piwik no script img

Letzte Generation in BerlinNoch irriger als Autoblockaden

Kommentar von Stefan Alberti

Erst das Brandenburger Tor, nun die Blockade des Berlin-Marathons? Mit den Orten ihrer Proteste macht sich die Letzte Generation nur noch mehr Feinde.

Berlin sieht orange: Zuletzt wurde sogar das Brandenburger Tor von der Letzten Generation besprüht Foto: Paul Zinken/dpa

D as Beschmieren des Brandenburger Tors am vergangenen Wochenende sei, so hat es die Letzte Generation zu erklären versucht, ein Teil des „Wendepunkts“ gewesen. Um den anzustoßen, seien hunderte Menschen nach Berlin gekommen. Auf diese Weise das Symbol der Freiheit zu attackieren, schien schon kaum vorstellbar – genauso wie Attacken auf einzigartige Kunstwerke.

Am Freitag nun hat die Gruppe angekündigt: „Ja, wir unterbrechen den Berlin-Marathon. Vor der Klimakatastrophe können wir nicht davonrennen.“ Tatsächlich ist der Marathon an diesem Sonntag bestens geeignet, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der wegen der flachen Strecke fast ohne enge Kurven schnellste Marathonkurs der Welt, jedes Jahr erneut weltrekordverdächtig, mit dem besten Läufer des Planeten an der Startlinie: Es ist das Sportereignis des Wochenendes in Deutschland.

Nun sagt vielleicht die eine oder die andere: Was ist denn daran so schlimm, wenn die Läuferinnen und Läufer bei einer Blockade der Letzten Generation mal ein paar Minuten oder eine halbe Stunde anhalten müssen? Stehen die halt in der Sonne, quatschen ein bisschen und können sich erholen. Kann man oder frau sagen. Ist aber genauso richtig wie die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe.

Über 40.000 Menschen haben sich für den Berlin-Marathon angemeldet. Manche wollen nur ankommen, manche eine Bestzeit knacken, was eben nirgendwo so gut geht wie auf dem Berliner Kurs. Mehrere tausend dürften eine Zeit unter der Traummarke von drei Stunden anpeilen und seit Monaten, wenn nicht Jahren darauf trainieren, in Regen, Schnee und Hitze. In der Schlussphase sind das oft gut 100 Kilometer pro Woche gewesen. Aus der ganzen Welt kommen Läuferinnen und Läufer dazu nach Berlin.

Emotionalität ist der entscheidende Faktor

Doch eine Traummarke lässt sich nur mit einem gleichmäßigen Tempo erreichen. Wer nach dem Startschuss des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) am Sonntagvormittag zwischenzeitlich minutenlang stehen bleiben muss, der kann seine Traumzeit vergessen. Die Muskel verhärten, und Auf-der-Stelle-Trippeln als Gegenmittel zerrt auch an den Kräften.

Na und?, ließe sich entgegnen. Was ist schon eine Bestzeit? Das ist doch kein Weltuntergang, wenn die mal verfehlt wird? Stimmt, wenn so ein Traum zerplatzt, ist das nichts Existenzielles, sondern etwas hoch Emotionales. Und Emotionalität ist der entscheidende Faktor. Wer das verspielt, verspielt am Ende auch, mehr Leute von mehr Klimaschutz zu überzeugen. Sollte die Letzte Generation wirklich den Berlin-Marathon blockieren, macht sich die Gruppe auf einen Schlag zehntausende neue Feinde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • Ist das Knacken einer Bestzeit wirklich wichtiger als Klimaschutz?

    Ich bin froh das es Menschen gibt, welche ihre Prioritäten gründlich prüfen.

  • Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn er nicht mit Armut einhergeht. Also: Nicht fossiles Abschalten, sondern klimaneutrales Umschalten ist gefragt.

    Genau so kontraproduktiv wie die Aktionen der LG sind die Forderungen nach der Abschaffung von Auto, Eigenheim und Flugreisen.

  • Gut, dass sich die "Feinde" outen.



    Dann hat sich die Aktion schon gelohnt.



    Die versteckten Klimaverweigerer werden enttarnt. Man sieht, mit wem man rechnen kann, und mit wem nicht.



    Wer sich über die Klimaaktivisten mehr aufregt, als die drohende Klimakatastrophe, ist ein Teil des Problems und gehört zu den Menschen, die uns sehenden Auges in die Katastrophe treiben.

    • @Elvenpath:

      Danke.



      Jedes 10tel Grad das wir durch engagiertes und auch rechtskonformeres Handel an Erwärmung verhindert, reduziert unter anderem Leid, Klimaflucht, soziale Ungerechtigkeiten.



      Ich denke, es ist für viele, die diese Störungen ablehnen hilfreich noch mal darüber nachzudenken was wichtiger ist.

    • @Elvenpath:

      Soso, man sieht, als, wer "Feind" ist? Vielleicht sollte man Listen machen. Und sich überlegen, wie man mit den "Feinden" umgeht, wenn man erst an der Macht ist.

      So etwa?

    • @Elvenpath:

      Und du kannst allen Ernstes nicht nachvollziehen, dass ihr so einfach keine Mehrheiten hinter euch versammelt? Nimm doch wenigstens diese offenkundige Tatsache zur Kenntnis: die meisten Menschen lehnen eure Protestformen ab und solidarisieren sich einfach nicht mit euch.

      Wenn du das nicht einmal anerkennst, wie kannst du dann erwarten, dass man ernsthaft mit dir diskutiert?

    • @Elvenpath:

      Werter Elvenpath,

      Sie bringen es mit Ihrem Kommentar exakt auf den Punkt: „Gut, dass sich die ‚Feinde“ outen.“ Es wird nur noch im Freund-Feind-Schema gedacht. Und so sieht man’s auch an den Kommentaren:

      Wenn ich die Kommentare lese, sind es immer die Gleichen, die gut finden, was die Klimakleber machen, und eigentlich stets die Gleichen mit ihren Einwänden. Ich habe jedenfalls noch KEIN EINZIGES Mal gelesen, dass auch nur einer von den Argumenten des anderen überzeugt wurde. Obwohl, das durchaus zugegeben: Bei manchem habe ich schon häufiger gelesen, dass ihm die Sache mittlerweile zum Hals raushängt; also nur noch nervt.

      Von KONKRETER Verbesserung oder kleinster Änderung allerdings habe ich noch KEIN EINZIGES Mal vernommen. Das scheint die "Klimakleber" aber sichtlich nicht zu kümmern.

      Ich selbst erlebe derzeit eigentlich nur, wie alles den Bach runtergeht - und die AfD DADURCH im Aufwind ist. Wenn das womöglich das eigentliche Ziel ist, dann würde ich sagen: Wir sind längst auf der Zielgeraden. Nur weiter so. Denn da müssen wir einfach durch. Koste es uns alle, was es wolle. Und sei es die Demokratie. Oder zumindest das, was von ihr noch übrig ist …

    • @Elvenpath:

      Nö, wir sagen euch nur, daß ihr so keinen Erfolg haben werdet. Wir wollen aber euren Erfolg.

      • @Katzenberger:

        Woher hast du deine Erkenntnisse?



        Das wäre spannend zu wissen.



        Wenn man sich mit Protesthistorie und Protesttheorie beschäftigt kommt man zu anderen Einschränkungen.

        Ich frage mich auch wo die Alternativen sind. Demonstriert wird seit jahrzehnten aber gebracht hat es viel zu wenig. Jetzt haben wir keine Zeit mehr, laut IPCC nur noch Sekt wenige Jahre. Gemütliches, angemeldetes Demonstrieren reicht einfach nicht mehr.

        • @Dirkt Turlach:

          Böser Gedanke:

          in einer pluralistischen, liberalen Demokratie bringen Demos tatsächlich wenig. Es gibt allein in Berlin jeden Tag welche.

  • Ja, es ist wichtig und richtig sich mit aller Kraft dafür einzusetzen, dass der Klimaschutz endlich ernst genommen wird. Ja, es ist auch OK mit besonderen Aktionen darauf hinzuweisen, auch an Stellen, an denen man damit nicht rechnet. Es ist aber ganz und gar nicht richtig wissentlich damit die Akzeptanz von Klimaschutzbemühungen zu torpedieren. Die LG muss endlich intelligenter handeln, sachbezogen und vor allem NACHVOLLZIEHBAR. Die Aktionen haben sich längst zur puren Selbstdarstellung entwickelt und sind nur noch Klamauk, kontraproduktiv. Wenn Klimaschutz dadurch auf allen Ebenen negativ konnotiert wird, dann kann man kein Verständnis mehr für so etwas haben. Ich hatte es am Anfang, jetzt nicht mehr....

  • Lauf für das Klima.



    Das ist ein sehr treffender Artikel.



    Warum man/frau ausgerechnet ein Ereignis wie einen Marathon blockieren will, bleibt klimapolitisch ein



    " großes Geheimnis".



    Leider steht die Vermutung, dass hier Selbstdarstellung die Triebfeder ist, im Raum.



    Die Akzeptanz der BundesbürgerInnen für Klimaproteste hat sich im Vergangenen Jahr halbiert.



    DAS ist der zweifelhafte "Erfolg" der



    " letzten Generation".



    Wer wirklich Verändern will, muss mit der Gesellschaft verändern. Auch der CDU Wähler von nebenan, der eine Photovoltaik Anlage auf sein Dach installiert , macht was für das Klima.



    Davon brauchen wir noch Viele mehr.



    Was die Gesellschaft ebenfalls braucht, ist Unterstützung im Umbau unserer Gebäude und der Wirtschaft zum Klimaschutz.



    Das neue GEG ist verabschiedet.



    Die Regierung hat ihre Hausaufgaben gemacht.



    Woran es fehlt, sind motivierte neue MitarbeiterInnen, die dafür sorgen, dass die Maßnahmen umgesetzt werden.



    Auch da gibt es ein kleines Zeitfenster. Die CDU hat bereits angekündigt, das GEG wieder einstampfen zu wollen. Das " Heizungsgesetz" muss so erfolgreich sein, dass dieser Rückweg versperrt wird.



    Mit Rumsitzen werden die Probleme nicht gelöst.



    Der Umbau Deutschlands gleicht einem Marathon.



    Ein " Lauf für das Klima" wäre natürlich auch eine Demostration für den Willen, sich ernsthaft einzusetzen zu wollen , gewesen.



    Wie berichtet wurde, brechen mehr als ein Drittel der Azubis zum "Anlagenmechaniker" die Ausbildung ab.



    Bereitschaft für einen Marathon ist da wirklich nicht erkennbar.



    Liebe " letzte Generation" , wir brauchen bei der Arbeit für eine lebenswerte und umweltgerechte Zukunft Eure Hilfe. Sand im Getriebe hilft nicht.

    • @Philippo1000:

      Der Marathon ist natürlich kein klimafreundliches Ereignis, wenn dafür Tausende um die halbe Welt fliegen, um teilzunehmen.

  • Ein weiterer Tag lethargischer Politik, ein weiterer Protest deerKlimabewegung, ein weiterer Meinungsbeitrag in dem Mann sich über die Protestform echauffiert. Manche Sachen ändern sich wohl nie.

    Wenn wir uns an die Emotionen jedes Menschen ketten der Online Artikel veröffentlichen darf, müssen wir wohl auf ewig im Bett liegen bleiben statt auf die Straße zu gehen.

    • @b12f:

      Empfinden Sie diesen Artikel echt als echauffiert?

      Aus meiner Sicht ist der extrem sachlich und geradezu emotionslos.

      Um LG hierfür zu kritisieren, braucht man auch keine Begeisterung für Marathon oder andere Emotionen.

  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Für politische Instanzen ist es schlicht und ergreifend keine Option, auf Forderungen einzugehen, die mit erpresserischen Methoden eingefordert werden, das könnte eigentlich seit der Entführung der Landshut bekannt sein.

    Zu denken geben sollte allen in Berlin auflaufenden Klimaaktivisten dabei das Ergebnis des Volksentscheids "Berlin 2030 klimaneutral". Über 40% aller Menschen die zur Wahl gingen, gaben erst gar keine Stimme dazu ab. Das lag wohl kaum daran, dass sie von Klimaprotesten keine Notiz nahmen. Wahrscheinlicher dürfte sein, dass dadurch viele einfach nur genervt von dem Thema waren und nichts mehr darüber hören möchten.

    Indem die seitdem forcierte, trotzige jetzt-erst-recht-Strategie, wie vom Autor angesprochen, bei vielen Menschen in erster Linie negative Emotionen mobilisiert, sabotiert die Letzte Generation die Arbeit jener, die sich um eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Klimapolitik bemühen.

  • 40.000 Menschen kommen nach Berlin um Ihre Bestzeit zu knacken oder irgendwelche andere bahnbrechend wichtigen Ziele zu verfolgen. Dafür fahren Sie viele Kilometer, laden jede Menge Müll ab und verschwinden wieder. In Ihrem wichtigen Tun könnten Sie gestört werden was Sie dann hochemotional betroffen macht. Mir kommen die Tränen...

    Anders gesagt: Ich hoffe jedenfalls die LG erreicht Ihre Ziele oder bleibt wenigstens ein Störfaktor.

    • @Ralf S.:

      Das einzige was die LG bislang erreicht hat, ist die Verärgerung von Menschen und eine drastische Verringerung des Verständnisses für den Klimaschutz. Soll das ein Ziel sein? Tränen muss man vergiessen über so viel Unverstand, sowas auch noch gut zu heißen...

    • @Ralf S.:

      "Dafür fahren Sie viele Kilometer, laden jede Menge Müll ab und verschwinden wieder."

      Wie absurd doch die Begründungen geworden sind, mit denen jemand zum "legitimen Ziel" erklärt wird. Das ist genau das, was von Rechts bei Demos von FFF zu hören ist.

      • @sonicprisma:

        Niemand wird von LG zu einen Ziel erklärt. Das Hauptanliegen von rechten Gruppen ist die Einschüchterung von politischen Gegnern. Dieses Ziel wird gerne auch gewaltsam verfolgt.

        Die LG hingegen plant und vollführt Aktionen, die man auch als Schülerstreich durchgehen lassen könnte. Sie sind dabei ungemein lieb, zahm und führsorglich. Sorry aber Ihr Vergleich stinkt.

        Ich glaube übrigens die LG ist dankbar für jeden Tipp zu Protestformen die helfen könnten. Vielleicht können Sie mal bei Ihrer lokalen Gruppe vorsprechen wenn Sie bessere Ideen haben?

    • @Ralf S.:

      Beim Berlin Marathon kommen Menschen aus 156 Ländern friedlich zusammen, Kinder, Senioren, Paras, Religionen, Weltanschauungen.... Wo gibt es das sonst noch?



      Ein friedliches miteinander kein Gegeneinander, hier werden Freundschaften geschlossen ohne Zwang, weil es ein gemeinsames Ziel gibt! Etwas, was die LG bisher nicht geschafft hat, lediglich Gegner hat sie erzeugt.



      Leider geht es der LG nur noch um Publizität (Populismus), sonst sähen die Protestformen anders aus.

      • @Reinero66:

        @Reinero66: Wenn eine(r) eine Reise tut dann kann er/sie etwas erzählen. Wenn in den Erzählungen in 156 Länder auch ein wenig Klimaproteste thematisiert werden dann ist das doch schon ein kleiner Erfolg.

        Die Lage ist so dramatisch, dass man tatsächlich hoffen möchte Publizität wäre gar nicht nötig. Leider sprechen die jüngsten Entwicklungen eine andere Sprache.

      • @Reinero66:

        Ein "friedliches Miteinander" für das jede Menge CO2 in die Luft geblasen wurde, jede Menge Dreck und Müll produziert wurde.

    • @Ralf S.:

      Danke! 👌🏽👏

  • Statt dieser überschüssigen Boomerempörung stände es der TAZ gut zu Gesicht, sich mit den Forderungen der LG zu beschäftigen:



    9 Euroticket für alle,



    Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Autobahn und die Einrichtung von Gesellschaftsräten.



    Da hätten mehr als 40 000 Menschen langfristig was davon, als einen irrigen Run im Kreise der Verwertungsgesellschaft.

    • @Lilith Berlin:

      Die taz könnte sogar noch darüber nachdenken, was man noch alles gutes fürs Klima tun könnte, was nicht viel kostet.

      Merkwürdig auch dieses Argument, die Politik würde Klimapolitik gewissermaßen für die LG machen (und jetzt nicht mehr, weil die LG nicht mehr brav)

    • @Lilith Berlin:

      Danke 👌🏽!

  • "Sollte die Letzte Generation wirklich den Berlin-Marathon blockieren, macht sich die Gruppe auf einen Schlag zehntausende neue Feinde."



    Bestimmt noch ein paar mehr. Darum geht's aber nicht. Wenn es um Sympathie gehen würde, wären die Aktionen anders gestaltet. Soviel Weitsicht muss auch der LG zugestanden werden . Von daher läuft ihr Appell auch ins leere.



    Es geht um maximale Konfrontation. Nerven bis zum Exzess.



    Das Argument,das hilft der Sache nicht, kann gebracht werden,nur darf im Gegenzug auch gefragt werden,was der Sache hilft. Momentan sehe ich da wenig Ansätze und Bereitschaft.

    • @fmraaynk:

      Das stimmt so nicht, dass es der Letzten Generation um maximale Konfrontation und Nerven bis zum Exzess geht.

      Laut eigner Kommunikation glauben sie immer noch, dass sie eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich bekommen, der Druck der Straße irgendwann so groß ist, dass die Politik auf ihre Forderungen eingehen muss.

      Von einer Mehrheit, die hinter ihnen steht, entfernt sich die Letzte Generation mit jeder neuen Aktion allerdings immer weiter. Und in genauso weiter Ferne ist die Umsetzung ihrer Forderungen.

    • @fmraaynk:

      So sieht das aus.



      Man muss schon fast von irrlichternd reden wenn man den Medien, der Politik oder auch vieler Kommentatoren Thesen liest, was denn gegen den Klimawandel, 'der Sache' hilft.... und FFF oder LG aber leider gar nicht mit deren Aktionen.



      Ja was denn hat bisher geholfen? Was soll denn helfen? Letztlich alles hohle Worte. Nullkommanull Argument, nur und immer dagegen, gegen das was helfen würde! Letztlich lustig, da genau das der letzten Generation vorgeworfen wird, das Dagegen sein.



      Wir produzieren je Nase in unserem Land 10t/a CO2. Wie kommen wir auf 2-3 t/a pro EW. Bis 2040, besser 2030. Ideen von Herrn Alberti? Natürlich keine... aber von 'irrig' reden. Für Leute die nix ändern wollen ist jede Änderung irrig, bzw. man wird stillschweigender FDP Fan, so mein Eindruck!



      Also anders rum: Kampagne machen: Wer ist bereit ab wann auf was zu verzichten um die wissenschaftlich unstreitigen Ziele zu erreichen? Jedes Jahr 1 t CO2 weniger. Auf geht's...

    • @fmraaynk:

      Da "die Sache" darin besteht, mit dem geringstmöglichen Rechtsbruch (Ordnungswidrigkeit) eine Situation herbeizuführen, in der die Justiz zu einer Rechtsgüterabwägung gezwungen ist (verfassungsmäßiges Grundrecht vs Verordnung), und das Ganze auch noch öffentlich, wüsste ich auch gar nicht, was man da noch verbessern könnte.

      Die Mukran-Aktion jetzt ist ja Hausfriedensbruch, also eine vollwertige Straftat. Und in 3 Tagen wird sich kaum noch jemand an sie erinnern.

      Straßen hingegen sind öffentlicher Raum, in dem die physikalisch Stärksten laut geltendem Recht die *wenigsten* Rechte haben - auch wenn man das als SUV-Junkie anders sieht.

      Im Umgang mit LG leisten Rechtsstaat und Gesellschaft ihren Offenbarungseid - und genau das ist das Ziel! So sieht das aus, diese ominöse "andere Abhilfe", von der in Artikel 20(4) die Rede ist. LG sind letztlich Verfassungspatriot*innen - eine ungewohnte Form, klar, aber man vergleiche das mit den Rechten, die wegen weit weniger als der Zerstörung der menschlichen Existenzgrundlagen direkt einen Staatsstreich anzetteln wollen, und sich dabei auf Artikel 20(4) berufen!

      Da geht es nicht um die Befindlichkeit von Leuten, die den Schaden angerichtet haben, sondern um eine Orientierungshilfe für die, die den Schaden in Zukunft ausbaden müssen.

      Gandhis Satyagraha (mit derselben zugrundeliegenden Idee einer passiven Massendisruption) ist heute, aus der postkolonialen Perspektive, ja auch beispielhaft, mutig, ikonisch, geradezu legendär - und als sie stattfand, waren sie für das koloniale Bürgertum nervig, destruktiv, ein immenses Ärgernis.

      In die Zukunft gerichteter disruptiver Protest ist in der Gegenwart so gut wie *nie* populär. Für ein besonders widerliches Beispiel einfach mal hier klicken: de.wikipedia.org/w...hener_Studierenden



      Dieses Nazistudentenpack hat sich EXAKT so sehr im Recht gefühlt, wie ein Autofahrer, der LG verprügelt.

      • @Ajuga:

        Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. In Gandhis Augen sollte man ein perfektes Leben anstreben, um so den Feind moralisch in die Ecke zu drängen: "a perfect Satyagrahi has to be almost, if not entirely, a perfect man". LG meint dagegen: "Aber falls irgendein Zweifel bestand, ob Menschen, die Fleisch essen, Auto fahren oder Langstreckenflüge machen, mit uns gegen den Verfassungsbruch der Regierung auf die Straße gehen können, dann möchten wir den hiermit ausräumen: Ja!". Es gibt also keinen entscheidenden Unterschied zwischen der Lebensweise der Störer und der von der Störung Betroffenen. Bei der Störung des Marathons wird das offensichtlich: es werden Menschen daran gehindert, auf den Straßen zu LAUFEN, also bei einer Tätigkeit, die genau gar nichts zum Klimawandel beiträgt, und bei der der Verkehr ebenso lahmgelegt wird, wie bei den eigenen Aktionen der LG. Mit welcher moralischen Berechtigung stellen sich die LG-Aktivisten dabei also über die Teilnehmer des Marathons?

      • @Ajuga:

        Ach,ich kann mir auch nerven noch anders vorstellen. Zum Beispiel gibt es das schöne Gesetz,das 16 Räder als Verband im Verkehr gelten. Nebeneinander fahren dürfen. Selbst wenn die Ampel auf Rot springtund schon bei Grün die ersten drüber gefahren sind,der ganze Verband weiter fahren kann. Das muss nicht angemeldet werden,nervt genauso. Blockiert ohne die Staatskasse mit Strafen zu füllen. Eine Mindestgeschwindigkeit ist nicht vorgesehen. Nur die Abstände zu den Rädern

        • @fmraaynk:

          So eine Verhaltensweise verstößt gegen §1 STVO: Gegenseitige Rücksichtnahme. Wenn Ihre Fahrt nicht dem Vorankommen, sondern dem Ausbremsen anderer dient, ist mindestens dieser Paragraph verletzt.

      • @Ajuga:

        👌🏽 Danke!