Kunstbenefit in Berlin: Solidarität in Exile
Künstler:innen der Galerie Kraupa-Tuskany Zeidler stellen ihre Werke zum Verkauf. Der Erlös kommt KuB und Women in Exile zu Gute.
Die Festivals sind transnational, das Selbstverständnis kosmopolitisch – an der Kunstwelt lässt sich scharf ablesen, dass Bewegungsfreiheit sehr selektiv zelebriert und gefördert wird. Zum einen gibt es bei Einreiseerlaubnissen und Künstlervisa für die EU klare geopolitische und neo-koloniale Hierarchien, die darüber entscheiden, welche Künstler:innen und Akteur:innen unbehelligt reisen und arbeiten können und welche nicht.
Zum anderen aber ist der Kontrast zwischen von staatlicher Seite „gewünschter“ und „ungewünschter“ Migration in den Praktiken der Asylverfahren evident. So ist die Unterbringung in abgelegenen Sammelunterkünften von Menschen, die geflüchtet sind, offentsichtlich gewollt. Vereine wie die Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen KuB aus Kreuzberg 36 und feministische Selbstorganisationen wie die 2002 in Brandenburg gestartete Initiative Women in Exile haben diese Wohnorte längst als Lager identifiziert.
Die Bewohner:innen geografisch zu isolieren, sie aus dem Stadtraum fernzuhalten und ihnen Zugang zu Arbeit und kulturellem Leben so schwer wie möglich zu machen ist nicht nur symbolisches Programm, es ist auch lebensgefährlich, wie Women im Exile im November zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen auch dieses Jahr wieder thematisierten, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Mehrfachdiskriminierung.
Soli-Aktionen
Neu erschienen von Women in Exile, die dieses Jahr einen neuen Raum in der Hermannstraße in Neukölln eröffnet haben, ist auch das Health Magazin, verfügbar über www.women-in-exile.net. Um die neuen Räume langfristig zu sichern, hat die Initiative einen Aufruf für Geldspenden und Fördermitgliedschaften gestartet.
Auch Künstler:innen der Galerie Kraupa-Tuskany Zeidler haben nun in Solidarität mit KuB und Women in Exile & Friends Arbeiten gestiftet. Der volle Verkaufserlös geht an die beiden Organisationen. Bis 11. Januar werden die Werke von aLifveForms, Alexander Carver, Klára Hosnedlová, Katja Novitskova, Pieter Schoolwerth, Avery Singer, Slavs and Tatars, Anna Uddenberg, Yu Honglei und Zhou Siwei im Viewingroom von K-T Z angeboten.
Darunter die kleine Skulptur „Qabaret“ (2016) von Slavs and Tatars, ein Pop Art-artiger Mund umgeben von drei schwebenden kyrillischen Buchstaben, die die Mehrsprachigkeit, die immer schon Teil Deutschlands war, in Erinnerung ruft. Mit dabei auch Katja Novitskovas „Annual Report (Alphabet) (II)“ von 2018. Ihre mit Tinte, Nagellack und Ton überzogenen Wandtafeln greifen den Namen von Alphabet auf, dem multinationalen Konglomerat und Californischen Mutterunternehmen von Google und anderen IT-Firmen. Wieder so ein Zusammenhang, in dem Bewegungsfreiheit den Akteur:innen quasi geschenkt wird.
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