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Linke Szenekneipe in DortmundAttacke auf die „Hirsch Q“

Samstagnacht beschädigen mehrere Personen den Eingangsbereich der Gaststätte. Anschließend nimmt die Polizei vier extrem Rechte wegen des Verdachts auf schweren Landfriedensbruch fest.

Archivbild der Szene-Kneipe „Hirsch Q“, die seit Jahrzehnten immer wieder Schauplatz rechtsextremer Attacken ist Foto: dpa

Dortmund dpa | Nach einer Attacke auf die linke Szenekneipe „Hirsch Q“ in Dortmund hat die Polizei vier Männer aus dem rechten Milieu festgenommen. Gegen die zwischen 17 und 23 Jahre alten Männer aus Dortmund, Essen und Wuppertal wird nun wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt, wie die Polizei mitteilte. Ob sie in Untersuchungshaft kommen, werde geprüft.

In der Nacht zum Samstag war der Eingangsbereich der Kneipe den Angaben zufolge verwüstet worden. Eine Gruppe von von 15 bis 20 Personen hatte kurz nach Mitternacht mit Bierbänken und einem Schlagstock die gläsernen Elemente des Eingangs der linken Szenekneipe beschädigt, schilderte ein Augenzeuge dem WDR. Gäste mussten in der Kneipe Schutz suchen.

Die Polizei nahm eine Person noch in der Nähe des Tatorts fest, drei weitere wurden nach einer Verfolgung im Bereich des Dortmunder Hauptbahnhofes gefasst. Verletzt wurde bei dem Vorfall laut Polizei niemand.

Verfassungsfeindliches Motiv, szenetypisches Propagandamaterial

Die Polizei stellte bei der Spurensicherung umfangreiches Beweismaterial sicher. Darunter befanden sich den Angaben zufolge szenetypisches Propagandamaterial und auch verfassungsfeindliche Kennzeichen, unter anderem ein Motiv auf dem Bildschirm eines Mobiltelefons.

Das Telefon, Aufkleber und ein Teleskop-Schlagstock sowie Videomaterial wurden sichergestellt. Der Besitzer des Schlagstocks wurde in das „Messertrageverbotskonzept“ aufgenommen. Sollte er nun erneut mit einem Schlagstock oder einem anderen gefährlichen Gegenstand erwischt werden, wird ein Zwangsgeld von 200 Euro fällig.

Handelt es sich um eine Revanche?

Eine Sonderkommission ermittelt, ob noch weitere Personen an dem Vorfall beteiligt waren. Auch wird geprüft, ob die Tat eine Reaktion auf einen Vorfall Ende April war. Damals sollen linke Angreifer Leute aus dem rechten Spektrum im Zuge von Auseinandersetzungen linker und rechter Gruppierungen bei Demonstrationen in Dortmund mit Flaschen beworfen, getreten und mit Reizgas besprüht haben. Drei Menschen kamen seinerzeit ins Krankenhaus.

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3 Kommentare

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  • "Der Besitzer des Schlagstocks wurde in das „Messertrageverbotskonzept“ aufgenommen. Sollte er nun erneut mit einem Schlagstock oder einem anderen gefährlichen Gegenstand erwischt werden, wird ein Zwangsgeld von 200 Euro fällig."

    Drakonisch. So lässt man den Nazis wirklich keinen Fußbreit.

    • @nihilist:

      Die Bußgelder sind in Dortmund für alle gleich gesetzt. Jeder der ein Waffentrageverbot bekommt, muss beim ersten Verstoss ein Bußgeld von 200 € zahlen . Dann geht es jedes mal höher bis 10000 €. Wer nicht zahlt kommt in Erzwingungshaft. Damit ist die Zahlung aber nicht "abgesessen". Ausserdem dürfen Menschen mit Waffentrageverbot von der Dortmunder Polizei zu jeder Zeit anlaßlos durchsucht werden

      Und die Polizei ist nicht für Strafen zuständig sondern in diesem Fall ein Dortmunder Gericht.das wird mutmaßlich eine hohe Strafe aussprechen.

      Zb. hat der Neonazi Borchardt wegen schwerer Körperverletzung eine Haftstrafe von 3 1/2 Jahren erhalten. Er hatte einen Migranten mit einem Gehstock geschlagen.

      www.presseportal.d...ht/pm/4971/6045962



      Gegen die vier festgenommenen Personen wurde ein Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs eingeleitet. Die Ermittlungen, insbesondere zu weiteren Tatbeteiligten, dauern an.

    • @nihilist:

      Danke! Genau das hab' ich auch gedacht.



      200 Euro? Wow...