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Lehrkräftemangel in DeutschlandFöderalistische Gruppenarbeit

Anna Klöpper
Kommentar von Anna Klöpper

Aus Mangel an Lehrkräften jagen sich die Bundesländer gegenseitig Personal ab. Ein teilweiser Abschied vom Föderalismus könnte Abhilfe schaffen.

Es gibt immer weniger Nachwuchs an Leh­re­r:in­nen Foto: Rainer Weisflog/imago

D as ist deutlich: 67 Prozent der Schulleitungen in Deutschland sagen, der Laden läuft nicht mehr, weil ihnen das Personal fehlt. Das sind mehr als zwei Drittel, die warnen, dass sie sich nicht mehr kümmern können – um Kinder mit besonderem Förderbedarf, um Schulentwicklung, um Digitalisierung, um die Lernlücken nach den Pandemiejahren. Besonders betroffen sind die Brennpunktschulen – obwohl gerade sie gut ausgebildetes Personal so dringend brauchen.

Ein Problem dabei ist, dass jedes Bundesland gerade versucht, auf eigene Faust mit der ungünstigen demografischen Lage fertigzuwerden. Die Generation der Babyboomer verabschiedet sich peu à peu in die Pension. Geburtenschwächere Jahrgänge folgen nach und entscheiden sich weniger häufig, wie zuletzt Zahlen für Berlin zeigten, für das Lehramtsstudium. Dazu kommt, dass die Länder zu wenig für den Nachwuchs tun.

Durchschnittlich werden 18 Prozent Lehrkräfte weniger ausgebildet, als für den eigenen Bedarf nötig wären. Die Folge ist, dass man sich den Nachwuchs gegenseitig abjagt. Aus Berlin kam zuletzt von der Linkspartei der Vorstoß, einen Staatsvertrag Lehrkräftebildung voranzutreiben. Dabei würden sich die Universitäten auf Zielzahlen für Ab­sol­ven­t*in­nen festlegen. Das ist vielleicht nicht unbedingt ein realpolitischer Vorstoß, trotzdem weist er in die richtige Richtung: Die Länder müssen den Bildungsföderalismus an dieser Stelle hinter sich lassen.

Praktisch könnte das so aussehen, dass man gemeinsame Standards bei der Lehrkräfteausbildung vereinbart, damit nicht ein Bundesland das andere unterbietet. Brandenburg lockt jetzt sogar Bachelor-Absolvent*innen mit der Verbeamtung. Und wieso muss eigentlich ein dringend gesuchter Physiklehrer noch ein zweites Fach studiert haben, fragt sich die Schulleitung, die ihn deshalb nicht einstellen darf.

Der Lehrermangel wird sich nicht so schnell beheben lassen. Die Frage ist also, wie man die Mangelwirtschaft organisiert. Jede zusätzlich Lehrkraft ist gut, nicht zuletzt weil sie die Arbeitsbelastung in den Schulen senkt. Damit wird der Beruf auch wieder attraktiver.

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Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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4 Kommentare

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  • Es wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass zum Beispiel das Land Baden-Württemberg immer noch meint es sich leisten zu können, Tausende von Lehrern während der Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, um Geld zu sparen.



    Scheinbar werden Lehrkräfte doch nicht so dringend gebraucht...

    www.spiegel.de/pan...-b10e-845923bcf08b

  • Das Konzept "...Universitäten auf Zielzahlen für Ab­sol­ven­t*in­nen festlegen..." ist "super".



    Welchen Einfluss haben die Universitäten auf die persönlichen Entscheidungen, auf Lehramt zu studieren? Nur sehr geringen.



    Wenn gezwungen, könnten Universitäten aber versuchen, den Prozentsatz der AbbrecherInnen zu reduzieren, also die Quote der AbsolventInnen zu erhöhen: durch Absenken der Standards und durch bessere Noten. Aber auch das ist leider nicht im Sinne der SchülerI.

    • @fly:

      Vielerorts gibt es für Lehramt einen NC, ergo es gibt weniger Studienplätze als Bewerber. Es gibt also Luft nach oben wenn es um die Erhöhung der Anzahl an Studienplätze geht.

  • Söder lädt Lehrer und Lehrerinnen nach Bayern ein um sich zu informieren. Hauptargument wäre natürlich die Beamtenvergütung mit A13. Und Bayern zahlt von allen Bundesländern am besten.