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Lesung in Hannover abgesagtJakob Augstein sabotiert

Der Autor und „Freitag“-Chef lässt seinen Auftritt an der Leibniz-Universität kurzfristig platzen. Zuvor waren Antisemitismus-Vorwürfe laut geworden.

Kommt nicht nach Hannover: Jakob Augstein hat einen Auftritt kurzfristig abgesagt. Bild: dpa

HAMBURG taz | Eigentlich hätte er am Montag im „Literarischen Salon“ der Universität auftreten sollen: Im Gespräch mit Jens Meyer-Kovac wollte der Autor, Spiegel Online-Kolumnist und Herausgeber des Freitag Jakob Augstein sein jüngstes Buch „Sabotage“ vorstellen. An dem Termin war zuletzt jedoch erhebliche Kritik geäußert worden – bis hin zum nicht erstmals erhobenen Vorwurf des Antisemitismus. Am Freitag dann sagte Augstein den lange geplanten Ausflug nach Hannover ab.

Auf ihrer Internetseite bedauerten die Veranstalter, dass es dazu gekommen ist: "Noch bedauerlicher" sei es, dass es im Vorfeld "nur eine unangebrachte Debatte" gegeben habe. "Das tut uns besonders für unser Publikum leid." Bereits erworbene Karten für den Salon könnten zurück gegeben werden, heißt es weiter.

Wie die Hannoversche Allgemeine berichtete, hatte das angekündigte Gastspiel in Hochschulkreisen für Diskussionen gesorgt. Im "Conti-Hochhaus" der Uni seien kritische Plakate aufgehängt worden. Auch im Internet findet sich seit gut zwei Wochen ein Aufruf, Augstein eine "Absage" zu erteilen. Ihren Protest hatte auch das "Junge Forum" der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hannover bekundet: In einem Antrag an die studentische Vollversammlung, erklärte die Gruppe, der Literarische Salon dürfe "nicht als Bühne für Antisemiten genutzt werden".

Augstein ist in der Vergangenheit wiederholt wegen Äußerungen zum Staat Israel und dem nahost-Konflikt kritisiert worden, Unter anderem gestützt auf entsprechende Äußerungen des Publizisten Henryk M. Broder, setzte ihn das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles Ende 2012 auf die Liste der "Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs" für das entsprechende Jahr.

Zu einer Störung und kleineren Handgreiflichkeiten war es zuletzt bei einem Auftritt Augsteins im Kotober 2013 in Göttingen gekommen: Damals protestierte ein Arbeitskreis „Ohne Zweifel antisemitisch – Kritik an Augstein“ gegen seine Lesung beim "Literarischen Herbst in der Universitätsstadt.

Die Verantwortlichen des Literarischen Salons in Hannover erklärten, sie wiesen die gegen den Geladenen erhobenen Vorwürfe zurück. Augsteins Recht auf freie Meinungsäußerung hatte jüngst auch Broders Welt-Kollege Alan Posener unterstrichen.

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58 Kommentare

 / 
  • F
    Frost

    Ich mag den Mann, der zu seiner Meinung steht-, nicht wie der Jörges vom Stern, der ständig seine Meinungen revidiert, weil er voreilige Schlüsse zieht.

  • Auf dass immer "Kotober 2013" sei...

  • Fein, dass Augstein einem in hannover mit seiner ressentimentgeladenen "Israelkritik" nicht auf den Leibniz-Keks gehen wird. Sonst müsste das Krümelmonster wieder aktiv werden und aus Protest nochmal ein Keks-Napping organsieren. Otra vez ...

  • JV
    Jakob van Dam

    Dieses Debatte ist wirklich eine Gespensterdebatte. Das lächerliche Gleichsetzen von Kapitalismuskritik und Antisemitismus ist infantil. Israel ist ein neoliberaler Staat, was ja als Gütezeichen in Europa gilt. Was mit den Israelis geschieht, die noch weniger als ein Hartz IV-Empfänger zur Verfügung haben, interessiert nicht. Denn Israel ist per se einfach nur gut.

     

    Meine Güte, was müssen die "Antisemitismus"-Schreier für belastete Verwandte haben. Gehörten die alle der SS an? Wie käme ein Demokrat sonst auf die Idee sich bei diesem Thema so devot zu verhalten, wenn ihn keine Schuldgefühle plagten.

     

    Seit meiner Kindheit habe ich in einem Staat gelebt, wo die möglichen Mörder meiner Familienangehörigen und deren Freunde als ordentliche, korrekte Nachbarn, ja auch als Hausbewohner auftraten. Ich habe nicht erlebt, dass die Täter, bis auf wenige Ausnahmen, zur Rechenschaft gezogen wurden. Ich habe sehr wohl die Diskussionen im Ohr, wie man unbequeme Mahner in Sachen Naziverfolgung als "Kommunisten" und "Netzbeschmutzer" diffamierte. Ich erinnere mich, dass ein gewisser Alfred Degger (CDU), eine Ikone der Rechtsradikalen, am Tag der Befreiung "Trauer" verspürte und dies ehrfurchts- und weihevoll von der Systempresse hinausposaunt wurde.

     

    Ich bin emigriert aus Deutschland, damit ich dieses verlogene Grobzeug nicht mehr jeden Tag treffen muss.

    • @Jakob van Dam:

      Thema verfehlt:

      Auch der glühendste Zionist wird nichts dagegen haben, wenn Sie die neoliberale Politik der Netanjahu-Regierung kritisieren - oder den Umgang mit afrikanischen Flüchtlingen.

       

      Problematisch ist es nur, wenn Leute zum Israel-Boykott aufrufen oder sich einseitig gegen Israel positionieren. Denn dann kommt zwangsläufig die Frage nach dem "Warum Israel" auf, und die Antwort ist leider allzuhäufig: Judenhass.

      • G
        Gastname
        @Oma Kruse:

        nun, ich nehme an, liebe grossmutter, sie haben auf den feldern libyen und syrien und libanon sich auch immer huebsch ausgewogen zweiseitig (mindestens!) positioniert.

         

        wer israel mit juden und hass mit kritik gleichsetzt kommt zwangslaeufig zum ergebnis, dass die antwort auf "warum isreal" judenhass ist. und nicht etwa die vom staate israel betriebene politik.

      • L
        Löwenherz
        @Oma Kruse:

        "Thema verfehlt"

         

        Da ist er wieder, der spitze deutsche Zeigefinger ...

         

        "Denn dann kommt zwangsläufig die Frage nach dem "Warum Israel" auf, und die Antwort ist leider allzuhäufig: Judenhass"

         

        Wie ermitteln Sie eigentlich "allzuhäufig"?

         

        Wollen Sie sich doch nicht mal ein bisschen intensiver mit Ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen? Ist natürlich unbequemer, zugegeben.

    • B
      BM
      @Jakob van Dam:

      Sie können hier im Forum lesen wie ein Kommentator Israel in einer Reihe aufeglistet hat die er als ,Top-Symbole' des Kapitalismus bezeichnet. Er versteht offenbar nicht, wie so viele, das der Kapitalismus ein Prinzip ist das zwischen den Menschen wirkt und keine Eigenschaft bestimmter Nationen oder Menschen. Womit verdient Israel denn diese Assoziation wenn nicht durch den antisemitischen Pseudoantikapitalismus der Nazis? Und inwiefern sind denn Israels arabische Nachbarn weniger kapitalistisch? Auch so ein antiimperialistischer Nonsense.

       

      Wer gluabt eigentlich Israel sei per se nur gut? Hier im Forum hab ich noch keinen gesehen und auch sonst sind die Sympathien in Deutschland doch klar anders verteilt. Warum eigentlich?

  • 1) Als Semiten werden (historische) Völker bezeichnet, die eine semitische Sprache sprechen.

     

    2) Die semitischen Sprachen sind ein Zweig der afroasiatischen Sprachfamilie. Sie werden heute von ca. 260 Millionen Menschen im Nahen Osten, in Nordafrika und am Horn von Afrika gesprochen. Wichtige semitische Sprachen sind Arabisch, Hebräisch, die neuaramäischen Sprachen, eine Reihe von in Äthiopien und Eritrea gesprochenen Sprachen wie Amharisch und Tigrinya sowie zahlreiche ausgestorbene Sprachen des Alten Orients wie Akkadisch.

     

    3) Was das mit etwaiger Kritik an der Politik des Staates Israel zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

    • B
      BM
      @Jürgen Gerdom:

      Von allen Argumenten auf beiden Seiten in dieser Debatte ist dieses sicherlich die dümmste Nebelkerze

       

      Antisemitismus bedeuted Judenfeindlichkeit. Nach jeder Definition. Er ist nicht etwa die Gegnerschaft zu einem zu definierenden Semitismus, wie sie vorgeben zu glauben, sondern ein für sich stehender Begriff.

       

      Und was das mit Kritik an Israel zu tun hat, stellt man dann fest, wenn man sich die ,Kritiker' mal näher anschaut.

    • @Jürgen Gerdom:

      Na ja, als Antisemit bezeichnet man gemeinhin einen Judenfeind. Da Israel der Staat der Juden ist, glauben manche Leute, dass jeder, der die Politik des Staates Israel kritisiert, auch ein Judenfeind sein muss. Ich halte das für ausgemachten, primitiven Bullshit.

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Meine Güte, ist denn keine Zeitung mehr fähig, Zusammenhänge zu erleutern?

     

    Wie man in der Welt lesen kann (warum nicht hier), hat die "Antideutsche Aktion Berlin" mit "Prügel" gedroht.

     

    Dass diese "antideutschen" Rassisten, die Palästinensern jegliche Menschenrechrechte verweigern und jeden als Antisemiten zu verleumden versuchen, der nicht den Palästinensern ihre Menschenrechte zugunsten imperialer Völkerrechtsverbrechen Israels abzusprechen bereit ist, so wirken dürfen, ist schon eine Sache. Die andere ist, wieso Reporter sich unfähig zeigen, den hier in Deutschland gelebten Rassismus gegen Palästinenser und die damit verbundene Verleumdungswut ins richtige Licht zu rücken.

    • @1393 (Profil gelöscht):

      Das ist eben das Wesen der Demokratie, dass auch Andersdenkende „wirken dürfen“ - in Diktaturen werden Unliebsame einfach zu Rassisten, Renegaten, Volksfeinden oder was auch immer umgestempelt und schwupp sind sie im Gulag. Hier nicht, müssen Sie sich dran gewöhnen.

       

      Im übrigen dürfte sich das Zusammenleben mit muslimischen Arabern in Israel wesentlich einfacher gestalten, wenn diese sich endlich mal dazu aufraffen könnten, Israel als jüdischen, demokratischen Staat anzuerkennen. Der in den 20er Jahren eingeschlagene Weg al-Husseinis, dessen Komplizenschaft mit den German Nazis ja hinreichend belegt ist, ist gescheitert und scheitert täglich mehr. Einige in Ramallah und Gaza (und offensichtlich auch in Deutschland) wollen das aber noch immer nicht wahrhaben.

      • @Senckbley:

        ob Sie sich wohl mal dazu aufraffen könnten, zu erklären, was denn das jüdische am staat Israel wäre?

        erweist sich das jüdische daran, dass immer noch 5000 juden in Äthiopien leben, weil das oberrabinat sie nicht als juden anerkennt?

  • hier paßt sehr gut Shulamit Aloni, seligen angedenkens mit http://www.youtube.com/watch?v=cfqCv-a4QSM

  • Meine Güte- welch Kommentar-Debatte hier ! Der `Meinungspluralismus´ lebt - und das an sich ist etwas sehr Gutes!

    -----------

    Ich meine das Jacob Augstein lediglich sehr erkältet ist zZt. mit Fieber und Heiserkeit und eben das Bett hütet. Wahrscheinlich ein Virus?

    denn: sich der politischen Debatte zu entziehen steht dem Mann nicht!

  • D
    D.J.

    @Rainer Winters,

     

    "der gegen den Kapitalismus und seine TTOP-Symbole wettert (... Israel), ist ein Anti-Semit."

     

    Ich gehe mit dem Begriff nicht leichtfertig um, aber ja, wenn Sie Israel als ein TOP-Symbol des Kapitalismus bezeichnen, sind Sie meines Erachtens ein Antisemit, nicht einfach ein Israel-Kritiker.

    • BB
      Butter bei die Fische
      @D.J.:

      Wäre "Imperialismus" etwa passender gewesen?

  • LA
    LIEBLINGS ANTISEMITEN SIND AUCH ANTISEMITEN

    ANOMALIE ist normal,

    aber nicht jede ANOMLIE.

    .

    Noch mal lesen, nachdenken,

    nochmal lesen, nachdenken....

    .

    Also ich habe nur EINE Meinung,

    nur eine und die nicht zu

    Völkern, Nationen usw sondern

    zu Augstein und co.

     

    Es muss sehr weh tun, wenn Sie

    meine Meinung hier Verkrüppeln

    und von mir verlangen dinge zu

    differenzieren die Deckngsgleich, Symetrisch und Kongruent sind.

     

    Sind Sie eine art Herrenmensch,

    dem ich Rede und Antwort zu

    meiner Meinung stehen muß,

    oder der Blockwart, der

    mich mit diesem

    Gravatar verschrecken will.

     

    Wie gesagt, bei den Strömen von

    Blut, die in der Welt vergossen

    und den vielen großen Völkern

    die Friedlich sind und unterdrückt werden, ist die

    fast schon SEXISTISCHE Fixierung

    auf das winzige ISRAEL zu Gunsten der Araber, die 22 Staaten voller Unterdrückung

    besitzen und unbedingt einen 23

    staat brauchen sollen, fragwürdig.

    .

    Wenn ich mir also überlege, ganz

    vorsichtig, mit den wenigen mir

    zur Verfügung stehenden Mitteln,

    und sehe das laut Representativen Umfragen in Deutschland ein beachtlicher

    Prozentsatz der Bevölkerung

    Antisemitische Recentiments hat.

    Keine Juden zum Nachbar will,

    meint Juden Kontrollieren Geld, Banken, Wirtschaft, Politik, usw. Juden in Deutschland zu

    99,9% ihre Identität in der

    Öffentlicheit verbergen müssen,

    Jüdische Einrichtungen schwersten Polizeischutz in Deutschland brauchen, hinter Stahlbeton und kugelsicheren Fenstern, Jüdisches leben statfindet....

    Ist doch meine Vermutung das

    der Größteil der Israelkritick

    auf "gutgemeintem" Antisemitischem Wurzelwerk Wuchert, nicht von der hand zu weisen.

    .

    Und deutschland ist noch Paradiesisch im vergleich zu Osteuropa, Frankreich und Skandinavien, was an der Geschichte liegen mag.

    .

    Ihre guten Gründe in ehren,

    die guten Gründe hatten einst auch Inquisitoren, die Juden

    durch Folter zwangsbekehrten

    um sie danach zu Verbrennen

    aber ihre Seele gerettet zu haben.

    .

    Nehmen sie sich ein Netteres Gravatar, Chucky ist doch zu Peinlich.

    • @LIEBLINGS ANTISEMITEN SIND AUCH ANTISEMITEN:

      Es ist alles richtig, was Sie zur Bedrohung der Juden sagen, aber Sie helfen Ihnen damit nicht.

      Es wäre falsch, zu behaupten, israelische Politik sei ohne Fehl und Tadel, nur ist Ihrer Meinung nach ein Fingerzeig aufgrund der Geschichte und Gegenwart nicht gestattet, ohne das man in Verbindung mit Antisemitismus gebracht würde.

      Auf die Differenzierung kommt´s an.

      Kritik ist solange konstruktiv, solange sie sachlich bleibt und das gilt im übrigen auch für die Bewertung meines Gravatars. Die persönl. Integrität muss gewahrt bleiben, wenn eine Konversation fruchten soll. Verletzt wird sie in aller Regel, wenn die Argumente schwächeln.

      PS. Ich bin ein Fan von H. M. Broder, weil er Antisemitismus differenzierter diagnostiziert, als Sie es tun.

  • D
    D.J.

    Den A. halte ich für einen ideologisch vebohrten, leidlich gebildeten und vor allem selbstgerechten Semi-Intellektuellen. Gewiss auch mit einigen Äußerungen, die als anisemitisch gedeutet werden können. Dennoch: IM ZWEIFEL FÜR DIE MEINUNGSFREIHEIT!

  • RW
    Rainer Winters

    Genau so wird‘s gemacht: Jeder, der gegen den Kapitalismus und seine TOP-Symbole wettert (Deutsche Bank, USA, Israels etc.), ist ein Anti-Semit.

     

    OK, Menschen brauchen Kategorien um die Welt zu verstehen. Nur ich stimme mit Augstein überein, dass genau dieses Symbol "Anti-Semitismus" über-benutzt wird. Im Kern geht es aber darum, wie die Gesellschaft mit Minderheiten umgeht.

     

    Der Bogen des Ausschlusses von Minderheiten reicht von der Deutschen Bank (torpediert gezielt die Energiewende) über die Baden-Württembergische Gesellschaft (Homosexuelle), Israel (unverantwortliche Siedlerpolitik), die Deutsche Telekom (baut überall Telefonzellen ab und vorenthält damit den Minderheiten von Nicht-Handy-Benutzern die öffentliche Infrastruktur telefonieren zu können) bis zur Deutschen Bahn. Israel reiht sich in diesem Sinne ein in die Riege des „Deutschen an sich“. Wer gegen Israel schreibt, schreibt also gegen das Deutsche? Anti-Semit = Anti-Deutscher? Wer nicht für uns ist, ist gegen uns?

     

    Das große Heer von 80 Millionen Menschen in der BRD, flankiert von ultra-rechten Mainstream-Zeitungen à la "Die Welt", der "BILD" und Freizeit-Revue hat den Hang zum Ausgrenzen. Insofern blasen auch diejenigen, die hier fleißig den gelben Stern des Antisemitismus (hier: an Augstein) vergeben, kräftig ins selbe Horn des Deutschen.

     

    Das Entziehen der Bühne, das Nicht-Sprechen lassen, also das zweite Gesicht der Macht ist im Grunde genommen nicht besser als irgendeine andere Manipulation. Augstein wird im Freitag in einem Artikel gegen die Entwicklung des Ausgrenzens reüssieren.

     

    Ich würde mir wünschen, dass mehr in der Sache diskutiert wird als andauernd durch Ausgrenzen den anderen mundtot zu machen und die Symbole zu schlachten.

    • B
      Blueberry
      @Rainer Winters:

      Warum bitte ist Israel ein "TOP-Symbol" des Kapitalismus?

      • RW
        Rainer Winters
        @Blueberry:

        http://en.wikipedia.org/wiki/Economy_of_Israel

         

        GDP 2013 $274.504 billion

         

        Fläche: Kernland 20.991 km² / 22.145 km², besetzte Gebiete 6.831 km²

         

        Main industries:

         

        High-technology products (including aviation, communications, telecommunications equipment, computer hardware and software, computer-aided design and manufacturing, medical electronics, fiber optics), pharmaceuticals, potash and phosphates, metals products, chemical products, plastics, diamond cutting, petroleum refining

         

        As of 2012, Israel ranks 16th among 187 nations on the UN's Human Development Index, which places it in the category of "Very Highly Developed".

         

        Reicht das?

        • BB
          Butter bei die Fische
          @Rainer Winters:

          Sie haben den Besitz von Atomwaffen und deren Technologie vergessen... Kaum etwas belastet mehr das Verhältnnis zu den Nachbarstaaten und sorgt für generelle Instabilität in der gesamten Region, zumal Israel es ja auch ablehnt, dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten oder sich irgendeiner anderen Form internationaler Kontrolle anzuschliessen. Gleiches gilt übrigens auch für die weltweit geächteten Bio- und Chemiewaffen.

           

          Machen die das, weil sie Juden sind, schreibt ihnen ihr Glaube das so vor? Ich denke nicht.

           

          Machen sie das, einfach weil sie es können, weil sich niemand mehr trauen kann, diese Politik als inhuman und völkerrechtswidrig hinzustellen, ohne sofort auf dem höchsten Niveau theatralisch-gespielter Empörung mit dem Stigmata "Antisemit" gebrandmarkt zu werden? Ich denke schon.

           

          Dieser mittelalterlich anmutende "Bannfluch" gilt übrigens sogar für Kritik aus den eigenen Reihen.

           

          Die Bezeichnung "Judenstaat" für Israel ist falsch, allein deshalb, weil rund 25% Nichtjuden in Israel leben. Eine solche Kategorisierung hat oft einen antisemitischen Hintergrund, da "Staat" hier mit "Reservat" gleichgesetzt wird, in welches die Juden weltweit dann auch "heimzukehren" hätten.

        • B
          Blueberry
          @Rainer Winters:

          Nein, das reicht mir ehrlich gesagt nicht. Israel, wie jedes andere Land auf der Erde (von Nordkorea vielleicht abgesehen) will Rahmenbedingungen schaffen die Kapitalakkumulation und Warenzirkulation ermöglichen und reproduzieren sollen. Dabei mag es vergleichsweise erfolgreich sein. Doch wenn wir den HDI als Maßstab nehmen wollen (was du, bzw. Wikipedia ja vorschlägst, warum auch immer) rangiert es dort eben "nur" auf Rang 16, d.h. es gibt demnach Staaten, die es sich lohnt zu "TOP-Symbolen" des Kapitalismus aufzubauschen und i.d.S. kritisieren zu können (was auch immer es bringen soll Kapitalismus(-kritik) zu nationalisieren).

          Also wiederhole ich meine Frage: Warum ist Israel ein "Top-Symbol" des Kapitalismus und nicht z.B. Norwegen?

  • J
    JOhn

    Früher waren Universitäten mal Orte der geistigen Freiheit.

    Heute nur noch Vorreiter einer engstirnigen politisch korrekten Haltung.

  • Viel cooler als der „Apartheid“-Mitlatscher Augstein ist Scarlett Johansson, die sich gegen den massiven Druck der BDS-Boykotteure weiterhin für eine israelische Firma östlich von Jerusalem stark macht. http://www.timesofisrael.com/scarlett-johansson-responds-to-sodastream-criticism/

    • 1G
      1393 (Profil gelöscht)
      @Senckbley:

      Natürlich finden sie es "cool" wenn irgendjemand Völkerrechtsverbrecher unterstützen will, die sie auch gern unterstützen.

      Aber Jemand, der es weniger asls Sie gutheißt, dass Israel Landraub- und Menschenrechtsverbrechen an den Palästinensern ausübt, also eine weniger rassistische Sicht vertritt, findet das nicht so "cool"

      • @1393 (Profil gelöscht):

        Bei SodaStream arbeiten, wenn ich richtig informiert bin, 900 Leute aus palästinensischen Siedlungen. Diese Leute bringen Geld nach Hause, können ihre Kinder ernähren und sind versichert. Die Schaumschläger der Liga für Völkerraubverbrechen zusammen mit den BDSholes werden aber sicherlich bald mit Sammelbüchsen vor deutschen Einkaufspassagen stehen, um den betroffenen Familien stattdessen ein arbeitsfreies Grundeinkommen bereit zu stellen.

        • 1G
          1393 (Profil gelöscht)
          @Senckbley:

          Wow, nun sollen die Palästinenser auch noch froh sein, dass sie nicht selber ihr Land nutzen dürfen und für die Landräuber auf dem von ihnen gestohlenen Eigentum arbeiten dürfen? ........... Bin mal gespannt, wie lange in Deutschland noch von Rassisten hier in Deutschland den israelischen Menschenrechtsraub an Palästinensern als "Wohltat" zu verkaufen versuchen werden. Solche Dreistigkeit bedarf schon enormer Toleranz für Rassismus.

          • @1393 (Profil gelöscht):

            Das Wort „Rassismus“ würde ich an Ihrer Stelle nicht in den Mund nehmen, wenn Sie europäische Israel-Freunde etikettieren möchten. Die Nazi-Begeisterung hat nämlich nirgendwo höhere Wogen geschlagen als in der arabischen Welt und insbesondere innerhalb der Führungsclique der Palästinenser – damals wie heute. Als die Deutschen 1940 Frankreich besetzten, wurde in den Straßen von Damaskus gesungen: „Nie mehr Monsieur, nie mehr Mister – im Himmel Allah, auf Erden Hitler“. Über den braunen Mufti al-Husseini brauche ich Ihnen wahrscheinlich nichts erzählen. Der hatte 1946 in Kairo einen interessanten Gast bei sich:

             

            „Nun darf geraten werden, wer seit 1946, als der Mufti von Jerusalem aus dem Dritten Reich zurückgekehrt und in Kairo Quartier genommen hatte, in dessen Haus ein und aus ging? “Der junge Arafat saß Freitags am Eßtisch und lauschte den Reden ... über das Bündnis der Araber mit den Nazis”.

            http://www.isf-freiburg.org/verlag/leseproben/selent-glaeschen_lp4.html

             

            Und wegen genau dieses braunen Netzwerks, das sich durch die gesamte Pali-Landschaft zieht, gehen mir solche Leute wie der Zuarbeiter Augstein auch am Allerwertesten vorbei.

        • @Senckbley:

          bißchen genauer dargestellt findet man die lage dieser arbeiter in http://whoprofits.org/content/palestinian-workers-settlements

          • @christine rölke-sommer:

            Solche BDS-Seiten kenne ich zur Genüge, die zitieren sich immer selber, a recycling company of lies.

            • @Senckbley:

              solche entgegnungen kenne ich auch zur genüge. macht sie nicht wahrhaftiger, sondern zeigt nur, dass da wer über http://972mag.com/watch-palestinians-workers-attempt-to-unionize/74871/ nicht reden will.

              auch das eines der phänomene, die zionismus letztlich zum implodieren bringen werden.

              die frage ist nur: was kommt danach?

              • @christine rölke-sommer:

                Funktioniert Zionismus nach physikalischen Gesetzen? Bitt' Sie.

                • @Senckbley:

                  eben weil er nicht nach physikalischen gesetzen funktioniert, wird er am ende von pepsi+cola übernommen werden.

  • Setzen Sie Kritiker der israel. Politik den Antisemiten perse gleich ?

    Tun Sie es, schaden Sie Israel, denn wer unangreifbar erklärt wird, zieht mehr Feinde auf sich, als ohne Schonung.

    Auch wenn Ihre Kritik zT. berechtigt ist, bitte werden Sie in Ihren Bewertungen differenzierter !- Es geht um ein Volk, dass nicht noch einmal Neid und Missgunst auf sich gezogen wissen will.

    • @lions:

      @lieblings antisemiten sind auch antisemiten

  • K
    knuelle

    Fakt ist: Augstein gehört zu den Top-10 aller Antisemiten weltweit, nach SWC-Definition. Don't mess with Broder and his friends. Diese Lektion müsste doch endlich angekommen sein.

  • Hatte Augstein nicht zur Sabotage aufgerufen?

  • LA
    lieblings antisemiten sind auch antisemiten

    mir fallen keine

    russlandkritiker, chinakritiker,

    araberkritiker, türkeikritiker,

    nord-korea kritiker..... ein,

    würd ich israelkritiker hier

    aufzählen, würd ich ne woche

    tippen und das ist mir zu viel!

     

    gute aktion, kein forum den neoantisemiten im israelkritischen tarnanzug.

    • T
      Tramp
      @lieblings antisemiten sind auch antisemiten:

      Alle diese Kritiken gibt es sehr wohl. Sie werden aber nicht reflexhaft als "Anti" und Rassismus diffamiert.

    • @lieblings antisemiten sind auch antisemiten:

      Einfach mal aufmerksamer und unvoreingenommener lesen! Wenn mit Israel alles ok wäre, gäbe es auch nicht soviel Kritik an Israel hier. Die Antisemitismus-Keule kann Kritik nicht widerlegen, sie kann nur Kritiker mundtot machen wollen.

      • @Rainer B.:

        Genau, Rainer B., die Frage ist nur, warum sich so viele Kritiker auf Israel stürzen und der Rest der Welt geht ihnen am Allerwertesten vorbei? Hat nix mit Antisemitismus zu tun?

        • @Stimme der Demokratie:

          Das ist nur in Ihrer eingeschränkten Wahrnehmung so.

        • J
          Jungejunge
          @Stimme der Demokratie:

          Und Sie meinen also tatsächlich, weil Augstein der Rest der Welt am Arsch vorbeigeht, bläst er Millionen in seine Wochenzeitung FREITAG? Das meinen Sie ernsthaft?

           

          Es gehört zum Plumpesten, was es gibt, ein Engagement mit dem Hinweis auf das fehlende für andere Themen zu kritisieren.

           

          Warum melden Sie sich gerade hier und nicht in Bild z.B.?

  • Es gibt zwei Gruppen von Antisemiten. Die eine Gruppe sind die Nazis und die andere Gruppe sind die, die jede Kritik an der israelischen Politik als Antisemitismus behandelt sehen wollen.

    • @Rainer B.:

      Es gibt Nazis und es gibt Aushilfs-Nazis, die zwar die Thesen der Nazis zu Israel vertreten, sich aber für Antifaschisten halten.

      • @Stimme der Demokratie:

        Da meinen Sie wohl Leute wie Henryk M. Broder.

  • Ich habe gerade den Kommentar von Augstein gelesen und auch die Antwort von Henryk M. Broder auf den die taz hier verlinkt: Wäre es nicht Israels Regierung, die hier kritisiert wird, wäre das eine ganz normale (und gerechtfertigte !) Kritik an einer Regierung, die ständig bemüht ist, Öl ins Feuer des nahen Ostens zu gießen! Aber mit Israel ist das eben anders: Da wird nicht unterschieden zwischen Israel-kritisch und "antisemitisch". Dabei wäre "antisemitisch" eine rassistische Haltung, eine, die Menschen nur wegen ihrer Volks- oder Glaubenszugehörigkeit anfeindet. Nichts davon findet sich in Augsteins Kommentar wieder. Sehr viel unsachliche Unterstellung dagegen bei Henryk M. Broder!

  • H
    Hanz

    ja, ja, wenn man sich kritisch zum staate israel und dessen politik äussert ist man gleich antisemit, so einfach geht das. und herr broder, den ich übrignes für sehr fragwürdig halte heizt das ja noch schön an. das schlimme dran is leider das es viele wirklich glauben nach dem es zig mal publiziert wurde.

  • K
    karl

    augstein keinen antisemitismus zu unterstellen, käme eine dümmlichen selbstoffenbarung gleich (gleiches gilt übrigens für seine schwester).

    die frage ist immer noch, warum er damals so argumentierte (und sich seitdem nicht wirklich mehr dahingehend äußerte). und das war wohl weniger politisch als pures marketingverhalten. die auflage seines taschengeldprojektes ist für den millionenerben rasant gestiegen.

  • AJ
    Andreas J

    So kann man auch dafür sorgen, das wichtige Begriffe wie Antisemitismus, ausgehölt werden und ganz langsamm an Bedeutung verlieren, da man immer weniger kontoverse Meinungen zuläßt. Bleibt mal locker. Ein bisschen weniger Dogmatismus bringt euch weiter.

  • TB
    Thorsten Büchner

    Sehr guter Kommentar. Von Alan Posener allerdings. Danke für den Link.

    • @Thorsten Büchner:

      Manche suchen halt das Haar in der Suppe. Und verrenken sich mächtig, um Antisemitismus diagnostizieren zu können. Nicht nur Broder. Wenn man aber - a la recherche d'antisemitisme perdu - seit einiger Zeit meint, Augstein als Antisemit an den Pranger stellen zu müssen, könnte der Eindruck entstehen, es gäbe sonst keine mehr, bzw. man müsse in der alleruntersten Schublade kramen, um noch einen ans Tageslicht zu zerren.

       

      Über diese "Antisemiten-Inquisition" dürften sich die etwas handfesteren, grober gestrickten Antisemiten freuen. Und das ist übel!

      • B
        BM
        @Wilfried Kramme:

        Ist das jetzt die Good Cop - Bad Cop Nummer? Augstein schafft mit seiner einseitigen Fokusierung auf Israel und gleichzeitger Verklärung der arabischen Seite die politischen Grundlagen auf der sich die ,gröber Gestrickten' Antisemiten gerne bedienen. Er ist entweder ein unseriöser Journalist oder ein geschickter Demagoge. Es sollte einen schon stutzig machen wenn jemand seine Genossen eher in Teheran sucht als in Jerusalem. Vor solchen Leute sehe ich das staatliche Gewaltmonopol gerne beschützt.

         

        Davon abgesehen ist es natürlich kindisch ihn am sprechen zu hindern. Ist es eigentlich immer, egal bei wem. Aber da er ja eh kein großer Freund von Legalität ist...

      • S
        sggrg
        @Wilfried Kramme:

        Hier soll einem Prominenten ans Bein gepinkelt werden. Broder für irgendwas heranzuziehen ist doch wohl das äußerste an intellektueller Armut, was es gibt. Dieser Mann hat den Krawall zu seinem Geschäftsmodell gemacht. Das könnte doch nun langsam mal ein paar mehr Menschen auffallen.