wenn ich mich als Mann mit meinem Arbeitgeber wegen Ungerechtigkeiten oder einem höheren Gehalt auseinandersetze, gehe ich ja auch kein Risiko ein. Das wird Abends bei der Männerrunde im Stripclub bei Zigarren und Whisky geklärt, ich sag einfach was ich haben will und der anwesende Vorstand unterschreibt ohne zu murren.

    Auch kein Wort von, wir müssen das Thema den Arbeitnehmern stärker bewusst machen und wir müssen dann ihre Rechte stärken. Nein, die Leute sind anscheinend zu dumm um unsere Segnungen zu verstehen und zu nutzen, also muss mehr Zwang her.

    • @Sven Günther:

      "Wenn ich mich als Mann mit meinem Arbeitgeber wegen Ungerechtigkeiten oder einem höheren Gehalt auseinandersetze, gehe ich ja auch kein Risiko ein. Das wird Abends bei der Männerrunde im Stripclub bei Zigarren und Whisky geklärt, ich sag einfach was ich haben will und der anwesende Vorstand unterschreibt ohne zu murren."

      Sie erkennen aber schon die Ironie dieses Satzes unter einem Artikel über gleichberechtigte Löhne ,oder?

      Ist das jetzt Satire?

      • @pippilotta_viktualia:

        Was hat mich verraten?

        Und ich habe habe den polemischen Faden der Autorin nur aufgenommen und überspitzter formuliert.

        "Und: Frauen haben mit Nachteilen zu rechnen, wenn sie trotzdem nachfragen."

        Darauf bezog sich mein Text mit dem Stripclub, denn er impliziert, daß nur Frauen dabei Nachteile zu erwarten haben, was ich gelinde gesagt, für eine sehr gewagte Aussage halte.

      • @pippilotta_viktualia:

        Ist das jetzt Satire? Oder ziehen Sie es ernsthaft in Betracht, dass diese bodenlose Überspitzung vollgepackt mit schlechten Klischees ernst gemeint sein könnte?

    • @Sven Günther:

      Knarre anen Kopp is besser.



      Haben Sie früher im Sudfaß Ihr Gehalt verhandelt?

      • @DJ Boemerang:

        Neh, bei Selbstmord würde ich nicht auf Schusswaffen zurückgreifen, die Leute die einen da finden haben da länger dran zu kauen. Außerdem gefällt mir mein Leben und ich kann es auch woanders fortsetzen, obwohl ich Frankfurt vermissen würde.

        Das Sudfass hat Ende 2013 zugemacht, das war noch relativ am Anfang meines Berufslebens, außerdem besuche ich solche Lokalitäten nicht persönlich...

        • @Sven Günther:

          Ging um Ihre Aussage:

          "Wenn ich mich als Mann mit meinem Arbeitgeber wegen Ungerechtigkeiten oder einem höheren Gehalt auseinandersetze, gehe ich ja auch kein Risiko ein. Das wird Abends bei der Männerrunde im Stripclub bei Zigarren und Whisky geklärt, ich sag einfach was ich haben will und der anwesende Vorstand unterschreibt ohne zu murren."

          Find ich lustig. deswegen mein Vorschlag mit der Knarre (als Klärungsverstärker oder Murrungsunterdrücker).

          Mir war halt klar, daß Sie als Frankfurter das Sudfaß kennen. War ja doch sehr bekannt.