Landwirte blockieren Discounter-Lager: Bauern gegen Aldi und ihre Verbände
Wieder blockieren Trecker Lager von Discountern. Der Verband „Land schafft Verbindung“ lehnte solche Aktionen nach einem Gespräch mit dem Handel ab.
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Dabei hatte der LsV-Bundesvorstand nach früheren Blockaden und darauf folgenden Verhandlungen mit Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland vergangene Woche angekündigt, darauf hinzuwirken, „dass der Warenverkehr künftig ungehindert fließen kann“. Im Gegenzug versprachen die Händler Maßnahmen, um die deutsche Landwirtschaft zu stärken. Viele Bauern klagen, sie könnten mit den derzeitigen Preisen nicht ihre Produktionskosten decken. Schweine etwa haben sich in diesem Jahr stark verbilligt, weil der Export außerhalb der EU wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland zusammengebrochen ist und die Schlachthöfe aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen gegen Corona-Infektionen weniger Tiere verarbeiten als normalerweise.
Die Vereinbarung stieß bei Bauern auf Widerstand, da sie zwar zum Beispiel eine Ombudsstelle für Konflikte zwischen Konzernen und Landwirten sowie Arbeitsgruppen vorsieht, aber keine Preiserhöhungen. Angeblich verlangt Aldi gerade in Verhandlungen mit Molkereien, die Butterpreise stark zu reduzieren. „Wir haben gefordert, schnellstmöglich – am besten noch vor Weihnachten – Geld auf unsere Höfe zu bekommen“, sagte Milchbauer Jürgen Thielker der taz, der an der Blockade des Discounters teilnahm. „Aber in diesen Verhandlungsrunden wird nur darüber gesprochen, wo noch Fachgruppen gebildet werden sollen. Das hilft uns alles nichts, wenn wir diese Monate nicht Kostendeckung haben“, so Thielker.
„Als Milchviehbetrieb kann ich sagen, dass wir immer so 30/40 Prozent unter unseren Kosten liegen. Und das zum Teil schon seit Jahren.“ Die Bauern hätten unter zwei Dürrejahren sowie „katastrophalen Milchpreisen“ 2015/16 gelitten. „Wir haben uns davon nie erholt.“ Dazu kämen Tierschutz- und Umweltauflagen „ohne Ende“. Viele Höfe würden nur noch durch Umschuldungen überleben, zahlreiche müssten binnen einem halben Jahr aufgeben, wenn sich die Lage nicht bessert.
Ultimatum an die Konzerne
Ein Großteil der Blockadeteilnehmer hat an den Demonstrationen teilgenommen, die LsV seit Oktober 2019 organisierte. Doch von deren Führung fühlen sie sich nicht mehr vertreten. Diese sei auch nicht von der Basis gewählt worden, sagte einer. LsV-Sprecher Dirk Andresen stecke mit dem Bauernverband unter einer Decke, der nicht die Interessen der Landwirte vertrete. Andresen war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Aldi-Blockade endete, nachdem ein Konzernvertreter versprochen hatte, ein Ultimatum an seine Chefs weiterzugeben: Die großen Ketten sollten spätestens Sonntag einen Termin bis zum 15. Januar für ein Gespräch mit Politik und Bauern festlegen. „Sonst sind wir wieder da“, drohte Teilnehmer Dieter Rempe. Anschließend seien knapp 30 Trecker zur größten deutschen Molkerei, DMK, in Bremen gefahren. Auch dort forderten die Bauern höhere Preise.
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