Lage in Syrien: Russland bombardiert Syriens Rebellengebiet
Schwere Luftangriffe auf Idlib und Aleppo. Um Aleppo bleibt die Lage zwischen Rebellen, protürkischen Milizen und Kurden angespannt.
Seit der Militäroffensive, geführt von der seit 2017 in Idlib herrschenden Rebellengruppe HTS (Hayat Tahrir al-Sham), sind durch die russisch-syrischen Luftangriffe in den Gebieten um Aleppo und Idlib 56 Menschen getötet worden, darunter 20 Kinder, zählte die Zivilschutzorganisation der Weißhelme am Sonntag. 238 seien verletzt worden, darunter 98 Kinder.
In Idlib wurden am Montag mindestens fünf Zivilist*innen getötet, 30 Menschen verletzt und zahlreiche Wohngebäude zerstört, teilten die Weißhelme weiter mit. Die Rettungshelfer*innen arbeiteten daran, die restlichen Personen aus den Trümmern zu bergen.
Kampfflugzeuge des syrischen Regimes haben am Montag auch ein Lager von Binnengeflüchteten im Norden von Idlib angegriffen. Dabei wurden sieben Zivilist*innen getötet, darunter fünf Kinder und zwei Frauen. 12 weitere wurden verletzt, meldeten die Weißhelme. Ein Augenzeuge berichtete, mehr als 350 Menschen seien zum Zeitpunkt des Angriffs im Lager gewesen.
Wichtigster Verbündeter schreitet ein
Russland ist Assads wichtigster Verbündeter und hat seit Beginn seines Eingreifens in Syrien immer wieder Zivilist*innen auf brutalste Weise bombardiert. Durch den Krieg gegen die Ukraine seit 2022 haben sich aber Russlands Prioritäten verschoben. Russische Bodentruppen in Syrien räumten nach der HTS-Offensive sämtliche Basen im Norden Syriens. Russland stünde unverändert an der Seite von Assad, bekräftigte aber ein Kremlsprecher am Montag. Man analysiere die Situation. Derweil scheint Assad weiter in Moskau auszuharren.
Auch Irans Außenminister Abbas Araghtschi hat Assad Unterstützung versichert. In der Nacht zum Montag überquerten rund 200 Kämpfer aus dem Irak die Grenze nach Syrien, berichtete die unabhängige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die von Iran unterstützten Milizenkämpfer sollen an der Seite der syrischen Regierungstruppen kämpfen. Auch weitere irakische Milizen, die bereits in Syrien waren, seien mobilisiert worden, sagte ein Milizenführer der Nachrichtenagentur AP. In der Nacht auf Montag bombardierten die USA daraufhin die proiranischen Milizen aus dem Irak und sollen ihnen schwere Verluste zugefügt haben.
Die libanesische Hisbollah-Miliz wiederum hat keine Position bezogen. Ihre Kämpfer hatten Assad in Syrien im Kampf gegen die Bevölkerung unterstützt, um strategisch Routen für ihre Waffenlieferungen durch Syrien sichern zu können. Doch Assad hatte seinerseits der Hisbollah in ihrem Kampf gegen Israel keine Verstärkung geschickt. Nachdem Assad die Hisbollah im Stich gelassen hat, werden sie ihm jetzt wohl kaum zur Hilfe eilen.
Aufseiten der Rebellen ist weiter unklar, wie sie die Macht unter sich aufteilen wollen und ob sie in der Gegend um Aleppo gegeneinander kämpfen werden. Vor allem Kurd*innen fürchten sich vor der Machtübernahme protürkischer Milizen. Zahlreiche Menschen flohen am Montag aus der Stadt Tel Rifaat nördlich von Aleppo. Von der Türkei unterstützte Milizen der Syrischen Nationalarmee (SNA), die in einer eigenen Offensive aktiv geworden sind, eroberten zuvor die kurdisch kontrollierte Stadt.
SDF zieht sich zurück
Die von der Kurdenmiliz YPG geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) zogen sich weitgehend zurück. Am Sonntagabend hatte auch die HTS die SDF zum Rückzug aus Teilen der Stadt Aleppo in das Gebiet der kurdischen Selbstverwaltung in Nordostsyrien aufgefordert und angeboten, das nicht zu behindern. Es blieb am Montag unklar, ob die kurdische Seite das annimmt.
Die kurdische Selbstverwaltung erklärte, ihre Streitkräfte hätten versucht, einen humanitären Korridor für die kurdische Bevölkerung im Norden Aleppos zu erkämpfen. Dies sei von den protürkischen SNA-Milizen verhindert wurden. In der Region nördlich von Tel Rifaat, an der Grenze zur Türkei, ist der Kanton Afrin bereits seit 2018 von der SNA besetzt.
Die Türkei habe kein Interesse an einer Ausweitung des syrischen Bürgerkrieges, sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan am Montag in Ankara. Die syrische Regierung müsse mit den Oppositionskräften verhandeln.
Die Türkei wolle eine neue Fluchtbewegung in die Türkei verhindern und wolle, dass syrische Geflüchtete aus der Türkei nach Syrien zurückgingen. Er warb für eine Wiederbelebung des Astana-Prozesses. Dabei hatten Russland, Iran und die Türkei sich ab 2017 gegenseitig Einflussgebiete in Syrien zugestanden und das Land damit quasi unter sich aufgeteilt.
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