Krise in der Ukraine: Kampf um die Wahrheit über MH17

An der Absturzstelle des Zivilflugzeugs sind heftige Panzergefechte ausgebrochen. Die ukrainische Armee versucht den Ort von den Aufständischen zu erobern.

Ein australischer und ein niederländischer Polizist in Donezk. Bild: ap

DEN HAAG/KIEW/MOSKAU dpa | Die internationalen Bemühungen um Zugang zur Absturzstelle vom Flug MH17 in der Ostukraine haben einen schweren Rückschlag erlitten. Zwar erreichten die Niederlande und Malaysia Absprachen mit den prorussischen Separatisten, Experten an die Unglücksstelle zu lassen.

Doch am Sonntag brachen dort heftige Panzergefechte aus. Die ukrainische Armee versuchte nach Angaben aus Kiew, die Absturzstelle der malaysischen Boeing 777-200 bei Grabowo von den Aufständischen zu erobern. Beim mutmaßlichen Abschuss der Zivilmaschine waren am 17. Juli 298 Menschen ums Leben gekommen.

„Wegen Kämpfen in dem Gebiet ist die Lage vorläufig zu instabil, um sicher an der Absturzstelle zu arbeiten“, teilte die niederländische Regierung in Den Haag mit. Zehn Tage nach dem Absturz der Boeing der Malaysia Airlines über der Ostukraine sollten 30 forensische Experten erstmals in das Gebiet fahren, um dort mögliche weitere Opfer zu bergen. Verhandlungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit den Aufständischen hätten dies ermöglicht, hatte es zuvor geheißen.

Das Team soll sich nun in der Stadt Donezk befinden - zusammen mit Vertretern von OSZE, Australiens und Malaysias. Die Regierung in Den Haag beriet am Sonntagnachmittag über den Einsatz einer bewaffneten Polizeieinheit, die die Bergung der Opfer und die Untersuchung der Absturzursache absichern soll.

Granateinschläge in nächster Nähe

Die bislang geborgenen Toten waren in einer Luftbrücke bis Samstag nach Eindhoven ausgeflogen worden. Ein erstes Opfer, ein Mann aus den Niederlanden, konnte gerichtsmedizinisch identifiziert werden.

Aus der Stadt Tores nahe der Absturzstelle wurden am Sonntag Granateinschläge gemeldet. „Die Leute suchen Zuflucht in den Kellern“, schrieb der Fotojournalist Pierre Crom auf Twitter. Die ukrainische Armee wie die Separatisten setzten Panzer ein.

Die ukrainischen Truppen wollten „das Absturzgebiet der Boeing 777 von Terroristen befreien, um internationalen Experten Sicherheit zu garantieren und die Möglichkeit für ihre Untersuchungen“. Das sagte der Sprecher des Sicherheitsrates, Andrej Lyssenko, in Kiew nach Angaben der Agentur Interfax. In den Tagen vorher hatte Präsident Petro Poroschenko eine Waffenruhe im Umkreis von 40 Kilometern um die Unglücksstelle zugesagt.

Artilleriefeuer in Donezk

Nach Angaben des niederländischen Justizministeriums hatten Vertreter der OSZE mit den Rebellen über Sicherheit für die Experten verhandelt. Zudem erreichte der malaysische Ministerpräsident Najib Razak nach eigenen Angaben mit Separatistenführer Alexander Borodai eine Übereinkunft, wonach internationale Polizeikräfte Zugang zur Unglücksstelle bekommen sollen.

Überall im ostukrainischen Konfliktgebiet verschärften sich am Wochenende die Kämpfe. Am Rand der Millionenstadt Donezk versuchte die ukrainische Armee mit Artilleriefeuer, die Separatisten zurückzudrängen. Auch die Großstadt Lugansk, Zentrum der separatistischen „Volksrepublik Lugansk“, wurde beschossen.

Heftige Gefechte gab es auch entlang der ostukrainischen Grenze zu Russland. Kiew will die Grenze unter Kontrolle bringen, um die Rebellen von ihrem vermuteten Nachschub aus Russland abzuschneiden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.