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Kurswechsel bei Corona an SchulenKeine Frage der Inzidenz

In sechs Bundesländern ist das neue Schuljahr angelaufen. Prompt steigen die Infektionen – vor allem in NRW. Die Ministerien sehen kein Problem.

Do-It-Yourself Fensterlüftungssystem an einer Mainzer Schule, entwickelt am Max-Planck-Institut Foto: Peter Zschunke, dpa

BERLIN taz | Was manche vor dem neuen Schuljahr befürchtet haben, tritt gerade in Wuppertal ein. Am letzten Ferientag, dem 17. August, lag die 7-Tage-Inzidenz in der Stadt noch bei 99. Nach acht Schultagen ist sie auf über 249 angesprungen, der aktuell bundesweit höchste Wert. Und er dürfte weiter steigen. Denn rund jede zweite Wuppertaler Neuinfektion trifft Kinder oder Jugendliche – und die wenigsten von ihnen sind bislang geimpft.

„Wir haben Infektionen in allen Schulformen“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann der taz. Allein von Montag bis Mittwoch vergangener Woche habe es an 77 der knapp 100 Schulen Infektionsfälle gegeben. Bei etwa 400 Schü­le­r:in­nen sei der Schnelltest vor Unterrichtsbeginn bereits positiv ausgefallen – fast je­de:r Zehnte, der in Wuppertal zur Schule geht. Die hohen Zahlen erklärt Eckermann mit den Rei­se­rück­kehr:in­nen – und der hochansteckenden Deltavariante.

Das letzte Mal, als Wuppertal über die 200er-Inzidenz gelangte, im April, schickte der Krisenstab alle Schü­le­r:in­nen in den Distanzunterricht, verhängte eine Ausgangssperre ab 21 Uhr und erlaubte Einkäufe nur mit Termin. Und heute? „Wir überlegen, die 2G-Regel bei Großveranstaltungen anzuwenden“, sagt Eckermann. Und um die Infektionen an Schulen zu reduzieren, wolle man bei der Landesregierung eine Freigabe erhalten, dass auch 12- bis 15-Jährige sich an ihren Schulen impfen lassen können – nicht nur Schü­le­r:in­nen ab 16. Wechsel- oder gar Distanzunterricht ist kein Thema.

„De facto keine schweren Verläufe“

Damit liegt die Stadt voll auf Linie von Nordrhein-Westfalens schwarz-gelber Landesregierung. Obwohl die vierte Welle in dem Land so heftig tobt wie nirgends sonst, hält Familienminister Joachim Stamp (FDP) Präsenzunterricht für sicher. Es gebe bei den Unter-12-Jährigen, die derzeit nicht geimpft werden können, „de facto keine schweren Verläufe“, sagte Stamp dem Deutschlandfunk.

Auch Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte der Rheinischen Post: „Dass die Infektionen zum Schulstart steigen würden, war erwartbar. Und da die Inzidenz in NRW über 100 liegt, gilt es, das Geschehen auch weiter genau zu beobachten“ Mit „Maskenpflicht im Unterricht, hochwertigen und optimierten Testverfahren sowie Impfangeboten an Schulen“ sei aber auch ein „inzidenzunabhängiger“ Schulbetrieb möglich, so Gebauer.

Ob sie damit recht behält, zeigt sich wohl schon bald. Anfang der Woche will das Schulministerium erste Zahlen veröffentlichen, wie viele Schü­le­r:in­nen seit dem Ferienende in Quarantäne mussten – und wie viele sich in der Schule mit Covid-19 infiziert haben. Sind es sehr viele, dürfte die Debatte, wie sicher die Schulen unter der Deltavariante sind, wieder hochkochen.

Infektionszahlen an den Schulen bisher überschaubar

Bisher ist das Schuljahr vergleichsweise geräuschlos angelaufen – von dem Hin und Her um die Ausstattung der Klassenräume mit Luftfiltern mal abgesehen. Die Zahlen aus den fünf Bundesländern, deren Schulstart schon vor dem in NRW lag, geben vorerst wenig Grund zur Aufregung.

In Schleswig-Holstein etwa belaufen sich die nachgewiesenen Coronafälle an Schulen seit Anfang August auf knapp 5.500, darunter rund 350 Infektionen bei Lehrkräften. Klingt viel, gerechnet auf landesweit 363.000 Schü­le­r:in­nen machen die Infizierten aber nicht mal 1,5 Prozent aus. Zudem stagnierten nach der zweiten Schulwoche die Neuinfektionen, in der vierten lagen sie gar deutlich niedriger. „Wir sind sehr erfolgreich in das neue Schuljahr gestartet“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) deshalb vergangenen Mittwoch im Kieler Landtag.

Auch in Hamburg sind trotz der gestiegenen 7-Tage-Inzidenz aktuell nur 78 von 9.500 Schulklassen von Quarantänemaßnahmen betroffen. Seit dem Schulstart am 5. August sind nur 815 der rund 200.000 Schü­le­r:in­nen sowie 30 Schulbeschäftigte an Covid-19 erkrankt, so ein Sprecher der Schulbehörde. Die „allermeisten“ Infektionen seien bereits im privaten Umfeld passiert – etwa durch Reiserückkehr:innen. Schulsenator Ties Rabe (SPD) fühlt sich so sicher, dass er künftig nur mehr unmittelbare Sitz­nach­ba­r:in­nen in Quarantäne schicken möchte – wie es NRW oder Brandenburg längst empfehlen.

In Berlin keine Quarantäte mehr für Kontaktpersonen

Noch weiter geht der Berliner Senat. Hier soll in Kitas und Schulen nur noch in Quarantäne, wer positiv getestet wurde. Vergangene Woche waren das 917 Schü­le­r:in­nen berlinweit – 0,27 Prozent der Gesamtschülerzahl. 87 Lerngruppen befinden sich noch in Quarantäne. Nach den neuen Regeln werden es ab dieser Woche null sein.

Bei Eltern ist dieser Weg umstritten – Me­di­zi­ne­r:in­nen halten ihn für durchaus gerechtfertigt. „Bisher orientierten sich alle Maßnahmen in den Schulen an der Maxime, möglichst jede Infektion im dortigen Kontext zu verhindern“, schreiben der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, der Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und weitere Wissenschaftler in einem Gastbeitrag für Die Zeit. Inzwischen hätten sich die Grundbedingungen der Pandemie geändert, sodass dieses Prinzip auf den Prüfstand gestellt gehöre.

Auch Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) spricht von neuen Rahmenbedingungen. „Dass es immer wieder einmal eine Quarantäne einzelner Klassen und Lerngruppen und damit Distanzunterricht gibt, lässt sich nicht ausschließen“, sagt Ernst der taz. Knapp 3.000 Schü­le­r:in­nen sind derzeit brandenburgweit in Quarantäne – etwa ein Prozent der Schülerschaft. Zwar ist die Zahl der positiv getesteten Schü­le­r:in­nen vergangene Woche von 200 auf 268 leicht gestiegen. Einen erneuten Herbstlockdown schließt Ernst aber so gut wie aus. Das neue Schuljahr werde „anders als das vergangene“ verlaufen. Erstens sei es „nicht notwendig, dass Kinder und Jugendliche durch Kontaktvermeidung Erwachsene schützen“ müssten. Zweitens gebe es nun, anders als vor einem Jahr, die Möglichkeit des Testens und Impfens.

Ein Fünftel der 12- bis 17-Jährigen ist geimpft

Tatsächlich ist laut Robert Koch-Institut mittlerweile jede fünfte Person zwischen 12 und 17 Jahren vollständig geimpft. Weit vorne dabei übrigens: NRW. Seitdem die Ständige Impfkommission (Stiko) Mitte August auch für 12- bis 17-Jährige eine Impfung empfahl, haben die Länder ihre Kampagne an Schulen ausgeweitet. Hamburg startete am Freitag mit Impfungen an der größten Stadtteilschule. Schulsenator Rabe forderte die Eltern auf, sich gegebenenfalls gleich mitimpfen zu lassen. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hatten bereits vor der Stiko-Empfehlung Impfungen an Schulen angeboten – mit zunächst verhaltenem Interesse. In Schleswig-Holstein hatten sich 10.500 Jugendliche für eine Impfung angemeldet, in Mecklenburg-Vorpommern 1.800.

Wolfgang Hoffmann von der Universitätsmedizin Greifswald hält das Angebot, an Schulen zu impfen, dennoch für richtig. „Wir sollten das Impfen empfehlen und auch an den Schulen impfen“, sagt Hoffmann der taz. Der Epidemiologie hält aber für entscheidender, dass die Erwachsenen im Umfeld der Schulen geimpft sind – also Eltern und Lehrkräfte.

Seit Beginn der Pandemie berät Hoffmann die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. In mehr als 70 Schulen haben Hoffmann und sein Team die Umsetzung der Schutz- und Quarantänemaßnahmen überprüft. Zusammen mit der Universitätsmedizin Rostock untersuchten sie, wie häufig es an Schulen zu Ausbrüchen kommt. Das Ergebnis: sehr selten. „Das höchste Ansteckungsrisiko ging bislang von den Lehrkräften und erwachsenen Mitarbeitern der Schulen aus“, so Hoffmann. Da nun ein Großteil der Lehrkräfte geimpft sei, vermindere sich das Ansteckungsrisiko für Schü­le­r:in­nen deutlich.

Zudem zeigen die Daten, dass selbst die ansteckende Deltavariante sehr selten zu Folgefällen an Schulen führt. In Mecklenburg-Vorpommern sind laut Landesamt für Gesundheit und Soziales derzeit 95 Coronafälle an 47 der 615 Schulen bekannt – allerdings liegt die 7-Tage-Inzidenz mit knapp über 30 auch eher niedrig.

Experte empfiehlt: viel testen

Laut Mediziner Hoffmann sind die Schulen aber auch bei einer 7-Tage-Inzidenz von 200 sicher, sofern alle die Masken- und Testpflicht ernst nähmen. Für den Herbst empfiehlt er: noch mehr testen, bei hohen Inzidenzen notfalls täglich. Die beste Methode dafür sei der etwas teurere PCR-Test – der aber günstiger als Pool-Test eingesetzt werden kann.

Von den fünf Ländern, die kommende Woche aus den Schulferien zurückkommen, wollen Sachsen-Anhalt und Hessen zunächst dreimal die Woche testen, Niedersachsen sogar täglich. Einig sind sie sich aber darin, dass auch bei steigenden Infektionen keine Schulen geschlossen werden sollen. So wie in Wuppertal.

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24 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Also ganz ehrlich, ich hätte mich als 12-16 Jähriger ja nicht einfach so in der Schule impfen lassen. Ich hatte tierisch Angst vor Nadeln und ohne meine Mutter die meine Hand hält wäre das für mich nicht vorstellbar... Wenn das einer der wenigen Ideen für eine Verhinderung von Infektionen und Long Covid bei Kindern ist dann weiß ich nicht ob das eine gute Idee ist...

    • @curiouscat:

      "... als 12-16 Jähriger ...ohne meine Mutter die meine Hand hält wäre das für mich nicht vorstellbar..."

      Manchmal kann man wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln.

  • Die Auswahl der Leserpost macht klar, dass auch die taz von der der Berichterstattung auf die Berichtung gewechselt ist. Das mindert ihre Glaubwürdigkeit, und zwar so ziemlich gegen Null.



    Es macht auch klar, dass wir "Pressefreiheit" neu regeln müssen. Die Freiheit der Verleger/Herausgeber, "Wahrheit" nach Gusto auszuschütten, muss deutlich beschränkt werden.



    Wie das geschehen wird, ist noch nicht klar, aber es muss Sanktionen geben, bis hin zur Schließung.

    • @wauz:

      Leider wird nicht wirklich deutlich woran genau sie sich im Detail stoßen. Der Artikel berichtet Fakten und benennt auch die jeweiligen Quellen. Alles Bestens also. Und die Leser*innen-Kommentare sind eben genau das, Kommentare Dritter, und nicht die Redaktions-Meinung oder Blattlinie der taz. Die Idee man sollte Zeitungen für die Meinung ihrer Leserschaft abstrafen läuft jedenfalls auf das Gegenteil von Pressefreiheit hinaus und ich bin doch recht froh darüber, dass solchen Ansätzen der unveränderliche Teil des GG entgegensteht.

      • @Ingo Bernable:

        Sie sehen nicht, was sie nicht sehen. Aber Fragen an die Verteilung der Meinungen darf man sich schon stellen - beim Forum.



        Aber auch an die Berichterstattung. Eben keine mehr. Diskussion unmöglich. Weil man die Fakten sich mühsam zusammenklauben muss. Ja, so manche Story aus unseren Medien, die sich im Ausland abspielen, kann man nachrecherchieren. Und die Lücken in (zB) den Papern der CDC aufspüren.



        Fragdenstaat hat auch so manches deutsche Dokument ausgegraben. Findet sich aber keine Spur davon in der Berichtubg von taz & CO.



        Interessante Quotes der Bk vor der Bundespressekonferenz ? Praktisch alle Medien waren anwesend. Taucht nicht auf...

        • @wauz:

          Nun, was hält sie davon ab die vermeintlich vorenthaltenen Informationen zu verlinken oder zu zitieren statt sich in bedeutungsschwangerem Geraune zu ergehen und Sanktionen für etwas zu fordern über dessen Gegenstand alle anderen nur spekulieren können?

          • @Ingo Bernable:

            Ich nutze den Spielraum. Direkte Verweise haben erfahrungsgemäß auch hier keine Chance.



            Um das zu verstehen, suchen Sie bitte nach dem Strategie-Papier des Hauses Seehofer vom März 2020. Da steht etwas von 'mit einer Stimme sprechen'.

            • @wauz:

              Das fragliche Papier ist, auch wenn es wohl temporär als VS gestempelt war, längst ganz offiziell über die URL des Bundes abrufbar. Skandalöses kann ich darin zumindest beim kursorischen drüberlesen auch nicht erkennen. Rückblickend war die VS-Einstufung eher ein Fehler in der strategischen Kommunikation des BMI als inhaltlich begründete Notwendigkeit. Inhaltlich geht es primär ja um die Frage wie der Bevölkerung die Gefahr so verdeutlicht werden kann, dass diese auch ernst genug genommen wird.



              Demgegenüber berichtet obiger Artikel davon wie allerorts die Vorsichtsmaßnahmen errodieren. Warum es in diesem Kontext nötig sein sollte das Stratgiepapier des BMI für die Situation von vor 1,5 Jahren zu erörtern erschließt sich mir noch immer nicht.



              Dass das vom BMI angeratene Sprechen mit einer Stimme schon recht lange eher nicht funktioniert (Stichwort: MPK-Runden) ist auch weder neu noch schön, aber eben auch etwas das in demokratischen Strukturen durchaus seine gewünschte Berechtigung hat. Ich will mir jedenfalls nicht ausmalen wie der Zulauf zu den Querschwurblern aussehen würde wenn die komplette Politik sämtliche Maßnahmen komplett geschlossen und widerspruchslos anordnen würde.



              www.bmi.bund.de/Sh...ublicationFile&v=6

  • " So wie in Wuppertal."

    Schüler als Versuchskaninchen. Mal sehen, wie viele Langzeitschäden zu tragen. Kann man ja mal testen. Immer noch besser, als vor einer Wahl Pandemiebekämpfung zu betreiben...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Auch hier sagt die Medizin ganz was anderes.

      • @Gretchen Müller:

        Ganz ehrlich, die Medizin hat was Langzeitfolgen angeht keine Ahnung. Meine Neurologin hat mir genau das gesagt als ich wegen Brain Fog zu ihr kam ausgelöst durch eine Coronainfektion. Zumal die Gesundheitsämter sowie das gesamte System nicht auf Long Covid Patienten eingerichtet ist und man keinerlei Hilfe bekommt. Kindern diese Probleme ohne große Gewissensbisse aufzuhalsen finde ich sehr problematisch.

        • @curiouscat:

          > "Zumal die Gesundheitsämter sowie das gesamte System nicht auf Long Covid Patienten eingerichtet ist und man keinerlei Hilfe bekommt. "

          Die Mediziner haben es ja erst seit neuestem geschafft, anzuerkennen, dass so etwas wie ein chronisches Erschöpfungssyndrom nach Infektionen überhaupt existiert. Wenn sie schon die Existenz Jahrzehnte geleugnet haben, wie sollen sie es dann behandeln können?

      • @Gretchen Müller:

        Natürlich gibt es Fälle unter Kindern mit Langzeitschäden. Auch Todesfälle. Wie viele wird sich zeigen. Vorsicht wäre auf jeden Fall besser, als ein Großversuch.

  • Auch wenn es bei den unter 12-Jährigen „de facto keine schweren Verläufe“ gibt bedeutet die Entscheidung diese Gruppe einfach mal durchseuchen zu lassen, immer noch, dass ein gewisser Anteil der Schüler*innen trotz leichem Verlauf ein Post-Covid-Syndrom davon tragen wird und das ist angesichts bislang ungeklärter Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen mehr als unverantwortlich.

    • @Ingo Bernable:

      Da gilt es abzuwägen, was das kleinere Übel ist. Auch Lockdown und Distanzunterricht verursacht gesundheitliche Schäden, sowohl seelische als auch körperliche, z.B. wegen Bewegungsmangel.

      Ganz dringend fehlt die Zulassung eines Impfstoffes für Kinder unter 12, aber da geht natürlich Gründlichkeit und Sicherheit vor Schnelligkeit. In ein paar Monaten dürfte es aber endlich soweit sein. Und dann heißt es Impfen, Impfen, Impfen!

      • @Winnetaz:

        > Auch Lockdown und Distanzunterricht verursacht gesundheitliche Schäden, sowohl seelische als auch körperliche, z.B. wegen Bewegungsmangel.

        Es behauptet keiner, die einzige Alternative zu einer ungebremsten Durchseuchung in der Schule ist, die Kinder zu Hause einzusperren und ihnen Bewegung zu verbieten.

        Bewegung und Kontakte sind wichtig und das ist meiner Meinung nach machbar, wenn man wirklich auf die Bedürfnisse der Kinder guckt.

        Ich denke sogar, die Möglichkeit dass Kinder mit einigen wenigen engeren Freunden spielen können, ist in den wenigen nächsten Monaten bis es eine angemessen sichere Impfung gibt vielleicht wichtiger als die nächste Matheklausur.

      • @Winnetaz:

        in ein paar Monaten wird man vermutlich keinen Impfstoff mehr benötigen, da die bislang noch nicht immunisierten Kinder das dann auch sind

      • @Winnetaz:

        Long Covid ist definitiv das kleinere Übel -- das bekommt nämlich dann niemand mehr mit bzw. geht in der allgemeinen Corona-Müdigkeit unter.



        Als Eltern hat also man die Wahl, Big-Pharma zu vertrauen (etwas ganz neues) oder sein Kind einer Infektion auszusetzen. Schutzmaßnahmen braucht es ja jetzt keine mehr, weil es "nicht notwendig [ist], dass Kinder und Jugendliche durch Kontaktvermeidung Erwachsene schützen.“



        Prost Mahlzeit

      • @Winnetaz:

        "Da gilt es abzuwägen, was das kleinere Übel ist."



        Aber wie wägt man ein unbekanntes Risiko ab? Es gibt einfach noch keine langjährigen Erfahrungen mit Post-Covid und es kann auch niemand vorhersagen ob es gelingen wird eine wirkungsvolle Therapie dafür zu entwickeln. Vernünftig wäre daher mE vom worst-case auszugehen und anzunehmen, dass ein gewisser Anteil der Erkrankten nie wieder vollständig genesen wird.



        "Auch Lockdown und Distanzunterricht verursacht gesundheitliche Schäden, sowohl seelische als auch körperliche, z.B. wegen Bewegungsmangel."



        Ein genauerer Blick dürfte sich lohnen. Dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs auch im Lockdown genügend Bewegung bekommt ist Aufgabe der Eltern und wo diese nicht in der Lage sind die Erfüllung derart basaler Sorgepflichten zu gewährleisten muss, und zwar unabhängig von der Pandemie, das Jugendamt zum Zuge kommen.



        ...

        • @Ingo Bernable:

          ...



          Was die psychischen Folgen von Pandemie und Lockdown angeht muss man in der Tat konstatieren, dass sowohl der Anstieg bei der Nachfrage von Psychotherapie als auch den psychiatrischen Einweisungen dramatisch ist. Allerdings sollte man sich dabei nicht zu monokausalen Erklärungen nach dem Muster 'weil die Kinder nicht in die Schule gehen können werden sie depressiv' verleiten lassen. Ein*e Schüler*in die psychisch komplett gesund ist dürfte nur in sehr seltenen Fällen eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung entwickeln weil statt Schule Distanzunterricht angesagt ist. Vielmehr muss man wohl annehmen, dass bei der Mehrheit der zusätzlichen Fälle die psychische Verfassung schon vor Corona nicht die Beste war und der Lockdown dann lediglich der Faktor war der das schon volle Fass zum überlaufen brachte. Und die Gründe dafür sind nicht in der Pandemie zu suchen, sondern in der Gesellschaft. Hinzu kommt, dass, ebenfalls schon vor Corona, nur etwa 1/4 der psychisch Erkrankten überhaupt in Therapie kommen [1], noch weniger in eine adäquate und die Wartezeit selbst für diese im Schnitt bei 6-9 Monaten liegt, beste Voraussetzungen also um aus einer akuten Erkrankung eine chronische werden zu lassen. Letztlich muss die Forderung sein endlich genügend Kassensitze und eine ausreichende psychotherapeutische und psychiatrische Versorgung zu schaffen, aber nicht die Ermangelung dieser als Argument dafür heranzuziehen weitere gesundheitliche Risiken wie die Durchseuchung der U12-Altersgruppe billigend in Kauf zu nehmen.



          [1] www.therapie.de/ps...hohe-dunkelziffer/