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Landtagswahl im SaarlandErste Niederlage für Friedrich Merz

Bei der Landtagswahl im Saarland verliert die CDU dramatisch. Für den neuen Parteichef alles andere als ein guter Start.

Lange Gesichter bei der CDU in Saarbrücken Foto: Uwe Anspach/dpa

Berlin taz | Mario Czaja hat versucht vorzubauen. Schon seit Wochen wiederholt die Bundes-CDU das Mantra, dass für die Landtagswahl im Saarland vor allem saarländische Themen entscheidend seien. Der neue CDU-Generalsekretär Czaja sagte nach einer Präsidiumssitzung am vergangenen Montag sogar ganz offen in die Kameras, dass die Wahl am Sonntag „vor allem eine Saarland-Wahl“ sei, „mit ganz spezifischen landespolitischen Themen“. Das sollte wohl heißen: Mit dem neuen Parteivorsitzenden Friedrich Merz und auch mit ihm selbst hat das Wahlergebnis an der Saar herzlich wenig zu tun. Was natürlich nicht ganz der Wahrheit entspricht.

Es ist gekommen, wie Czaja befürchtet hat, vielleicht sogar noch schlimmer. Die SPD hat die Landtagswahl im Saarland gewonnen. Nicht knapp, sondern mit deutlichem Vorsprung. Nach dem Debakel bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr geht auch die erste von vier Landtagswahlen in diesem Jahr für die CDU dramatisch verloren.

Ministerpräsident Tobias Hans, der bislang als einer der Hoffnungsträger in der CDU galt, wird regelrecht aus dem Amt gejagt. Was kein gutes Vorzeichen für die Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW ist, wo sich im Mai zwei weitere CDU-Ministerpräsidenten zur Wahl stellen müssen. Das Wahlergebnis im Saarland macht noch keine Serie von Niederlagen, könnte aber der Beginn einer solchen sein.

Am Sonntagabend steht der neue Generalsekretär nun in der CDU-Bundeszentrale auf der kleinen Bühne und muss ein Statement abgeben. Czaja redet nicht lange drumherum: „Es ist, wie es ist, die CDU Saar hat die Wahl verloren.“ Er spricht von einem „bitteren Abend“, einem „schmerzhaften Ergebnis“ – „saarländischen Themen“.

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Was stimmt: Tobias Hans hat es nicht geschafft, sich einen Amtsbonus zu erarbeiten. In der Pandemie hat er einen Schlingerkurs gefahren, zuletzt sprach er sich zusammen mit Merz gegen die Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht aus, nachdem er kurz zuvor im Bundesrat noch dafür gestimmt hatte. Auch sein populistisches Video zur Benzinpreisbremse, in dem er zwischen Gringverdienern und den „vielen fleißigen Leuten“ unterschied, dürfte ihm wenig geholfen haben.

Hans übernimmt am Abend die Verantwortung für die Niederlage. In der ARD sagt er: „Ich werde persönliche Konsequenzen ziehen.“ Ob er damit einen Rücktritt meint, sagt er nicht. Zunächst werde das Wahlergebnis in den Parteigremien beraten werden.

Viel personelle Unterstützung von der neuen Bundesspitze hat Hans im Wahlkampf nicht bekommen. Merz reiste Anfang des Monats ins Saarland, wo der Bundesvorstand zu einer Klausur zusammenkam, und trat lediglich beim Empfang der christdemokratischen Mittelstandsvereinigung auf. Beim Wahlkampfendspurt in der vergangenen Woche ließ sich Merz im Saarland nicht blicken. Er werde wegen der Haushaltswoche in Berlin gebraucht, hieß es.

Saarland Wahl Grafiken

Am 27. März 2022 hat das Saarland einen neuen Landtag gewählt: Die SPD ist klare Siegerin. Daneben ziehen nur CDU und AfD in den neuen Landtag ein. Die Linkspartei, die Grünen und die FDP scheitern an der 5-Prozent-Hürde. Wer hat wie viele Prozentpunkte gewonnen? Wer verloren? Und wohin sind die Wäh­le­r:in­nen gewandert? Wie wurde in den Wahlkreisen gewählt?

Dass alle Umfragen eine Niederlage vorhersagten, dürfte die Reisemotivation nicht erhöht haben. Allerdings hat wohl auch der Kurs der Union in Berlin Hans wenig geholfen. Diese sucht noch nach ihrer Rolle in der Opposition, was durch den Krieg in der Ukraine noch einmal erschwert wird.

Kein Wunder also, dass Czaja versuchte, die Niederlage im Saarland vom neuen Parteichef fernzuhalten. Doch ob es nutzt? Es ist die erste Landtagswahl, seit Merz im Amt ist – und die erste in einem wichtigen Wahlkampfjahr. In der Politik wird Erfolg in Wahlsiegen gemessen, in einer so machtorientierten Partei wie der CDU gilt das umso mehr.

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10 Kommentare

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  • Das Ergebnis zeigt, wie weit die CDU und ihr Herzenswunschkandidat 96% Merz vom normalen Wahlvolk entfernt ist. Abgewirtschaftete Partei, abgewirtschafteter Parteivorsitzender, thematisch nicht wahrnehmbar.

  • Auch wenn Grüne & FDP nicht im vorherigen Landtag waren, der Amtsbonus in Berlin hätte beide Parteien über die 5 Prozent tragen müssen. Das lässt ein schwieriges Jahr für alle „Kleinen“ erwarten. In Kriegszeiten hat niemand Lust auf Parteienstreit & Besserwisserei.

  • "Wie der als Hoffnungsträger bezeichnet werden konnte erklärt sich mir nur durch - wieder einmal - die Unfähigkeit der Schreibenden."

    Na ja,... gemessen am Maßstab was die CxU sonst bieten kann. Alles Resterampe. Abgwirtschaftet.

  • Wie aus Hans ein Hänschen wird - und wie der März dem Merz die erste Wahlniederlage beschert!

  • 9G
    93851 (Profil gelöscht)

    Der "arme F. Merz"..., bei black rock wäre er ohnehin wieder "besser aufgehoben", meinetwegen kann er sofort abdanken.

  • Was ist nochmal genau Merzens Beitrag zu der Niederlage? Genau: nichts.

  • 16 Jahre sozialdemokratische Politik unter Merkel rächen sich jetzt für die CDU. Deren Stammwähler bleiben schon lange zu Hause - wobei für mich die 63 % Wahlbeteiligung im Saarland das erschreckendste Ergebnis sind. Und die SPD-Wähler gehen nach Merkel wieder dorthin zurück, wo sie her kamen.

    • @NN:

      Nach meiner Beobachtung bleiben die CDU Stammwähler keineswegs zu Hause; sie sterben eher langsam weg.

  • Die Reden zur Wahl von den CDU-Größen waren alle erbärmlich, nicht nur, weil die Wahl verloren ging, sondern weil denen das mangelt, was Selensky blendend beherrscht: Die Macht der Sprache. Es gibt den schönen Ausdruck: Der Sprache mächtig sein, nichts dergleichen bei den drei oder 4 CDU-Personen einschließlich Hans. Wie der als Hoffnungsträger bezeichnet werden konnte erklärt sich mir nur durch - wieder einmal - die Unfähigkeit der Schreibenden.

  • Wenn laut Hochrechnung 28 Prozent sagen, toll, ich will Steuern auf einem Bierdeckel schreiben können, brauche börsennotierte, intransparente Elite-Unterhmen, geschwächte Gewerkschaften und will eine Regierung, die aus konservativen, aber sehr reichen Managern besteht, dann kann ich nur sagen, Merz hat noch viel zu viele Stimmen erhalten.

    Mag sein, dass es auch etwas mit dem Saarland und der dortigen CDU zu tun hat, Kramp-Karrenbauer etc., eigentlich müste die CDU richtig den Bach runtergehen, weil die meisten Menschen arbeiten und Steuern zahlen, wer kann sich eine Merz-CDU eigentlich leisten?

    Die Frage sollte man stellen, insofern, Anfangserfolg für eine durchgebrannte, ausgebrannte neoliberale CDU ...